Die Utah Jazz waren in den vergangenen Jahren vor allem für ihre Defense bekannt, scheiterten in den Playoffs aber immer relativ früh. In diesem Sommer fand zwar kein Umdenken am Salzsee statt, trotzdem haben die Jazz nicht nur dank Mike Conley deutlich mehr Feuerkraft. Reicht das, um ein Contender zu sein? Die Offseason-Analyse.
Utah Jazz: Die Transaktionen
Umtriebig ging es zu in dieser Offseason am Salzsee und das begann schon vor dem Draft. In Mike Conley holten die Jazz via Trade den gewünschten Starter beziehungsweise Co-Star für Donovan Mitchell auf der Eins. Dafür gab Utah Jae Crowder, Kyle Korver, Grayson Allen sowie einen Erstrundenpick 2020 (Top-7 geschützt) ab.
Dies bedeutete gleichzeitig auch das Aus für Free Agent Ricky Rubio, der zwei Jahre lang neben Mitchell die Fäden im Jazz-Spiel zog. Rubio-Backup Raul Neto wurde zudem entlassen. Das schuf Platz für die Verpflichtung von Bojan Bogdanovic von den Indiana Pacers, der Kroate wird in den kommenden vier Jahren insgesamt 73,1 Millionen Dollar verdienen.
Aufgefüllt wurde der Kader dann noch durch einige kleine, aber sehr interessante Deals. Zum Team stießen noch Ed Davis (2 Jahre, 9,8 Mio.), Jeff Green (1 Jahr, 2,6 Mio.) und Emmanuel Mudiay (1 Jahr, 1,7 Mio.). Zweitrundenpick Miye Oni erhielt einen ungarantierten Dreijahresvertrag, Flügelspieler Nigel Williams-Goss hat eine Garantie von 1,5 Millionen.
Nicht mehr im Kader stehen neben Rubio auch noch Defensiv-Spezialist Thabo Sefolosha, Backup-Big Ekpe Udoh sowie Naz Mitrou-Long. Als letzte Personalie wurde zudem Derrick Favors nach New Orleans geschickt, wodurch die leidige Frage, ob er und Rudy Gobert zusammenspielen können, endlich beantwortet wurde.
Utah Jazz: Die wichtigsten Daten der vergangenen Saison
Bilanz Regular Season | Offensiv-Rating | Defensiv-Rating | Net-Rating |
50-32 (Platz 5 im Westen) | 110,3 (14.) | 105,3 (2.) | 5,0 (4.) |
Utah Jazz: Die Strategie
Utah will angreifen, Utah will das Vakuum an der Spitze der Western Conference nutzen. In den vergangenen beiden Jahren scheiterten die Jazz jeweils an den Houston Rockets in den Playoffs recht deutlich, wobei gerade die offensiven Probleme mehr als offensichtlich wurden.
Zu abhängig war Utah von Mitchell, der in seinen ersten beiden NBA-Jahren zu viel Verantwortung schultern musste. Mit Conley kommt die benötigte Entlastung für die Offensive. Der frühere Grizzlies-Star ist aber nicht nur als Ballhandler und Schütze stark, sondern wird auch die defensive Intensität eines Rubios aufrechterhalten.
Mehr Firepower wird es auch vom Flügel geben, was ebenfalls in der Vergangenheit häufig ein Problem war. Bogdanovic bringt mehr Flexibilität und ist weniger ein Spezialist, wie es zuletzt Korver oder auch Crowder waren.
Es bleibt festzuhalten, dass Utah bewusst auf deutlich mehr Offense gesetzt hat, auch mit dem Wissen, dass dadurch auf der anderen Seite ein wenig abgegeben wird. Der Conley-Vertrag mit 32,5 Millionen Dollar in dieser und wahrscheinlich 34,5 Millionen in der kommenden Saison (Early Determination Option) ist zwar happig, aber kein Problem, da Mitchells Rookie-Vertrag ebenfalls erst 2021 ausläuft. Vom Zeitplan passt es also, die Luxussteuer ist kein Thema (noch 15,5 Mio. drunter).
