Robert Williams hat sich bei den Boston Celtics als Starter durchgesetzt und zuvor auch Daniel Theis entbehrlich gemacht. Ist der 23-Jährige bereit für die größere Rolle?
Wer in dieser Saison nach positiven Storylines bei den stolzen Celtics sucht, hat keine riesige Auswahl. Boston spielt eine absolut durchwachsene Saison, nachdem in drei der vergangenen vier Jahre die Conference Finals erreicht wurden. Die Defense ist im Vergleich zu den Vorjahren eingebrochen, die Abhängigkeit von den zwei All-Stars zu groß, Kemba Walker nicht immer der Alte.
Nur zweimal wurden im Lauf der Spielzeit mehr als zwei Spiele am Stück gewonnen. Es verwunderte daher nicht, dass die Celtics zur Trade Deadline nicht die ganz großen Deals eingefädelt haben. Der Move, der dieses Team zum legitimen Contender gemacht hätte, lag nicht auf dem Tisch - dafür waren die Probleme zu divers. Stattdessen kam "nur" Evan Fournier aus Orlando und mit Daniel Theis wurde sogar ein vorher essenzieller Teil des Teams abgegeben.
Theis wurde vor allem aus finanziellen Gründen verscherbelt, durch diesen Trade verhinderte Boston, mit Fournier in den Luxussteuerbereich abzudriften. Der Deal hatte aber auch noch einen Nebeneffekt, den viele Celtics-Fans sich schon länger gewünscht hatten: Er machte Robert Williams zum Starter. Womit wir dann doch noch bei einer positiven Storyline gelandet wären.
Brad Stevens hielt Robert Williams an der kurzen Leine
Williams hat sich Stück für Stück das Vertrauen von Brad Stevens erarbeitet. Schon als Rookie begeisterte der Nr.27-Pick von 2018 bisweilen mit seiner Athletik, musste allerdings auch noch erwachsen werden. Den Spitznamen "Time Lord" etwa verdiente er sich, weil er als Rookie unter anderem die Pressekonferenz verpasste, bei der er vorgestellt werden sollte.
Zudem befand sich Williams seit seiner Ankunft in einem vollen Frontcourt in Boston. In seinem Rookie-Jahr waren Aron Baynes, Al Horford und Theis "im Weg", in Jahr zwei gingen die meisten Center-Minuten an Theis und Enes Kanter, wobei Williams zwischenzeitlich länger verletzt war. In der laufenden Spielzeit war er zu Beginn hinter Theis und Tristan Thompson erneut Center Nr. 3.
Den größten Impact hatte dennoch beinahe vom Start weg Williams, obwohl er in den ersten Saisonmonaten nur rund 16 Minuten pro Spiel eingesetzt wurde. Insbesondere offensiv brachte der 23-Jährige eine Dynamik und Athletik ins Spiel, die der Konkurrenz abging. Stevens hielt ihn jedoch an einer kurzen Leine, bei Fehlern flog er schneller vom Court als seine erfahreneren Mitspieler.
Aufgrund einiger Verletzungen in seiner Vergangenheit reduzierten die Celtics zudem bewusst seine Minuten, um ihn langsam aufzubauen: "Es gibt Unterschiede. Jeder Spieler kann 20 Minuten pro Spiel spielen, aber so zu spielen, wie er spielt, ist für 20 Minuten pro Spiel alles andere als einfach", sagte GM Danny Ainge noch Mitte März bei Toucher & Rich. Doch seither hat sich einiges verändert.
Endlich Platz auf der Fünf
Thompson fiel ab Mitte März aus und kehrte erst in dieser Woche zurück, Theis wurde am 25. März nach Chicago getradet. Folglich wurde der Weg für Williams frei, der am 26. März erstmals in dieser Saison startete und den Platz von jetzt an wohl nicht mehr abgeben wird. Williams scheint endgültig bereit zu sein, um ins Rampenlicht zu treten.
