NBA Rookie Watch, Preseason: Die Zion-Show - und was abseits des Rampenlichts passiert

Robert Arndt
18. Oktober 201912:13
Zion Williamson gilt als Favorit auf den Titel des Rookie of the Year.getty
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Die Rookie Watch ist zurück, diesmal sogar bereits zum Ende der Preseason. In dieser Ausgabe beleuchten wir die Situationen der ersten zehn Picks des Drafts, natürlich auch die von Top-Pick Zion Williamson. Außerdem stellen wir Euch mögliche Steals aus den hinteren Reihen des Drafts vor.

NBA Rookies: Die potentiellen Steals

Tyler Herro (Miami Heat), Shooting Guard, 13. Pick

SpieleMinutenPunkteFG%3P%ReboundsAssists
424,914,351,252,642

Schon seine offizielle Vorstellung auf dem NBA-Court ließ aufhorchen. Wenige Sekunden nach seiner ersten Einwechslung isolierte Herro an der Dreierlinie gegen einen gestandenen Veteranen in Marco Belinelli von den Spurs, um dem Italiener dann rotzfrech einen Dreier aus dem Dribbling ins Gesicht zu drücken.

Das beeindruckte auch Heat-Star Jimmy Butler, der anschließend von Herro schwärmte. "Er ist ein echter Spieler. Er wird sehr wichtig für uns und auch für diese Stadt werden." Bisher läuft es exzellent für den Shooting Guard, der im Draft nicht wirklich populär und auch in Miami nicht unumstritten war. Seine Wurfquoten sprechen im Moment für sich, auch ein Starting Spot zu Beginn der Saison scheint nicht ausgeschlossen.

Nickeil Alexander-Walker (New Orleans Pelicans), Shooting Guard, 17. Pick

SpieleMinutenPunkteFG%3P%ReboundsAssists
418,415,043,542,32,84,8

Nach dem frühen Summer-League-Aus von Zion Williamson gehörte NAW in Las Vegas die Bühne und der Guard nutzte diese Chance. In der Preseason hatte es der 17. Pick im überfüllten Pelicans-Kader schwerer. In drei der vier Spielen sah Alexander-Walker unter 20 Minuten, scorte aber dennoch immer zweistellig.

Trotzdem könnte NAW in der Rotation eine wichtige Rolle einnehmen. Als Teil der Second Unit könnte er Spielmacher-Aufgaben übernehmen, dazu ist er ständig in Bewegung und damit ein ständiger Unruheherd. Fraglich bleibt jedoch, ob seine etwas limitierte Athletik ausreicht, um sich beständig Platz zu verschaffen.

Matisse Thybulle (Philadelphia 76ers), Forward, 20. Pick

SpieleMinutenPunkteFG%3P%ReboundsSteals
419,37,545,030,83,03,0

Der Hype Train nimmt in Philadelphia bekanntlich schnell Geschwindigkeit auf, im Moment liegt das an Thybulle, der sich durch erstickende Defense bereits in die Herzen der Sixers-Fans gespielt hat. Der Forward brach bereits auf dem College den Pac-12-Rekord von Sonics-Legende Gary Payton für die meisten Steals und knüpfte daran in der Preseason an.

Dreimal pro Spiel erobert der 22-Jährige bisher den Ball, die Zweifel, dass seine Steals-Zahlen nur durch die Zonenverteidigung von Thybulles College Washington aufgepolstert wurden, haben sich bereits jetzt als haltlos erwiesen. Es winkt deswegen der Job als erster Forward von der Bank, erst recht wenn Thybulle seine Dreierquote von 30,8 Prozent noch ein wenig nach oben schrauben und somit zu einem wichtigen 3-and-D-Spieler für einen Contender werden kann.

Brandon Clarke (Memphis Grizzlies), Power Forward/Center, 21. Pick

SpieleMinutenPunkteFG%3P%ReboundsBlocks
318,39,357,1-9,70,3

Dass Clarke an Position 21 ein Steal werden könnte, deutete der etwas zu klein gewachsene Big bereits in der Summer League an - und auch die Preseason macht Hoffnung. Trotz limitierter Spielzeit ist Clarke bisher eine Double-Double-Maschine und dürfte an der Seite von Jaren Jackson Jr. starten.

