Kurz vor dem Saisonstart meldet sich auch Above the Break aus dem Urlaub zurück. SPOX-NBA-Redakteur Ole Frerks stellt in seiner Kolumne Spieler vor, die die Saison prägen können.
Außerdem leert er sein Postfach und beantwortet die Fragen der Leser.
(Mehr als) Fünf Spieler, die die NBA-Saison definieren werden
Schon lange gab es vor einer Saison nicht mehr so viele neue Situationen, Storylines und generell neu verteilte Karten - zum ersten Mal seit etlichen Jahren gibt es außerdem keinen klaren Topfavoriten. Dafür aber jede Menge Spieler, die diese Spielzeit auf unterschiedliche Arten prägen könnten.
Jeder weiß, dass Kawhi Leonard, Anthony Davis oder Russell Westbrook ziemlich viel mit dem Ausgang dieser Spielzeit zu tun haben könnten und dass Zion Williamson interessant ist; doch auch in der zweiten, dritten oder letzten Reihe der NBA hoffen Spieler auf ihre erste, zweite oder vielleicht auch letzte Chance auf den Durchbruch, in welcher Form auch immer.
Zu diesem Anlass präsentierte ich mein Watchlist-Team. Die folgenden fünf (und noch ein paar mehr) sind natürlich nicht die einzigen Spieler, aber es sind welche, die ich aus unterschiedlichen Gründen besonders im Auge behalten werde.
Und los:
Backup Point Guard: Markelle Fultz (Orlando Magic)
Die Gründe für diese Nominierung habe ich kürzlich schon dargelegt, seither kann ich nur hinzufügen, dass die weiteren Auftritte in der Preseason mir noch mehr Hoffnung gemacht haben. Fultz ist die Definition einer Wild-Card. Da das hier aber gemogelt wäre, gibt es an dieser Stelle noch eine Alternative auf der Eins.
Starting Point Guard: Mike Conley Jr. (Utah Jazz)
Zu beweisen hat Conley nichts mehr - sollte man meinen. Der Point Guard stand mit den Grizzlies in den Conference Finals, hat großartig in den Playoffs performt, jahrelang auf All-Star-Niveau gespielt und dank seines aktuellen Vertrages ohnehin seit Jahren ausgesorgt. Er wird den Jazz weiterhelfen, so viel ist klar.
Aber ist es das wirklich? Blickt man auf die dominierenden Storylines dieses Sommers, kommen sowohl Conley als auch die Jazz oft ziemlich kurz; einerseits, weil sein Trade sehr früh über die Bühne ging und Davis, Leonard etc. erst später wechselten. Andererseits aber auch deshalb, weil es im Prinzip die Geschichte seiner Karriere erzählt.
Conley fliegt seit jeher unterm Radar, ist aufgrund des Standortnachteils und der Talent-Fülle in der Western Conference nie All-Star geworden - eigentlich ein Unding. Aber auch dadurch fällt teilweise unter den Tisch, wie perfekt er bei den Jazz reinpasst und wie gefährlich dieses Team mit ihm geworden ist. Utah hat Chancen, den Westen zu gewinnen. Und zwar sowohl in der Regular Season als auch in den Playoffs.
Die Defense der Jazz war schon vergangene Saison die beste der Liga, solange Rudy Gobert fit war. Mit Conley kann sie sogar noch besser werden - individuell befindet sich der nun 32-Jährige auf einem ähnlichen oder vielleicht etwas höheren Niveau als Vorgänger Ricky Rubio, vor allem kann er aber eine Last von Donovan Mitchell nehmen.
gettyMitchell galt, bevor er gedraftet wurde, als vor allem defensiv begabter Spieler. Etwas überraschend wurde er dann zum Go-to-Guy in Utah, worunter seine Defense ein wenig litt, weil er einfach deutlich mehr Energie vorne aufbringen musste. Conley jedoch kann ihm viele Pflichten abnehmen, wodurch vermutlich Ressourcen freiwerden, die Mitchell defensiv auf die nächste Stufe heben könnten.
