Es wird nicht wenige gegeben haben, die bei Minute 10:18 im zweiten Viertel, die Postseason der Bucks für beendet erklären. Der ohnehin am rechten Knöchel angeschlagene Superstar und amtierende MVP Giannis Antetokounmpo war auf dem Weg zum Korb von Andre Iguodala gefoult worden und dabei erneut umgeknickt.
Jetzt lag er mit schmerzverzerrtem Gesicht, sich immer wieder an den rechten Knöchel fassend, auf dem Parkett. Nur mit Hilfe seiner herbeigeeilten Teamkollegen kam Giannis wieder auf die Beine. Er versenkte noch einen seiner beiden zugesprochenen Freiwürfe, anschließend humpelte er selbstständig in die Kabine. Doch eine Rückkehr wurde zur Halbzeit endgültig ausgeschlossen.
Kein Schock nach Antetokounmpos Verletzung
Dabei hatte der Greek Freak bis dahin alles und jeden auf dem Court dominiert. In seinen elf Minuten Spielzeit hatte er bereits 19 Punkte erzielt und 4 Rebounds eingesammelt.
Doch nun mussten die topgesetzten Bucks den Sweep gegen Miami ohne den MVP verhindern.Und sie taten dies mit Bravour. Angeführt von Khris Middleton, der heroisch kämpfte, entwickelte das Team eine Trotzreaktion. Wo andere Teams zusammengebrochen wären, stemmte sich Milwaukee gegen das drohende Aus.
"Wir wussten, dass er uns den Weg bereitet hatte. Sein Knöchel war schon vorher in keinem guten Zustand und er ist trotzdem rausgegangen und hat in seinen Minuten, die er im ersten und zweiten Viertel hatte, alles gegeben. Als Team kann man da nur Respekt zollen", erklärte Middleton. "Er hat uns den Rücken gestärkt und hoffentlich ist er im nächsten Spiel wieder dabei, aber wenn er nicht dabei ist, müssen wir trotzdem so hart wie möglich kämpfen. Wir müssen jeden Abend kämpfen, um weiterspielen zu dürfen."
Allen voran Middleton tat dies. Mit der schlechten Nachricht im Hinterkopf, dass Giannis nicht mehr spielen wird, nahm er das Team auf seine Schultern und erzielte allein im dritten Viertel 21 Punkte. In der Overtime machte er mit einem Dreier in Bedrängnis den Deckel drauf und brachte anschließend das Spiel von der Freiwurflinie nach Hause (hier gibt es seine Highlights im Video).
Gegner zollt den Bucks Respekt
Es war eine Einstellung, die selbst dem Gegner Respekt abverlangte. "Sie haben sich den Sieg heute wirklich verdient", sagte Miamis Head Coach Erik Spoelstra.
Denn es war nicht nur Middleton, der sich steigerte. Es war das ganze Team. Eric Bledsoe, Brook Lopez oder auch Donte DiVincenzo hatten ihren Anteil am Sieg. Den Heat wäre es sicher lieber gewesen, Antetokounmpo wäre auf dem Feld geblieben. Sie hätten ihn wahrscheinlich weiter nicht kontrollieren können, aber das Spiel der Bucks wäre berechenbarer gewesen.
So schlich sich mit dem Abgang des besten Gegners eine gewisse Sorglosigkeit im Spiel der Heat ein. "Das sollte uns eigentlich nicht beeinflussen, aber ich glaube, wir waren danach zu entspannt", versuchte Jimmy Butler die Niederlage zu erklären. "Wir haben aufgehört zu verteidigen, sind nicht mehr unseren defensiven Prinzipien gefolgt. Wir haben die Fifty-Fifty-Bälle nicht mehr bekommen und wurden bei den Rebounds geschlagen. Es war einfach alles schlecht."
Miami ärgert sich über verpasste Möglichkeit
Miami ließ damit die Chance liegen, einen der Topfavoriten aus dem Titelrennen zu kegeln, während deren bester Spieler nicht mitwirken konnte. "Ich hatte das Gefühl, dass wir das ganze Spiel nicht mit der maximalen Einstellung gespielt haben", ärgerte sich Bam Adebayo über die verpasste Möglichkeit.
Doch die Ausgangssituation der Heat ist immer noch hervorragend. Sie haben drei weitere Matchbälle und hatten zuvor eigentlich in der Bubble gezeigt, dass gerade die Mentalität zu ihren Stärken gehört.
Der Glaube daran, dass letztlich die mangelnde Einstellung den Ausschlag gegeben hat, wird genug Motivation auslösen, um es in der Nacht zum Mittwoch (Spiel 5 ab 0.30 Uhr live auf DAZN) besser zu machen. "Wir wissen, wie wir ins nächste Spiel gehen müssen. Wir müssen sie im nächsten Spiel einfach aus dem Weg schaffen", gab Butler die Marschroute vor.
Ob dann auf der Gegenseite wieder Antetokounmpo stehen wird, dürfte sich erneut kurzfristig entscheiden. "Er wird die ganze Nacht behandelt werden und dann schauen wir mal, wie es in den nächsten 24 bis 48 Stunden aussehen wird", erklärte Bucks-Coach Mike Budenholzer. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit und viele werden Milwaukee erneut abschreiben. Aber das taten sie auch schon in Spiel 4.
Die Serie zwischen den Milwaukee Bucks und Miami Heat im Überblick
Spiel | Datum | Uhrzeit | Team 1 | Team 2 | Ergebnis |
1 | 1. September | 0.30 Uhr | Milwaukee Bucks | Miami Heat | 104:115 |
2 | 3. September | 0.30 Uhr | Milwaukee Bucks | Miami Heat | 114:116 |
3 | 5. September | 0.30 Uhr | Miami Heat | Milwaukee Bucks | 115:100 |
4 | 6. September | 21.30 Uhr | Miami Heat | Milwaukee Bucks | 115:118 OT |
5 | 9. September | 0.30 Uhr | Milwaukee Bucks | Miami Heat | |
6* | 11. September | tba | Miami Heat | Milwaukee Bucks | |
7* | 13. September | tba | Milwaukee Bucks | Miami Heat |