Steve Kerr reagierte auf die Niederlage in Game 1 mit einer Veränderung: DeMarcus Cousins rückte im erst zweiten Spiel nach seiner Verletzungspause für Jordan Bell in die Starting Five. Auf Seiten der Raptors gab es keinen Wechsel - allerdings kehrte O.G. Anunoby erstmals in diesen Playoffs in den aktiven Kader zurück.
Beide Teams kamen dabei offensiv nur langsam ins Spiel. Bei Golden State erzielte Klay Thompson 11 der ersten 13 Punkte, die Raptors hatten etwas mehr Balance und nach acht Minuten eine 19:13-Führung, nachdem Pascal Siakam einen beeindruckenden Alley-Oop in Transition versenkte. Die Dubs antworteten mit den nächsten 10 Punkten des Spiels. Es ging mit 27:26 für die Raptors in die Viertelpause, in der Stephen Curry für eine kurze Untersuchung in den Locker Room geschickt wurde.
Curry kehrte zwar zurück, schoss jedoch wie der Rest seines Teams zunächst nur Fahrkarten, die Raptors legten einen 10:0-Lauf hin. Auf beiden Seiten häuften sich die Fouls. Toronto führte zeitweise mit 12 Punkten, dann kam jedoch endlich Curry ins Spiel und erzielte in den vier Minuten vor der Pause 12 Punkte. Zur Pause führten die Raptors daher nur mit 59:54 und mussten sich angesichts des Spielverlaufs eigentlich darüber ärgern.
Warriors-Lawine überrollt die Raptors im dritten Viertel
Erst recht nach dem Beginn des dritten Viertels. Mit einem 7:0-Run holten sich die Dubs auf einmal die Führung und die Raptors wirkten wie gelähmt. Nach 18 Warriors-Zählern am Stück traf dann Fred VanVleet endlich wieder für Toronto, aber die Dubs hatten das Spiel nun auf den Kopf gestellt. Zum Ende des Viertels hin fanden die Raptors immerhin wieder einigermaßen in die Spur. Es ging mit 88:80 für die Warriors in den letzten Durchgang.
Die ersten vier Minuten im letzten Viertel gehörten dann Quinn Cook, der zwei Dreier versenkte, dann fing auf einmal Thompson an zu humpeln und musste in die Kabine, nachdem zuvor schon Kevon Looney für den Rest der Partie abgemeldet wurde. Trotzdem setzten sich die Dubs wieder auf 12 ab. Knapp vier Minuten vor Schluss foulte Lowry aus, beide Teams legten nun über drei Minuten keine Punkte auf.
1:08 Minuten vor Schluss ging Leonard noch einmal für drei Freebies an die Linie und verkürzte nach einem Curry-Technical auf 5 Zähler. Nach einem Warriors-Turnover traf Green zum 104:106 aus Raptors-Sicht, doch 5,9 Sekunden vor dem Ende versenkte Iguodala ebenfalls einen Dreier, der die Partie entschied.
Topscorer der Partie war Kawhi Leonard mit 34 Zählern und 14 Rebounds, VanVleet legte 17 Punkte auf. Bei den Warriors punkteten Thompson (25) und Curry (23) am besten, Green lieferte 17, 10 Rebounds und 9 Assists, Cousins 11, 10 und 6. Ob Thompson und Looney länger ausfallen, konnte Kerr nach der Partie noch nicht beantworten. Spiel 3 der Serie findet in der Nacht auf Donnerstag in Oakland statt (um 3 Uhr live auf DAZN).
Die wichtigsten Statistiken
Toronto Raptors vs. Golden State Warriors 104:109 (BOXSCORE), Serie: 1-1
- Lowry nahm bereits im ersten Viertel ein Offensiv-Foul an - es war sein 16. dieser Playoffs, mit großem Abstand Platz 1 (Platz 2: 7 Charges). Noch wichtiger war jedoch, dass er dieses gegen Thompson annahm und diesem auf der Gegenseite auch gleich sein zweites Foul anhing. Zu diesem Zeitpunkt hatte Klay die Offense der Warriors im Alleingang geschmissen. In der ersten Hälfte traf der Shooting Guard 7 seiner 10 Würfe, die restlichen Warriors trafen 9/30!