Den größten positiven Impact sollte Conley jedoch offensiv haben. Die Jazz waren am Ende immer wieder viel zu abhängig von Mitchell - Conley wiederum ist selbst ein elitärer Ballhandler, der für sich selbst und andere kreieren kann. Aus den Pick'n'Rolls, die er vergangene Saison lief, generierten die Grizzlies 0,96 Punkte pro Versuch - Platz 3 unter allen Spielern, die mindestens acht davon pro Spiel liefen. Nur hatte Conley in Memphis außer Marc Gasol oft keinen einzigen gefährlichen Mitspieler.
Das ändert sich in Utah, entsprechend könnten auch Conleys Effektivität und Effizienz noch einmal hochgehen. So wie Conley Mitchell Räume schafft, wird es andersrum auch funktionieren - seit Jahren hatte Conley nicht mehr so einen explosiven Flügelspieler neben sich.
Conley ist ein weitaus besserer Schütze, als es die eher durchschnittlichen 36,4 Prozent von der Dreierlinie in der vergangenen Saison andeuten - es spielt eben eine Rolle, ob man sich jeden dieser Würfe selbst erarbeiten muss und oft die einzige gefährliche Option seines Teams ist. Offene Dreier aus dem Catch-and-Shoot hatte Conley so nur wenige, traf sie aber zu knapp 40 Prozent.
In der Saison 2016/17, seiner zuvor letzten gesunden Saison, traf er sie sogar zu 46 Prozent, was den Jazz Hoffnung machen sollte. Die Offense von Head Coach Quin Snyder ist seit Jahren sehr gut darin, die richtigen Würfe zu produzieren und herauszuspielen, es fehlte lediglich an der Umsetzung, gerade in den Playoffs. Conley und auch Bojan Bogdanovic sind hier sehr viel bessere Abnehmer als Rubio oder Jae Crowder.
Alles in allem sind die Jazz im Sommer ein besser balanciertes Team geworden, das im Konzert der Großen im Westen eine Rolle spielen kann, auch ohne klassischen Superstar. Denn klar erkennbare Schwächen hat das Team dank Conley jetzt fast überhaupt nicht mehr.
Starting Shooting Guard: Devin Booker (Phoenix Suns)
Von solchen Sphären kann Conleys fiktiver Backcourt-Kollege nur träumen. In Bookers vier NBA-Jahren haben die Suns 23, 24, 21 und 19 Spiele gewonnen und mehr alberne Schlagzeilen abseits des Courts (Stichwort: Ziege) geschrieben als positive sportliche Geschichten. Booker hat zwar selbst 70 Punkte in einem Spiel aufgelegt und sein Talent mehr als nur angedeutet, so richtig akzeptiert als Topspieler ist er aber nicht.
Booker ist sogar eher eine kontroverse Figur geworden. Die eine Seite sieht ihn als Spieler mit guten Statistiken bei einem miesen Team, als Verlierer, der keine Defense spielt. Die andere Seite weist daraufhin, dass sein Team ihn über vier Jahre aktiv gehandicapt hat und er dennoch effizienter punktet als beispielsweise Mitchell.
Dass er sich meilenweit von dem eindimensionalen Shooter entfernt hat, der er am College in Kentucky war, dass aus ihm eine Art rechtshändiger James Harden werden könnte, dass er, nicht zu vergessen, noch immer erst 22 Jahre alt ist.
Ich ordne mich prinzipiell eher der letzteren Sichtweise zu. Booker hat Schwächen, vor allem defensiv, er hat aber auch ein Skillpaket, dass ihn zu einem der größten Offensivtalente der NBA macht (wenn auch nicht zum nächsten Harden). Er ist als Playmaker gereift, in einer unmöglichen Situation für einen jungen Spieler, er kann aus jeder Lage scoren. Diese Saison muss trotzdem ein weiterer Schritt kommen.
Die Suns hatten vergangene Saison über weite Strecken keinen echten Point Guard im Kader und ließen fortan fast alles über Booker laufen, der Kader war unheimlich schlecht zusammengestellt und wurde während der Saison durch weitere Trades durcheinandergewirbelt. Weder defensiv noch offensiv hatten die Suns viel Kompetenz im Kader.
