NBA - Miami Heat nach der Trade Deadline: Ist Oladipo mehr als nur ein Trostpreis?

Robert Arndt
01. April 202110:30
Die Heat konnten zur Trade Deadline gleich mehrere Baustellen adressieren.getty
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Die Miami Heat haben zur Trade Deadline gleich mehrere Baustellen adressiert und einige gute Deals eingefädelt. Auch wenn ein Deal für Kyle Lowry scheiterte, könnte Victor Oladipo eine Schwäche beheben, die bislang in dieser Saison eklatant war.

Am Ende hat es mit Kyle Lowry nicht geklappt, trotzdem sorgten die Heat mit den Trades für Victor Oladipo, Trevor Ariza und Nemanja Bjelica im Schatten von den Chicago Bulls (Vucevic) und den Denver Nuggets (Aaron Gordon) für Wirbel zur Deadline, auch wenn es letztlich ein wenig unter dem Radar flog.

Miami schien gut vorbereitet und zauberte mit Oladipo in letzter Sekunde einen Hasen aus dem Hut, als klar wurde, dass Toronto Lowry unter keinen Umständen unter Wert verkaufen würde. Und trotzdem gelang es Miami, den Kader zu verbessern.

In Moe Harkless, Chris Silva, Meyers Leonard, Avery Bradley (oft verletzt) und Kelly Olynyk wurden nicht mehr benötigte Kräfte verscherbelt und gegen brauchbare Rotationsspieler ausgetauscht. Mit Kendrick Nunn, Duncan Robinson und insbesondere Tyler Herro konnte das verbleibende Tafelsilber im Kader gehalten werden.

Miami Heat: Nicht der erste Umbau zur Trade Deadline

Es war nicht das erste Mal, dass die Miami Heat zur Trade Deadline ihren Kader ordentlich durcheinander wirbelten. Schon im Vorjahr fädelten die Heat einen Trade mit Memphis ein, der ihnen auf einen Schlag Jae Crowder, Andre Iguodala und Solomon Hill bescherte. Alle drei spielten beim folgenden Lauf in die NBA Finals eine Rolle, erstere beiden natürlich eine deutlich Gewichtigere.

Vergessen wird dabei, dass die Heat auch schon knapp vor einem Trade von Danilo Gallinari standen, der erst in letzter Sekunde platzte. Rückblickend hätte der Italiener mit seiner Offense vor allem Jimmy Butler unterstützen können, gleichzeitig wäre es wohl schwierig geworden, die defensiven Defizite zu überdecken. Das mussten auch die OKC Thunder in ihrem Matchup mit Houston in der ersten Runde feststellen (Net-Rating: -9,7 mit Gallo).

Auch diesmal wird ein Fragezeichen bleiben. LaMarcus Aldridge hatte sich Berichten zufolge nach seinem Buyout mit San Antonio bereits für den South Beach entschieden, am Ende grätsche jedoch das "Evil Empire" aus Brooklyn dazwischen und lockete den 35-Jährigen mit einer besseren Aussicht auf einen Ring doch ins Borough.

Miami Heat: Besser als der Durchschnitt?

Ob Aldridge den Heat eine bessere Chance auf den Titel gegeben hätte, ist anzuzweifeln, aber zumindest für die reguläre Saison hätte der Power Forward eine Lücke schließen können, die durch den Trade von Olynyk auf der Vier aufgerissen wurde.

Auch ein Trade für Lowry wäre äußerst charmant gewesen, steht der Point Guard der Raptors doch für so ziemlich alle Werte, für welche die so oft zitierte "Heat Culture" steht: Harte Arbeit, Zusammenhalt, Defense, Aggressivität und Siegeswille, nur um einmal die Wichtigsten zu nennen.

Aufgrund dieser Attribute sollten die Heat auch nicht abgeschrieben werden. Natürlich verlief die Saison bisher jedoch holprig. Miami belegt für den Moment immerhin Platz 5 in der Eastern Conference, die Bilanz schreit aber geradezu nach Durchschnitt. Von 48 Spielen wurden 24 gewonnen, sie sind 9-9 gegen Teams aus dem Westen, 15-15 in Duellen mit Ost-Teams, dazu 12-12 in Heimspielen und 12-12 in Auswärtsspielen. Das muss man auch erstmal so hinkriegen!

Trotzdem dürfte keines der Spitzenteams im Osten besonders erpicht darauf sein, in der ersten oder zweiten Playoff-Runde ein Team zu bespielen, welches Jimmy Butler und Bam Adebayo in seinen Reihen weiß. Fragt einfach mal bei Mike Budenholzer und Giannis Anteteokounmpo in Milwaukee nach.