Von seinen bisher sieben Starts haben die Celtics fünf gewonnen, was in dieser inkonstanten Saison schon als Hot Streak gelten darf. Der Big Man hat seinen Anteil daran: Grundsätzlich wirft er sehr selten daneben (72,2 Prozent Wurfquote), kaum ein Lobpass ist für ihn aufgrund seiner unheimlich langen Arme unerreichbar. Gegen Houston etwa erzielte er 20 Punkte ohne einen einzigen Fehlwurf, gerade in Korbnähe besteht mit ihm ständige Explosionsgefahr.
Williams ist aber kein Müllmann - er ist ein sehr aktiver Teil der Offense. Er stellt viele Screens, rollt dynamisch ab und tritt auch selbst als Passer auf. Über seine ersten fünf Starts gelangen ihm 23 Assists bei nur drei Ballverlusten. Einiges kommt durch simple Handouts zustande, doch schon länger schüttelt Williams regelmäßig Pässe aus dem Ärmel, die man von Big Men sonst eher selten sieht.
Robert Williams begeistert als Passer
"Er ist ein unterschätzter Passer. Ich glaube, das ist eine seiner besten Fähigkeiten", lobte kürzlich Jayson Tatum, und auch Stevens hob hervor, dass Williams immer besser darin wird, das Spiel zu lesen. "Man muss die Situation richtig sehen. Manchmal ist der Weg zum Ring frei, manchmal kollabiert aber auch die Defense und dann spielt ein guter Big Man zum Beispiel einen Kick-Out in die Ecke", erklärte der Coach.
Williams hat nun schon einige dieser Pässe gezeigt und hilft so dabei, dass die Offense flüssiger läuft, wenn er mit auf dem Court steht. Mit Williams als Starter verzeichneten die Celtics laut nba.com/stats ein starkes Offensiv-Rating von 115,4. Und auch defensiv macht er Fortschritte, wenngleich sein Impact hier noch nicht so groß ist wie in der Offensive.
"Rob war in diesem Jahr bisher unser bester defensiver Center. Ich denke, das weiß jeder", hatte Ainge zwar nach dem Theis-Trade gesagt, das ließ sich allerdings primär unter "Unserem Jungen das Vertrauen aussprechen" verbuchen. Theis war insbesondere im Teamverbund und in Rotationen der konstantere Verteidiger. Williams allerdings bringt auch hier eine große Portion Upside mit.
Robert Williams ist immer noch nervös
Er ist schnell auf den Beinen, hat die langen Arme und die Athletik, die ihn schon jetzt zu einem der besseren Shotblocker der Liga machen. Er muss noch einiges lernen - Joel Embiid etwa hängte ihm in der Nacht auf Mittwoch Fouls im Sekundentakt an. Aber das ist zu erwarten: "Er muss noch an einigem arbeiten", sagte Stevens. "Aber er wird immer besser und das wird auch so weitergehen."
Williams selbst gab zudem zu, dass er auf dem Court teilweise noch immer nervös ist. "Es geht darum, dass ich selbst keine Fehler machen möchte. Das beschäftigt mich dann. Ich glaube, dass ich noch einen großen Sprung vor mir habe, wenn ich es schaffe, etwas ruhiger zu werden", sagte Williams.
Das beste Mittel dafür: Spielpraxis. Und daran sollte es dem Big Man für den Rest der Saison - erstmals in seiner Karriere - endlich nicht mehr fehlen. Seine Entwicklung könnte sogar dazu führen, dass die schwierige Saison der Celtics doch noch ein etwas versöhnlicheres Ende findet.
Die NBA-Statistiken von Robert Williams
Saison | Spiele | Minuten | Punkte/36 Min. | FG% | Rebounds/36 Min. | Assists/36 Min. | Blocks/36 Min. |
18/19 | 32 | 8,8 | 10,3 | 70,6 | 10,3 | 0,9 | 5,1 |
19/20 | 29 | 13,4 | 13,9 | 72,7 | 11,9 | 2,5 | 3,2 |
20/21 | 44 | 18,4 | 15,7 | 72,2 | 13,5 | 3,2 | 3,6 |