Knapp zwei Wochen nach dem Trade von Anthony Davis zu den Los Angeles Lakers hat es nun Moritz Wagner und Isaac Bonga erwischt. Die beiden deutschen Youngster müssen als Erweiterung des Trades zu den Washington Wizards. Für die Lakers ist dies ein phänomenaler Move, während Wagner und Bonga die Chance auf einen Neuanfang haben. SPOX blickt auf den Deal aus Sicht der beteiligten Parteien.
1. Wie sieht der komplette Trade für Anthony Davis nun aus?
Knapp zwei Wochen ist es her, als durchsickerte, dass die Los Angeles Lakers nach langem Hin und Her tatsächlich einen Trade für Anthony Davis von den New Orleans Pelicans eingefädelt hatten. Offiziell war dieser bis heute nicht und er ist es auch jetzt noch nicht. Warum dies so ist, dazu später mehr.
Am Donnerstagabend deutscher Zeit vergrößerten die Lakers den Deal und die Washington Wizards wurden in einen Drei-Team-Trade eingespannt. So wandern gemäß Adrian Wojnarowski von ESPN Moritz Wagner, Isaac Bonga, Jemerrio Jones und ein Zweitrundenpick 2022 in die Hauptstadt, die Wizards senden laut Candace Buckner (Washington Post) 1,1 Millionen Dollar nach New Orleans.
Washington half somit den Lakers, ihren gewünschten Cap-Space von 32 Millionen zu bekommen, indem sie die drei Spieler aufnahmen. Mit den bereits nach New Orleans getradeten Lonzo Ball, Brandon Ingram und Josh Hart gaben die Lakers insgesamt sechs Spieler in diesem Trade ab, dazu kommen drei Erstrundenpicks, ein potenzieller Pick-Swap mit den Pelicans (New Orleans bekommt auf jeden Fall den höheren Pick der beiden Teams) sowie einen Zweitrundenpick.
Der komplette Trade für Anthony Davis
Pelicans bekommen: Lonzo Ball, Brandon Ingram, Josh Hart, No.4-Pick 2019 (De'Andre Hunter, nach Atlanta getradet), Erstrundenpick 2021 (Top 8-geschützt, ungeschützt 2022), Tauschrecht Erstrundenpicks 2023, Erstrundenpick 2024 (oder 2025), 1,1 Millionen Dollar.
Lakers bekommen: Anthony Davis.
Wizards bekommen: Moritz Wagner, Isaac Bonga, Jemerrio Jones, Zweitrundenpick 2020.
Davis-Trade wird am 6. Juli offiziell
Der Trade kann nun wie erwartet am 6. Juli offiziell gemacht werden, genau dann, wenn das Moratorium endet und Free Agents neue Verträge unterschreiben können. Ohne das Hinzubringen der Wizards hätten die Lakers nicht genug Cap-Space für einen dritten Maximal-Vertrag gehabt, weswegen schon gemunkelt wurde, dass sich L.A. beim ursprünglichen Trade, also ohne Washington, verrechnet hätte.
Zwischenzeitlich wurde spekuliert, dass der Trade bis zum 30. Juli verzögert werden könnte, damit die Lakers den vierten Pick (also De'Andre Hunter) unter Vertrag nehmen und dann nach einem Monat in eben jenem Davis-Trade nach New Orleans schicken. Die Pelicans tradeten den Pick aber schnell weiter und Atlanta hatte kein Interesse daran, so lange auf den Spieler zu warten. Hunter wäre dann nicht für die Hawks in der Summer League spielberechtigt gewesen.
2. Der Trade aus der Sicht der Los Angeles Lakers
Die gewünschte Summe, die nun in der Free Agency reicht, einem weiteren Spieler einen Maximal-Vertrag anzubieten, wurde zudem mit einem weiteren kleinen Kniff erreicht. Anthony Davis ließ laut Woj seinen Trade-Kicker in Höhe von 4 Millionen Dollar fallen.
