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NBA - Blake Griffin wechselt zu den Brooklyn Nets: Der Wechsel in der Analyse

Blake Griffin schließt sich den Brooklyn Nets an.
© getty

Die Brooklyn Nets haben ihre Superstar-Truppe mit Blake Griffin um einen weiteren hochdekorierten Spieler ergänzt. Allerdings kommt ein völlig anderer Spieler nach Brooklyn als der einstige Nr.1-Pick, der sechsmal zum All-Star gewählt wurde. Was bringt Griffin den Nets also wirklich?

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Kevin Durant hat für seine Aktivitäten als General Manager beim All-Star Weekend Einiges an Häme erhalten. Das verwunderte nicht, schließlich verlor das von ihm ausgewählte und ohne ihn agierende Team Durant haushoch gegen die Auswahl von LeBron James, der seine makellose Bilanz beim neuen All-Star-Format behielt und nun bei 4-0 steht.

Etwas "gewonnen" hat Durant indes auch - und vielleicht erweist sich dies am Ende als wertvoller. Mehrere Titelaspiranten sollen an Blake Griffin interessiert gewesen sein, nachdem dieser aus seinem Vertrag herausgekauft wurde, den Zuschlag erhielten jedoch Durants Nets.

Die Geschichte könnte sich in den nächsten Wochen wiederholen: Brooklyn ist dank KD zu einer echten Free Agent-Destination geworden. Für den Moment sind jedoch andere Fragen entscheidend: Welchen Spieler bekommen die Nets im ehemaligen Nr.1-Pick Griffin überhaupt? Wie werden sie ihn einsetzen? Und wie kann er sie mit 31 Jahren wirklich noch verstärken?

Blake Griffin: Ein Schatten seiner selbst

Blicken wir zunächst auf den Spieler, der zuletzt in Detroit zu sehen war. Griffin hat sich binnen kurzer Zeit von einem All-NBA-Level-Spieler zu jemandem entwickelt, der für jeden ersichtlich kein Star in der NBA mehr sein kann. Noch 2018/19 gehörte er zu den besten Forwards der Liga, zwei Knie-Operationen nacheinander haben ihn jedoch fast komplett seiner Athletik beraubt.

Schon zuvor hatte sich Griffin längst weg vom reinen Dunker entwickelt - in seiner letzten richtig guten Saison kam er auf 24,5 Punkte im Schnitt bei 58,1 Prozent True Shooting, dem zweithöchsten Wert seiner Karriere. Der Schlüssel für diese gute Effizienz waren das Volumen und die verbesserte Quote von der Dreierlinie (36,2 Prozent Quote bei 7 Versuchen pro Spiel).

Griffin, der da bereits kein Highflyer mehr war, kompensierte die schwindende Athletik mit einem reiferen Allround-Game. Nur noch 3,1 Prozent seiner Abschlüsse waren damals Dunks, 39 Prozent seiner Würfe waren Dreier. Nahezu im Alleingang hievte Griffin die Pistons in die Playoffs und verletzte sich auf dem Weg dorthin. Seither ist er ein Schatten seiner selbst.

Die Statistiken von Blake Griffin in Detroit

SaisonSpielePunkteTrue Shooting%Dreier/36 Min.DunksAssists
18/197524,558,17,2425,4
19/201815,547,67,853,3
20/212012,349,17,103,9

Blake Griffin hat in dieser Saison noch nicht gedunkt

Nur 18 Spiele konnte Griffin in der Saison 19/20 absolvieren, bevor ihn eine erneute Operation zum Abbruch dieser Spielzeit zwang. Vor der laufenden Spielzeit machte sich dann Hoffnung breit, dass er vielleicht wieder mehr "der Alte" sein könnte, doch das hat sich nicht bewahrheitet.

Griffin sah zuletzt einfach nur alt aus, wirkte nicht nur an sich selbst gemessen, sondern an der NBA gemessen wie ein unterdurchschnittlicher Athlet. Zum Korb kam Griffin in seinen 20 Einsätzen kaum noch, kein einziger Dunk wurde in der laufenden Spielzeit bisher für ihn notiert. Und auch der Distanzwurf, mit dem er die fehlende Explosivität teilweise kaschieren konnte, hat ihn zuletzt verlassen.

Das Volumen ist zwar sogar noch höher geworden, mehr als die Hälfte von Griffins Würfen in Detroit waren Dreier. Es fielen jedoch nur 31,5 Prozent davon. Das ist insgesamt etwas besser als in der Saison 19/20 (24,3 Prozent), aber immer noch zweifellos schlecht, bedenkt man, dass der Wurf aktuell neben dem nach wie vor guten Passspiel Griffins wichtigster Beitrag am offensiven Ende des Courts ist.

