34 Jahre und kein Leistungsabfall erkennbar: LeBron James dominiert auch in gestandenem Sportleralter die NBA. Dank seinen Qualitäten und der starken Symbiose mit Anthony Davis sind die Los Angeles Lakers eines der besten Teams der NBA. Wie lange kann der King noch so weitermachen?
Etwa vier bis fünf Jahre müsste LeBron James wohl noch durchhalten, will er der NBA einen noch nie zuvor gesehenen Rekord schenken. Dann nämlich könnten er und sein Sohn LeBron James Jr. gleichzeitig in der Association auflaufen, als erstes Vater-Sohn-Duo überhaupt.
Ob dieser Gedanke von Zeit zu Zeit durch LeBrons Kopf geistert? "So wie sich mein Körper aktuell nach den Spielen anfühlt: nein", antwortete der Lakers-Star vor wenigen Tagen auf eben diese Frage. Ein breites Grinsen konnte er sich dabei allerdings nicht verkneifen.
Sein ältester Sohn, auch genannt Bronny, sorgt als 15-jähriges Talent derzeit in seinem ersten Jahr an der High School für Furore, unter anderem gemeinsam mit Zaire Wade, dem Sprössling von Dwyane Wade.
Für den Junior stehen insgesamt vier Jahre an der High School auf dem Programm, anschließend ist ein Schritt in die NBA theoretisch möglich, sofern die NBA die vieldiskutierten Regeländerungen tatsächlich in die Tat umsetzen und High-School-Abgänger zum Draft zulassen sollte.
LeBron James: Dominant wie eh und je
Frühestens im Jahr 2023 könnte das Abenteuer NBA für Bronny losgehen, sollte er sich tatsächlich als gut genug herausstellen. LeBron Senior ist dann 38 Jahre alt, es ist alles andere als undenkbar, dass er sich zu diesem Zeitpunkt immer noch jeden Tag sein Trikot überstreift. Vor allem in Anbetracht seiner derzeitigen Leistungsfähigkeit.
Zwar mögen die Knochen nach einem harten Arbeitstag schmerzen, an seiner Dominanz in der besten Basketballliga der Welt änderte das aber bisher wenig. Blickt man auf LeBrons Statistiken aus den vergangenen Spielzeiten, ist kaum ein Leistungsabfall erkennbar. Ganz im Gegenteil.
Zwar sind Punkte (25,9), Rebounds (7,4) und Wurfquote (49,8 Prozent) ein Hauch unter dem Schnitt der vergangenen fünf Jahre (seit seiner ersten kompletten Saison mit 30+), doch bei der Dreierquote (35,3 Prozent) und den Assists liegt er deutlich drüber. Seine 10,6 Vorlagen pro Partie sind sogar Karrierebestwert.
LeBron hat auch wenige Wochen vor seinem 35. Geburtstag nichts seiner spielerischen Klasse verloren. Er ist weiterhin die Königin auf dem Basketball-Schachbrett, wie Zach Lowe (ESPN) ihn einmal nannte, quasi die eierlegende Wollmilchsau. Er kann immer noch ein Spiel in allen Facetten beeinflussen, sei es mit eigenem Scoring, athletischen Highlight-Plays (wenn auch seltener), seiner Defense und natürlich dem Playmaking.
Die Statistiken von LeBron in den vergangenen fünf Saisons
Saison | Team | Spiele / Minuten | Punkte | Rebounds | Assists | FG% | 3FG% |
2015/16 | CLE | 76 / 35,6 | 25,3 | 7,4 | 6,8 | 52 | 30,9 |
2016/17 | CLE | 74 / 37,8 | 26,4 | 8,6 | 8,7 | 54,8 | 36,3 |
2017/18 | CLE | 82 / 36,9 | 27,5 | 8,6 | 9,1 | 54,2 | 36,7 |
2018/19 | LAL | 55 / 35,2 | 27,4 | 8,5 | 8,3 | 51 | 33,9 |
2019/20 | LAL | 28 / 34,7 | 25,9 | 7,4 | 10,6 | 49,8 | 35,3 |
Los Angeles Lakers: Point God LeBron
Auf letzterem liegt in der aktuellen Saison der Fokus. Ähnlich wie in den Jahren zuvor hat LeBron in den meisten Fällen der Lakers-Angriffe den Ball in den eigenen Händen, 2019/20 versucht er jedoch vermehrt, gute Würfe für die Mitspieler anstatt für sich selbst zu kreieren.