Einen solchen Kicker haben manche Akteure in ihrem Vertrag stehen, um bei einem Trade noch einen kleinen finanziellen Bonus zu bekommen. Auch A.D. hatte eine solche Klausel, verdient nun aber weiter nur 28,8 statt der möglichen 32,8 Millionen Dollar. Space Jam 2, der Film von LeBron in dem auch Davis dabei sein wird, könnte da der finanzielle Ausgleich sein.
Der Kader der Lakers ist nun noch übersichtlicher geworden, es sind LeBron James, Davis und Kyle Kuzma, doch das wird General Manager Rob Pelinka ganz recht sein. Die Lakers können nun einem weiteren Free Agent das ganze Boot bieten, entsprechend sprossen die Gerüchte um die Lakers wieder wie Pilze aus dem Boden.
Marc Stein von der New York Times berichtete, dass Kyrie Irving wieder ein Ziel der Franchse ist, Chris Haynes (Yahoo! Sports) berichtete bereits wenige Minuten nach dem Trade, dass Leonard auch die Lakers vorsprechen lassen wird. Dazu wurden auch Klay Thompson oder Jimmy Butler gehandelt, während der einst von Magic Johnson verschmähte D'Angelo Russell die etwas günstigere Alternative wäre.
Wie füllen die Lakers ihren Kader auf?
Sollten die Lakers tatsächlich einen der großen Namen abgreifen, dürfte dann das Auffüllen des Kaders eine Herkules-Aufgabe werden. Mit Alex Caruso und Johnathan Williams stehen noch zwei solide Two-Way-Player mit Rotations-Potenzial unter Vertrag, dazu kann Zweitrundenpick Talen Horton-Tucker ein Arbeitspapier unterschreiben.
Die zweite große Herausforderung stünde dann aber noch bevor, schließlich müssten die zahlreichen offenen Roster-Plätze gefüllt werden. Bei Kentavious Caldwell-Pope, Reggie Bullock und Mike Muscala haben die Lakers die Bird-Rechte, sie könnten bei einer Verlängerung also über den Cap gehen. Ansonsten bliebe den Lakers jedoch nur die Option von Minimal-Verträgen sowie die Mini-Midlevel-Exception von knapp sechs Millionen Dollar.
Aber selbst wenn keiner der Stars anbeißt, hat Pelinka die Lakers in eine gute Position gebracht. Die 32 Millionen können schließlich auch anderweitig verwendet werden, zum Beispiel in mehrere gestandene Rollenspieler. Das ESPN-Triumvirat aus Woj, Zach Lowe und Bobby Marks nannte dabei Danny Green (Raptors), Terrence Ross (Magic) und Seth Curry (Trail Blazers) als Kandidaten. Was sie alle vereint? Shooting! Dies ging L.A. in der vergangenen Saison ab und dieser Fehler sollte nicht wiederholt werden.
Es kann auch so argumentiert werden, dass die zweite Variante ohne dritten Star die bessere Lösung für Purple&Gold ist. LeBron zog sich in der vergangenen Saison seine erste schwerere Verletzung zu, die Braue verpasste in fünf seiner sieben NBA-Jahre mindestens 14 Spiele. Die vergangene Saison zeigte bereits, wie eine LeBron-Verletzung alle Ziele torpedierte.
Mit drei Max-Spielern könnte es sehr dünn werden, geeignete Komplementär-Spieler zu finden, auch wenn sicherlich der ein oder andere Veteran oder Ring-Jäger sich gerne anschließen würde. Die Lakers haben mit diesem Trade noch einmal unterstrichen, dass sie mit aller Macht in der kommenden Saison wieder ein Contender sein und damit das Titel-Fenster von James am Leben halten wollen, solange dieser noch ein Superstar in der NBA ist.
3. Der Trade aus der Sicht von Moritz Wagner und Isaac Bonga
Wagner erklärte schon in seiner DAZN-Doku, dass es bei dem ganzen Trubel bei den Lakers nicht immer leicht sei, sich als Spieler normal zu entwickeln, nun sind er und Landsmann Bonga erlöst. Statt L.A. heißt es ab kommender Saison Washington für die beiden deutschen Youngster - damit entsteht eine vollkommen neue Situation.
