NBA Playoffs: Toronto Raptors gewinnen Overtime-Krimi in Spiel 3 gegen die Milwaukee Bucks

Philipp Jakob
20. Mai 201907:41
Die Raptors verkürzen in den Conference Finals auf 1-2 gegen die Bucks.getty
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Was für ein irrer Fight in Toronto! Die Raptors haben Spiel 3 der Eastern Conference Finals gegen die Milwaukee Bucks nach zweifacher Overtime mit 118:112 für sich entschieden. Zwar haben die Kandier Giannis Antetokounmpo gut unter Kontrolle - dennoch braucht es ein Monster-Spiel von Kawhi Leonard, um in der Serie auf 1-2 zu verkürzen.

Schon vor Tip-Off gab es die erste Überraschung: Trotz anderslautender Andeutungen nahm Raptors-Coach Nick Nurse keinerlei Veränderungen an seiner Starting Five vor. Auch der zuletzt schwächelnde Marc Gasol durfte also erneut von Beginn an ran - und bedankte sich direkt mit zwei erfolgreichen Dreiern.

Toronto erwischte einen exzellenten Start, mit viel Tempo und hoher Intensität machten die Hausherren von Beginn an enorm Druck. Dabei half auch eine weitere Überraschung der Raptors: Kawhi Leonard verteidigte gegen Giannis Antetokounmpo und die Raptors schafften es tatsächlich, den Greek Freak einzuschränken. Vorne fielen zudem die Würfe - 30:21 für Toronto nach dem ersten Viertel.

Allerdings hielt Milwaukee mit ausgezeichnetem Shooting - vor allem von den Reservisten - dagegen. Als dann auch noch Giannis ein wenig auftaute, kam Milwaukee wieder heran. So blieb es bis zum Ende der ersten Halbzeit relativ eng, ein Dreier von Serge Ibaka wenige Sekunden vor der Pause stellte schließlich auf 58:51 für die Hausherren.

Ganz ähnlich ging es auch im dritten Durchgang weiter. Die Raptors schafften es nicht, sich bedeutend abzusetzen, stattdessen hielt die erneut starke Bucks-Bank die Gäste trotz der weiterhin blassen Giannis und Khris Middleton im Spiel. Nach 36 Minuten führte Toronto nur mit 77:75.

Middleton rettet die Bucks in die Overtime

Nachdem Lowry Mitte des Schlussabschnitts sein sechstes Foul bekam und auf die Bank musste, kassierte Toronto kurz darauf auch noch den Ausgleich. Immerhin beendete Fred VanVleet kurz darauf eine 3:42 minütige Durststrecke der Raptors mit einem Dreier, doch selbst ein 5-Punkte-Vorsprung gut eine Minute vor dem Ende reichte nicht.

Milwaukee bekam 15 Sekunden vor Schluss beim Stand von 94:96 den Spalding zurück, doch Middleton setzte einen überhasteten Dreier an den Ring. Der ansonsten gute Pascal Siakam (25 Punkte, 9/18 FG) ging an die Linie und konnte für die Entscheidung sorgen - vergab aber beide Freiwürfe!

Im potenziell letzten Angriff der Bucks wurde Middleton zunächst beim Drive geblockt. Doch der 27-Jährige schnappte sich seinen eigenen Offensiv-Rebound und machte den erneuten Ausgleich perfekt. 2,2 Sekunden auf der Uhr, Raptors mit dem Ball: Der tiefe Buzzer-Beater von Siakam ging jedoch deutlich daneben. Overtime!

Überragender Kawhi Leonard führt Raptors zum Sieg

Auch in der Extra-Time blieb es bis in die Schlusssekunden extrem spannend. Wieder war es George Hill, der auf dem Weg zu 24 Punkten (7/9 FG) einige wichtige Würfe versenkte und 14,5 Sekunden vor Schluss für den Ausgleich von der Linie sorgte. Leonard übernahm im Eins-gegen-Eins die Verantwortung, wurde jedoch auf seine linke Seite gedrängt und scheiterte am Ring. Es ging in die zweite Overtime.

Die zweite Verlängerung begann mit dem sechsten Foul für Giannis, dessen Abend damit ebenfalls beendet war. Kurz darauf hämmerte Gasol einen weiteren Dreier durch die Reuse und Kawhi legte mit einem krachenden Slam nach. Dazu lieferte die Klaue einen wichtigen Steal und die Vorentscheidung per Layup. Die Raptors gaben sich keine Blöße mehr von der Linie und sicherten sich den Sieg in Spiel 3.