Defensiv wird es auch in der kommenden Saison schlecht bleiben, was Phoenix auf den Court bringt. Offensiv sollte aber viel mehr drin sein als der 28. Platz beim Rating. Die Suns haben endlich mehrere Playmaker und auf jeder Position zumindest einigermaßen gefährliche Spieler. Und vor allem haben sie endlich einen Floor General.
Ricky Rubio ist kein perfekter NBA-Spieler, neben Booker sollte er aber gut passen. Der Spanier hat ein sehr gutes Auge und wird Booker etwas Druck nehmen, dazu kann dieser sich wieder mehr auf das Spiel ohne Ball in der Hand konzentrieren, in dem er prinzipiell enorm gefährlich ist. Sein Draft-Vergleich war eher Klay Thompson als Harden, zumindest in Bezug auf das Offensiv-Spiel.
Die NBA-Statistiken von Devin Booker
Saison | Spiele | Punkte | Assists | FG% | 3FG% | Off.-Rtg. |
15/16 | 76 | 13,8 | 2,6 | 42,3 | 34,3 | 100,3 |
16/17 | 78 | 22,1 | 3,4 | 42,3 | 36,3 | 107,7 |
17/18 | 54 | 24,9 | 4,7 | 43,2 | 38,3 | 102,9 |
18/19 | 64 | 26,6 | 6,8 | 46,7 | 32,6 | 108,2 |
Booker hat auch mit Dario Saric oder Frank Kaminsky neue Mitspieler bekommen, die ihn in Szene setzen können. Deandre Ayton sollte den nächsten Schritt machen, es muss offensiv also nicht mehr alles von Booker abhängen. Was auch bedeutet, dass es nicht mehr viele Entschuldigungen gibt. Die Playoffs sind in diesem Westen utopisch, trotzdem muss es bei der Siegzahl zumindest mal wieder über 30 gehen.
Und Booker muss beweisen, dass sein Spiel zu Siegen führen kann. Einen Maximalvertrag haben die Suns ihm ohne zu Blinzeln gegeben, was angesichts ihrer Lage und seines Talents auch verständlich war. Die Frage, ob er ihn rechtfertigen kann, ist bisher aber nicht endgültig beantwortet. Das sollte die kommende Saison ändern.
Starting Small Forward: Gordon Hayward (Boston Celtics)
Im Prinzip kann man hier große Teile der Celtics nennen, speziell Jayson Tatum und Jaylen Brown stehen vor richtungsweisenden Saisons. Allerdings steht für fast niemanden so viel auf dem Spiel wie für Hayward. Im Sommer 2020 muss er entscheiden, ob er seine Option für 20/21 zieht (34,2 Mio. Dollar) oder ob er Free Agent werden möchte.
Die ersten beiden Jahre Haywards in Boston waren bekanntlich ein Desaster. Die erste Saison dauerte fünf Minuten, die gesamte zweite Saison wurde damit verbracht, sich nach dem Beinbruch wieder ans NBA-Tempo zu gewöhnen. Zum Ende der Spielzeit war dieser Prozess immer noch nicht abgeschlossen.
Mal zeigte Hayward überragende Ansätze, sehr oft agierte er aber auch zögerlich und harmlos, das Ruder herumreißen konnte er in dieser verkorksten Celtics-Saison ebenso wenig wie alle anderen. Nun ist die Situation aber eine andere. Mit Kyrie Irving ist der Topscorer weg, die Spielanteile werden neu verteilt. Und welche Rolle spielt Hayward?
Brad Stevens scheint mit Hayward, Tatum und Brown in der Starting Five zu planen, was Hayward zum zweiten Ballhandler und Playmaker neben Kemba Walker machen dürfte. Schon vergangene Saison war dies der Aspekt seines Spiels, der am nächsten an alter Utah-Form war, die Celtics brauchen aber gerade in dieser Konstellation noch mehr von ihm. In einem Wort: Attacke.
