Um kurz vor Mitternacht deutscher Zeit war es im Mavs-Lager endlich Zeit für ein Aufatmen, als mehrere Medien übereinstimmend folgendes in den Twitter-Äther hinausposaunten: Luka Doncic hat seinen Vertrag in Texas vorzeitig für fünf Jahre und 207 Millionen Dollar verlängert.
Schon kurz nach dem Playoff-Aus der Mavs Anfang Juni hatte der 22-Jährige angedeutet, sich den Zahltag nicht entgehen lassen zu wollen. Es steht außer Frage, dass Doncic diesen Rekordvertrag - es handelt sich um die erste Supermax Rookie Extension der Historie und den dritthöchsten Kontrakt der NBA-Geschichte - wert ist.
Zu verhandeln gab es für die extra angereiste Delegation um Teambesitzer Mark Cuban und Berater Dirk Nowitzki nicht viel. Für Dallas ist es ein No-Brainer, dem Slowenen die maximal möglichen 207 Mio. auf den Tisch zu legen und ihm auch eine Spieleroption für das letzte Vertragsjahr zu garantieren. Es ging einzig und allein darum, einen der vielversprechendsten jungen Superstars der Liga langfristig zu binden.
Das ist gelungen, zumindest in der Theorie. Denn das Aufatmen in Texas blieb nur ein kurzes, der Druck auf die Mavs ist nicht weniger geworden. Zwar steht der zweimalige All-Star bis 2026 fest unter Vertrag mit einer Option auf eine zusätzliche Spielzeit, doch so lange haben die Mavs nicht Zeit, einen Titelanwärter um ihn herum aufzubauen. Sie stehen schon jetzt unter Zugzwang.
Dallas Mavericks: Zu wenig Unterstützung für Doncic
Für Doncic ging ein Traum in Erfüllung, wie er nach der Einigung gegenüber ESPN verriet. Er sei "voller Demut" und "begeistert", in Dallas ein Teil der Mavs-Organisation zu bleiben. Das passt zu bisherigen Berichten, wonach er sich bei den Mavericks wohlfühle. Und dennoch wird für Doncic das Gewinnen an erster Stelle stehen, sowohl in naher als auch in ferner Zukunft.
Dallas hat allerdings seit der Championship 2011 in sechs Anläufen nicht eine Playoff-Runde gewonnen. Auch in den zwei Postseason-Auftritten seit der Verpflichtung von Doncic 2018 und dessen astronomischem Aufstieg zu einem der besten Spieler der Welt war jeweils früh gegen die Clippers Schluss. Trotz fünf 40-Punkte-Spielen des Franchise-Stars in 13 Partien und einigen Playoff-Rekorden mit gerade einmal 22 Jahren.
Es war allen ersichtlich, dass Doncic zu wenig Unterstützung an seiner Seite hat. Kristaps Porzingis wurde dem Anspruch an einen Co-Star nicht gerecht, Neuverpflichtungen wie Josh Richardson gingen in der vergangenen Saison nach hinten los. Die Mavs machten zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, ein echter Anwärter auf den Titel zu sein. Das muss sich ändern.
Nach den Tumulten im Front Office hat es das neue Regime allerdings ebenfalls verpasst, in der bisherigen Free Agency die Problemfelder des Teams nachhaltig zu adressieren - Thema zweiter Playmaker, der Würfe kreieren und Last von Doncic' Schultern nehmen kann. Bei Kyle Lowry ging man leer aus, stattdessen stehen "nur" die Verpflichtungen von Reggie Bullock und Sterling Brown sowie die Verlängerungen mit Tim Hardaway Jr. und Boban Marjanovic auf der Habenseite.
Dallas Mavericks: Ein verschenkter Sommer?
Die Neuzugänge sind solide Ergänzungen, aber keine, die Dallas zu einem Contender machen. Dabei galt es, diesen Sommer perfekt zu nutzen. Durch die Verlängerungen mit Doncic und THJ sowie dem fetten Vertrag von Porzingis ist der Cap Space für die kommenden Jahre erst einmal verbaut. Trades zur Verbesserung des Kaders sind natürlich immer eine Option, doch finanzielle Flexibilität werden die Mavs wohl erst wieder 2024 haben.
Dass Dallas die Offseason (Stand jetzt) nicht optimal genutzt hat, ist kein neues Phänomen. Auch in Nowitzkis aktiver Zeit gelang es den Mavs nicht, die letzten Jahre des Dirksters auszunutzen, um nochmal einen Angriff auf den Titel zu starten. Stattdessen gingen ihnen in unschöner Regelmäßigkeit die größten Namen der Free Agency durch die Lappen.
Dirk blieb den Mavs dennoch treu, weil er seinen Championship-Ring bereits am Finger hatte. Dass auch Luka sich bis zum Karriereende ein blaues Jersey überstreifen wird, ist dagegen alles andere als garantiert. Noch nicht einmal, dass er seinen neuen Vertrag erfüllen muss.
Dallas Mavericks: Der neue Vertrag von Luka Doncic im Detail
Saison | Gehalt | Anmerkung |
2021/22 | 10,2 Mio. Dollar | letztes Jahr des Rookie-Vertrags |
2022/23 | 35,7 Mio. Dollar | erstes Jahr der Supermax Rookie Extension |
2023/24 | 38,6 Mio. Dollar | |
2024/25 | 41,4 Mio. Dollar | |
2025/26 | 44,3 Mio. Dollar | |
2026/27 | 47,1 Mio. Dollar | Spieleroption |
Dallas Mavericks: Die Uhr tickt schon jetzt
Wahrscheinlich wird Stephen Curry seine restliche Karriere bei den Golden State Warriors verbringen, vielleicht auch Giannis Antetokounmpo seine bei den Bucks nach dem Titelgewinn. Doch ein solcher Werdegang wie der des Splash Brothers oder wie der von Nowitzki sind in der modernen NBA eher Ausnahme denn Regel.
Spätestens James Harden hat verdeutlicht, welche Macht Superstars heutzutage haben, als er einen Trade von den Rockets erzwang. Diese gilt es aus Team-Sicht zufriedenzustellen, das heißt in den meisten Fällen: um Championships mitspielen.
Selbst ein Damian Lillard, der sich in der Vergangenheit immer wieder öffentlich gegen Superteams ausgesprochen und seine Treue zu Portland bekundet hatte, liebäugelt in diesem Sommer womöglich mit einem Trade - aus dem einfachen Grund, weil es die Trail Blazers nie schafften, einen echten Titelanwärter um ihn herum aufzubauen.
Die Mavs müssen mit allen Mitteln verhindern, dass ihnen mit Doncic ein ähnliches Schicksal widerfährt. Bei ihm darf sich nicht das Gefühl einschleichen, mit Dallas wäre der ganz große Wurf nicht möglich. Wie lange er nun fest unter Vertrag steht, ist dabei egal. Die Uhr tickt schon jetzt.