Die Boston Celtics haben sich mit einer schwachen Vorstellung in Spiel 5 bei den Milwaukee Bucks aus den Playoffs verabschiedet. Die Bucks gewannen mit 116:91 und stehen damit erstmals seit 2001 in den Conference Finals.
Im ersten Do-or-Die-Spiel für die Celtics änderte Celtics-Coach Brad Stevens seine Starting Five und brachte wieder Aron Baynes für Marcus Morris, diese Formation hatte in der ersten Runde die Indiana Pacers gesweept. Es ging jedoch nicht gut los, Nikola Mirotic erzielte die ersten 5 Punkte der Partie und Mitte des ersten Viertels hatten die Bucks bereits eine zweistellige Führung. Aber die Celtics fingen sich ein wenig und das fing mit der Defense an.
Milwaukee blieb über vier Minuten ohne Punkte, Boston bestrafte dies mit einem 12:0-Run, nach einem Dreier von Morris hatten die Gäste so die erste Führung des Abends. Ein verwandelter Distanzwurf von George Hill beendete aber die Bucks-Dürre, die Gastgeber führten mit 22:19 nach dem ersten Abschnitt.
Malcolm Brogdon gab für die Bucks sein Comeback und hatte seinen Anteil daran, dass die Bucks wieder einen Run starteten. Boston hatte noch immer keinen Rhythmus gefunden und traf unter 20 Prozent aus dem Feld, vor allem Kyrie Irving erzwang vieles ohne Erfolg. Ersan Ilyasova kassierte dann ein Flagrant-1, als er Jaylen Brown den Ellenbogen in den Hals rammte. Boston fing sich danach ein wenig, Kyrie traf drei Würfe am Stück. Milwaukee hatte aber die richtige Antwort mit zwei Dreiern und führte zur Pause mit 52:39.
NBA Playoffs: Milwaukee Bucks erreichen Eastern Conference Finals
Halbzeit zwei begann mit einem kleinen Schocker für den Top-Seed, Giannis landete auf dem Knöchel von Jayson Tatum, blieb aber im Spiel. Tatum war derweil der Celtics-Spieler, der nun Aggressivität versprühte. So gingen die Gäste vermehrt an die Freiwurflinie und konnten die Wurfprobleme ein wenig ausgleichen. Dennoch hatten die Bucks weiter Oberwasser, spätestens als die Celtics in einem Ballbesitz gleich vier Offensiv-Rebounds der Gastgeber zuließen. Der Urlaub der Celtics rückte näher, 80:62 nach drei Vierteln.
Den Schlussabschnitt eröffnete Milwaukee mit einem 11:4-Run, Kyrie verließ das Feld bereits 8:40 Minuten vor dem Ende, die Sache war entschieden. Auch Giannis ging wenig später unter lauten MVP-Rufen auf die Bank. Die letzten acht Minuten waren nur noch ein Abgesang auf die Celtics, die vor der Saison als Top-Favorit auf die Krone im Osten gehandelt wurden.
Antetokounmpo war mit 20 Punkten (8/14 FG), 8 Rebounds, 8 Assists sowie 2 Blocks der beste Spieler der Bucks, aber auch Khris Middleton (19), Eric Bledsoe (18) und George Hill (16) hatten viele gute Aktionen im Angriff. Bei den Celtics enttäuschte Irving (15, 6/21 FG, 1 Assist) zum wiederholten Male komplett, Tatum (14, 7/9 FT) zeigte immerhin nach der Pause einige Ansätze. Daniel Theis kam im dritten Viertel kurzzeitig sowie in der Garbage Time zum Einsatz und verbuchte in sechs Minuten 4 Punkte (2/6 FG) sowie 3 Rebounds.
Milwaukee steht somit erstmals seit 2001 wieder in den Eastern Conference Finals und wartet nun auf den Gegner. Dieser wird in der Serie zwischen den Toronto Raptors und den Philadelphia 76ers bestimmt, wobei die Raptors mit 3-2 in Führung liegen. Spiel 1 der Conference Finals im Osten beginnt frühestens in der Nacht von Montag auf Dienstag.
Die wichtigsten Statistiken
Milwaukee Bucks vs. Boston Celtics 116:91 (BOXSCORE), Serie: 4-1
- Das Tempo in den ersten 24 Minuten war extrem hoch und dennoch brachten die Celtics gerade einmal 39 Punkte auf die Anzeigetafel. Viele Würfe wurden erfolglos früh in der Shotclock erzwungen, vor allem Irving (5/16 FG in der ersten Halbzeit) war hier zu nennen, der mit Ausnahme von einer kurzen Phase im zweiten Viertel kalt blieb. 25,5 Prozent aus dem Feld war die Ausbeute zur Pause, aus der Distanz waren es unterirdische 4/23 (17 Prozent).