Es wird spannend zu sehen sein, ob Clarke auch in der NBA mit nur 2,03 Meter ein echter Ringbeschützer sein kann, die Vorbereitung machte zumindest Hoffnung und auch das Zusammenspiel mit Ja Morant sah vielversprechend aus. Zweifel bleiben beim Sprungwurf. Besitzt er überhaupt ein wenig Range? Bisher hat er noch keinen einzigen Distanzwurf genommen.

Carsen Edwards (Boston Celtics), Guard, 33. Pick

SpieleMinutenPunkteFG%3P%ReboundsAssists
418,115,351,245,21,30,8

Ist es Zufall, dass Edwards die Nummer vier bei den Celtics trägt? Vieles im Spiel des Rookies schreit geradezu nach Isaiah Thomas, wenn auch natürlich nicht ganz auf dem Niveau eines IT, der einst in Boston MVP-Votes abstaubte.

Trotzdem könnte Edwards die Mikrowelle sein, die zuletzt fehlte. Seine unfassbaren acht verwandelten Dreier in einem Viertel gegen die Cavaliers waren zumindest eine nette Geschmacksprobe. Der Junge weiß, wo der Korb hängt in einer so offensiv orientierten Liga wie der NBA, ist das keine schlechte Eigenschaft und wird ihm auch bei einem ambitionierten Celtics-Team reichlich Minuten verschaffen.

Honorable Mentions

  • P.J. Washington (Charlotte Hornets)
  • Jordan Poole (Golden State Warriors)
  • Kevin Porter Jr. (Cleveland Cavaliers)

Die Leistungen der Top-10-Picks aus dem Sommer

Cameron Reddish (Atlanta Hawks), Forward, 10. Pick

SpieleMinutenPunkteFG%3P%ReboundsAssists
417,56,533,323,120,8

Ein kleines Rätsel im Draft stellte Cam Reddish dar und Atlanta wird auch nach den ersten Spielen der Preseason noch nicht wirklich schlau aus dem Forward geworden sein. Nach einem guten Start gegen die Pelicans (3/4 Dreier) fiel kein Distanzwurf mehr, zweimal beendete Reddish ein Spiel mit 1/7 FG.

Einem Athleten wie ihm sollte dies eigentlich nicht passieren, doch Reddish offenbarte wie am College Mängel beim Abschluss in Ringnähe und kann Kontakt noch nicht wie eigentlich benötigt absorbieren. Stattdessen scheint es so, als ob Reddish vornehmlich als reiner Rollenspieler verwendet wird, der Defense spielen und vorne ein paar Dreier werfen soll.

Rui Hachimura (Washington Wizards), Power Forward, 9. Pick

SpieleMinutenPunkteFG%3P%ReboundsAssists
321,211,041,433,37,71,0

Eine größere Rolle soll in Washington Hachimura einnehmen, der neben Bradley Beal, der erst kürzlich seinen Vertrag etwas überraschend verlängerte, das zweite Gesicht der Franchise ist, solange John Wall ausfällt. Seinen Platz auf der Vier hat der Japaner laut Coach Scott Brooks sicher, Konkurrent Moritz Wagner schaut darum in die Röhre.

Hachimura bestach bereits bei der WM in China mit zahlreichen athletischen Plays und hat auch ein durchaus weiches Händchen, auch wenn dies in der Preseason bisher selten zu sehen war. Trotzdem gab Coach Brooks zuletzt an, dass sich der Japaner seinen Starter-Platz absolut verdient habe: "Ich liebe es, wenn ein Junge im Training und im Spiel alles gibt. Genau das macht Rui."

Jaxson Hayes (New Orleans Pelicans), Center, 8. Pick

SpieleMinutenPunkteFG%3P%ReboundsBlocks
310,12,757,1-1,70,3

Am schwersten aus der Top 10 hat es Jaxson Hayes, der in New Orleans als Langzeitprojekt gesehen und zunächst einmal als Center Nummer drei in die Saison gehen wird. Hayes ist zwar ein echter High Flyer, wie seine Dunks in der Summer League eindrucksvoll zeigten, allerdings fehlen noch einige Kilos, um in der NBA ein Rotations-Center zu sein.