Hayward zu Utah-Zeiten ging furchtlos zum Korb, sammelte Freiwürfe und schuf Räume für seine Mitspieler - diesen Teil seines Spiels gab es vergangene Saison nur sehr selten zu sehen. Seine Freiwurf-Rate fiel zum ersten Mal in seiner Karriere unter 30 Prozent, was nur zu gut zu Tatum und auch Irving passte. Mit dem Unterschied, dass Hayward eine Entschuldigung dafür hatte, nicht mit vollem Risiko zum Korb zu gehen.
In der Preseason zog der einmalige All-Star nun wieder vermehrt zum Korb - sollte sich das bestätigen, wäre es ein Segen für Bostons zuletzt oft vorhersehbare und statische Offense. Ein dynamischer Hayward wäre auch für Walker ein idealer Mitspieler, da dieser auch abseits des Balles gut funktionieren kann und viel in Bewegung ist.
Wie Hayward und viele andere aber auch wissen: Das Zurückkommen nach einer so schweren Verletzung verläuft selten linear. Auch in dieser Saison kann und wird es Rückschläge geben, wie gut er damit zurechtkommt, dürfte diese Spielzeit der Celtics mitbestimmen. Paul George etwa brauchte nach seinem Beinbruch gute zwei Jahre, um wieder wirklich der Alte zu werden. Andere schafften es nie.
Backup Forward: Michael Porter Jr. (Denver Nuggets)
Ein Bonus. Niemand weiß, was von Porter zu erwarten ist und wie gut sein Körper den NBA-Belastungen nach fast zwei Jahren Verletzungspause standhält. Fakt ist, dass sein Skillset - sollte er es denn abrufen können - ziemlich genau das beinhaltet, was den Nuggets noch fehlt. Ein langer, vielseitiger Scorer auf dem Flügel neben Nikola Jokic? Nehme ich!
gettyStarting Power Forward: Jonathan Isaac (Orlando Magic)
Neben Fultz haben die Magic noch mehr spannende Personalien, Mo Bamba wäre auf Center sogar noch eine dritte Option. Starten darf aber nur Isaac, der, so meine Erwartung, in dieser Saison endgültig seinen Durchbruch feiern wird. Im Sinne von: Das könnte ein Most-Improved-Player-Kandidat sein.
Isaac hat mit seiner Länge und Schnelligkeit grenzenloses Potenzial in der Defensive, zumal er sich auch zu einem großen Teil darüber definiert - er nimmt sich kaum Pausen und kann alle fünf Positionen verteidigen. Die einzige Schwachstelle hatte er bisher gegen physische Center-Kanten, vor allem deshalb wurde er jedoch im Sommer nahezu gemästet, wie er Zach Lowe verraten hat.
"Ich hatte keine Ahnung, dass man so viel essen kann", sagte Isaac, der fünf bis sechs echte Mahlzeiten am Tag verputzen musste, um seine schmale Statur etwas zu optimieren. Tatsächlich hat er laut Eigenaussage um die 20 Pfund zugenommen und macht einen kräftigeren Eindruck, etwas größer ist er auch geworden (nun 2,13m). An Schnelligkeit hat er aber nicht verloren.
Den wichtigsten Entwicklungsschritt hat Isaac allerdings offensiv vor sich. Der 22-Jährige hat seinen Wurf etwas verbessert, ist aber noch nicht an dem Punkt, wo Verteidiger ihn an der Dreierlinie wirklich respektieren müssen. Das soll sich ändern, dafür arbeitete er im Sommer unter anderem mit Magic-Legende Tracy McGrady zusammen.
Ein stabilerer Wurf würde ihm auch andere Möglichkeiten eröffnen, etwa das Attackieren von Closeouts, was bei seinem überraschend guten Ballhandling eine echte Waffe werden könnte. Isaac ist schneller als fast all seine Gegenspieler, physisch ist er wohl am ehesten mit Kevin Durant und Giannis Antetokounmpo zu vergleichen.
