Die Dallas Mavericks gingen mal wieder mit großen Ambitionen in die Free Agency, doch lange passierte nichts und es hagelte Absagen. Die Tage haben gezeigt, dass Luka Doncic alleine nicht reicht. Dennoch könnte sich diese Free Agency als ein Erfolg für die Texaner herausstellen.
Noch nie war eine Free Agency so schnell über die Bühne gegangen wie die Edition im Jahr 2019. Innerhalb weniger Stunden einigte sich der Großteil aller respektablen Free Agents, über 3 Milliarden Dollar wurden von den Teams in den ersten sechs Stunden herausgeblasen. Die Dallas Mavericks gaben keinen einzigen Cent für neue Spieler aus, sieht man einmal von den Verlängerungen von Kristaps Porzingis und Dwight Powell ab.
Erst im Laufe der folgenden Tage wurden Deals mit Seth Curry oder Boban Marjanovic abgeschlossen, die sinnvoll sind, aber eben auch unter dem Radar flogen. Die großen Namen, die gehandelt wurden, seien es Kemba Walker, Al Horford oder auch Malcolm Brogdon, machten dagegen mal wieder einen Bogen um Dallas. Gleiches galt zuletzt auch für einen guten Rollenspieler wie Danny Green, auf den die Mavs warteten.
Stattdessen setzten die Mavs auf Kontinuität, indem sie weitere eigene Spieler wie Maxi Kleber, Dorian Finney-Smith und J.J. Barea hielten, auch das zu völlig legitimen Preisen. Dennoch herrschte in Dallas mal wieder Enttäuschung über die wilden ersten Tage im Juli vor - und das hat sich die Franchise auch selbst zuzuschreiben.
Dallas Mavericks: Zu- und Abgänge
Zugänge | Abgänge |
Seth Curry (Portland) | Dirk Nowitzki (Karriereende) |
Boban Marjanovic (Philadelphia) | Devin Harris (unbekannt) |
Delon Wright (Memphis) | Trey Burke (unbekannt) |
Salah Mejri (unbekannt) |
Mavs: Geplatzter Butler-Trade wirft Fragen auch
Dass es Gerüchte um Kemba oder Horford gab, dafür traf die Mavs eher keine Schuld. Das Ziel, welches vor der Free Agency ausgegeben wurde, war, dass ein paar Veteranen zum Team stoßen sollen, die auch als Starter eingesetzt werden können. In Seth Curry oder auch Delon Wright hat Dallas solche Spieler auch gefunden.
Irritierend war jedoch der Weg zu diesen Verpflichtungen, angefangen mit dem Wirrwarr im Zuge des Sign-and-Trade-Deals für Jimmy Butler, als Dallas zunächst laut Medienberichten Goran Dragic von den Miami Heat bekommen würde. Ramona Shelburne (ESPN) berichtete dann, dass Dallas doch davon absah, da dies den Cap Space zu sehr beeinflussen würde.
Doch für wen sollte das Geld gespart werden? Viele Veteranen mit Qualität brachten ihre Schäfchen schnell ins Trockene, der Markt war in Windeseile leer. Haben die Mavs diese Entwicklung nicht kommen sehen oder verzichteten General Manager Donnie Nelson und Co. bewusst auf frühzeitige Einigungen?
Dallas Mavericks bei Danny Green nur dritte Option
Im Nachhinein ist das unmöglich zu rekonstruieren. Dallas hatte in der Folge Danny Green von den Toronto Raptors als Ziel ausgemacht, ebenfalls unverständlich. Die Mavs waren wohl nach den Lakers und den Raptors nur dritte Wahl, der Shooting Guard wartete zudem auf die Entscheidung von Kawhi Leonard, was Dallas wertvolle Zeit kostete. War Green so wichtig, dass es dieses Risiko wert war?
Es ist kein Beinbruch, dass sich Green und viele andere auch gegen Dallas entschieden, aber aufgrund des Geldes, welches die Mavs vor dem 30. Juni zur Verfügung hatten, sieht die Ausbeute recht mau aus.
Für was stehen die Mavs eigentlich? Immer wieder will die Franchise eine Destination für Free Agents sein, sie ist es aber nicht - noch nicht. Dieser Sommer zeigte erneut, wo die Prioritäten der Stars liegen. Meist sind dies große Standorte, eine funktionierende Organisation oder ein Team, welches sich bereits in den Playoffs bewiesen hat. Bei Brooklyn und den Clippers konnten alle Faktoren abgehakt werden.
