Maxi Kleber von den Dallas Mavericks steht vor der ersten Free Agency seiner NBA-Karriere. Im Interview mit DAZN und SPOX sprach der Würzburger über seine vertragliche Situation, aber auch über seine Auftritte bei der Kult-Parodie von Game of Thrones, Game of Zones.
Herr Kleber, Ihre Saison ist schon etwas länger vorbei, deswegen die Frage mit ein wenig Abstand: Wie fällt Ihr Fazit für die zweite NBA-Spielzeit aus?
Maxi Kleber: Ich kann mit mir sehr zufrieden sein, ich habe mich in allen Kategorien verbessert und einen Schritt nach vorne gemacht. Meine Spezialität ist die Verteidigung und auch da habe ich mich gesteigert und viele Sachen besser gemacht. Als Mannschaft war es dagegen enttäuschend, weil wir uns zu Beginn mehr erhofft hatten, gerade als wir das Team am Anfang zusammengestellt hatten. Das gehört aber eben dazu, dass nicht immer alles passt. Ich hoffe, dass ich nächste Saison wieder in Dallas bin und wir dann einen besseren Start haben.
Viele Fans fragen sich natürlich auch, was für Sie in der Free Agency passiert. Aus Dallas hört man immer wieder, dass Sie gut ins Team passen. Was ist Ihr Gefühl, das Sie von den Verantwortlichen bekommen?
Kleber: Ich glaube auch, dass ich sehr gut hineinpasse. Ich würde mich als Spieler bezeichnen, der für das Team spielt, nicht viele Würfe braucht oder auch will. Ich bin kein Go-to-Guy, wie es viele Stars sind, die viele Würfe brauchen. Einen Rollenspieler wie mich kann, denke ich, jedes Team gebrauchen, weswegen ich glaube, dass ich gut nach Dallas passe. Das Feedback aus Dallas war auch sehr positiv und ich fühle mich in Dallas wohl. Es würde mich also freuen, wenn es mit einem neuen Vertrag klappen würde.
gettyKleber über die Free Agency: "Telefon wird ordentlich klingeln"
Offiziell darf man ja erst ab Juli mit den Verantwortlichen sprechen. Welche Gedankenspiele machen Sie in Ihrem Kopf in dieser Phase?
Kleber: Es ist ganz schwierig. Man muss verstehen, dass es ein Business ist und da ist es egal, wie sehr sie dich als Spieler oder als Person mögen. Wenn es also eine bessere Option gibt, kann es eben sein, dass sie dann diesen Spieler holen. Das gilt aber auch für mich. Wenn ich also eine bessere Alternative sehe, wo ich besser ins System passe oder mehr Spielzeit bekomme, dann muss ich das auch in Erwägung ziehen. Offiziell dürfen wir ja ohnehin nicht verhandeln, aber das Interesse ist da. Was dann am Ende passiert, weiß ich aber auch noch nicht.
Wie läuft so eine Free Agency überhaupt ab? Die Deadline wurde nun um sechs Stunden nach vorne gezogen, damit die Verhandlungen nicht in der Nacht beginnen. Wie können wir uns das vorstellen? Glühen dann die Telefone ab dem Zeitpunkt?
Kleber: Ich habe es selber auch noch nicht miterlebt, mein erster Vertrag läuft schließlich erst jetzt aus, entsprechend wird es meine erste Offseason als Free Agent sein. Bei meinem Agenten wird das Telefon natürlich ordentlich klingeln, bei mir selbst wird es dagegen recht ruhig sein. Ich denke, dass mein Agent dann immer mit mir kommunizieren wird, es ist also nicht so, dass die Teams mich da persönlich anrufen.
Ein anderes Thema: Während der Playoffs läuft bei Bleacher Report wieder jede Woche Game of Zones und Sie haben es nun auch mal hineingeschafft. Wie kam das bei Ihnen persönlich an? Wurden Sie informiert, dass Sie diesmal Teil der Parodie waren?
Kleber: Ja, ich habe gesehen, dass ich verlinkt wurde und dann haben mir es auch ein paar Leute erzählt, bevor ich es überhaupt geschaut hatte. Ich finde es natürlich extrem witzig und es ist schon eine Ehre, dass ich da überhaupt dabei bin. Wie sie es gemacht haben, wie zum Beispiel Triple-Dirk, war einfach nur unglaublich lustig und gut. Man muss das auch mit Humor nehmen. Mir ist schon klar, dass ich da als der Spieler hingestellt werde, der überhaupt keinen Anspruch hat, der Nachfolger von Dirk zu sein und dann da reinkomme und sage, dass ich aus der gleichen Stadt komme.
