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NBA Finals - Jrue Holiday und Khris Middleton als Leader der Bucks: Giannis' Schattenmänner

Auf Jrue Holiday und Khris Middleton wartet in den Finals jede Menge Arbeit.
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Giannis Antetokounmpo scheint für Spiel 1 der NBA Finals wohl nicht rechtzeitig fit zu werden. So rücken bei den Milwaukee Bucks andere in den Vordergrund, die über ihre Karriere meist in der zweiten Reihe standen - Jrue Holiday und Khris Middleton.

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"Next man up" - das ist die Standardfloskel in der NBA, wenn sich ein Starspieler verletzt. "Verletzungen sind Teil des Spiels", so heißt die Alternative, die hin und wieder auch gerne verwendet wird. Beides trifft oft zu, die Milwaukee Bucks werden sich in Spiel 1 der NBA Finals auf das erste Mantra verlassen müssen.

Je näher der Auftakt rückt, desto wahrscheinlicher erscheint es, dass Giannis Antetokounmpo wegen seines überdehnten Knies nicht mitwirken kann, zumindest die Worte von Coach Mike Budenholzer deuten darauf hin. Vielleicht ist es ein Bluff, vielleicht ist es keiner - auf diesem Niveau werden die kleinsten Vorteile gesucht.

Einen echten "Next Man Up" gibt es bei den Bucks bei Antetokounmpos Abwesenheit aber nicht, zu speziell ist das Skillset des Griechen, zu einzigartig ist er mit seinen körperlichen Anlagen. Auf dem Medientag am Montag fiel darum mehrfach das Wort "Kollektiv", so will es Milwaukee richten.

Es ist die richtige Antwort, aber letztlich wird bei einem Antetokounmpo-Ausfall das Scheinwerferlicht trotzdem besonders auf zwei Akteure gerichtet sein, die den Großteil ihrer Karrieren im Schatten anderer verbracht haben - Jrue Holiday und Khris Middleton.

Jrue Holiday: Der ewig Unterschätzte

Sie beide sind keine Lautsprecher, beide sind selten Teil von Social-Media-Virals, beide verbrachten große Teile ihrer Karriere abseits der großen Märkte und flogen stets ein wenig unter dem Radar. Holiday war zuletzt 2013 für die Philadelphia 76ers All-Star, bevor er in den Westen nach New Orleans an die Seite von Anthony Davis getradet wurde, und dort ähnlich wie lange Mike Conley gegen die großen Stars im Westen immer den Kürzeren zog, wenn es um All-Star-Nominierungen ging.

Bei Holiday muss man genau hinsehen, um seine Qualitäten wirklich zu schätzen, in New Orleans taten dies nicht viele. Sein Karriere-Highlight blieb ein Sweep 2018 gegen Portland, als Holiday Damian Lillard an den Rande der Verzweiflung brachte und den All-NBA-Guard wortwörtlich an die Kette legte.

Über sieben Jahre im Big Easy absolvierte der heute 31-Jährige aber gerade einmal zwölf Partien in der Postseason, alleine 2021 mit den Bucks sind es bereits fünf mehr. Holiday war der Unterschiedsspieler, den die Bucks im November 2020 ausmachten, er war ihnen unter anderem drei Erstrundenpicks wert.

Jrue Holiday: Der bessere Eric Bledsoe

Holiday sollte das sein, was Eric Bledsoe nie sein konnte. Ein bissiger Verteidiger, der gleichzeitig auch selbst seine Würfe kreieren kann. Das gelang bisher mal besser und mal schlechter. In den Spielen 5 und 6 gegen die Hawks, als Antetokounmpo bereits fehlte, war Holiday aber zur Stelle.

Im Schnitt legte er 26 Punkte sowie 11 Assists auf und war in Spiel 6 zur Stelle, als Atlanta einen letzten Run startete. "Ich muss aggressiv sein. Ich darf nicht nachlassen, denn Giannis macht das auch nie", erklärte Holiday im Vorfeld der Finals. "Er attackiert immer den Korb, ist immer im Angriffsmodus."

Und genau das machte die Nummer 21 der Bucks. 14 seiner 27 Punkte erzielte Holiday in der Zone und gab damit die Richtung vor. Milwaukees Spiel kann frustrierend sein mit all den semi-guten Würfen, die sie aus der Distanz nehmen, doch in den entscheidenden Spielen dieser Postseason besannen sie sich und suchten den Kontakt am Ring.

Holiday und Middleton in den Spielen 5 und 6 gegen die Hawks

SpielerPunkteFG%3P%ReboundsAssistsSteals
Holiday26,046,535,07,511,02,5
Middleton29,047,637,58,57,52,5

Giannis Antetokounmpo verletzte sich in Spiel 4 der Eastern Conference Finals am Knie.
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Giannis Antetokounmpo verletzte sich in Spiel 4 der Eastern Conference Finals am Knie.

