70 Punkte hat Paul George nun in zwei Spielen für sein neues Team, die L.A. Clippers, erzielt - in gerade einmal 44 Minuten Spielzeit. Das dürfte es noch nie in dieser Form gegeben haben und lässt nur einen Schluss zu: PG-13 und seiner Schulter geht es prächtig.
Über 200 Tage hatte der Forward nach dem frühen Ausscheiden der Oklahoma City Thunder in den Playoffs nicht mehr gespielt, in dieser Zeit aber via Trade ein neues Team gefunden und mit Kawhi Leonard eine (auf dem Papier) der besten Flügelzangen aller Zeiten gebildet.
Gesehen haben die Fans dies aber noch nicht, sowohl in New Orleans als auch gegen Atlanta setzte der amtierende Finals-MVP wegen Load Management noch aus, gegen die Thunder in der kommenden Nacht soll dann endlich die Theorie der Praxis weichen und das komplette Ergebnis des Clippers-Sommers auf dem Feld stehen.
Clippers: Paul George startet "sensationell"
Bevor wir aber auf das mögliche Zusammenspiel der beiden Stars blicken, lohnt sich ein Blick auf die Vorstellungen von George aus seinen ersten beiden Spielen, die Coach Doc Rivers als "sensationell" bewertete.
Klar, die Punkteausbeute sprach für sich, die Clippers verloren aber dennoch in New Orleans. George selbst war dabei sehr unzufrieden mit sich selbst, da er sich alleine in der ersten Halbzeit vier Fouls einhandelte und zugab, noch Probleme mit dem Spieltempo zu haben, vor allem am hinteren Ende des Feldes.
Offensiv sah es dagegen bereits sehr rund aus, George wirkte integriert und keineswegs wie ein Fremdkörper. Der Coaching Staff um Rivers wartete nämlich nicht nur auf die Rückkehr des zweiten Stars, sondern bastelte in der Zwischenzeit für George ein eigenes Playbook zusammen, welches nun auch verwendet werden konnte.
Clippers: Eigenes Playbook für Paul George
"Dass ich in meinem Debüt gleich 33 Punkte mache, habe ich Doc zu verdanken", lobte PG-13 seinen Coach. "Er hat mich in die richtigen Positionen gebracht. Er ist ein offensives Genie." Das ist ein großer Begriff, letztlich waren es viele bekannte Plays, die für George auch für die Thunder gelaufen wurden.
So erhielt George den Spalding weit auf dem rechten Flügel aus der Bewegung, nachdem ein Block für ihn gesetzt wurde. So hatte der Forward zumeist die Gelegenheit, selbst abzuschließen oder den Weg in die Zone zu finden. Alternativ lief George bevorzugt mit Zubac einige Handoffs, wodurch George ähnliche Optionen präsentiert wurden.
Interessanter war da schon, dass die Clippers George auch einige Male aufposteten, was der Swingman in Oklahoma City eher selten tat. In der vergangenen Saison wurden lediglich 73 Post-Ups für George notiert, seine 1,08 Punkte pro Play waren dabei aber im oberen Fünftel der Liga anzusiedeln.
PG-13: Neue Schultern und fit wie lange nicht mehr
Für sein neues Team könnte George nun häufiger diese Gelegenheit bekommen. Gerade gegen kleinere Gegenspieler dürfte dies ein exzellentes Play sein. "Er ist nicht nur ein Catch-and-Shoot-Spieler", betonte auch Rivers. "Er kann auch dribbeln und im Post agieren. Er hat ein offensiv einfach ein komplettes Skillset."
Das mussten auch die Hawks bei ihrer 101:150-Abreibung im Staples Center erfahren, als George in 20 Minuten 37 Punkte erzielte, so viele hatte noch nie ein Spieler in so kurzer Zeit erzielt. "Es hätte mein erstes 50-Punkte-Spiel werden können", sagte George danach, ohne dies aber als Seitenhieb gegen seinen Coach zu meinen.
Wie schon Leonard wollen die Clippers auch George nicht zu früh verheizen. "Ich habe neue Schultern bekommen und diese sind so gesund wie schon lange nicht mehr. Ich bin zurück", beschrieb George seinen Zustand.
Es sollte alle anderen Teams in der Liga hellhörig werden lassen. Selbst ohne George fuhren die Clippers früh in der Saison einige gute Siege ein (Lakers, Jazz, Raptors), auch weil Kawhi diese Spiele mit einigen starken Vorstellungen im Alleingang zum Erfolg führte und die Defense ihren Mann stand.
Clippers: George kann offensive Schwächen ausmerzen
So konnten mehrfach einige schwächere offensive Spiele, in denen viele Würfe verfehlt wurden, kaschiert werden. Die Clippers waren bis zum George-Debüt beim Offensiv-Rating nur im Mittelmaß anzusiedeln und gehörten sowohl bei der Dreierquote als auch bei den verwandelten Dreiern zu den schlechtesten fünf Teams der Liga.
Das dürfte sich in den kommenden Wochen ändern, dafür stehen Leonard und George mit ihrem Namen. Auf dem Papier sollten sich beide gut ergänzen und werden sich gegenseitig genügend Pausen verschaffen können.
Leonard entpuppte sich in den ersten Wochen als der primäre Ballhandler der Clippers, mit George hat er nun eine weitere elitäre Option als Adressat zur Verfügung, muss aber auch nicht mehr so viele Würfe wie noch zuletzt nehmen. In den vergangenen drei Spielen hatte Kawhi einige Probleme, seine Wurfquote erreichte so nur 36 Prozent, auch weil die gegnerischen Verteidigungen sich fast ausschließlich auf die Klaue konzentrierten - das wird mit PG-13 nicht mehr möglich sein.
Auch defensiv sollte George Kawhi jede Menge Arbeit abnehmen, indem er die besten Gegenspieler in Schach halten kann. Scoren dürfte gegen diese ohnehin elitäre Clippers-Defense mit einem weiteren All-Defense-Spieler noch schwieriger werden. Die Möglichkeiten für Rivers sind also noch einmal größer geworden, nun darf der Coach experimentieren, um dieses starke Team auch wirklich titelfähig zu machen.