Nicht, dass er deswegen deren Sphären erreichen wird. Er ist dennoch die wohl beste Chance der Magic, um von einem soliden Team zu einem guten zu werden. Orlando setzt auf die Länge seiner Spieler, mit Nikola Vucevic, Aaron Gordon und eben Isaac starten stets drei "eigentliche" Bigs, Spacing ist so automatisch nicht das Steckenpferd der Magic.
Wenn Isaac aber seine Zahlen nach dem All-Star Weekend (38 Prozent Dreierquote) bestätigen könnte, wäre ein gigantischer erster Schritt in die richtige Richtung gemacht. Dann schlummert in ihm ein künftiger All-Star.
Die NBA-Statistiken von Jonathan Isaac
Saison | Spiele | Punkte | FG% | 3FG% | Rebounds | Assists | Blocks | Steals |
17/18 | 27 | 5,4 | 37,9 | 34,8 | 3,7 | 0,7 | 1,1 | 1,2 |
18/19 | 75 | 9,6 | 42,9 | 32,3 | 5,5 | 1,1 | 1,3 | 0,8 |
Starting Center: Kevon Looney (Golden State Warriors)
So weit dürfte es bei Looney nicht gehen. Ein spannender Spieler ist er in der kommenden Saison dennoch - vor allem offensiv. Defensiv wissen die Warriors, dass sie mit ihm einen elitären Big Man behalten konnten, der sich perfekt mit Draymond Green ergänzt und in Abwesenheit von Klay Thompson den Laden zusammenhalten muss.
Schon angesichts dieser Qualität am eigenen Korb war Looneys Vertrag ein Schnäppchen, einer der besten Deals dieser Offseason (3 Jahre, 15 Mio.). Das könnte sich aber, je nachdem, wie sich seine Offense entwickelt, sogar noch stärker bewahrheiten.
Bisher brauchten die Dubs mit ihren vier bis fünf All-Stars über vier Jahre wenig bis gar nichts von Looney im Angriff. Blöcke stellen, abrollen, am Korb finishen, Offensiv-Rebounds holen, so seine Jobbeschreibung. Ein überraschend gutes Passspiel hat Looney schon andeuten dürfen, ansonsten war er jedoch ein reiner Zuarbeiter.
Das könnte sich nun ändern, Steve Kerr bezeichnete den Big Man nicht zu Unrecht als einen Eckpfeiler der Mannschaft. Faktisch haben die Dubs mit Stephen Curry jetzt noch einen elitären Scorer und in D'Angelo Russell einen weiteren Akteur, über den offensiv sehr viel laufen wird. Alle anderen Spieler dürfen sich quasi um die übrig bleibenden Würfe bewerben.
Das gilt auch für Looney, der sich wieder mehr seinem Pre-Draft-Profil annähern könnte. Am College in UCLA traf er über 40 Prozent seiner Dreier, wenn auch bei einer recht geringen Stichprobe. Allerdings hat er in vier NBA-Jahren kombiniert bisher weniger Dreier versucht (26) als in 36 College-Spielen (53). Existiert dieser Teil seines Spiels noch?
gettyAls in den Playoffs Durant und dann auch noch Thompson ausfielen, nahm Looney immerhin einige Mitteldistanz-Würfe, zuvor hatte er fast immer in unmittelbarer Korbnähe abgeschlossen. Looney ist ein intelligenter Cutter, der natürlich auch von der Genialität der Warriors-Playmaker wie Curry, Durant, Andre Iguodala oder Green profitierte. Stehen Spieler wie Curry oder Durant auf dem Court, ergeben sich für andere immer wieder Möglichkeiten, wenn sie sich klug bewegen.
Die Warriors haben zwar offensiv einiges verloren, Curry wird aber auch in der kommenden Saison oft drei Verteidiger binden und Green wird bereit stehen, um danach den Ball zu verteilen. Looney hat gegenüber großen Teilen des restlichen Kaders den Vorteil, bereits Kontinuität mit Curry und Green entwickelt zu haben.