Steht der King auf dem Feld, zeichnet er sich bei 48,5 Prozent aller Field Goals seiner Teamkollegen für die Vorlage verantwortlich, abgesehen von Luka Doncic (48,8 Prozent) befindet sich kein Spieler auch nur annähernd in diesen Sphären.
Zu seinen 10,6 Assists pro Partie kommen zudem 8,3 sogenannte Potential Assists, also Pässe, die als Vorlage gezählt hätten, wenn der Teamkollege den Wurf versenkt hätte. Wenig überraschend ist auch das ein Top-Wert in der NBA.
LeBron und Anthony Davis: Symbiose des Grauens
LeBron kann sich zu Teilen sicherlich auch bei Anthony Davis für diese Zahlen bedanken, man muss schon einige Jahre zurückgehen, um einen Spieler eines solchen Kalibers an der Seite von LBJ zu finden. Vor allem im Pick'n'Roll ist das Duo kaum zu stoppen, sie gehen eine für die Gegner tödliche Symbiose ein. LeBron profitiert von der Spielintelligenz und Wucht beim Abrollen von AD, der wiederum von LeBrons Instinkten und Court Vision.
Beides scheint mit dem Alter besser zu werden, fast so wie ein guter Wein, den LeBron nur selten verschmäht. "Ich weiß auch nicht, was los ist. Vielleicht liegt es am Wein, den ich trinke", scherzte er Ende November gegenüber USA Today. "Ich werde noch ein bisschen mehr trinken, wenn ich dann weiter so spiele."
Neben dem Traubensaft mit Zauberkraft könnte ein Faktor für die derzeitige Stärke LeBrons aber auch in der vergangenen Saison liegen. Die endete bekanntermaßen mehr als enttäuschend für die Lakers ohne Playoffs. Das Erfreuliche daran: LeBron hatte nach acht Finals-Teilnahmen in Folge (endlich) mal wieder einen freien Sommer.
LeBron James fühlt sich so "gut wie noch nie"
In seinen bisher 17 Jahren in der Association hat der Forward insgesamt 57.256 Minuten (reguläre Saison plus Playoffs) abgespult. Nach derzeitigem Stand sind das die fünftmeisten in der langen Historie der NBA, bald wird LeBron Dirk Nowitzki (57.263 Minuten) und Kobe Bryant (57.278 Minuten) für Platz 3 überholen. Kein Wunder, dass eine ausgedehnte Pause gut tut.
"Jedes Mal, wenn ich euch sage, dass ich mich so gut wie noch nie fühle, bekomme ich ein 'In Ordnung ...' von euch", sagte James. "Dann gehe ich raus und bin in der Lage, das zu tun, was ich eben tue. Ich fühle mich halt wirklich so."
Das führte bisher dazu, dass LeBron in allen 28 Spielen der Lakers 2019/20 auf dem Parkett stand. Dank ihm und AD hat die Traditionsfranchise die beste Bilanz der Liga (24-4, gemeinsam mit den Bucks) und das zweitbeste Net-Rating (8,7) vorzuweisen.
L.A. Lakers: Wie lange kann LeBron dieses Level halten?
Spiele aussetzen, um die eigene Fitness auch bis zum Saisonende zu bewahren, kommt für ihn dabei jedoch nicht in Frage. "Ich weiß nicht, wie viele Spiele ich in meiner Karriere noch habe. Ich weiß nicht, wie viele Kinder bei einem Spiel sind, nur um mich zu sehen", so LeBron. Es sei seine Pflicht, für diese Kinder und für seine Teamkollegen zu spielen, sofern er fit ist.
Diese Einstellung dürfte die Lakers sicherlich freuen, schließlich ist deren Net-Rating mit LBJ auf dem Parkett um 13,5 Punkte besser als ohne ihn. Die Lakers brauchen ihren König, wenn sie erfolgreich sein wollen, gleichzeitig ist es aber auch im Interesse der Franchise, ihren Superstar nicht zu verheizen.
LeBrons Vertrag bei den Lakers läuft noch bis 2022 (Spieleroption im letzten Vertragsjahr), im Idealfall soll er bis dahin die eine oder andere Championship nach Hollywood bringen. Vielleicht wäre es ratsam, ihn doch ab und an zu einer Pause zu zwingen?
Schließlich ist und bleibt Gevatter Zeit ungeschlagen. Das wird früher oder später selbst ein physisches Biest wie LeBron nicht ändern können.