Die Memphis Grizzlies und New Orleans Pelicans haben den ersten Trade vor dem Draft eingefädelt. Dabei geht es in Steven Adams, Jonas Valanciunas und Eric Bledsoe weniger um die beteiligten Spieler, sondern vielmehr um die Zukunftspläne der beiden Franchises.
Nach dem Trade von Kemba Walker zu den Oklahoma City Thunder haben wir die zweite Transaktion dieser Offseason. Die New Orleans Pelicans galten nach einer abermals enttäuschenden Saison, in der die Playoffs deutlich verpasst wurden, als heißer Kandidat für einen Trade, nun betätigte Präsident David Griffin bereits drei Tage vor dem Draft den Abzug, auch wenn der Deal erst am 6. August offiziell gemacht werden kann (dazu später mehr).
Grizzlies und Pelicans: Der Trade im Detail
Team | Bekommt |
New Orleans Pelicans | Jonas Valanciunas, No.17-Pick (2021), No.51-Pick (2021) |
Memphis Grizzlies | Steven Adams, Eric Bledsoe, No.10-Pick (2021), No.40-Pick (2021), Erstrundenpick Lakers (2022, Top-10 geschützt) |
Der Trade aus der Sicht der New Orleans Pelicans
Die Ungeduld in New Orleans wuchs beinahe täglich. In Zion Williamson haben die Pelicans einen jungen All-Star, um welchen so schnell wie möglich ein konkurrenzfähiges Team aufgebaut werden soll. Diese Marschrichtung gab Griffin schon im Vorjahr aus, die Veteranen Bledsoe und Adams, welche im Trade von Jrue Holiday in den Big Easy kamen, passten aber nicht zum Team.
Ein Jahr später sind beide schon wieder weg (obwohl Adams nach dem Trade sogar eine Vertragsverlängerung bekam), gleiches gilt für Coach Stan Van Gundy, der nach nur einer Spielzeit weichen musste. Durch den Trade schicken die Pelicans rund 35 Millionen Dollar an Gehalt weg und bekommen dafür im Gegensatz den Vertrag von Valanciunas, der in seinem letzten Vertrag 21/22 noch 14 Millionen bekommt.
Der Litauer hat ein ähnliches Skillset wie Adams, war mit durchschnittlich 17,1 Punkten und 12,5 Rebounds im Schnitt deutlich produktiver als der Kiwi. Das ist aber gar nicht der Punkt dieses Trades, das ist der finanzielle Aspekt. New Orleans spart hier Geld, welches sie für die anstehende Free Agency brauchen werden.
Was machen die Pelicans mit Lonzo Ball?
Hier gibt es zwei Szenarien für die Pelicans, die aller Voraussicht nach, die Spielmacher-Position priorisieren werden. New Orleans hat nun genug Spielraum, um Restricted Free Agent Lonzo Ball zu bezahlen bzw. Angebote für den 23-Jährigen zu matchen, ohne in die Luxussteuer abzudriften. Auch für den anderen RFA, Flügelspieler Josh Hart, ist nun genügend Geld übrig.
Und dann ist da noch Tor zwei, nämlich die Variante, dass man sowohl Ball als auch Hart ziehen lässt. Dann hätten die Pelicans plötzlich über 36 Millionen Dollar in Cap Space zur Verfügung und könnte in das Rennen um einen großen Namen einsteigen. Adrian Wojnarowski (ESPN) brachte den 35-jährigen Kyle Lowry ins Gespräch, aber auch Namen wie Mike Conley (33), Spencer Dinwiddie (28) oder Dennis Schröder (27) könnten hier interessant sein. Der Point-Guard-Markt ist der einzige Lichtblick dieser doch recht dünnen Free-Agency-Klasse.
Es ist die Frage, was die Pelicans wollen. Ball ist deutlich jünger als all diese Kandidaten, Lowry wäre eher eine Übergangslösung, der für kurze Zeit New Orleans zu einem Playoff-Team machen könnte.
Um in diese Position zu kommen, trennten sich die Pelicans von einem zukünftigen Pick und tradeten in diesem Draft sieben Spots nach unten. Das ist in Ordnung, wenn damit die angesprochenen Ziele erreicht werden können. New Orleans hält weiterhin massenhaft Picks aus den Deals für Anthony Davis und Holiday, die wertvollen Auswahlrechte in späteren Jahren konnten alle gehalten werden.