Aus Respekt sieht nahezu jeder die Warriors in den Playoffs, ich auch. Curry, Green und Russell werden es aber nicht alleine schaffen. Der Kader ist unheimlich dünn und versammelt einen großen Haufen von Spielern, die bisher nur bedingt ihre NBA-Tauglichkeit unter Beweis stellen konnten. Mehrere von ihnen müssen einen Schritt machen.
Bei Looney kann man damit rechnen, wenn er gesund bleibt. Der 23-Jährige könnte sich in seiner fünften Saison ein ziemlich neues Job-Profil zulegen.
NBA Mailbag - die Leser-Fragen zum Saisonstart
@mouzChase: Wen hältst du für das wahrscheinlichste Tradeziel der Celtics auf der 5? Vor der Deadline wird 100 Prozent etwas passieren, ich persönlich fände Adams am sinnvollsten, weil OKC noch ausverkaufen wird. Oder denkst du, es wird nur auf den Buyoutmarkt hinauslaufen?
Was die Fähigkeiten angeht, würde Adams zwar gut bei den Celtics hineinpassen. Das Problem ist jedoch sein Gehalt: Knapp 26 Mio. Dollar in dieser, knapp 28 Mio. in der folgenden Saison. Für diesen Vertrag gibt es bei den Celtics in Hayward nur einen Fit, und das sehe ich schon deshalb nicht, weil OKC in der jetzigen Situation keinen 26-jährigen Adams für einen 29-jährigen Hayward traden wird, ohne dabei mehrere Assets aufzunehmen.
Grundsätzlich würde ich nicht mit einem großen Move für einen Center rechnen, es sei denn, die Celtics stürmen aus den Startlöchern und denken, dass sie nur ein Upgrade auf der Fünf von den Finals entfernt sind. Da habe ich aber meine Zweifel, so gut ist der Kader einfach nicht.
Daniel Theis dürfte zu Beginn der Saison auf der Fünf starten, Robert Williams soll sich früher oder später in diese Richtung entwickeln, dazu gibt es noch Enes Kanter. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Danny Ainge es vorerst dabei belässt, oder vielleicht noch eine "kleine" Lösung via Buyout anstrebt.
Es sei denn natürlich, es drängt sich ein Trade von Jaylen Brown auf, wenn sich abzeichnet, dass er auf einen Maximalvertrag besteht. Im "Lowe Post" wurde die Möglichkeit diskutiert, Brown für Domantas Sabonis nach Indiana zu schicken - das wäre zumindest interessant für beide Seiten. Auch hier spielt wohl die Form von Hayward eine Rolle.
@AlexTruica: Können Russ und The Beard zusammen funktionieren? Hätte Houston nicht lieber einen Guard, der werfen kann, holen sollen?
Ich habe auch Zweifel an dem Fit. Es war aus Houstons Sicht aber wohl notwendig, das Tandem Paul-Harden aufzubrechen, nachdem sich beide nicht mehr grün waren. Vor diesem Hintergrund war es in Ordnung, dieses Risiko einzugehen. Westbrook ist im Vakuum besser als Paul und aufgrund der Verträge der beste Spieler, den Houston für CP3 hätte bekommen können.
Ob er die Rockets deswegen signifikant besser macht, ist eine andere Frage. Als Maßstab würde ich nicht die 2019er Rockets, sondern die 2018er Version wählen, die Golden State in ein siebtes Spiel zwang - damals ergänzten sich Paul und Harden perfekt, weil CP3 ein guter Shooter und ein ebenfalls elitärer Iso-Player war. Ich glaube nicht, dass sie so gut noch einmal werden können.
Andererseits existiert dieses Überteam namens Warriors nicht mehr. Die Rockets haben in der Starting Five auf vier Positionen Kontinuität und Westbrook gibt ihnen eine Unvorhersehbarkeit, die vergangene Saison am Ende einfach fehlte. Wir haben ihn noch nie in einer Offense gesehen, die so auf Shooting ausgelegt war. Sowohl er als auch Harden wissen, dass es auf die vorige Art nicht für einen Titel gereicht hat. Die Rockets sollten wieder eins der besten Offensiv-Teams der Liga sein, das garantiert Harden mittlerweile ja ohnehin fast schon im Alleingang.
