Die Los Angeles Lakers haben bereits in Runde eins die Segel streichen müssen. Für den entthronten Champion geht eine absolute Seuchensaison zu Ende. Können die Lakers in der kommenden Spielzeit erneut angreifen und um den Titel spielen?
Warum scheiterte die Titelverteidigung so krachend?
An dieser Stelle müssen auch die Phoenix Suns erwähnt werden, die als Team besser waren als alle Konkurrenten, welche die Lakers während ihres Championship-Runs in der Bubble bespielten. Das bedeutet aber nicht, dass der gefallene Champion Phoenix nicht hätte schlagen können.
Verletzungen bestimmten die Saison der Lakers, LeBron James und Anthony Davis verpassten zusammengerechnet 63 Partien in der Regular Season, ADs Leistenverletzung ließ die Serie gegen die Suns endgültig kippen. Dazu fehlte Dennis Schröder in insgesamt elf Partien, weil er zweimal ins Corona-Protokoll musste.
Knackpunkt war der Zeitpunkt dieser Ausfälle. Bevor sich Davis am Valentinstag verletzte, standen die Lakers bei 21-7, für den Rest des Jahres wurden inklusive Playoffs nur 23 von 52 Partien gewonnen. Lakers-Coach Frank Vogel wies nach dem Ausscheiden auf genau diesen Umstand hin. Los Angeles fand nach der Rückkehr der Stars nie seinen Rhythmus, die Ausnahme war lediglich das dominante Spiel 3 gegen die Suns.
Es stellte sich heraus, dass die Lakers zu abhängig von ihren Stars waren, ein Umstand, welchen GM Rob Pelinka in der Offseason eigentlich korrigieren wollte. Das gelang jedoch nicht, Schröder war mit Abstrichen noch die größte Verstärkung, in den Playoffs konnte er dem Team aber auch nicht helfen.
Der Trade für den deutschen Nationalspieler bleibt vertretbar, anders sieht es bei Montrezl Harrell aus. Die Bubble zeigte, dass er in den Playoffs nicht auf dem Feld stehen sollte und genau so kam es dann auch. 39 Playoff-Minuten für fast 10 Millionen Dollar jährlich waren eine enorme Hypothek. Als Luxussteuer-Team darf man die Midlevel-Exception nicht so fahrlässig verplempern, da ansonsten nur noch Spieler zum Minimum verpflichtet werden können.
Mit Wesley Matthews und Marc Gasol wurde noch das Beste aus der Situation gemacht, echte Faktoren in den Playoffs waren aber auch sie nicht. Gleiches gilt für Andre Drummond, der bezeichnenderweise von Coach Frank Vogel in Spiel 6 ein DNP bekam, nachdem er zuvor immer gestartet war. Das Kind war zu diesem Zeitpunkt aber schon in den Brunnen gefallen.
Suns vs. Lakers: Die Spiele der Serie
Spiel | Datum | Uhrzeit | Heim | Auswärts | Ergebniss |
1 | 23. Mai | 21.30 Uhr | Suns | Lakers | 99:90 |
2 | 26. Mai | 4 Uhr | Suns | Lakers | 102:109 |
3 | 28. Mai | 4 Uhr | Lakers | Suns | 109:95 |
4 | 30. Mai | 21.30 Uhr | Lakers | Suns | 92:100 |
5 | 2. Juni | 4 Uhr | Suns | Lakers | 115:85 |
6 | 4. Juni | 4.30 Uhr | Lakers | Suns | 100:113 |
Was bedeutet das Erstrundenaus für LeBrons Legacy?
Das frühe Aus bedeutet eine unrühmliche Premiere für James, der zum ersten Mal in seiner Karriere bereits in Runde eins die Segel streichen muss, ansonsten verpasste er noch dreimal die Playoffs komplett (2004, 2005, 2019). Es war definitiv keine Serie, mit der sich LeBron schmücken möchte. Zu selten kam der King zum Korb, zu oft agierte er als Spielmacher denn als Scorer, den dieses offensiv limitierte Lakers-Team gebraucht hätte.
Inwieweit die Knöchelverletzung dabei eine Rolle spielte, wird nur er wissen, doch mit nun 36 Jahren waren erstmals Zeichen der Ermüdung und des fortgeschrittenen Alters zu erkennen. Auch das sollte nicht überraschen, schließlich hatten die Lakers zusammen mit den ebenfalls bereits ausgeschiedenen Miami Heat die kürzeste Offseason aller Zeiten.
Rechnet man Regular Season und Playoffs zusammen, steht James inzwischen bei 61.090 Minuten in der NBA, nur Kareem Abdul-Jabbar und Karl Malone haben in der Geschichte der Association mehr Minuten abgespult. Ändern nun also die 224 Minuten in der Serie gegen Phoenix etwas an seiner Wahrnehmung bzw. seiner Legacy?
