LeBron zieht in die Zone, bindet mehrere Verteidiger und findet am Perimeter den weit offenen Danny Green - 7,1 Sekunden vor Ende der Partie ist alles angerichtet für die erste Meisterschaft der Lakers seit 2010. Ein Dreier des (eigentlichen) Scharfschützen hätte die Traditionsfranchise mit 2 Punkten in Führung gebracht, den Heat hätte keine Auszeit mehr zur Verfügung gestanden.
Stattdessen aber setzt Green, der bereits die gesamte Saison über und insbesondere in den Playoffs wechselhafte Shooting-Leistungen an den Tag legt, den Wurf auf den Ring. Der Abpraller landet zwar bei Markieff Morris, dieser wirft allerdings ein Lob-Anspiel auf den unter dem Korb stehenden Davis in hohem Bogen ins Aus und besiegelt die zweite Pleite der Lakers in der Finalserie.
"Ich konnte zwei Spieler unterhalb der Freiwurflinie auf mich ziehen und habe einen unserer Schützen für einen weit offenen Dreier gefunden, um die Meisterschaft zu gewinnen. Es war einer der besten Würfe, die du bekommen kannst. Ich habe ihm vertraut, wir haben ihm vertraut und damit müssen wir leben", erklärte James die spielentscheidende Szene. "Ich weiß, dass er sich wünscht, den Wurf noch einmal zu haben."
Vielmehr ärgerte er sich über den anschließenden Turnover von Morris, der scheinbar den Überblick verlor und hektisch eine folgenschwere Entscheidung traf: "Wir hatten nach dem Rebound viel mehr Zeit, als wir dachten. Er hat den Pass nicht so gespielt, wie wir uns das gewünscht hätten."
LeBron James: Pass auf Green die richtige Entscheidung?
James, der eine der besten Finalleistungen seiner Laufbahn zeigte und dabei 40 Punkte, 13 Rebounds und 7 Assists bei unglaublichen Quoten (15 von 21 aus dem Feld und 6 von 9 aus der Distanz) auflegte, hatte mit dem Pass den scheinbar richtigen Weg gewählt, um die Lakers zum Ring zu führen. Das sahen allerdings nicht alle so: Unter anderem schrieb Jay Williams, ehemaliger NBA-Spieler und Host bei ESPN, bei Twitter: "Mir ist es egal, ob Danny Green weit offen ist. Bron muss diesen Wurf selbst nehmen. Punkt."
Die Mehrheit der Experten sprang LeBron zur Seite: Channing Frye entgegnete Williams, dass es das richtige Play gewesen sei, Kendrick Perkins fragte nur, ob er seine Aussage tatsächlich ernst meinte, während Blazers-Star C.J. McCollum ergänzte: "Das ist ein hochprozentiger, weit offener Wurf eines Champions. Leute werfen nun einmal daneben, Mann!"
In der Tat gab es abgesehen von dieser Szene in der Crunchtime, die in den Highlight-Clips eine dominante Rolle einnehmen und den Fans aus Spiel 5 in Erinnerung bleiben wird, zahlreiche andere Gründe, warum es die Lakers nicht schafften, die Serie zu beenden und stattdessen den tapfer kämpfenden Heat weiteres Selbstvertrauen einhauchten.
"Wir sind in der Verteidigung zu oft kollabiert und haben den Schützen weit offene Würfe erlaubt. Und sie haben es bestraft. Wir müssen da besser sein", richtete Anthony Davis den Blick ans andere Ende des Feldes. Insbesondere Duncan Robinson nutzte die Nachlässigkeiten und Kommunikationsprobleme der Kalifornier gnadenlos aus und versenkte gleich 7 seiner 13 Dreierversuche. Die Lakers erlaubten eine Quote von 42,4 Prozent aus der Distanz (14/33).
Dass die Heat es in der Schlussphase größtenteils schafften, Davis in der Defense von Butler fernzuhalten, wollte er nicht als Grund für die Niederlage ausmachen: "Mit Markieff hat sich ein großartiger Verteidiger um ihn gekümmert. Er hat einen schweren Wurf über seine Hände getroffen. Uns hat nur ein Stopp gefehlt, dann hätten sie foulen müssen."