Ein größeres Fragezeichen steht für mich hinter der Defense, vor allem dann, wenn beide Superstars weiter die Bewegung verweigern, sobald ihr Gegenspieler nicht mehr den Ball hat. Auf P.J. Tucker und Clint Capela kommt jede Menge Arbeit zu, zumal der Defensiv-Architekt Jeff Bzdelik nun endgültig nicht mehr in Houston ist.
Hätten die Rockets sich einen Co-Star für Harden schnitzen können, hätte er nicht so ausgesehen wie Westbrook. Das heißt aber nicht, dass es nicht funktionieren kann. Ich würde die Rockets nach wie vor zu dem Kreis der Teams zählen, die bei idealem Saisonverlauf um die Finals mitspielen können, wie gesagt auch weil es - im Gegensatz zu den vergangenen Jahren - kein perfektes Team gibt, an dem man erst vorbeikommen muss.
@jaspervonlegat: Sind deiner Meinung nach die Brooklyn Nets mit den irren Verpflichtungen im Sommer schon Championship-Contender?
In dieser Saison auf keinen Fall, dafür klaffen gerade auf dem Flügel zu große Lücken und das Experiment "Kyrie Irving als Alphatier" ist bekanntlich gerade erst in Boston gescheitert. Sobald Durant aber nächstes Jahr zurückkommt und zu 85 Prozent wie Durant aussieht (nicht garantiert, aber man darf es hoffen), ändert sich meine Antwort. KD kann alle Lücken stopfen, die in diesem Kader ohne ihn existieren. In der kommenden Saison ist für Brookyln aber eher ein Erstrundenaus realistisch.
@Adiseeee: Wem von den Small-Market-Teams traust du am meisten zu diese Saison?
Die Bucks haben im Osten gute Karten auf die Finals, Stand jetzt wird das meiner Meinung nach zwischen ihnen und den Sixers ausgespielt. Im Westen ist das Feld breiter, die Jazz und Nuggets habe ich hier aber auch auf der Rechnung. Den Nuggets traue ich nebenbei auch die beste Bilanz der Liga zu, weshalb mein MVP-Pick in diesem Jahr Nikola Jokic heißt.
@Beetle_TVP10: Welchem Spieler, der schon etwas länger in der NBA ist (mehr als vier Jahre), traust du einen großen Schritt nach vorne zu (nicht unbedingt MIP, aber doch mehr als vorher allg. vermutet)?
Looney und auch Hayward habe ich ja bereits erwähnt, außerdem würde ich hier noch Justise Winslow (der neue Einser in Miami?), Tomas Satoransky (genau das, was Chicago braucht) und Derrick Favors nennen, der aus dem Schatten Goberts tritt und bei den Pelicans nahezu der einzige "erwachsene" Big ist. T.J. Warren bei den Pacers werde ich auch im Auge behalten - nach fünf Jahren in Phoenix ist er zum ersten Mal bei einem richtigen NBA-Team gelandet, das sogar Spiele gewinnen kann. Jetzt kann er zeigen, dass er nicht nur ein "leere Kalorien"-Scorer ist. Ich bin gespannt!
@BrownsQB2: Wer wird deiner Meinung nach in drei Jahren der bessere Spieler sein: Ball oder Fox?
Ich gehöre zu den Leuten, die Lonzo noch nicht abgeschrieben haben und eine klare Steigerung von ihm in New Orleans erwarten. Trotzdem muss die Antwort De'Aaron Fox lauten. Es gibt bei ihm einerseits nicht die Verletzungsbedenken - Fox hat in zwei Jahren 10 Spiele verpasst, Ball 65 - und andererseits gibt es in seinem Spiel deutlich weniger Fragezeichen.
