"Es war der wichtigste Wurf der Saison", befand Mavs-Coach Rick Carlisle, als er nach Spiel 5 auf Porzingis' Dreier zum 101:91 in der Schlussphase angesprochen wurde. Es war der vermeintliche Dagger für Dallas, auch wenn die Clippers wenige Sekunden vor Schluss noch einmal die Chance auf den Sieg haben sollten. Dallas übernahm in der Serie mit 3-2 wieder die Führung.
Viel mehr war von Porzingis an jenem Mittwoch im Staples Center nicht zu sehen. Der Lette nahm gerade einmal sechs Würfe, schnappte sich ebenso viele Rebounds und beendete das Spiel mit 8 Punkten in 30 Minuten Spielzeit. Es ist die Statline eines Rollenspielers, nicht eines Spielers, der mit einem Maximalvertrag ausgestattet ist.
Noch vor einem Jahr war das ganz anders. Porzingis ballerte in der Bubble, was das Zeug hielt, legte über 30 Zähler pro Spiel auf und war zudem als Shotblocker gefürchtet. Nur rund neun Monate später gab Clippers-Star Paul George nun frech an, dass bei den Mavs keiner den Ring beschützt, als er gefragt wurde, warum er in Spiel 4 so aggressiv den Korb attackiert hatte. Vor Porzingis scheint PG-13 jedenfalls keinen Respekt zu haben.
Während der Clippers-Serie im Vorjahr verletzte sich der Lette am Meniskus, seitdem konnte der Hüne nicht annähernd seine Bestform erreichen. Die Operation wurde nicht zeitnah durchgeführt, weil keiner davon ausging, dass die NBA schon wieder zu Weihnachten starten würde. So verpasste Porzingis große Teile der Vorbereitung und auch die ersten neun Partien.
Kristaps Porzingis: Wo ist sein Platz in der Mavs-Offense?
Gerüchte über Differenzen mit Luka Doncic waren immer wieder ein Thema, ein Trade schien ob des großen Vertrags aber eher unrealistisch. Dallas muss Porzingis irgendwie ins Laufen bringen, um nicht vollständig am Tropf der Doncic-Magie zu hängen. Und so sind auch die Worte von Carlisle zu verstehen, der erfahrene Coach lässt keine Chance aus, Porzingis in den Medien stark zu reden.
Das ist bisweilen nicht leicht, schließlich legt das Einhorn über die Serie gesehen bislang gerade einmal knapp 14 Punkte und 4 Rebounds auf. Porzingis ist keine Post-Up-Gefahr, auch nicht gegen kleinere Gegenspieler, als Roll Man ist er auch kaum aufgefallen. Zu oft geht er leichtfertig mit dem Ball um, sei es durch ein zu hohes Dribbling oder durch Probleme beim Fangen des Balles.
Sein Premium-Skill bleibt das Shooting, welches die Clippers mit ihrem Switching aber fast komplett eliminieren. So hat Porzingis in fünf Spielen nur 19 Dreier versucht, die Quote von knapp 37 Prozent ist dabei noch völlig im Rahmen. Mehr Versuche wären wünschenswert, um Doncic gelegentlich zu entlasten. Eine Beteiligung von 84 Prozent an den Korberfolgen der Mavs war absurd und gleichzeitig ein Hinweis darauf, dass mit Ausnahme von Tim Hardaway Jr. keiner seinen eigenen Wurf kreieren kann - für den Moment auch nicht Porzingis.
Kristaps Porzingis: Die Schwachstelle der Mavs in der Defense
Problematisch waren auch seine Leistungen am hinteren Ende des Feldes. Da Dallas oft Kawhi Leonard doppelte, musste schnell rotiert werden und auch hier war Porzingis mit seiner fehlenden lateralen Geschwindigkeit eine Schwachstelle. In Spiel 5 wurde dies mit der Zonenverteidigung etwas aufgefangen, die Clippers knackten die Zone aber in Halbzeit zwei.
Carlisle sah aber auch dies anders: "Er hat es fantastisch gemacht. Ich ziehe meinen Hut vor ihm, dass er sich so für das Team opfert." In der Tat ist es nicht leicht für den Letten, der nach seinem eigenen Verständnis ein Star ist und derzeit nur als Rollenspieler genutzt wird, der das Feld breit machen und verteidigen soll.
"Wir haben unseren Plan geändert, was vor allem Porzingis betraf", gab auch Carlisle zu, der dessen Geduld noch einmal hervorhob. "Er bekommt nicht viele Touches, weil die Clippers an ihm kleben." Der Lichtblick war, dass der Lette im vierten Viertel dennoch zwei Dreier traf - und damit auch mehr Field Goals als Doncic in diesem Abschnitt verbuchte.
Kristaps Porzingis: Derzeit nur ein Rollenspieler
Vielleicht war das letzte Viertel ja der Dosenöffner für die Nummer 6 der Mavs, vielleicht aber auch nicht. Schon in Spiel 2 hatte Porzingis eine gute Schlussphase gespielt, um dann in Dallas wieder zwei sehr schwache Partien hinzulegen. Der Druck auf Porzingis bleibt und er selbst weiß das auch.
Die Kritik am Letten wird größer in Dallas, was verständlich ist. 30 Millionen pro Jahr für einen Komplementärspieler, im Falle von Porzingis einen überdimensionalen Schützen, der vom Feld gespielt werden kann, sind ein mittelschweres Desaster für eine ambitionierte Franchise wie die Mavs.
Und trotzdem haben die Texaner nun zwei Matchbälle gegen den Titelkandidaten aus L.A. - weil Doncic der beste Spieler dieser Serie ist. Wird Porzingis auch noch zur Party kommen? Der Lette ist davon überzeugt: "Ich bin in den vergangenen zwei Jahren gewachsen und ich denke, dass man dies auch auf dem Court sieht." Vielleicht sehen es alle (endlich) in Spiel 6.
Clippers vs. Mavs: Die Serie im Überblick - Stand: 2-3
Spiel | Datum | Uhrzeit | Heim | Auswärts | Ergebnis |
1 | 22. Mai | 21.30 Uhr | Clippers | Mavericks | 103:113 |
2 | 26. Mai | 4.30 Uhr | Clippers | Mavericks | 121:127 |
3 | 29. Mai | 3.30 Uhr | Mavericks | Clippers | 108:118 |
4 | 31. Mai | 3.30 Uhr | Mavericks | Clippers | 81:106 |
5 | 3. Juni | 3 Uhr | Clippers | Mavericks | 100:105 |
6 | 5. Juni | 3 Uhr | Mavericks | Clippers | |
7* | 6. Juni | 21.30 Uhr | Clippers | Mavericks |