Im Gegensatz zu den Lakers wird in der Hauptstadt nur wenig erwartet, stattdessen gibt es einen seichten Rebuild. Die Playoffs wurden deutlich mit einer Bilanz von 32-50 verpasst, dazu wird Topverdiener John Wall die komplette kommende Saison wegen einer Achillessehnenverletzung ausfallen. In Bradley Beal steht zwar noch ein All-Star im Kader, ansonsten gibt es vor der Free Agency in D.C. jede Menge Baustellen. Was auch immer ab dem 30. Juni ab 18 Uhr passiert, Wagner und Bonga werden ihre Chancen bekommen, auch mal weit weg von den grellen Lichtern und dem Medien-Zirkus des Staples Center.
Wizards wollten Wagner schon im Draft 2018
Die Wizards hatten an Wagner schon 2018 großes Interesse, der Big Man absolvierte vor dem Draft gleich zwei Workouts in D.C. und hinterließ dort einen bleibenden Eindruck. Es gelang den Wizards jedoch nicht, den Berliner zu bekommen, auch weil die Lakers etwas überraschend bereits an Position 25 zuschlugen. In Ernie Grunfeld wurde zwar im April der damals zuständige General Manager gefeuert, doch auch das neue Regime um Interim-GM Tommy Sheppard hält gemäß Fred Katz und Aldridge (The Athletic) große Stücke auf den Deutschen.
Unklar ist noch, wer Wagners Konkurrenz im Kampf um die Plätze auf den großen Positionen sein wird. Ian Mahinmi kassiert zwar in der kommenden Spielzeit noch 15,5 Millionen Dollar, spielt aber keine Rolle mehr. Dwight Howard zog seine Spieler-Option über 5,6 Millionen, hat aber chronische Rückenprobleme und machte für die Wizards nur mickrige neun Partien.
Gleichzeitig werden Thomas Bryant und Bobby Portis Restricted Free Agents. Bryant startete den Großteil der Spielzeit für den verletzten Howard und war einer der wenigen Gewinner der Wizards-Saison, während Portis zur Trade-Deadline von den Chicago Bulls kam. Priorität soll jedoch Bryant haben, gleiches gilt für Point Guard Tomas Satoransky, ein weiterer Restricted Free Agent. Als Neuzugang wurde außerdem der ehemalige Frankfurter Joe Voigtmann ins Gespräch gebracht, der deutsche Big absolvierte in der Hauptstadt bereits ein Workout.
Die Statistiken der Big Men der Washington Wizards
Spieler | Spiele | Minuten | Punkte | FG% | Rebounds | Assists | Blocks |
Thomas Bryant | 72 | 20,8 | 10,5 | 61,6 | 6,3 | 1,3 | 0,9 |
Dwight Howard | 9 | 25,6 | 12,8 | 62,3 | 9,2 | 0,4 | 0,4 |
Bobby Portis | 28 | 27,4 | 14,3 | 44,0 | 8,6 | 1,5 | 0,4 |
Ian Mahinmi | 34 | 14,6 | 4,1 | 45,2 | 3,8 | 0,7 | 0,5 |
Für Bonga dürfte es dagegen schwerer werden. Wie Wagner sehen die Wizards den 19-Jährigen zwar nicht nur als Füllmaterial des Trades, doch der ehemalige Frankfurter ist noch weit davon entfernt, ein echter Rotationsspieler in der NBA zu sein, wenn er nicht wider Erwarten im Sommer einen enormen Sprung macht. Trotzdem haben die Wizards im Moment lediglich Wall und Beal auf den Guard-Positionen für die kommende Saison unter Vertrag, dort wird Washington im Sommer aber noch nachbessern.
Ob sich die beiden Deutschen bereits in der Summer League für ihr neues Team beweisen können, ist derweil unklar. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden beide mindestens das Auftaktspiel der Wizards verpassen, welches an eben jenem 6. Juli stattfindet, wenn der Trade offiziell gemacht werden kann.