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NBA: Damian Lillard und der Aufschwung der Portland Trail Blazers - Stolperstein für LeBron?

Von Philipp Schmidt
Lillard und die Blazers zeigen seit dem Restart starke Leistungen - und könnten in den Playoffs auf die Lakers treffen.
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Trotz durchwachsener Ausgangslage sind die Portland Trail Blazers auf dem besten Weg, sich mindestens für das Play-In-Turnier der Western Conference zu qualifizieren. Superstar Damian Lillard hat seit dem Restart bereits mehrere Fabelleistungen aufs Parkett gezaubert und bewiesen, dass ihn auch die Häme der Gegenspieler nicht von seinem Weg abbringen kann.

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2:53 waren noch auf der Uhr, als Damian Lillards Blick im Spiel gegen die Philadelphia 76ers aufs Scoreboard wanderte. Kurz zuvor hatte er einen unfassbar schweren Dreier mit Foul verwandelt und die Blazers mit 116:114 in Führung gebracht, von der Linie legte er einen weiteren Zähler nach.

Warum ihm es so wichtig war, sich des exakten Spielstandes zu vergewissern, liegt auch in den Geschehnissen in der vorherigen Partie begründet: "Ich wollte an den Punkt kommen, an dem wir die Führung und die Kontrolle über das Spiel haben und nicht hinterherlaufen müssen. Als ich den Zwischenstand gesehen habe, dachte ich mir: 'Lasst uns jetzt den Sack zumachen und nicht weiter unsere Saison vergeuden'", erklärte er nach dem Sieg.

Gesagt getan: Lillard ließ fünf weitere Punkte folgen, es waren seine Zähler 47 bis 51 (hier geht es zu den Highlights). Ein letzter Dreier von Sixers-Guard Josh Richardson verfehlte sein Ziel, Sieg Blazers. "Dame hat heute seinen unbedingten Willen gezeigt, keiner hat sich nach dem vergangenen Spiel Sorgen darüber gemacht, wie er sich heute präsentieren wird" sagte Blazers-Coach Terry Stotts.

In besagtem Spiel gegen die L.A. Clippers war es nämlich der Franchise-Spieler höchstpersönlich, der seine sonstigen Clutch-Fähigkeiten vermissen ließ und in der Crunch Time zwei Freiwürfe in Folge auf den Ring setzte - sehr zur Freude von Patrick Beverley und Paul George, die es kaum auf ihren Sitzen hielt und mit denen sich Lillard in der Folge einen verbalen Schlagabtausch lieferte.

Diese Episode sollte allerdings nur ein kurzzeitiger Rückschlag für die wiedererstarkten Blazers darstellen, die seit dem Restart vier ihrer sechs Begegnungen für sich entschieden und dabei unter anderem die Rockets, Nuggets und zuletzt Sixers geschlagen haben - angeführt von Lillard, dem klaren Fokuspunkt des Teams aus Oregon.

Portland schiebt sich dank Lillard an Playoff-Plätze heran

Schaffte es Dame bis zur coronabedingten Unterbrechung immerhin, die verletzungsgeplagten Blazers in Schlagdistanz zu den Playoff-Plätzen zu halten (Platz neun, 3,5 Spiele hinter den Grizzlies) und zwei 60-Punkte-Spiele aufs Parkett zu zaubern (viermal 50+), setzte sich dieser Lauf nach der Pause unvermindert fort. Auf 45 Zähler gegen die Nuggets folgten 51 gegen Philly - bei starker Quote aus dem Feld (16/28) und Eiseskälte an der Freiwurflinie (15/16). In sechs Bubble-Partien steht sein Punkteschnitt bei 33.

Dabei sah es im Mai sogar kurzzeitig danach aus, als könnte die NBA-Saison ohne Lillard zu Ende gehen. Der Point Guard drohte damit, auf den Restart zu verzichten, sollte seine Mannschaft "keine echte Chance auf die Playoffs" haben. "Wir richten einige Spiele aus, um die Regular Season zu beenden und sie lassen uns in bedeutungslosen Partien antreten?", fragte der 30-Jährige damals etwas ungläubig. Dann aber ohne Lillard, der sein Team für diesen Fall jedoch zumindest vor Ort unterstützen wollte.

Diese Befürchtungen bestätigten sich nicht. Durch die Implementierung des Play-In-Formats wurden den (allermeisten) Teilnehmern realistische Chancen auf die Playoffs eingeräumt - und diese Chancen haben die Blazers bestmöglich genutzt. Da die Grizzlies bisher nur einen Sieg in Orlando feiern konnten, beträgt der Rückstand auf Memphis nur noch ein halbes Spiel. Somit ist auch der Sprung auf Rang acht denkbar, wodurch Portland nur einen statt zwei Siege im Play-In-Turnier benötigen würde. Doch die Verfolger aus San Antonio und Phoenix lauern.