Auch Jordan erlebte Enttäuschungen
Talkshow-Master werden natürlich daraus eine Diskussion stricken, die keine ist. James' Status als einer der besten, wenn nicht sogar als der beste Spieler der Geschichte ist dafür zu sehr zementiert. Vier Titel, zehn Finals-Teilnahmen, vier MVPs, 13-mal All-NBA First Team - seine Bilanz sucht seinesgleichen.
Enttäuschungen gehören zum Sport, alle großen Spieler durchlebten sie. Kareem Abdul-Jabbar schied dreimal mit seinen Teams in Runde eins aus (zweimal sogar als höher gesetztes Team), Gleiches gilt übrigens auch für Michael Jordan.
Es zeigt, dass keine Legende vor einer großen Enttäuschung gefeit ist. Ein kleiner schwarzer Fleck bleibt natürlich, doch in einigen Jahren wird sich daran kaum mehr jemand erinnern. In drei Jahren hat James den Lakers eine Meisterschaft geliefert, dazu kommen das Verpassen der Playoffs 2019 und eben das Erstrundenaus in dieser Saison.
Ist das in Zeiten der "Ringz Culture" wertvoller, als dreimal in den Conference Finals auszuscheiden? Das darf jeder für sich selbst entscheiden. Fakt ist, dass in ferner Zukunft die meisten Lakers-Fans an den Titel 2020 denken werden und nicht etwa an das Aus in Runde eins nach einer rundum verkorksten Saison.
Was passiert mit Dennis Schröder?
Geht es nach dem Deutschen, ist die Sachlage eindeutig. Der 27-Jährige fand direkt nach dem Ausscheiden klare Worte und beteuerte, dass er gerne auch in der kommenden Saison für die Lakers spielen möchte. Ende Juli läuft sein Vertrag aus, dann hat er erstmals in seiner Karriere sein Schicksal selbst in der Hand.
Geld spiele laut eigener Aussage keine Rolle, nur fair solle das Angebot dann doch sein. Die Lakers hatten bereits während der Saison versucht, den Point Guard langfristig zu binden, Schröder lehnte Berichten zufolge aber eine vorzeitige Verlängerung für vier Jahre und 84 Millionen Dollar ab.
Damit sollten die Lakers ein Gefühl dafür haben, was Schröders Camp als "fair" betrachtet. Fakt ist, dass Schröder trotz teils schwankender Leistungen in den Playoffs die besseren Karten auf der Hand hält. L.A. hat keinerlei Cap Space, um sich extern einen Spielmacher in der Güteklasse des Braunschweigers leisten zu können.
Durch den Trade im November haben sich die Lakers Schröders sogenannte "Bird Rights" gesichert, für ihn können sie also auch ohne Cap Space so viel wie möglich bieten. Die Lakers werden Schröder mit Sicherheit auch aus Mangel an Alternativen ein gutes Angebot machen, vermutlich wird man sich zwischen 20 und 25 Millionen Dollar jährlich einigen.
Schröder war in dieser Spielzeit der einzige Spieler im Kader, der Dynamik versprühte, mit dem Ball Tempo machen und an guten Tagen auch eine Pest gegen den Ballführenden sein konnte, die zweite Halbzeit von Spiel 6 war eine gute Erinnerung daran. Hier braucht Schröder definitiv noch mehr Konstanz in seinem Spiel, aber mit 27 Jahren kommt der Deutsche gerade erst in seine Prime.
Es gibt für die Lakers aber auch noch eine andere Option, nämlich die eines Sign-and-Trade-Deals. Auf diese Weise könnte Schröder seinen Vertrag unterschreiben und dann umgehend getradet werden, dafür braucht es dann aber auch die Zustimmung des Deutschen.
Ein interessantes Szenario wäre zum Beispiel ein Deal mit Toronto. Schon im März versuchten die Lakers alles, um Kyle Lowry zu bekommen, der ist nun auch Free Agent - ein doppelter Sign-and-Trade-Deal wäre eine Möglichkeit. Brian Windhorst (ESPN) berichtete im Februar von einem Interesse der Raptors, außerdem halten sich seit Jahren hartnäckig Gerüchte um die New York Knicks. Am wahrscheinlichsten bleibt trotzdem ein Verbleib in Los Angeles.
Ist das Titelfenster noch offen und kann Davis First Option sein?
LeBron wird in der kommenden Saison 37 Jahre alt sein, dies vorweg. Das frühe Aus beschert dem vierfachen Champion eine unverhofft lange Offseason, vielleicht ist es die Pause, die der King benötigt. Trotzdem gibt es Grund zur Sorge, denn James war in seinen drei Lakers-Jahren nun bereits zweimal schwerer verletzt.