Maxi Kleber über die lange Pause in der Offseason
Und wer wird dann stattdessen der 'Next Dirk'?
Kleber: Schwierig. Ich glaube, dass es erstmal keinen nächsten Dirk geben wird. Wenn man sich anschaut, was er alles erreicht hat, muss man gewaltig Respekt zollen und ich glaube, dass da erstmal keiner so leicht herankommt. Es wird also dauern, bis vom nächsten Dirk die Rede ist.
Wie waren denn so die Tage nach dem Abschied von Nowitzki? Er hatte ja gesagt, dass er erstmal ein paar Bierchen trinken möchte. Ist das Team dann noch einmal zusammen raus oder hat er sich dann auch irgendwann abgekapselt Richtung Familie?
Kleber: Die ersten beiden Tage wurde sein Abschied noch gefeiert, da gab es auch noch ein großes Essen. Danach wollte auch er mehr Zeit mit der Familie verbringen, das hat man in der NBA bei 82 Spielen und den ganzen Reisen ja kaum.
Dirk sagte ja, dass er nur noch Eis isst und ein wenig aufgegangen ist. Wie schwierig ist so eine Offseason für einen Sportler, wenn man mal aus diesem geregelten Tagesablauf herauskommt?
Kleber: Für mich war es wirklich eine extreme Umstellung. Aus Europa kannte ich es, sehr lange zu spielen. Erst kamen die Playoffs, dann ging es zur Nationalmannschaft, viel Freizeit gab es da im Sommer gar nicht. Nun war für mich die Saison schon zum zweiten Mal Mitte April vorbei und offiziell geht die Vorbereitung erst wieder im September los. Bei so viel Zeit muss ich schon aufpassen. Es ist aber auch geil, weil ich zum ersten Mal Zeit hatte, mich im Basketball weiterzuentwickeln und an diversen Sachen zu arbeiten. Das hatte ich so noch nie, in Europa habe ich ansonsten eigentlich immer nur Reha gemacht und so hatte ich im Sommer mal zwei Monate Zeit für Basketball.
Was steht dann für Sie in diesem Sommer auf der Agenda, wo Sie sich basketballerisch weiterentwickeln wollen?
Kleber: Ich will auf jeden Fall an meinem Wurf weiterarbeiten. Den hatte ich schon letzten Sommer geändert und zu Beginn der Saison funktionierte es gut, bevor ich in ein kleines Loch gefallen bin. Danach habe ich mich gefangen, aber es braucht eben alles ein bisschen Zeit. Das stellt man nicht einfach so um, da braucht es jede Menge Wiederholungen. Deswegen mache ich da weiter, um das alles wieder aufzufrischen. Für mich persönlich ist es wichtig, wenn ich von außen gut werfe, dann gibt es mehr Switch-Situationen, wodurch ich mehr ins Post-Up gehen, mehr Eins-gegen-Eins gegen kleinere oder größere Gegenspieler spielen kann.
In Bamberg haben Sie zuletzt auch mit Stefan Weißenböck gearbeitet, der als exzellenter Wurf-Coach gilt. Was hat er Ihnen mitgegeben, worauf Sie besonders achten müssen?
Kleber: Ich habe vergangenes Jahr begonnen, intensiver mit ihm zu arbeiten, trainierte aber auch schon vor ein paar Jahren mit ihm. Das passt einfach gut. Er hat da verschiedene Sachen angesprochen: die Fußstellung, wie der Arm beim Wurf steht, dass der Ellenbogen nicht draußen ist, dass du den Ball ein bisschen weiter nach hinten nimmst. Das sind so kleine Details, an denen wir arbeiten. Da gibt es zig Sachen und verschiedene Übungen, die wir machen.
Maxi Kleber: Statistiken in der NBA
Saison | Spiele | Minuten | Punkte | Rebounds | Blocks | FG | 3FG |
2017/18 | 72 | 16,8 | 5,4 | 3,3 | 0,7 | 48,9 | 31,3 |
2018/19 | 71 | 21,2 | 6,8 | 4,6 | 1,1 | 45,3 | 35,3 |
Maxi Kleber spricht über die Playoffs und die NBA Finals
Wie verfolgen Sie die Playoffs? Schalten Sie nach der Saison erst einmal ab und irgendwann kommt man dann wieder rein oder schauen Sie sich dann doch alles an?