Miami Heat im Schneckenrennen der Eastern Conference

#TeamBilanzRückstand
4Charlotte Hornets24-22-
5Miami Heat24-241,0
6New York Knicks24-241,0
7Atlanta Hawks23-241,5
8Boston Celtics23-252,0
9Indiana Pacers21-253,0
10Chicago Bulls19-275,0

Miami Heat: Die Offense bleibt ein Problem

Die diesjährige Version Miamis besitzt jedoch nicht mehr die Stärke der Bubble-Heat. Butler agiert zwar weiter auf All-NBA-Niveau und Adebayos Offense ist facettenreicher geworden, doch um die beiden Stars herum sind die Baustellen größer geworden. Goran Dragic ist mit 35 Jahren und nach seiner Verletzung in der Bubble etwas weniger dynamisch, Herros Leistungen in Disney World scheinen für den Moment ein Ausreißer nach oben gewesen zu sein.

Auch Duncan Robinson trifft anstatt jedem freien Dreier nur noch fast jeden freien Dreier, dazu schmerzt der Abgang von Crowder weiterhin. All das führte eben zu jener Bilanz, die auch beim Blick auf das Net-Rating völlig in Ordnung geht. Dieses liegt bei -1,0, der gerade einmal neuntbeste Wert im Osten, Tendenz fallend (Platz 13 im Osten, -6,3 in den vergangenen beiden Wochen).

Problematisch bleibt die Offense, die im Vorjahr noch unter den besten Zehn zu verorten war. Nun reiht sich das Team von Coach Erik Spoelstra zwischen New York und Golden State auf Platz 23 ein. Ins Auge springen zwei Dinge: einerseits die fehlende Dynamik, um ins Herz der Defense vorzustoßen, andererseits die noch immer nicht abgestellte Turnover-Problematik (15 Prozent, Platz 23).

Miami Heat: Victor Oladipo als Wildcard

Bjelica und Ariza helfen dabei nur indirekt, immerhin können sie das Feld durch ihren guten Wurf für die Guards ein wenig öffnen, der Serbe bringt zudem noch etwas Spielmacher-Qualität mit. Die Wildcard in diesem Puzzle ist Kehinde Babatunde Victor Oladipo (das ist wirklich der volle Name!), der in der Theorie für mehr Penetration sorgen könnte. Rockets-Oladipo macht da wenig Hoffnung, Pacers-Oladipo schon eher.

Der Trade für den 29-Jährigen darf als kleiner Vorgriff auf die kommende Free Agency gesehen werden. Dass Oladipo schon eine ganze Weile eine Zuneigung zu den Heat hatte, war innerhalb der NBA ein schlecht gehütetes Geheimnis. Durch den Deal bekommt Miami die Chance, genau zu evaluieren, ob in Oladipo nicht doch noch etwas von dem Spieler übriggeblieben ist, der vor seinen Verletzungen 2017/18 ins All-NBA Third Team gewählt wurde.

37 Prozent von Oladipos Abschlüssen erfolgten in den neun Spielen für Indiana am Ring, nur die Effizienz ließ mit nur 53 Prozent zu wünschen übrig. Dennoch: Bei den Heat wäre die Frequenz der Abschlüsse in Korbnähe unter allen Guards und Forwards hinter Butler der Spitzenwert gewesen. Bei den Rockets waren die Drives dagegen seltener, dafür aber effizienter.

Victor Oladipo: Seine Statistiken für die Houston und Indiana

TeamSpieleMinutenPunkteTS%ReboundsAssistsSteals
Pacers933,320,053,55,74,21,7
Rockets2033,521,250,84,85,01,2

Miami Heat: Victor Oladipo soll Dynamik bringen

Effizienz hin oder her, die Heat brauchen einen Scorer, einen Spieler, der Druck auf den Ring ausüben kann und mit seiner immer noch überdurchschnittlichen Athletik kann Oladipo im Hinblick auf die Alternativen eine Verstärkung darstellen. Das gilt auch für die andere Seite des Balles. Miami stellt zwar weiter eine Top-10-Defense, das gelingt aber durch ausgeklügelte Zonenverteidigungen und die schiere Präsenz der eierlegenden Wollmilchsau Adebayo.

Der Center musste ob der athletischen Defizite seiner Guards meist sehr aggressiv weit heraus an den Perimeter und dann schnell zurück, um den Korb noch zu beschützen. Das kostet enorm viel Kraft, mit Oladipo gibt es zumindest ein kleines Upgrade, auch wenn der Shooting Guard nach seiner Verletzung in diesem Bereich abgebaut hat.

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In der Theorie klingt das alles recht vernünftig, ob es funktioniert, werden die kommenden Wochen und Monate zeigen. Noch immer wartet Oladipo auf sein Debüt, da er wegen einer Krankheit noch nicht mit dem Team reist. In der kommenden Nacht soll es dann gegen Golden State soweit sein.

Ob das alles für den Angriff auf die Top-3 im Osten reicht, ist fraglich, unangehm werden die Heat im Stile der Raptors 2020 dennoch zu bespielen sein. Und Vorsicht: Miami hat im kommenden Sommer Cap Space zur Verfügung, sollte es mit Free Agents wie Dragic, Robinson, Oladipo, Nunn, Iguodala, Bjelica oder Ariza nicht weitergehen. Wenn wir eines gelernt haben, dann, dass Pat Riley immer einen Plan in der Schublade bereitliegen hat.