Kawhi führte die Raptors mit insgesamt 36 Punkten an (8 davon in der zweiten Overtime) - und das, obwohl er sich bereits im ersten Viertel nach einer merkwürdigen Landung am Bein verletzte und das Spiel über mehrmals sichtbar humpelte. Norman Powell steuerte von der Bank zusätzlich 19 Zähler bei, Gasol kam auf 16 Punkte.

Bester Mann der Bucks war neben den schwächelnden Giannis (12 Punkte, 5/16 FG, 23 Rebounds, 7 Assists) und Middleton (9, 3/15 FG) Reservist Hill. Auch Malcolm Brogdon machte mit 20 Punkten von der Bank eine starke Partie. Spiel 4 findet in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch (ab 2.30 Uhr live auf DAZN) ebenfalls in Toronto statt.

Die wichtigsten Statistiken

Toronto Raptors vs. Milwaukee Bucks 118:112 2OT (BOXSCORE), Serie: 2:1

  • Die Offense der Raptors zeigte sich im Vergleich zu Spiel 1 und 2 von Beginn an deutlich verbessert. Es war viel mehr Bewegung abseits des Balls zu sehen, gleichzeitig ließen die Hausherren den Spalding gut durch die eigenen Reihen laufen. So gingen Torontos 21 erfolgreichen Field Goals in Halbzeit eins überragende 18 Assists voraus. Im Laufe des Spiels wurde die Offense teilweise aber wieder etwas statischer (insgesamt 28 Assists).
  • Milwaukee hatte nach den ersten 24 Minuten zwar nur 16 Treffer aus dem Feld vorzuweisen, 10 davon kamen allerdings von Downtown (bei 21 Versuchen). Das heiße Händchen der Bucks aus der Distanz kühlte nach dem Seitenwechsel aber deutlich ab. Insgesamt landeten von den 44 Versuchen aus dem Dreierland 14 im Korb (32,6 Prozent). Toronto versenkte 17 von 45 Triples.
  • Beide Seiten drückten teilweise extrem aufs Tempo und sorgten für eine unglaublich hohe Pace. Vor allem Milwaukee zeigte sich in der Transition brandgefährlich, da sich die Gäste so immer wieder schnelle und vor allem weit offene Dreier erspielten. Die Bucks kamen auf 29 Fastbreak-Punkte, Toronto auf 18.
  • Dafür verstand es Toronto allerdings sehr gut, Giannis und Co. keine einfachen Punkte in der Zone zu erlauben. Milwaukee kommt in der Postseason 2019 im Schnitt auf 48,7 Punkte in der Painted Area, der zweitbeste Wert unter allen Playoff-Teams. Da die Raptors aber immer wieder den Korb mit mehreren Verteidigern abriegelten, erzielten die Bucks in der ersten Halbzeit nur 12 points in the paint. Am Ende waren es trotz zweifacher Overtime "nur" 46 (TOR: 36).

Toronto Raptors vs. Milwaukee Bucks: Die Stimmen

Kawhi Leonard (Raptors) angesprochen auf sein schmerzendes Bein: "Ich fühle mich in Ordnung. Das ist Playoff-Basketball. Jeder hat Schmerzen, von daher muss ich einfach weiterkämpfen."

Der Star des Spiels

Kawhi Leonard. Trotz seiner frühen Verletzung, die ihn gerade in Sachen Explosivität einschränkte, war Leonard der überragende Mann für die Kanadier. Er stand 52 Minuten auf dem Parkett, brachte mit seiner Defense Giannis zum Verzweifeln und lieferte auch offensiv in der Crunch Time wichtige Plays ab - gerade in der zweiten OT war er gefühlt überall!

Der Flop des Spiels

Giannis Antetokounmpo. Der Grieche fand durch die starke Defense der Raptors (dazu unten mehr) nie wirklich in die Partie. Zwar überzeugte er durch seine Arbeit an den Brettern und schien im Schlussabschnitt kurzzeitig aufzudrehen. Doch letztlich machte er sich durch zahlreiche Turnover (8) und die Schwächen von der Linie (2/7 FG) immer wieder selbst das Leben schwer.

Coaching Move des Spiels

In den ersten beiden Partien der Conference Finals übernahmen noch Siakam und Ibaka die Hauptlast in der Verteidigung gegen den Greek Freak. Nun stellte Raptors-Coach Nurse aber Kawhi auf den MVP-Kandidaten ab. Das machte sich bezahlt, da die Klaue im Eins-gegen-Eins seinen Mann stand und somit die Teamkollegen die restlichen Bucks-Angreifer besser decken konnten. Toronto zeigte aber immer wieder variable Defense-Matchups gegen Antetokounmpo. Wenn Kawhi nicht gegen ihn verteidigte, schickten die Raptors oft gut getimte Double-Teams und Hilfe, mit denen Giannis über weite Strecken sehr gut aus dem Spiel genommen wurde.