Noch größere Sorgen müssen sich die Lakers jedoch um Davis machen. Mit einer Achillessehnenverletzung ist nicht zu spaßen, die Knie- und Leistenprobleme in den Playoffs waren ein weiteres Indiz. Mit seiner Gesundheit stehen und fallen die Titel-Ambitionen der Lakers. Hier und da wird LeBron den GOAT-Modus einschalten können, regelmäßig sollte das aber keiner erwarten.
Der Bubble-Run gelang nur, weil Davis fast komplett ohne Wehwehchen durch die Playoffs kam, zuvor hatte er über vier Monate Zeit, seinen Körper zu schonen können. Verletzungen begleiten Davis seine komplette Karriere, bestens von diesem Twitter-Account festgehalten.
Es ist ein Risiko, welches die Lakers in Kauf nahmen, als sie für ihn tradeten und als sie ihm in der Offseason 190 Millionen Dollar für 5 Jahre gaben (Vertrag bis 2025). Davis wählte damals Sicherheit anstatt mit kürzeren Verträgen langfristig mehr Geld einzustreichen. Solange der Forward aber fit ist, sind die Lakers im Zusammenspiel mit LeBron ein ernstzunehmender Titelanwärter.
Wie es dann in der Zeit nach LeBron aussieht (wann auch immer das sein wird), ist eine andere Sache. James wird Davis in den kommenden Spielzeiten mehr Verantwortung überlassen und AD wird sich als First Option beweisen müssen. Das hätte schon längst passieren sollen, auch James wurde in den zwei Jahren nicht müde zu betonen, dass Davis Dreh- und Angelpunkt der Lakers sei.
So richtig passiert ist das nicht und hinterlässt Zweifel, ob Davis das auf lange Zeit kann. In New Orleans kam die "Braue" nie über die zweite Runde heraus, auch wenn er nun ein besserer Spieler ist. Es bleibt ein Gebilde mit tönernen Füßen, aber so ist das nun einmal, wenn du alle deine Chips für Anthony Davis in die Mitte schiebst.
Welche Veränderungen am Kader können vorgenommen werden?
Fix unter Vertrag für 21/22 stehen nur James, Davis, Kentavious Caldwell-Pope, Kyle Kuzma und Marc Gasol, dazu hat Montrezl Harrell eine knapp 10 Millionen Dollar schwere Spieleroption. Free Agents werden dagegen Schröder, Alex Caruso, Wesley Matthews, Markieff Morris, Ben McLemore, Jared Dudley, Drummond und Talen Horton-Tucker (RFA).
Der Kern steht also mit den beiden Superstars, drumherum gibt es jedoch jede Menge Baustellen. Nach Schröder dürfte Caruso Priorität besitzen, der als Defensiv-Spezialist einige Interessenten haben wird. Drummond wollen die Lakers trotz bescheidener Leistungen angeblich halten, mehr als 6 Millionen Dollar wird der Champion von 2020 aber nicht bieten können.
Wenn Harrell seine Option zieht, haben die Lakers bereits rund 115 Millionen in den Büchern stehen und da sind mögliche Verlängerungen von Schröder oder Caruso noch gar nicht mit einberechnet. Prominente Hilfe von außerhalb wird es mit Ausnahme von Veteranen, die noch einen Ring abstauben wollen, kaum geben.
Hinzu kommt, dass die Lakers bei einem Trade recht wenig anbieten können, was Draft-Picks anbelangt. Für einen größeren Namen bzw. einen großen Vertrag müssten auch Caldwell-Pope und Kuzma abgegeben werden, was der Tiefe des Teams mit Sicherheit schaden würde.
Die Lakers werden also einmal mehr Kreativität beweisen, mit Minimalverträgen die Bank verstärken und hoffen müssen, dass man sich mit Schröder und im Idealfall Caruso einigen kann. Vor allem die Guard-Situation war gegen die Suns ein Problem, speziell Devin Booker war einfach nie zu stoppen.
Lakers: Diese Spieler stehen für die kommende Saison unter Vertrag
Spieler | Position | Gehalt (in Mio. Dollar) | Vertrag bis | |
LeBron James | Forward | 41,2 | 2023 | |
Anthony Davis | Forward | 35,4 | 2025 | |
Kentavious Caldwell-Pope | Guard | 13,0 | 2023 | |
Kyle Kuzma | Forward | 13,0 | 2024 | |
Montrezl Harrell (Option) | Center | 9,7 | 2022 | |
Marc Gasol | Center | 2,7 | 2022 |