Deswegen wird sich Hayes erst einmal hinter Derrick Favors und Jahlil Okafor anstellen und lernen. Die Pelicans sind dennoch frohen Mutes, dass Hayes in der Zukunft ein wichtiger Teil des Teams sein kann. Auch interessant: Die Pelicans hoffen wohl, dass aus dem 19-Jährigen ein solider Dreierschütze wird. Auf dem College nahm er keinen einzigen Versuch.

Coby White (Chicago Bulls), Guard, 7. Pick

SpieleMinutenPunkteFG%3P%ReboundsAssists
525,819,245,543,24,21

Machen wir es kurz: Der Mann mit dem Afro ist ein geborener Scorer und genau so werden die Bulls ihn, wenn White von der Bank kommt, auch einsetzen. Nur wenige Spieler in der NBA sind so schnell wie White, der in seinem Rookie-Jahr vor allem in Transition für Furore sorgen wird. White ist auch kein echter Spielmacher, dafür haben die Bulls Tomas Satoransky geholt, sondern eher eine Mikrowelle a la Jamal Crawford.

Nach seinen Problemen in der Summer League aus der Distanz, fiel nun auch der Dreier besser, das stellte er mit seinen sechs Triples gegen die Hawks eindrucksvoll unter Beweis. Dazu versteht es White bereits jetzt, Fouls zu ziehen und an die Linie zu marschieren. Selbst Coach Jim Boylen kann da nur loben: "Er hat Selbstvertrauen, er spielt physisch. Für einen jungen Spieler macht er viele Dinge richtig." Wer hätte gedacht, dass Boylen so einmal über einen seiner Spieler redet?

Jarrett Culver (Minnesota Timberwolves), Guard/Forward, 6. Pick

SpieleMinutenPunkteFG%3P%ReboundsAssists
523,712,441283,42

Auch Minnesota hat mit Culver einen Combo-Guard, der zunächst einmal von der Bank kommen wird. Culver kann mit seinem überraschend guten Ballhandling für Entlastung sorgen und auch für sich selbst kreieren. Durch seine zwei Jahre am College wirkt er noch eine Spur reifer als zum Beispiel White und sollte deswegen viel Spielzeit erhalten.

So führte Culver in der Preseason zumeist die Second Unit an, wenn auch mit teils wechselhaftem Erfolg. Der Wurf sieht weiterhin ein wenig unrund aus, dazu hat Culver noch Probleme, in der Zone abzuschließen. Zumindest letzteres sollte aber mit mehr Erfahrung und mehr Muskeln durchaus auszumerzen sein.

Darius Garland (Cleveland Cavaliers), Point Guard, 5. Pick

SpieleMinutenPunkteFG%3P%ReboundsAssists
316,89,055,042,90,72,7

Viel wussten die Teams von Darius Garland nicht, spielte er doch bei einem eher kleinen College in Vanderbilt. Dazu machte der Guard wegen einer Knieverletzung nur fünf Spiele, für die Cavs war das aber genug. Vor dem Draft kamen einige Vergleiche mit Damian Lillard auf und Garland konnte dies in der Preseason in Ansätzen tatsächlich zeigen.

Sein Dreier aus der Bewegung sieht bereits richtig gut aus, dazu bewies Garland einige Male, dass er auch ein echter Point Guard und nicht nur ein reiner Scorer sein kann. Dies geschah jedoch bisher in äußerst limitierter Spielzeit, da die Cavs nach der Meniskus-Verletzung aus der vergangenen Saison äußerst vorsichtig mit ihrem Point Guard der Zukunft umgehen.