- Abgesehen von Thompson ging bei den Warriors lange Zeit nicht viel aus dem Feld. Ins Spiel kamen sie primär über die Freiwurflinie: 19 Freebies nahmen die Dubs allein in der ersten Hälfte (16 Treffer) und hatten hier einen leichten Vorteil gegenüber Toronto (12/13). Nach der Halbzeitpause war dann auf einmal auch das Ball Movement zurück. Den 38 Field Goals der Warriors gingen unglaubliche 34 Assists voraus. In der zweiten Hälfte folgte JEDER der 22 Körbe einem Assist. Die Raptors verteilten 17 Assists bei 35 Field Goals.
- Die Raptors erspielten sich zwar in der ersten Hälfte zumeist bessere Würfe als die Warriors, bei den Kanadiern fehlte aber die Präzision von draußen, sonst hätten sie sich richtig absetzen können. 5/16 Dreier fielen bis zur Pause, bei den Dubs waren es 6/16 (Thompson: 3/3). Am Ende standen die Warriors bei 13:11 Dreiern, ihren größten Schaden richteten sie aber gerade im dritten Viertel unterm Korb an. Das Duell der Points in the Paint ging mit 44:36 an die Warriors.
- Toronto schadete sich offensiv zudem mit den Ballverlusten. In der ersten Hälfte waren es 8, im dritten Viertel kamen dann gleich 6 weitere hinzu (am Ende 15). Golden State generierte daraus 18 Punkte. Gerade der ansonsten starke Leonard leistete sich hier mit 5 Ballverlusten ein paar kostspielige Fehler.
Raptors vs. Warriors: Die Stimmen zum Spiel
Stephen Curry (Warriors) über den letzten Wurf von Iguodala: "Sie haben über das gesamte letzte Viertel eine komische Defense gespielt. Es ist ein bisschen despektierlich, jemanden wie Andre Iguodala so offen stehen zu lassen. Er hat solche Würfe schon öfter getroffen."
Nick Nurse (Coach Raptors) über Currys Aussage: "Das hatte nichts mit despektierlich zu tun. Wir haben hart verteidigt und zwei Mann auf Steph angesetzt. Er hat den Ball dann beinahe Kawhi in die Hände geworfen - das war ziemlich gute Defense. Wir waren wie verrückt unterwegs. Sie haben Iggy dann trotzdem gefunden."
Der Star des Spiels
Draymond Green. Für das Scoring sorgten primär die Splash Brothers, Green kümmerte sich dafür um alles andere. Der Forward kontrollierte das Spieltempo, glänzte mal wieder als Passer (allein Bogut bekam von ihm drei Lobs serviert) und natürlich ohnehin als Verteidiger, gerade als Aushilfe gegen Leonard. Auch die Leistungen von Thompson und Cousins sind aber hervorzuheben.
Der Flop des Spiels
Pascal Siakam. In Spiel 1 war der Kameruner der beste Mann auf dem Court, in dieser Partie wollte ihm kaum etwas gelingen. Der gefürchtete Spin-Move kam nur selten zum Einsatz, insgesamt traf Siakam bloß 5/18 seiner Würfe (12 Punkte) und hatte zudem defensiv einige Probleme im Duell gegen Green. Auch Gasol konnte bei weitem nicht an sein starkes erstes Spiel anknüpfen.
Coaching Move des Spiels
Kerr nahm Cousins in die Starting Five, um der Offense zu helfen, und ging damit defensiv ein gewisses Risiko ein. Tatsächlich wurde der Center zu Beginn in fast jedem Angriff der Raptors attackiert und dann auch prompt in Foul-Trouble verwickelt. Seine limitierte laterale Geschwindigkeit wurde von den Raptors konsequent ausgenutzt, um offene Würfe herauszuspielen - allerdings trafen die Raptors diese nicht. So konnten die Dubs defensiv davon kommen und offensiv zeigte sich Cousins' Wert gerade als Passer durchaus. Mit zunehmender Spielzeit wurde der Center immer stärker.
Die Warriors veränderten in der Pause außerdem ihre defensiven Coverages. Auf einmal verteidigte Green gegen Lowry, Thompson gegen Leonard und Iguodala gegen Siakam - diese Anpassungen brachten Toronto zunächst völlig durcheinander. Und es beflügelte die Warriors, weil mit Green und Iguodala nun die beiden besten Help-Verteidiger nicht mehr On-Ball gegen Kawhi arbeiten mussten.