Der Kader der Utah Jazz
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Mike Conley | Donovan Mitchell | Joe Ingles | Bojan Bogdanovic | Rudy Gobert |
Dante Exum | Miye Oni | Royce O'Neale | Jeff Green | Ed Davis |
Emmanuel Mudiay | Stanton Kidd | Georges Niang | Tony Bradley | |
Nigel Williams-Goss |
Utah Jazz: Die Schwachstellen
Eine große Stärke der vergangenen beiden Jahre war der große Zusammenhalt der Truppe. Mit Rubio, Crowder und Favors gingen allerdings wichtige Bausteine, auch wenn das aus sportlicher Sicht völlig richtig war. Sicher sind Conley, Bogdanovic oder auch Davis in Sachen Persönlichkeit über jegliche Zweifel erhaben, dennoch muss sich Utah als Team sicherlich einige Zeit eingrooven.
Während also offensichtliche Lücken geschlossen wurden, sind aber auch neue da. Bogdanovic ist als Verteidiger ein wenig unterschätzt, doch gegen die besten Forwards im Westen sieht das Duo aus dem Kroaten und Ingles recht dünn aus, gerade wenn es in den Playoffs gegen Teams aus L.A. gehen könnte.
Auch auf Guard könnte die Rotation ein bisschen dünn sein. Einen echten Backup für Mitchell gibt es nicht, auch wenn Dante Exum oder Royce O'Neale auflaufen könnten. Sie beide haben aber eher in der Verteidigung Stärken. Das dürfte ein allgemeines Problem der Jazz sein, sie haben zu viele Spezialisten, weswegen Coach Quin Snyder die Minuten seiner Starter staffeln muss.
Utah Jazz: Der Hoffnungsträger
Klar, Mitchell und Gobert sind die Identifikationsfiguren, aber der Mann, der den Unterschied ausmachen könnte, ist Conley. Über Jahre steckte der Point Guard in Memphis in einem alternden Team auf dem absteigenden Ast, erschwerend kamen auch Verletzungen hinzu.
So geriet der Spielmacher, der es tatsächlich aufgrund der brutalen Western Conference nie ins All-Star-Team schaffte, ein wenig in Vergessenheit. Das Spiel der Jazz basiert auf jeder Menge Pick'n'Roll, Conley ist ein Meister darin und im Gegensatz zu Rubio ein 40-Prozent-Schütze aus der Distanz.
Im Prinzip ist es eine Win-Win-Situation für beide Seiten. Conley bekommt noch einmal die Chance, sich als einer der besseren Point Guards in den Playoffs zu beweisen, die Jazz ein perfektes Puzzle-Teil neben Mitchell. Die beiden Guards haben im Sommer auch schon miteinander trainiert, am Salzsee ist die Überzeugung groß, dass in dieser Spielzeit tatsächlich etwas gehen könnte.
Utah Jazz: Das Fazit
Die Schlagzeilen des Sommers machten im Westen die Teams aus Los Angeles, doch auch Utah rüstete sein Team mächtig auf und sollte deutlich höher als in der vergangenen Saison eingeschätzt werden. Damals hatte man auch ein wenig Pech mit den Matchups, ein Team wie Portland, welches bis in die Conference Finals stürmte, war mit Sicherheit qualitativ nicht besser als die Jazz.
Die größten Probleme (Point Guard, Scoring, Backup von Gobert) wurden alle angegangen und es wurden gute Lösungen präsentiert. Bogdanovic ist vielleicht auf lange Sicht überbezahlt, aber immerhin entschied sich mal wieder ein guter Free Agent für die Franchise aus dem Mormonenstaat. Utah hat sich Respekt aufgebaut und sollte auch in der heißen Phase ernstgenommen werden.
Die Note: 1-