Nur 9 Würfe für Anthony Davis in einem Finals-Spiel. Wer sich nicht die Nacht um die Ohren geschlagen hat, wird sicherlich zweimal auf den Boxscore geblickt haben, ob er sich denn da nicht verlesen hat. Hier noch einmal die Bestätigung: Nein, das ist kein Fehler, die Braue nahm in knapp 33 Minuten nur neun Versuche aus dem Feld und erarbeitete sich lediglich zwei Freiwürfe.
Nur in Spiel 4 gegen Portland in der ersten Runde nahm Davis weniger Würfe, damals musste der Forward jedoch nur 17 Minuten ran und stand in dieser Zeit bei +37, seine Arbeit war also schnell erledigt. Das Gegenteil war an diesem Abend der Fall. In den ersten beiden Spielen hatte Davis die Big Men der Heat wie Zwerge aussehen lassen und legte entsprechende Zahlen auf.
33 Punkte sowie 11,5 Rebounds bei 63 Prozent aus dem Feld und 60 Prozent von der Dreierlinie erzielte A.D. im Schnitt, was Diskussionen anfachte, ob denn nicht der frühere Pelicans-Star sogar LeBron James den Bill-Russell-Award des Finals-MVPs streitig machen könnte.
Anthony Davis: Kein Rhythmus durch Foulprobleme
In Spiel 3 lief jedoch von Beginn an so ziemlich alles schief für den inzwischen siebenfachen All-Star. Alleine im ersten Viertel beging die Braue vier Turnover. Miami übte großen Druck auf Davis aus, meist war es Jimmy Butler, der sich außerhalb von Davis' Sichtfeld zum Doppeln heranschlich und den Lakers-Star davon abhielt, in seine Moves zu gehen.
So nahm Davis im ersten Viertel keinen einzigen Wurf und musste nach sieben Minuten mit zwei Fouls bereits runter. Auch im folgenden Abschnitt kostete ihn ein weiteres Offensiv-Foul mehr Spielzeit, drei Minuten nach dem Wechsel holte er sich beim Kampf um einen Offensiv-Rebound schon Pfiff Nr. 4 ab.
"Durch die Fouls ist er ein wenig passiv geworden", befand auch LeBron James. "Er wollte unbedingt auf dem Feld stehen, aber er konnte nicht so aggressiv wie gewohnt agieren. Die Fouls haben ihn ausgebremst." Lakers-Coach Frank Vogel spielte dabei mit dem Feuer, trotz vier Fouls spulte A.D. die kompletten zwölf Minuten im Abschnitt ab und vermied für die restliche Partie ein weiteres Foul.
"Da muss ich besser werden", gab auch Davis selbst zu. "Ich muss Wege finden. So war ich nicht ich selbst und habe meinen Mitspielern zu viel Druck auferlegt. Das Team baut auf mich, dass ich mit maximalem Einsatz spiele." Davis wirkte einige Male einen Schritt zu langsam oder machte die falsche Rotation, was vom erneut guten Kelly Olynyk bestraft wurde.
Anthony Davis: Kein Weg in die Zone
Der Kanadier war diesmal nicht nur im Pick'n'Pop erfolgreich, sondern überraschte Davis auch, indem er nur einen Block antäuschte und stattdessen direkt in Richtung Korb abduckte. Hilfe gegen Butler konnte Davis durch die ständige Gefahr von Olynyk von draußen ohnehin kaum liefern.
Das war insofern ein gewichtiger Faktor, weil Davis eben offensiv selbst kaum in Erscheinung trat. Gerade einmal drei Abschlüsse in der Zone sind beinahe schon unerhört für einen solch dominanten Spieler. Miami agierte ungemütlich, enorm physisch, sodass Davis zu oft vom Korb wegdriftete. Zwar traf der Forward vier seiner sechs Sprungwürfe, doch damit können die Heat bestens leben.
Hier nur ein Beispiel, dass Miami vor allem Punkte in der Zone vermeiden wollte. Das gelang auch hervorragend, die Heat gewannen das Duell im farbigen Bereich des Courts mit 52:34. Zum Vergleich: In Spiel 2 machten die Lakers noch zehn Zähler mehr als der Gegner in der Zone.
Anthony Davis: Kein Wurf im Schlussviertel
Passivität kann hier als Grund genannt werden, pomadig ist der etwas schärfere Begriff, der aber durchaus angebracht war. Das Ebenbild dafür war Davis, der wie schon erwähnt hocheffizient war und dann im vierten Viertel komplett abtauchte. Ein einziger Wurf in knapp zehn Minuten war viel zu wenig, manchmal stand er teilnahmslos in der Ecke.
Schon in Spiel 2 war auffällig, dass er nach dominanten ersten drei Vierteln kaum mehr in Erscheinung trat und stattdessen fast ausschließlich nur noch LeBron agierte. Waren das nur Ausnahmen oder handelt es sich um ein strukturelles Problem?
Auf Seiten der Lakers wollten sie davon nichts wissen. "Es ist nur eine Niederlage, wir führen noch immer in der Serie", gab sich Davis unbeeindruckt. "Wir bewerten das Ganze nicht über und schauen uns jetzt in Ruhe den Film an." Dort werden die Lakers sicherlich einige Dinge sehen, die sie verbessern können, für eine Sache bedarf es aber nicht einmal das Videostudium.
Anthony Davis: Gibt es nun das Duell mit Bam Adebayo?
20 Ballverluste, davon 10 im ersten Viertel waren untypisch für den bisherigen Playoff-Run von Lila-Gold. Entsprechend vorsichtig sind auch die Worte von Davis zu genießen, der keinen Grund zur Sorge sah. Die Lakers haben es verpasst, einem taumelnden Boxer den entscheidenden Knockout zu verpassen.
Stattdessen dürfte Miami nun Blut geleckt haben und wieder Morgenluft wittern. Auch für Davis dürfte es in Spiel 4 nicht leichter werden, schließlich schart auch Bam Adebayo bereits mit den Hufen. Durch den Sieg in Spiel 3 wurde die Serie mindestens bis Freitag verlängert, da zwischen den Partien 4 und 5 erstmals zwei Tage Pause für beide Teams vorgesehen sind.
Die Hintertür bleibt für die Heat offen, nun ist es an Davis, LeBron und Co. diese wiederzuzudrücken. Und wenn wir aus Spiel 3 eines gelernt haben: Einfach wird das nicht, weil sich Miami bis zur finalen Sirene dagegen wehren wird.
Lakers vs. Heat: Die Finals im Überblick
Spiel | Datum | Uhrzeit | Team 1 | Team 2 | Ergebnis/Übertragung |
1 | 1. Oktober | 3 Uhr | Los Angeles Lakers | Miami Heat | 116:98 |
2 | 3. Oktober | 3 Uhr | Los Angeles Lakers | Miami Heat | 124:114 |
3 | 5. Oktober | 1.30 Uhr | Miami Heat | Los Angeles Lakers | 115:104 |
4 | 7. Oktober | 3 Uhr | Miami Heat | Los Angeles Lakers | DAZN |
5 | 10. Oktober | 3 Uhr | Los Angeles Lakers | Miami Heat | DAZN |
6* | 12. Oktober | 1.30 Uhr | Miami Heat | Los Angeles Lakers | DAZN |
7* | 14. Oktober | 3 Uhr | Los Angeles Lakers | Miami Heat | DAZN |
*falls notwendig