Sonny Vaccaro: Ikone der Jugend-Turniere
Air Jordan ging durch die Decke, Nike entwickelte sich zu einem globalen Player, selbst als Vaccaro 1991 vom Unternehmen gefeuert wurde. Der Dealmaker hatte sich in der Zwischenzeit ein weiteres Standbein aufgebaut, er organisierte wie in alten Zeiten hochkarätige Jugend-Turniere. Nach seiner Entlassung wechselte Vaccaro zu adidas und kümmerte sich dort um das Scouting von künftigen Klienten.
Vaccaro war durch seine Camps wie das ABCD Camp oder das Dapper Dan Roundball Classic bestens vernetzt. Stars wie Vince Carter, Tracy McGrady, Patrick Ewing oder Stephon Marbury wurde bei diesen Turnieren erst richtig bekannt.
Durch seine Camps hatte Vaccaro in einer Zeit ohne Social Media einen enormen Informationsvorsprung und diesen machte er sich zu Nutzen. Er sah früher als alle anderen einen 15-jährigen Kobe Bryant, unter anderem weil er bereits 1972 Kobes Vater, Joe "Jellybean" Bryant zu einem seiner Camps eingeladen hatte. Vaccaro setzte schnell alle Hebel in Bewegung, um den Youngster für das deutsche Unternehmen zu gewinnen. "Dieser Junge wird einer der besten Spieler aller Zeiten", sagte Vaccaro schon damals.
Sonny Vaccaro: Ein Bluff bringt Kobe Bryant zu den Los Angeles Lakers
Bevor Nike eine Chance hatte, unterschrieb Kobe für jährlich 1,5 Millionen Dollar. Doch das war nicht alles. Vaccaro wusste, dass sich Lakers-GM Jerry West in den Teenager verliebt hatte, die Marketing-Möglichkeiten in L.A. waren größer als bei jedem anderen Team.
Doch es gab Probleme: Die New Jersey Nets an Position acht im Draft 1996 hatten das Potenzial ebenfalls erkannt, die Lakers hatten hingegen nur einen Deal mit Charlotte in der Schublade, um für Vlade Divac den 13. Pick zu bekommen. Und so fasste Vaccaro mit Kobes Agenten, Art Tellem, den Plan, dass Kobe drohen solle, niemals für New Jersey spielen zu wollen und lieber nach Italien zu gehen.
Der Bluff funktionierte, auch weil der damalige Nets-GM John Calipari sich bei seinem ersten Draft keinen Fehltritt erlauben konnte. Die Nets wählten schließlich Kerry Kittles, die Lakers bekamen in Kobe den Hauptgewinn, Vaccaro saß beim Draft sogar am Tisch der Bryant-Familie.
Sonny Vaccaro: Er holte LeBron James fast zu adidas
Auch den nächsten kommenden Superstar hatte Vaccaro vor den meisten anderen schnell ausgemacht, LeBron James. Nach LeBrons erstem High-School-Jahr stattete adidas dessen Team aus, der King spielte in seiner Schulzeit durchgehend mit adidas. Für Vaccaro war es einer seiner besten Deals, schließlich wurden LeBrons Spiele zu Events und liefen regelmäßig im nationalen Fernsehen.
James wurde zu einem Headliner für das ABCD-Camp 2001 in New Jersey, wo er unter anderem auch auf Top-Prospect Lenny Cooke traf und diesen nach allen Regeln der Kunst dominierte. Zu diesem Zeitpunkt waren längst die anderen großen Player auf das Wunderkind aus Ohio aufmerksam geworden, vor allem Vaccaros Ex-Arbeitgeber Nike und Reebok.
Reebok war gerade mit einem Angebot für Kobe gescheitert, der sich aus seinem adidas-Vertrag herauskaufte und stattdessen zu Nike wechselte. Das Kobe-Geld war nun für LeBron da und so bot Reebok 100 Millionen Dollar für zehn Jahre, eine unerhörte Summe für einen High-School-Spieler.
Vaccaro versprach LeBron, dass er gleichziehen könne und setzte alles daran, die Obrigkeiten in Herzogenaurach zu überzeugen, doch diesen war die Sache zu heiß geworden und sie gaben letztlich nur 66 Millionen frei. Vaccaro war dies gegenüber LeBron unglaublich peinlich und so kündigte er zwei Monate später.
Sonny Vaccaro: Keiner ist so gut vernetzt wie er
Derweil war auch Nike nicht gewillt, eine solche Summe zu zahlen, trotzdem hatten sie LeBrons Vertrauen gewonnen. Nike hatte James' Buddy Maverick Carter ein Praktikum verschafft, zudem wollte Jordan-Fan LeBron unbedingt den Swoosh tragen. Letztlich einigte man sich auf 77 Millionen für sieben Jahre, Reebok schaute erneut in die Röhre.
Um Vaccaro, den Sole Man, wie ihn ESPN später in einer Dokumentation nennen sollte, wurde es ruhiger. Nach vier Jahren bei Reebok zog er sich aus dem Schuhgeschäft zurück und widmete sich nun dem Kampf gegen die NCAA.
In einem Interview hatte Vaccaro sein Unverständnis geäußert, warum Talente überhaupt ans College gehen würden, obwohl sie keinen Cent dafür bekommen. Ein Youngster namens Brandon Jennings hörte dies und setzte sich mit Vaccaro in Kontakt, wenige Wochen später fädelte der inzwischen 69-Jährige einen Deal mit Lottomatica Rom ein, nachdem Vaccaro Jennings bei einem Turnier in Las Vegas Scouts aus aller Welt präsentiert hatte.
Mit seinen Kontakten hätte Vaccaro weiter ein wichtiger Player sein können, sein Resümee sprach ohnehin für sich. Inzwischen hat sich Vaccaro aber mit 80 Jahren weitestgehend zur Ruhe gesetzt, sein Vermächtnis wird bleiben. Niemand beeinflusste den Geldfluss für Jugendspieler so wie er, keiner hatte solch ein gutes Auge. Vaccaro revolutionierte mit seinem Methoden den Schuhmarkt - für immer.