Der Trade aus der Sicht der Memphis Grizzlies
Williamson war in der gleichen Draft-Klasse wie Ja Morant, unterschiedlicher könnten die Team-Strategien aber nicht sein. Die Grizzlies gehen es ruhig an, sie können es sich ob der positiven Entwicklung auch erlauben. In Morants Rookie-Saison war Memphis die Überraschung der Saison und scheiterte erst im Play-In an Portland, in der abgelaufenen Saison schockte man Golden State und unterlag dann gegen Utah in fünf Spielen.
Der Trend ist positiv, sodass sich die Grizzlies entschlossen haben, weiter in aller Ruhe ein Team aufzubauen. Vor dem Deal hatten die Grizzlies rund 23 Millionen Dollar Cap Space, anscheinend waren sie aber von keinem der Free Agents so überzeugt, dass sie dafür Flexibilität opfern würden. Deswegen nahmen die Grizzlies freiwillig die Verträge von Adams sowie Bledsoe auf und bekamen dafür einen Lottery- sowie einen weiteren Erstrundenpick im kommenden Jahr.
Dafür musste in Valanciunas ein Publikumsliebling und der vielleicht beste Spieler nach Morant im Vorjahr geopfert werden. Der Litauer ist ein Big Man alter Schule, passte aber zum Stil der Grizzlies, trotzdem war er seit seiner Ankunft 2019 (Gasol-Trade) eher als Übergangslösung zu sehen. Valanciunas wäre diesen Sommer für eine Vertragsverlängerung qualifiziert gewesen, auch das mag ein Faktor für den Trade gewesen sein. Valanciunas kann produzieren, doch in den Playoffs erreicht er mit seiner Spielweise ein Limit, das zeigten vor allem seine Spielzeiten in Toronto deutlich.
In Adams erhalten die Grizzlies einen ähnlichen Spieler, dessen Vertrag aber noch ein Jahr länger läuft. Bledsoe wird dagegen in Memphis keine Rolle spielen, laut Chris Haynes (Yahoo Sports) wollen die Grizzlies den Defense-Spezialisten für die Guard-Positionen in den kommenden Tagen wieder abgeben. Der Guard verdient 21/22 18,1 Millionen Dollar, für das Jahr darauf sind nur 3,9 Millionen garantiert.
Grizzlies: Ein Hoffnungsträger muss weichen
Das Herzstück für die Grizzlies dieses Trades bleibt aber der Pick. Kaum ein Team draftete in den vergangenen Jahren so gut wie das Regime um GM Zach Kleiman. Auf sein Konto gingen folgende Spieler: Morant (#2), Brandon Clarke (#21), Desmond Bane (#30) und Xavier Tilman (#35), die alle Teil der Playoff-Rotation waren - das ist eine Quote von 100 Prozent!
Nun bekommen die Grizzlies noch einmal die Gelegenheit, recht hoch zu picken, bevor sie - so die Hoffnung - nicht mehr in der Lottery ziehen. Auch die Bücher in Memphis passen. Die Grizzlies werden ab 2023 teuer werden, wenn Morant seinen Maximal-Vertrag bekommen wird, ein Jahr zuvor steht eine Entscheidung bei Jaren Jackson Jr. an, der durch den physischen Adams auf der Vier ebenfalls profitieren dürfte.
Ein anderes mögliches Teil für das Grizzlies-Gerüst hat dagegen wohl keine Zukunft mehr. Justise Winslow wurde 2020 als möglicher Starter als Forward ausgemacht, als man Andre Iguodala, Jae Crowder und Solomon Hill nach Miami tradete. Bislang absolvierte der 25-Jährige aber nur 26 teils miserable Partien für die Grizzlies.
Es dürfte keines mehr hinzukommen. Damit dieser Trade über die Bühne gehen kann, müssen die Grizzlies Winslows Team-Option über 13,5 Millionen streichen, deswegen kann der Deal erst am 6. August, dem offiziellen Start der Free Agency, perfekt gemacht werden. Der Winslow-Trade bleibt damit fürs Erste der einzige Fehlgriff in der Kleiman-Ära, ansonsten haben die Grizzlies seit der Ankunft - im Gegensatz zu Pels und Zion - vieles richtig gemacht.