Mavs müssen weiter um Doncic und Porzingis aufbauen
Die Mavs haben in Luka Doncic und Porzingis ohne Frage einen hoffnungsvollen Kern, doch es fehlt noch jeglicher Beweis, dass sie ein Team in die Playoffs führen können und sich dort die Hörner abstoßen. Allein die Aussicht, dass mit Doncic ein kommender Superstar in Dallas spielt, reicht noch nicht, genauso wenig wie vor Jahren ein alternder Dirk Nowitzki, als Dallas Jahr für Jahr in der Free Agency versetzt wurde.
Vielmehr werden die Mavs nun zu ihrem eigenen Glück gezwungen. Abseits aller Enttäuschungen war die große Stärke der Franchise, unterschätzte Spieler für kleines Geld in den Kader zu holen und diese zu anständigen Rotationsspielern zu entwickeln. Kleber ist dafür ein gutes Beispiel, geht man weiter zurück, kann Barea genannt werden.
Mit Curry wurde das Shooting verstärkt, Wright ist eine sinnvolle Ergänzung zu Doncic im Backcourt, da er vor allem defensiv Qualitäten mitbringt. Marjanovic ist ein Joker und gleichzeitig Entlastung für den Frontcourt, was diesen noch einmal eine Ecke tiefer macht.
Während andere Teams auf viel Qualität an der Spitze setzen, besitzt Dallas einen Haufen an fähigen Rotationsspielern, vergleichbar mit den L.A. Clippers der Vorsaison. So bleibt der Kader der Mavs extrem flexibel und mit Rick Carlisle steht weiter ein Coach an der Seitenlinie, der ständig an seinen Rotationen feilt und vielen Spielern eine Chance gibt.
Dies ist wichtig, da Dallas sein Team weniger über die Free Agency verstärken kann, sondern vielmehr über Trades. So gelang der Coup mit Porzingis, das muss die Blaupause sein. Dallas hat dafür einige interessante Verträge für die Zukunft. Außer dem Letten und Tim Hardaway verdient kein Mavs-Spieler mehr als 13 Millionen, dazu gibt es viele mittelgroße Deals (Wright, Curry, Kleber, Powell), die nicht besonders schwer zu verschieben sind.
Vertragsverlängerungen bei den Dallas Mavericks
Spieler | Position | Dauer | Geld (in Mio.) |
Kristaps Porzingis | PF/C | 5 | 158 |
Maxi Kleber | PF/C | 4 | 35 |
Dorian Finney-Smith | SF | 3 | 12 |
J.J. Barea | PG | 1 | 2,6 |
Dwight Powell | PF/C | 4 | 37 |
Kristaps Porzingis: Vertrag ein großes Risiko
Ob dies Dallas mittelfristig einen weiteren großen Namen bescheren wird, kann man nur vermuten, aber auch so ist Dallas vernünftig aufgestellt. Die große Frage für die kommenden Jahre wird sein, wie fit Porzingis wirklich ist. Seine Verlängerung über fünf Jahre und 158 Millionen Dollar ist ein enormes Risiko, kann sich aber auszahlen. Sollte das Einhorn aber weiter von Verletzungen heimgesucht werden, wird die Franchise Probleme bekommen.
Stand jetzt scheint Porzingis sich aber gut von seinem Kreuzbandriss erholt zu haben, folgt man seinen Social Media Accounts sehen die Fans den Letten fleißig bei der Arbeit. Druck gibt es in Dallas ohnehin noch nicht. Die Western Conference bleibt weiter ein einziges Minenfeld, mit Ausnahmen von Memphis und Phoenix dürfte sich jedes Team Chancen auf einen Platz in der Postseason ausrechnen.
Auch in Dallas würden die Verantwortlichen gerne an den Playoffs schnuppern, um den nächsten und auch logischen Schritt zu nehmen. Sollte allerdings früh absehbar sein, dass die Postseason nur ein kühner Traum ist, bleibt noch der eigene Pick im Sommer und damit ein vielleicht weiteres Puzzleteil im nun schon seit drei Jahren geführten Neuaufbau.
Wenn es eine Lehre aus dieser Free Agency gab, dann dass nur Doncic und Porzingis noch keinen Sommer für die Mavs machen. So vielversprechend die Zukunft auch sein mag, sie bleibt eben die Zukunft. Die Gegenwart ist noch eine andere.