Western Conference: Der Kampf um den letzten Playoff-Platz

PlatzTeamBilanz
8Memphis Grizzlies33-38
9Portland Trail Blazers33-39
10Phoenix Suns32-39
11San Antonio Spurs31-38

Unbestritten ist, dass der Aufschwung in Portland nicht nur an Big Game Dame festzmachen ist. Center Jusuf Nurkic spielt nach seiner schlimmen Beinverletzung, als habe er nie gefehlt (18.8 Punkte, 10,5 Rebounds!) und durch seine mächtigen Screens erleichtert er auch die Arbeit für Lillard. Gary Trent Jr. kann scheinbar nicht mehr verfehlen (55,37 Prozent Dreierquote seit dem Restart) - aber: Das A und O für den Blazers-Erfolg ist eben jener 1,88 Meter große Guard, der sein Spiel in der Saison 2019/20 auf allerhöchstem Niveau nochmals weiterentwickelt hat.

Auffällig ist insbesondere die Zahl seiner Assists: Legte der fünfmalige All-Star in seiner Karriere bisher maximal 6,9 Vorlagen auf, steht er in der aktuellen Spielzeit bei 8,0. Seine Entscheidungsfindung hat sich spürbar verbessert, sodass die optimierte Wurfauswahl auch zu Career-Highs aus dem Feld (45,9 Prozent), aus dem Zweierbereich (52,3) sowie der zweitbesten Dreierquote seiner Laufbahn (39,3) führt. Zudem hat sich die Steigerung bei den Vorlagen nur minimal auf seine Ballverluste ausgewirkt (von 2,7 auf 3,0).

Vor allem das Pick'n'Roll der Blazers strahlt eine Menge Gefahr aus, es ist das mit Abstand beste der NBA (Lillard kommt auf 1,14 Points per Possession bei 13,5 solcher Aktionen). Auch in dieser Hinsicht hilft Nurkic seit dem Restart enorm. Gegnerische Verteidigungen versuchen teilweise sogar, mit aggressiven Blitzes schon nahe der Mittellinie den Ball aus Lillards Händen zu bekommen.

Lillard kann seit dem Restart wieder auf die Unterstützung von Jusuf Nurkic bauen.
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Lillard kann seit dem Restart wieder auf die Unterstützung von Jusuf Nurkic bauen.

Lillard verbessert seine Zahlen seit dem Restart nochmals

Wirklich einschüchtern lässt sich der Point Guard davon aber in den seltensten Fällen. Lillard explodierte seit dem Restart nicht nur zu seinem fünften 50+-Spiel in der aktuellen Spielzeit, sondern schraubte seine Ausbeute in den sechs Bubble-Spielen im Vergleich zur Vor-Corona-Saison nochmals nach oben (33,0 Punkte, 9,5 Assists, 47,4 Prozent FG, 38,6 Prozent Dreierquote).

Und dennoch, Lillard hält nichts davon, überhöhte Erwartungen zu schüren. "Ich sehe uns nicht als das Team, das die Western-Conference-Finals erreicht hat. Denn du bist, wer du im Laufe der Saison warst." Dabei ignoriert der Blazers-Star jedoch die Tatsache, dass mit Big Man Zach Collins neben Nurkic ein weiterer wichtiger Rotationsspieler wieder zur Verfügung steht. Nicht nur deshalb warnte Celtics-Coach Brad Stevens zuletzt, dass das aktuelle Portland-Team wenig mit einem typischen Neuntplatzierten gemein habe.

Und auch Lillard gibt mit Blick auf die bisherige Saison zu: "Wir waren nicht gesund und entwickeln uns gerade in die richtige Richtung. Wir haben immer noch eine Menge guter Spieler."

Endet diese Entwicklung tatsächlich noch mit der Qualifikation für die Playoffs - mit Siegen gegen Dallas und Brooklyn hätte Portland mindestens Platz neun abgesichert -, würden in Runde eins die Los Angeles Lakers um LeBron James und Anthony Davis warten. Die Favoritenrolle wäre klar verteilt, aber mitnichten würde es sich um ein klassisches Duell Erster gegen Achter handeln.

Die Offense der Lakers stottert in der Bubble bisher gewaltig, Nurkic dürfte ein geeigneter Spieler sein, die Kreise von Davis zumindest etwas einzuengen. Und dann ist da ja auch noch der Backcourt um Lillard und C.J. McCollum, den eine Guard-Rotation der Lakers ohne Avery Bradley und mit den zuletzt angeschlagenen Kentavious Caldwell-Pope, Alex Caruso, Danny Green und eventuell Rajon Rondo bändigen müsste. Mit Scharfschütze Trent Jr. haben die Blazers eine weitere Komponente, die Gegnern Kopfschmerzen bereitet, Carmelo Anthony ist als zusätzlicher Scorer ebenfalls immer für ein paar Punkte zu haben.

Genug, um der Traditionsfranchise aus der Stadt der Engel Paroli zu bieten? "Wir wollen nicht zu weit vorausblicken, es geht nur um das nächste Spiel", antwortete Stotts zuletzt in Form einer Floskel, angesprochen auf ein Matchup mit den Lakers. Dann aber ließ er sich zumindest zu einer Mini-Kampfaussage hinreißen: "Ich würde es sehr gerne herausfinden."