- Irving hatte zur Pause bereits elf Würfe vergeben, das gab es in Uncle Drews Karriere nie zuvor. Und noch ein Stat: Irving nahm in den vier Niederlagen immer mindestens 15 Würfe und traf jeweils unter 40 Prozent. Das gab es bei den Celtics seit 1966 nicht mehr (Sam Jones).
- Dass die Celtics nach der Pause "nur" mit 13 Punkten hinten waren, grenzte an ein Wunder, ließ sich aber mit der ordentlichen Defense erklären. Die Bucks standen bei gerade einmal 18 Zählern in der Zone und nahmen dort überhaupt nur 15 ihrer 44 Würfe. Giannis wurde immer wieder bei seinen Drives gestoppt, doch der Grieche fand diesmal seine Mitspieler. So hatte er nur 6 Punkte (2/6 FG) auf dem Konto, dafür aber auch 6 Assists und ein Plus-Minus-Rating von +24!
- Eine Sache, die Boston während der kompletten Saison zu wenig zeigte, war der aggressive Zug zum Korb. Dies versuchten die Celtics in diesem Spiel und hatten damit im dritten Viertel auch Erfolg (10/13 FT). Dennoch bauten die Bucks dank leicht besseren Shootings den Vorsprung in diesem Abschnitt aus. Am Ende der Partie nahm Boston dennoch mehr Freebies als die Bucks, was durchaus überraschend war.
- Ansonsten waren die meisten Statistiken (bis zur Garbage Time) ausgeglichen, zum Beispiel Turnover (14:14) oder Offensiv-Rebounds (12:10 Boston). Letztlich machte das Shooting den Unterschied aus. Boston verbuchte 31,2 Prozent aus dem Feld und versenkte gerade einmal 7 Dreier bei 39 Versuchen (17,9 Prozent). Zum Vergleich die Splits der Bucks: 44,7 Prozent aus dem Feld, 31,9 aus dem Dreierland (15/47).
Milwaukee Bucks vs. Boston Celtics: Die Stimmen
Brad Stevens (Head Coach Celtics): "Unsere Probleme wurden bestens dokumentiert. Man muss den Bucks Respekt zollen. Sie waren besser als wir und haben es sich verdient. Das haben die fünf Spiele der Serie bestens gezeigt. Wir haben unsere eigenen Erwartungen nicht erfüllt."
Mike Budenholzer (Head Coach Bucks): "Jeder hat heute zum Sieg etwas beigesteuert, das war der Schlüssel. Giannis hat seinen Mitspielern komplett vertraut, das ist sehr wichtig. Wir sind offensiv wie defensiv heute wie eine Einheit aufgetreten."
Der Star des Spiels
Giannis Antetokounmpo. Der MVP-Kandidat war nicht der Scorer der letzten Spiele, beeinflusste das Spiel aber dennoch massiv. Seine Präsenz in der Zone zwang die Celtics zu jeder Menge Hilfe und Giannis fand immer wieder die freien Schützen. Auch defensiv war er der Anker der Bucks und sorgte dafür, dass Boston in der Zone kaum scoren konnte. Sein Block im ersten Viertel gegen Horford war das perfekte Beispiel für die Dominanz des Griechen, der letztlich der Unterschiedsspieler in dieser Serie war.
Der Flop des Spiels
Kyrie Irving. Seiner Ankündigung, 30 Würfe zu nehmen, ließ Uncle Drew auch (beinahe) Taten folgen, doch das half seinem Team überhaupt nicht, weil er eben nichts traf und es mit wilden Aktionen erzwingen wollte. Es passte zu dieser mehr als enttäuschenden Serie. Kyrie war indes nicht der einzige Totalausfall, auch Baynes oder Terry Rozier waren furchtbar.
Coaching Move des Spiels
Celtics-Coach Stevens wollte unbedingt Antetokounmpo in Schach halten und verriegelte ähnlich wie in Spiel 1 komplett die Zone. Das hatte aber die Folge, dass immer wieder Schützen in der Ecke frei blieben und diese mit Ausnahme von Brook Lopez (0/7 Dreier) auch treffsicher waren. Die Bucks hatten so reihenweise freie Dreier und trafen diese vergleichsweise schlecht, doch es reichte gegen offensiv unterirdische Kelten.