Kleber: Dieses Jahr bin ich früh nach Deutschland geflogen und hatte so viel zu tun, dass ich nachts keine Lust mehr hatte, die Spiele live zu schauen. Ich habe dann Zusammenfassungen geschaut oder die Boxscores gecheckt.
Im Hinblick auf die Finals: Die Warriors stehen zum fünften Mal in Folge in den Finals und spielen nun nach der Verletzung von Kevin Durant wieder ihren gefürchteten Team-Basketball. Wie sehen Sie die Warriors in diesen Playoffs?
Kleber: Ich glaube, dass es vor allem für Stephen Curry sehr wichtig war, dass er in die Playoffs reinkam und gute Spiele hatte. Wenn man dann noch KD hat, dem man jederzeit den Ball in die Hand drücken kann, ist das immer eine Gefahr für den Gegner. Natürlich gibt es ein Limit, du kannst nur eine gewisse Anzahl an Stars haben, die den Ball in der Hand haben und scoren wollen. Die Warriors haben aber bewiesen, dass sie mental stark sind. Während der Saison hatten sie auch ihre Probleme, aber in den Playoffs war das bisher wieder souverän. Ich hatte eigentlich vermutet, dass Houston diesmal stärker und die Warriors mehr ärgern würde. Dennoch war die Serie sehr interessant, da beide so extrem klein gespielt haben und ich denke, dass da die Warriors einfach stärker sind.
Ein weiterer Faktor für Golden State ist Draymond Green, der sich selbst als den besten Verteidiger überhaupt sieht. Wie sehen Sie seine Rolle und seine Verteidigungskünste?
Kleber: Das ist gesundes Selbstbewusstsein (lacht). Du musst da drüben von dem überzeugt sein, was du kannst. Er ist ein extrem guter Verteidiger, ist aggressiv, liest die Situationen gut und kommt immer mal wieder mit einigen Aktionen davon, auch weil er manchmal eine etwas dreckige Art hat. Das macht er dann meist auch geschickt. Er passt außerdem perfekt ins System der Warriors, ich bin mir gar nicht sicher, wie das bei einem anderen Team wäre.
Kleber über WM: "Haben ein extrem gutes Team"
Eine weitere dominante Figur in den Playoffs ist Kawhi Leonard von den Toronto Raptors. Können Sie sich von einem solchen Spieler gewisse Dinge abschauen?
Kleber: Auf jeden Fall. Was ich zunächst lernen musste, war der Abstand, wie ich gegen gewisse Akteure spiele. In der NBA gibt es mehr Platz, es gibt weniger Helpside, daran musste ich mich erst einmal gewöhnen, damit ich nicht zu nah ran gehe, wie ich es in Europa gemacht habe. Die Guards in der NBA sind viel schneller, haben mehr Skills. Gleichzeitig darf ich auch nicht zu weit weg, weil alle werfen können. Bei Kawhi kann man dann schauen, wie er sich in der Verteidigung positioniert, wie er mit seinen Händen arbeitet. Wann schiebt er, wann nimmt er die Hände weg, damit er kein Foul bekommt? Wichtig sind zudem Taktik-Analysen. Jedes Team hat ein paar Plays, die sie immer wieder laufen und einen ähnlichen Aufbau haben. Wenn man das dann weiß und es lesen kann, hilft das deinem Team enorm.
Blicken wir noch auf Ihren Sommer. Die Weltmeisterschaft in China steht an. Was ist drin und was erwarten Sie sich selber von dem Turnier?
Kleber: Ich glaube, dass wir ein extrem gutes Team haben und das Potenzial besitzen, etwas zu reißen. Es gehört aber einiges dazu, alle müssen gesund sein, alle müssen teilnehmen, das Team muss zusammenpassen. Wir dürfen uns nicht verstecken, müssen einfach frei aufspielen und dann schauen, was passiert. Die Tagesform wird natürlich bei solchen Turnieren auch sehr wichtig sein, aber ich hoffe, dass wir dort gute Werbung für den deutschen Basketball machen können.
Wenn Sie auf die Vorrunde und auch auf die potenzielle Zwischenrunde blicken: Muss es da nicht der Anspruch sein, darüber hinaus zu kommen?
Kleber: Ich denke schon. Tagesform ist natürlich eine Floskel, aber meiner Meinung nach spielt das schon eine Rolle. Dennoch sollten wir mit diesem Team schon den Anspruch haben.