Ball ist ein toller Passer, ein guter Verteidiger und ein guter Rebounder, sein Scoring war bisher jedoch grausam. 1,2 Freiwürfe pro Spiel sind für jemanden, der so oft den Ball hat, ein noch größeres Problem als die fürchterliche Quote (unter 44 Prozent Freiwürfe!). Aber auch aus allen anderen Distanzen ist Ball bisher schlecht. Vielleicht hat er den Wurf jetzt in den Griff bekommen, aber auch das Abschließen am Korb muss er zwingend noch lernen, was nicht garantiert ist.
Fox ist da schon sehr viel breiter aufgestellt, sah vergangene Saison phasenweise aus wie ein All-Star. Seinen verbesserten Wurf muss er zwar auch erst beweisen, aber wenn ihm das gelingt, hat er alles, um ein legitimer Franchise Player für die Kings zu sein. Bei Ball ist der Weg dahin sehr viel weiter, vielleicht auch zu weit.
Die 18/19er Statistiken von Fox und Ball im Vergleich
Spiele | Punkte | FG% | 3FG% | FTA/Spiel | Assists | Turnover | |
Fox | 81 | 17,3 | 45,8 | 37,1 | 5,1 | 7,3 | 2,8 |
Ball | 47 | 9,9 | 40,6 | 32,9 | 1,0 | 5,4 | 2,2 |
@TheBerg96: Wird KPJ eine wichtige Rolle bei den Cavs haben? Wird KLove getradet und wenn ja, zu wem?
Zu Kevin Porter Jr.: Wichtig ist bei einem Team wie den Cavs ein relativer Begriff, da sie natürlich nicht viel reißen werden. Aber viele Minuten sollte er bekommen. Porter war an Nr. 30 meiner Meinung nach genau der richtige Risiko-Pick, weil es ein paar charakterliche Fragen gibt, er aber in Sachen Potenzial auch ein Lottery-Pick hätte sein können.
Die Cavs haben aktuell nicht viele Aufgaben, außer ihre jungen Spieler zu entwickeln. Porter sollte von der Bank alle Möglichkeiten bekommen, spätestens in dem Teil der Saison, wo die Veteranen "geschont" werden und in erster Linie abgeschenkt wird. Abgesehen von den beiden Guards Collin Sexton und Darius Garland sowie Cedi Osman gibt es außer ihm nicht so viele Spieler, die dann Minuten bekommen müssen.
Zu Love: Ich denke, er müsste zu Saisonstart erst einmal beweisen, dass er immer noch auf All-Star-Niveau spielen kann. Und selbst dann wird es nicht leicht, einen Abnehmer zu finden, weil Love eben noch für vier Jahre unter Vertrag steht und bis 2023 über 120 Mio. Dollar kassiert. Wer sich das ans Bein bindet, muss sich schon sehr nah an einer Meisterschaft sehen.
Portland könnte Love gebrauchen, vielleicht auch Houston, die Celtics werden in dem Zusammenhang auch immer mal wieder aufgeführt. Bei keinem dieser Teams glaube ich derzeit aber an einen Trade. Am wahrscheinlichsten ist, dass Love diese Saison noch komplett in Cleveland verbringen wird.
@chefffe: Gibt es für dich erkennbares Licht am Ende des Knicks-Tunnels?
Einfach mal über die Brooklyn Bridge spazieren und sich die Nets ansehen. Diese waren vor vier Jahren in einer weitaus mieseren Situation, als es die Knicks jetzt sind, und stehen jetzt blendend da. Die Knicks haben zumindest mal einen starken Rookie in R.J. Barrett, der etwas Euphorie entfachen sollte, und ein paar weitere interessante junge Spieler. Und natürlich Power Forwards ... so viele Power Forwards!
Im Ernst: Die Lage der Knicks ist nicht prickelnd, aber auch nicht so hoffnungslos wie etwa die der Hornets. Es gibt einen Weg, auch wenn es keine Garantie gibt, dass die Knicks diesen auch finden werden. Am Ende gibt es außerdem immer noch die eine Hoffnung, die von The Ringer im vergangenen Jahr so eindrucksvoll formuliert wurde: Vielleicht wird man James Dolan eines Tages los!
In diesem Sinne: Zeit, dass es endlich wieder losgeht.