Die NBA ist ein schnelllebiges Geschäft, das ist nicht nur eine dieser Phrasen, wie 'It's a make-or-miss-League,' es ist ein Fakt. Für Jabari Parker haben sich dagegen die Zeichen noch viel schneller verändert. Noch vor fünf Jahren wurde diskutiert, ob nicht er der erste Pick sein sollte, letztlich wählten ihn die Milwaukee Bucks an Position zwei - noch vor Joel Embiid.
Zusammen mit Giannis Antetokounmpo sollte Parker das Fundament in Wisconsin bilden, was sollte auch schiefgehen? Auf der High School in Chicago dominierte Parker, er war der beste Spieler des Landes, zierte das Cover von Sports Illustrated. Doch statt eines Abo-All-Stars ist Parker ein Wandervogel geworden, mit 24 Jahren spielt er bereits für sein viertes Team. Die Atlanta Hawks boten letztlich einen Zweijahresvertrag über 13 Millionen Dollar an, es könnte Parkers letzte Chance sein.
Jabari Parker: Zwei Kreuzbandrisse stoppen den Aufstieg
Dass es in Milwaukee nicht klappte, hat viele Gründe, vornehmlich waren es seine Verletzungen. So startete Parker nach seinem ersten Kreuzbandriss hoffnungsvoll, legte 2016/17 über 20 Punkte im Schnitt auf, nur um sich dann erneut die gleiche Verletzung zuzuziehen. In der Zwischenzeit schwang sich der Greek Freak zum absoluten Superstar auf, Parker spielte nur noch eine Nebenrolle.
Parker konnte sich unter Interimscoach Joe Prunty nicht mehr richtig integrieren, die Bucks strichen 2018 bereits in der ersten Playoff-Runde gegen die Boston Celtics die Segel. In der Free Agency konnte sich Parker dann nicht mit Milwaukee auf einen neuen Deal einigen, die Parteien waren weit auseinander.
Schon da war die Schere zwischen Anspruch und Realität zu groß geworden. Der ehemalige No.2-Pick sah sich weiter als potenziellen Star (und wollte auch so bezahlt werden), doch das System der Bucks war inzwischen auf Antetokounmpo zugeschnitten, während Parker inzwischen häufiger zum Gespött wurde, da mehr und mehr kleine Clips von dessen teils nicht-existenter Defense die Runde machten.
Jabari Parker: Defense? Dafür werde ich nicht bezahlt
Den Chicago Bulls war es egal, sie gaben dem Hometown Hero 20 Millionen Dollar für die anstehende Saison, was Parker zum Anlass nahm, bei einem Radio-Interview folgendes über seine defensiven Schwächen zu sagen: "Keiner in dieser Liga wird dafür bezahlt, dass er Defense spielt."
Es mag ein Körnchen Wahrheit in dieser Aussage stecken, doch wenn dies ein Spieler sagt, der offensichtlich nicht daran interessiert war, zu verteidigen, war dies ein gefundenes Fressen für die Medien wie auch die Fans. Dies wurde Parker auch bei den Bulls zum Verhängnis. Früh in der Saison wurde in Jim Boylen ein neuer Coach installiert, der extremen Wert auf Disziplin und Verteidigung legte.
Suicide Sprints und etliche Trainingseinheiten standen auf der Tagesordnung, in Spielen nahm Boylen teilweise Hockey-Auswechslungen vor, wenn er alle fünf Spieler gleichzeitig austauschte. Parker wurde dagegen komplett aus der Rotation gestrichen, ein Trade nach Washington im Februar kam einer Erlösung gleich.
In Washington ging es dagegen nicht mehr um viel, die Playoffs waren in weiter Ferne und so konnte Parker ein wenig an seinem Image arbeiten, sich rehabilitieren. Als Sixth Man setzte er hin und wieder Akzente von der Bank, für einen neuen Vertrag reichte es dennoch nicht.
