Wohl hinter kaum einem Free Agent stehen in diesem Sommer so vielen Fragezeichen wie bei DeMarcus Cousins. Der Wert des ehemals besten Bigs der Liga ist nach seiner langen Verletzung noch immer unklar. Während sich Durant, Leonard und Co. ihre neuen Teams frei aussuchen können, muss Boogie auf fremde Hilfe warten.
Die Schadenfreude außerhalb San Franciscos war groß, als die Warriors in den Finals an den Raptors scheiterten. Spätestens seit dem Durant-Wechsel sind die Dubs das inoffizielle Hassbild der Liga, welches durch den Cousins-Move weiteres Feuer bekam. Dem Center wurde vorgeworfen nur das eine Jahr auf Gehalt zu verzichten, sich quasi im Vorbeigehen den Titel abzuholen, um anschließend in die nächste Free Agency zu starten.
In genau diese Free Agency startet Cousins ab Sonntag - ohne Titel, dafür aber mit mehr Argumenten als noch im letzten Sommer. Damals steckte er mitten in der Reha seines Achillessehnen-Risses, den er sich im Januar 2018 zugezogen hatte. Ohne eine planbare Zukunft scheuten sich viele Teams, ihm das nötige Gehalt anzubieten, weshalb die Warriors den Zuschlag erhielten. Angeblich stellte Cousins den Kontakt damals sogar selbst her, weil sich niemand mit Angeboten bei ihm meldete.
Dieses Jahr hat Cousins immerhin eine halbe, (fast) gesunde Saison hinter sich und konnte zumindest in Teilen an seine alte Form anknüpfen. Dennoch weiß niemand so wirklich, wo Boogie im diesjährigen Free-Agent-Zirkus einzuordnen ist.
DeMarcus Cousins: Weiterhin Fragezeichen hinter seiner Form
Obwohl Cousins schon vor fünf Monaten sein erstes Spiel nach der Verletzung gemacht hat, ist der Wert des viermaligen All-Stars nach wie vor schwer einzuschätzen. Mal zerlegte er die Nuggets mit 28 Punkten (12/17 FG) und 13 Rebounds, nur um sich anschließend wieder von Kevon Looney verdrängen zu lassen. Es ging auf und ab, wie so oft nach schweren Verletzungen.
Wo Cousins tatsächlich steht, wird wohl erst die kommende Saison zeigen, da er in diesem Sommer das erste Mal die komplette Vorbereitung absolvieren kann. Hinzu kommt, dass man seinen Einfluss auf das Spiel im System der Warriors relativieren muss.
Erstmals war er in seinem Team nicht die erste (oder zumindest zweite) Option in der Offensive. Zwar nutze ihn Steve Kerr immer mal wieder im Post-Up, primär galt der Fokus aber dem Screen-Setting, seinem Passspiel und Rebounding. In einem Team, das sein Spiel mehr auf ihn zuschneidet, könnte er ohne Frage wieder bessere Zahlen auflegen.
Wie gut ein Team mit Boogie als erster Option sein könnte, ist wiederum schwerer zu beantworten. Seine Verletzungshistorie und seine Defense würden einen längerfristigen, hochdotierten Vertrag zu einem großen Risiko machen. Welches Team wäre dazu bereit? In den ersten Tagen der Free Agency vermutlich keines.
DeMarcus Cousins: Statistiken Saison 2018/19
Wettbewerb | Spiele | Minuten | Punkte | Quote in % | Rebounds | Assists | Blocks |
Regular Season | 30 | 25,7 | 16,3 | 48,0 | 8,2 | 3,6 | 1,5 |
Playoffs | 8 | 16,6 | 7,6 | 39,6 | 4,9 | 2,4 | 0,8 |
Free Agency: Wo landet DeMarcus Cousins?
Cousins wird warten müssen. Alle Teams mit ausreichend Cap Space werden zunächst die richtig dicken Fische jagen, zu denen Cousins aktuell nicht zählt. Erst wenn die ersten Maximum-Spieler wie Durant, Kawhi oder Butler ihre Teams gefunden haben, wird sich zeigen, wer übrig bleibt.
So bestätigt es unter anderem Marc Stein von der New York Times, der behauptet, dass die New York Knicks an DeMarcus Cousins interessiert wären, sollten sie bei Durant den Kürzeren ziehen. Und selbst dann würden sie ihm wohl nur einen Einjahres-Vertrag anbieten, um im nächsten Sommer erneut auf große Jagd zu gehen.
Vielleicht läuft es ohnehin wieder auf ein kurzfristiges Engagement hinaus. Wenn kein lukratives Angebot über mehrere Jahre eintrudelt, könnte Cousins erneut versuchen, sich "günstig" bei einem Contender anzubieten. So werden beispielsweise auch die Lakers, Celtics oder Clippers als mögliche Landing-Spots gehandelt.
Hier hätte Cousins eine Chance, viele Siege zu holen, (hoffentlich) gesund zu bleiben und sich damit eine aussichtsreichere Free-Agency-Position für 2020 zu erspielen. In diesem Jahr sind ihm gewissermaßen die Hände gebunden, ähnlich wie im letzten Jahr.
Bleibt DeMarcus Cousins doch bei den Golden State Warriors?
Eine Option darf dabei natürlich nicht vergessen werden: Die Warriors. Von einem ähnlichen Championship-Kaliber wie in den letzten Jahren werden die Dubs aufgrund der Verletzungen von Durant und Thompson weit entfernt sein, eine ordentliche Rolle werden sie im Westen aber dennoch spielen.
Cousins hatte nach den verlorenen Finals bereits via Twitter einen kleinen Tipp gegeben, dass er es sich durchaus vorstellen könnte, in Oakland zu bleiben. Steve Kerr hatte zwar bereits vermeldet, dass es "einige Teams gibt, die ihn besser bezahlen können" als die Warriors, Hoffnung auf eine Rückker des Bigs habe er aber dennoch. Da die Warriors keine Bird-Rechte für Cousins besitzen, können sie ihm nur eine 20-prozentige Gehaltserhöhung bieten, was sich auf 6,4 Mio. Dollar belaufen würde. Ob das reicht?
Wenn die ersten Dominosteine der Free Agency gefallen sind, werden alle Beteiligten schlauer sein. Fest steht allerdings, dass Cousins nicht in der Position steht, die er sich gewünscht hatte, als er im vergangenen Sommer den Einjahres-Vertrag unterzeichnete. Seine Zukunft hängt von vielen Faktoren und Entscheidungen ab, auf die er keinen Einfluss hat - wobei das wohl in diesem Sommer für die halbe Liga gilt.