Nun steht sie also an, die große Party namens All-Star Weekend, bei dem traditionell ehemalige, aktuelle und künftige Stars zusammentreffen und sich selbst sowie das Spiel feiern. Das größte Show-Event auf dem Kalender, das vor allem dazu dienen soll, mit Ereignissen wie dem Dunk Contest auch neue Fans für den Sport zu begeistern.
Es gibt allerdings Unterschiede. Zum einen wurde der Ablaufplan etwas eingestampft, es handelt sich diesmal um einen Tag, nicht um ein ganzes Wochenende, die Rising Stars Challenge findet gar nicht statt. Zum einen hat NBA-Chef Adam Silver die Fans darum gebeten, sich in Atlanta, wo seit langem alles erlaubt ist, bloß nicht zu Parties oder Ähnlichem zusammenzutreffen.
Das All-Star Weekend sei als TV-Event gedacht, als virtuelle Party also. Mit der Teilnahme mehrerer Superstars, die zum jetzigen Zeitpunkt eigentlich lieber eine kurze Pause vom Liga-Alltag hätten und die genau das auch verbalisiert haben. "Ich verstehe nicht, warum wir überhaupt ein All-Star Game haben", sagte LeBron James, wie üblich der All-Star mit den meisten Stimmen (und der wichtigsten Stimme), Anfang Februar. Er war bei weitem nicht der einzige Skeptiker.
Dass das Spiel stattfindet und dass alle Stars, die nominiert wurden, mit Ausnahme der verletzten Kevin Durant und Anthony Davis trotz aller Bedenken nach Atlanta reisen werden, verwundert dennoch nicht. Es passt einfach nur perfekt zu dieser NBA-Saison, in der "Muss ja" mehr denn je das vorherrschende Credo zu sein scheint. Selten hat sich das Spiel für alle Beteiligten so sehr wie Arbeit angefühlt. Und wurde gleichzeitig von so viel Ungewissheit begleitet.
NBA 2020/21: Neue und alte Gesichter dominieren
Das soll zunächst mal nicht bedeuten, die erste Saisonhälfte wäre ungenießbar gewesen. Es gab und gibt etliche positive Überraschungen und andere spannende Entwicklungen; wie Zion Williamson in Jahr zwei Woche für Woche mehr den Schritt zum Superstar macht beispielsweise, oder wie LaMelo Ball den Hornets viel früher als erwartet einen gewissen Glanz UND sportliche Kompetenz verschafft.
Auch die Rückkehr von einigen großen Namen bereitet Freude - Stephen Curry beispielsweise ist auf seiner Revenge-Tour wieder auf dem Niveau seiner letzten vollen Saison ohne Kevin Durant, KD wiederum ist selbst zurück und nah an seiner Bestform. Die New York Knicks sind auf einmal wieder relevant. Und sie sind noch nicht mal ansatzweise das spannendste Team in der eigenen Stadt.
Von der Art und Weise, wie die Brooklyn Nets in der jetzigen Form zusammengetroffen sind, kann man zwar halten, was man will, sportlich ist das Experiment jedoch mindestens faszinierend. Noch nie waren drei Spieler in einem Team versammelt, die sich so beständig eigene Würfe kreieren können. Noch nie setzte ein Titelkandidat so sehr auf "All Offense, höchstens ein bisschen Defense". Langweilig sind ihre Spiele dadurch nie.
Die Aussagekraft ist eingeschränkt
Die Nets sind allerdings auch ein recht gutes Beispiel dafür, was in der aktuellen Saison schief läuft. 186 Minuten haben die drei Stars bisher zusammen absolviert, verteilt über nur sieben Spiele. Eine Durant-Verletzung und das gerade in Brooklyn sehr kurios eingesetzte Corona-Protokoll haben bisher verhindert, dass der spannendste Zirkus der Liga gemeinsam auftreten kann.
Brooklyn ist dafür nur ein Beispiel - tatsächlich ist es über die gesamte Saison bisher sehr selten vorgekommen, dass Topspiele auf beiden Seiten in Topbesetzung stattfinden konnten wie das Duell zwischen den Clippers und Milwaukee am vergangenen Sonntag. Load Management und Verletzungen sind natürlich schon lange ein Faktor, mit Corona allerdings ist ein Punkt erreicht, an dem einzelne Spiele teils komplett die Aussagekraft verlieren.
Für ein weiteres Beispiel lohnt sich der Blick zu einem Division-Rivalen der Nets. Auch die Boston Celtics hatten mittlerweile so viele Ausfälle, dass ihre besten vier Spieler (Jayson Tatum, Jaylen Brown, Kemba Walker und Marcus Smart) bisher in nur zwei Spielen gemeinsam auf dem Court standen.
Tatum wiederum klagte nach überstandener Covid-Infektion noch Wochen später über Probleme mit seiner Kondition. Läuft es dann sportlich nicht, ist der Aufschrei trotzdem schnell groß, doch wie viele Lehren lassen sich aus solchen Situationen wirklich ziehen? Beim amtierenden Ost-Champion Miami ist die Lage nicht anders, auch wenn die Heat mittlerweile anscheinend die Kurve gekriegt haben.