Jabari Parker und die Atlanta Hawks: Ein guter Fit
Heißt es nun letzte Ausfahrt Atlanta? Der Fit mit den Hawks ist zumindest kein Schlechter. Atlanta besitzt ein junges Team, welches noch nicht in der Lage sein wird, die vorderen Playoff-Plätze anzugreifen. Dafür wird die Mannschaft um Spielmacher Trae Young mit den frischen Beinen schnell spielen - das war schon vergangene Saison so, als Atlanta die höchste Pace der kompletten NBA vorwies.
Vorteil Parker? Durch seinen wackligen Wurf stört er nicht selten die Halbfeld-Offense, aber in Transition macht dem Forward kaum jemand etwas vor. Das stellte er schon in Washington unter Beweis, in der Restricted Area versenkte Parker in der vergangenen Saison starke 71 Prozent.
"Ich spiele gerne schnell", verriet Parker bereits bei seiner Vorstellung in Atlanta. "Der Fastbreak ist der beste Angriff im Basketball, es geht einfach darum, wer schneller umschalten kann. Ich denke, dass ich dem Team dabei helfen kann." Für die Tiefe des Teams wird Parker mit Sicherheit helfen. Vermutlich bleibt Parker zunächst einmal nur ein Bankplatz hinter John Collins, sollte dieser nicht die Saison auf Center beginnen. Doch die Bankrolle dürfte Parker eher entgegenkommen, das hat auch er inzwischen scheinbar eingesehen.
"Wegen meiner Rolle wird man sehen, es liegt ganz an mir selbst", sagte Parker gegenüber Amicohoops. "Ich will einfach die richtigen Entscheidungen auf dem Feld treffen und ein guter Mitspieler sein. Alles andere ergibt sich dann von selbst."
Jabari Parker: Seine Statistiken in der NBA
Saison | Team | Spiele | Minuten | Punkte | FG% | 3P% | Rebounds | Assists |
14/15 | Bucks | 25 | 29,5 | 12,3 | 49,0 | 25,0 | 5,5 | 1,7 |
15/16 | Bucks | 76 | 31,7 | 14,1 | 49,3 | 25,7 | 5,2 | 1,7 |
16/17 | Bucks | 51 | 33,9 | 20,1 | 49,0 | 36,5 | 6,2 | 2,8 |
17/18 | Bucks | 31 | 24,0 | 12,6 | 48,2 | 38,3 | 4,9 | 1,9 |
18/19 | Bulls | 39 | 26,7 | 14,3 | 47,4 | 32,5 | 6,2 | 2,2 |
18/19 | Wizards | 25 | 27,3 | 15,0 | 52,3 | 29,6 | 7,2 | 2,7 |
Parker: Mehr als nur ein reiner Scorer?
Auch seine Aussagen über Defense bereut der 24-Jährige inzwischen, auch wenn er beteuert, dass man seine Worte von damals nicht für bare Münze hätte nehmen sollen. "Natürlich ist auch mir Defense wichtig", betonte Parker noch einmal. "Wenn ich meinen Gegner nicht verteidigen kann und er mehr Punkte als ich scort, habe ich das Matchup verloren."
Es wird für Parker der Schlüssel sein, ob er in der NBA eine Zukunft in größerer Rolle haben kann, das weiß auch er selbst. "Die besten Teams können defensiv den Schalter jederzeit umlegen, das will ich auch können. Ich möchte ein Spieler werden, der das komplette Paket hat."
Das ist durchaus lobenswert, nun gilt es aber auf dem Feld, auf Worte Taten folgen zu lassen. Nach zwei schweren Verletzungen wird Parker wohl nie das Versprechen des No.2-Picks und möglichen Abo-All-Stars einlösen können, doch ein solider bis überdurchschnittlicher NBA-Spieler, der weiß, wo der Korb hängt, kann er definitiv werden. Bei den Hawks bekommt er dafür vielleicht nun seine letzte, echte Chance.