Khris Middleton: Spektakulär sind andere

Die Ausnahme ist hingegen Middleton, der zweite Star der Bucks, der 2013 kurze Zeit nach dem Giannis-Draft in einem wenig beachteten Trade aus Detroit kam und nun mehr Last schultern muss. Der 29-Jährige hat im Gegensatz zu Holiday nicht die Athletik, dafür ist er einer der besten "Shot Maker" der Liga. Gerade einmal 14 Prozent seiner Abschlüsse kommen laut Cleaning the Glass in diesen Playoffs in Ringnähe, dagegen kommt die Hälfte der Versuche aus der ineffizienten Mitteldistanz. Nur Kevin Durant, Devin Booker und Chris Paul haben bislang häufiger aus diesem Bereich getroffen als Middleton.

In den Playoffs, wenn sich Verteidigungen besser auf die Gegner einstellen, bleibt es eine sehr gefährliche Waffe. Das beste Beispiel dafür ist Kawhi Leonard, der 2019 chirurgisch Gegner um Gegner mit seiner Fähigkeit, schwere Würfe zu treffen, entnervte. Nun ist Middleton kein Kawhi Leonard, doch er ist der Joker der manchmal schleppenden Bucks-Offensive.

In Spiel 6 legte Middleton alleine im dritten Viertel 23 Zähler auf, in Spiel 3 waren es 20 im Schlussabschnitt - fast alle Punkte kamen durch Sprungwürfe zustande. Das ist meist wenig spektakulär und manchmal auch ein Ritt auf der Rasierklinge. Middleton kann sein Team in einen Rausch, aber auch komplett aus einem Spiel schießen.

Khris Middleton: Closer auch mit Antetokounmpo

"Coaches wollen, dass du Dreier triffst und den Ring attackierst, das wird von dir erwartet", befindet Middleton. "Wenn du aber beim Drive abstoppst, erwartet es der Gegner nicht und du bekommst einen offenen Wurf."

So einfach ist es dann meist aber nicht, die Suns kennen natürlich Middletons Vorliebe für die Pullup-Fadeaways aus der Mitteldistanz und haben in Mikal Bridges oder Jae Crowder geeignetes Personal, um es dem Bucks-Star schwer zu machen. "Er ist ein All-Star und kennt alle Tricks", sagte Bridges zu der bevorstehenden Aufgabe. "Wir werden es ihm so schwer wie möglich machen, aber stoppen kann man so einen Spieler nicht."

Deswegen fungierte Middleton meist auch als Closer, selbst mit Antetokounmpo auf dem Feld. Nach Spiel 3 gab der Grieche dies auch ohne jegliches Ego zu. Wenn es in der Schlussphase knistert, dann soll der Ball zu Middleton, auch wenn er kein Star der höchsten Kategorie ist.

Womöglich war das auch über Jahre das Problem. Wenn am Ende die Superstars über Sieg und Niederlage entscheiden, vertrauen die Bucks auf Middleton. Im Vergleich zu den Suns ist dies ein Nachteil, schließlich haben sie in Paul und Booker zwei der besten Closer der Liga.

Holiday und Middleton: Stoppen sie den Suns-Backcourt?

Aber auch hier wird vieles von Holiday und Middleton abhängen. Sie sind die logischen Matchups für das Guard-Duo der Suns, auf sie wird es ankommen, ob sie einfache Switches zulassen oder im Pick'n'Roll Bucks-Center Brook Lopez entlasten können. Booker wird seine Punkte machen, vermutlich ist deswegen die Verteidigung von CP3 der Schlüssel.

"Jeder kennt Chris Paul, jeder hat ihm als Kind zugeschaut", sagte Holiday zu seiner bevorstehenden Aufgabe. "Ich will nicht sagen, dass er alt ist, aber wir wissen, wie großartig er aus der Mitteldistanz aus dem Pick'n'Roll ist. Wir müssen auf Details achten und so wenig Fehler wie möglich machen."

Das war bislang auch die größte Stärke der Bucks, die wenigen Fehler in der Defense. Milwaukee stellt vor Phoenix die beste Verteidigung der Playoffs und ist in seiner Herangehensweise deutlich flexibler geworden. Zeitweise wurde mehr geswitcht, gegen die Suns dürfte dies ohne Giannis aber zunächst keine gute Option sein.

So oder so, auf Holiday und Middleton wartet in diesen Finals Schwerstarbeit, nie standen sie so sehr im Rampenlicht wie es in den kommenden Wochen der Fall sein wird. Gegen Atlanta konnte das Duo liefern, nun wird der Schwierigkeitsgrad noch einmal erhöht, erst recht, da Milwaukees Bank deutlich weniger Alternativen als die der Suns bietet.

Der Optimismus bleibt dennoch: "Wir haben uns gut darauf eingestellt, auch ohne Giannis Erfolg zu haben", gab sich Middleton selbstbewusst. "Das haben wir in zwei der wichtigsten Spiele der Saison unter Beweis gestellt."

NBA Finals: Die Termine der Serie

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsÜbertragung
17. Juli3 UhrSunsBucksDAZN
29. Juli3 UhrSunsBucksDAZN
312. Juli2 UhrBucksSunsDAZN
415. Juli3 UhrBucksSunsDAZN
5*18. Juli3 UhrSunsBucksDAZN
6*21. Juli3 UhrBucksSunsDAZN
7*23. Juli3 UhrSunsBucksDAZN

*falls erforderlich

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