Ebenjener Morris erlaubte sich aber in der finalen Minute ein unnötiges Foul, mit dem er Butler an die Linie schickte. Gleiches passierte AD 17 Sekunden vor der Schlusssirene, als er es nicht rechtzeitig schaffte, eine legale Verteidigungsposition einzunehmen. Kurz zuvor hatte er die Lakers noch aus der Midrange in Führung gebracht, im Gegenzug blieb Butler wie schon das gesamte Spiel über an der Linie eiskalt und versenkte auch seine Versuche elf und zwölf zur 109:108-Führung.
Lakers unzufrieden mit Referees - Davis angeschlagen
Nicht einverstanden mit den Entscheidungen der Referees war Lakers-Head-Coach Frank Vogel: "Ich hatte das Gefühl, dass zwei schlechte Schiedsrichterentscheidungen am Ende Butler an die Linie gebracht haben und das ist sehr unglücklich in einem so bedeutsamen Spiel." Davis sprach zumindest von "Calls, die in beide Richtungen hätten gehen können", richtete den Blick aber vielmehr auf die eigenen Versäumnisse, die sich nicht nur auf die Defensive beschränkten.
Während Davis mit 28 Punkten und 12 Rebounds tatkräftige Unterstützung für LeBron lieferte, blieb diese von den restlichen Mannschaftskollegen nahezu durch die Bank aus. Kentavious Caldwell-Pope zeigte eine weitere starke Leistung und steuerte neben guter Defensive auch 16 Punkte (3/8 3FG) bei, ansonsten war das Star-Duo der Lakers jedoch auf sich alleine gestellt.
Die Produktion der Reservisten Kyle Kuzma (7, 0/4 3FG), Rajon Rondo (4, 0/3 3FG), Alex Caruso (3) und Markieff Morris (0, 0/2 3FG) konnte Kendrick Nunn (14, 6/11 FG), einer von nur zwei Bankspielern Miamis, spiegeln, gleich sechs Heat-Akteure erreichten eine zweistellige Punkteausbeute. Doch nicht nur die Rollenspieler bereiten den Lakers vor Spiel 6 der Serie (in der Nacht auf Montag um 1.30 live auf DAZN) Kopfzerbrechen.
Davis hinterließ sorgenvolle Gesichter, als ihm Andre Iguodala gegen Ende des ersten Viertels versehentlich auf den Fuß stieg. Zwar konnte der Big Man nach kurzer Behandlungspause weiterspielen und stand in der zweiten Halbzeit fast durchgehend auf dem Feld, dennoch sagte Coach Vogel nach der Partie: "Er kann sich nicht richtig bewegen, aber er hat auf die Zähne gebissen." Aus dem Umfeld von Davis wurden Stimmen laut, dass die Verletzung sehr schmerzhaft, aber aushaltbar sei. Auch AD selbst zeigte sich optimistisch, was einen uneingeschränkten Einsatz in Spiel 6 angeht.
Sollte sich der Supporting Cast der Lakers nicht deutlich steigern, wird auch dann wieder eine Monster-Performance von Davis und James notwendig sein - dabei hätten die Meister-Feierlichkeiten schon längst starten können, wenn Green "einen der besten Würfe, die du bekommen kannst", verwandelt hätte.
Lakers vs. Heat: Die Finals im Überblick
Spiel | Datum | Uhrzeit | Team 1 | Team 2 | Ergebnis/Übertragung |
1 | 1. Oktober | 3 Uhr | Los Angeles Lakers | Miami Heat | 116:98 |
2 | 3. Oktober | 3 Uhr | Los Angeles Lakers | Miami Heat | 124:114 |
3 | 5. Oktober | 1.30 Uhr | Miami Heat | Los Angeles Lakers | 115:104 |
4 | 7. Oktober | 3 Uhr | Miami Heat | Los Angeles Lakers | 96:102 |
5 | 10. Oktober | 3 Uhr | Los Angeles Lakers | Miami Heat | 108:111 |
6 | 12. Oktober | 1.30 Uhr | Miami Heat | Los Angeles Lakers | DAZN |
7* | 14. Oktober | 3 Uhr | Los Angeles Lakers | Miami Heat | DAZN |
*falls notwendig