Welche Rolle spielt Griffin bei den Brooklyn Nets?

Nüchtern betrachtet sind also Zweifel erlaubt, ob Griffin den Nets wirklich weiterhelfen wird, auch wenn damit zu rechnen ist, dass er in Brooklyn eine andere Rolle haben wird. Die Nets wollen ihn Berichten zufolge primär als Backup-Center einsetzen. In Sachen Shooting um ihn herum bringt Brooklyn dabei mehr Firepower mit als fast jedes andere Team.

Das hat auch schon Spielern wie Bruce Brown geholfen, der als Wing derzeit offensiv mehr als Center operiert und fast all seine Abschlüsse in Korbnähe nimmt. Griffin kann theoretisch noch durch Post-Ups effektiv sein, wenn er neben Durant, James Harden, Kyrie Irving und Joe Harris vom fünftbesten Verteidiger übernommen wird. Als Center winken ihm vermutlich zumindest gelegentlich noch Geschwindigkeitsvorteile.

Griffin hat es zudem über die Jahre gelernt, als Initiator im Pick'n'Roll effektiv zu sein. Das ist eine Stärke, die gut zum grandiosen Shooting der Nets passt - vor allem Irving und Harris können als Screener für ihn fungieren und vermutlich für viel Chaos sorgen. Selbst in der laufenden Spielzeit gehörte Griffin noch zu den Spielern mit den meisten Assists auf seiner Position.

Gut möglich, dass diese Stärke sein wichtigstes Attribut beim neuen Team sein wird. Wobei sich hier zwangsläufig die Frage stellt: Ist ein weiterer Playmaker das, was die ohnehin schon beste Offensive der Liga (120,4 Punkte pro 100 Ballbesitzen, Tendenz steigend) gebraucht hat?

Brooklyn Nets: Die Defense bleibt die Baustelle

Es gibt schließlich auch noch die andere Seite des Courts. Brooklyn war defensiv in den letzten beiden Wochen vor der All-Star Break mittelmäßig (Platz 13), was schon eine recht große Steigerung im Vergleich zur Saison insgesamt (Platz 24) darstellte. Der Schlüssel dafür war ein Schema mit sehr vielen Switches, was der aktuellen Version von Griffin nicht unbedingt gut bekommen dürfte.

ESPN Insider zufolge gehörte Griffin nach Switches in dieser Spielzeit bisher zu den zehn schlechtesten Pick'n'Roll-Verteidigern, die mindestens 20 solcher Plays verteidigen mussten. Auch als Help-Verteidiger oder Ringbeschützer (bisher genau 2 Blocks in dieser Saison) ist er zuletzt nicht durch starke Leistungen aufgefallen. Eher im Gegenteil.

Einen Star haben die Nets in Griffin also nicht verpflichtet. Wobei es durchaus Gründe hat, dass mehrere Teams Interesse an ihm hatten - denn noch gibt es die Hoffnung, dass er in einem neuen Umfeld in reduzierter Rolle wieder mehr Spritzigkeit, Engagement und Einsatz entwickelt. Für ein Top-Team hat Griffin schließlich seit längst vergessenen Clippers-Zeiten nicht mehr gespielt.

Macht es Blake Griffin wie Nicolas Batum?

Griffin wäre nicht der erste Spieler, der sich von einer eher aussichtslosen sportlichen Situation hat runterziehen lassen - wenn es denn nicht doch nur an der Athletik liegt. Ein aktuelles Beispiel spielt in Nicolas Batum bei den Clippers; beim Franzosen sah es vor allem vergangene Saison in Charlotte verdächtig nach Karriereende aus, einen Buyout später ist er in L.A. doch wieder ein wertvoller Rollenspieler.

Brooklyn hofft bei Griffin auf eine ähnliche Entwicklung. An der Motivation fehlt es wohl nicht, immerhin hat er Berichten zufolge auf über 13 Millionen Dollar verzichtet, um aus Detroit herauszukommen. Nun wird sich zeigen, ob er doch noch etwas mehr im Tank hat, als es zuletzt zu sehen war.

Eine Batum-artige Entwicklung allerdings wäre für Griffin das Best-Case-Szenario - vielleicht findet er seinen Wurf wieder und füllt dann zumindest als Spot-Up-Shooter und Playmaker von der Bank eine Rolle aus. Dass er in den Playoffs am Ende von Spielen wichtige Beiträge leisten wird, ist für den Moment aber sehr unwahrscheinlich. Gut möglich, dass diese Zeit einfach vorbei ist.