De'Andre Hunter (Atlanta Hawks), Forward, 4. Pick

SpieleMinutenPunkteFG%3P%ReboundsAssists
523,110,25038,92,22,4

Hunter mag weniger talentiert sein als andere Spieler, die hinter ihm gedraftet wurden. Doch die Hawks wollten einen Flügelspieler, der direkt spielen kann und den haben sie in Hunter wohl gefunden. Gegen die Knicks deutete der Defensiv-Spezialist mit 15 Punkten und zwei verwandelten Dreiern an, dass er offensiv ebenfalls brauchbar sein kann.

Ansonsten wird Hunter einer der wenigen Spieler der Hawks sein, die defensives Potenzial besitzen, was den vierten Pick aus dem Draft wertvoll macht und ihm einen Platz in der Starting Five von Atlanta garantiert.

R.J. Barrett (New York Knicks), Forward, 3. Pick

SpieleMinutenPunkteFG%3P%ReboundsAssists
337,914,738,128,67,03,3

An Barrett könnten sich in dieser Saison die Geister scheiden. Viele Hoffnungen ruhen auf dem Kanadier, der bereits mit 19 Jahren einen NBA-Körper besitzt und so seine Gegenspieler durch die Gegend schieben kann. Deswegen lässt sich auch Barretts Spiel vom College, als er viel zum Korb und Freiwürfe zog, auf die NBA replizieren.

Probleme bereitet dagegen weiterhin der Wurf und etwas überraschend auch der Abschluss am Korb, was die sehr schwachen Quoten aus dem Feld erklärt. Allerdings haben die Knicks wie auch schon Duke am College Probleme mit dem Spacing, da zu viele Bigs im Kader stehen, die Barrett ein wenig den Platz rauben. Es dürfte deswegen manchmal holprig für Barrett werden, trotzdem wird Coach David Fizdale vermehrt auf den Hoffnungsträger der Knicks setzen.

Ja Morant (Memphis Grizzlies), Point Guard, 2. Pick

SpieleMinutenPunkteFG%3P%ReboundsAssists
320,79,740,70,03,07,7

Der Nr.2-Pick zeigte in der Preseason genau das, was man von ihm erwarten konnte. Morant spielt spektakulär, findet seine Mitspieler in Transition und produziert jede Menge Highlight-Plays. League-Pass-Freunde warden die Grizzlies sicher auf dem Schirm haben, aber eigentlich sollte jeder NBA-Fan immer mal die Morant-Show auschecken.

"Er ist unglaublich", staunte auch Kollege Jonas Valanciunas. "Dank seiner Athletik, Schnelligkeit und seinen Drives macht er uns das Leben viel leichter. Er kreiert für alle und vor allem die Schützen profitieren von ihm." Memphis setzt voll und ganz auf den Youngster und wird auch mit dessen Schwächen leben können. Die Turnover hatte er aber bisher im Griff, dafür fiel jedoch noch kein Dreier.

Zion Williamson (New Orleans Pelicans), Power Forward, 1. Pick

SpieleMinutenPunkteFG%3P%ReboundsAssists
427,223,371,425,06,52,3

Das Rampenlicht gehört aber trotzdem Zion - und das völlig zurecht. Selten spielte ein Rookie eine solch dominante Preseason, Anpassungsschwierigkeiten hatte Williamson überhaupt nicht. Selbst gegen den amtierenden Defensive Player of the Year schreckte Zion im direkten Duell nicht zurück, stattdessen attackierte er Rudy Gobert sogar äußerst erfolgreich.

Das Utah-Spiel brachte auch eine weitere interessante Erkenntnis zu Tage, nämlich die Option, dass Williamson auf Center eingesetzt werden könnte, obwohl er nur 1,98 Meter groß ist. Kaum ein Big kann da mit Zion und dessen Schnelligkeit mithalten. Natürlich birgt dies defensive Risiken, aber Williamson zeigte defensiv ohnehin bisher sehr wenig und machte klassische Rookie-Fehler, vor allem bei Rotationen.

Dies ist aber an dieser Stelle nur das Haar in der Suppe. Der Hype um Zion war vor dieser Preseason riesig, nach diesen vier Spielen ist er nur noch größer geworden. Allein seine Knieverletzung, die ihn im letzten Preseason-Spiel der Pels zum Zuschauen verdammen wird, bereitet ein wenig Sorgen.