Nach vier Jahren an der Stanford University und einem abgeschlossenen Biologiestudium kehrte der gebürtige Münchener im März nach Deutschland zurück. Nach guten Auftritten im Trikot der MHP Riesen Ludwigsburg in der BBL ging da Silva im NBA Draft 2021 jedoch leer aus, anschließend versuchte er, sich in der Summer League im Team der Oklahoma City Thunder zu beweisen.
Im Gespräch mit SPOX zieht er sein persönliches Fazit eines ereignisreichen Sommers in Las Vegas, spricht über das Feedback der Thunder-Coaches, seinen Traum von der NBA und erklärt die Hintergründe seines Wechsels von Ludwigsburg nach Berlin.
Herr da Silva, Sie haben vor Kurzem verraten, dass Angeln schon seit der Kindheit Ihr großes Hobby ist. Das war in Las Vegas eher schwierig, schätze ich. Wie haben Sie sich im Sommer sonst Ihre Freizeit in der Wüste vertrieben?
Oscar da Silva: Fische kann man sich da jedenfalls keine angeln. (lacht) In Las Vegas gibt es allerlei wildes Zeug zu tun, aber ich habe mich auf Basketball konzentriert und ansonsten gar nicht viel gemacht. Wenn kein Spiel oder Training anstand, war ich die meiste Zeit im Hotelzimmer und habe Videomaterial studiert. Der Sommer in Las Vegas war ein Business-Trip.
In der Summer League sind Sie für die Thunder aufgelaufen, am Ende der knapp zwei Wochen hatten Sie durchaus respektable Stats vorzuweisen: im Schnitt 7,5 Punkte und 5 Rebounds bei 44,0 Prozent aus dem Feld in vier Spielen und 15 Minuten Einsatzzeit pro Partie. Wie lautet Ihr persönliches Fazit?
da Silva: Das fällt insgesamt positiv aus. Ich war zufrieden, wie ich gespielt habe. Wichtig war in erster Linie, dass ich in jedem Spiel Einsatzzeit bekommen habe. In der Summer League geht es darum, auf dem Feld zu stehen und zu zeigen, was man kann. Ich hatte natürlich gehofft, dass noch ein paar Minuten mehr herausspringen, aber im Großen und Ganzen war der Sommer ein Erfolg für mich.
Oscar da Silva: An diesen zwei Dingen muss er noch arbeiten
Wie fiel das Feedback der Coaches in der Summer League aus?
da Silva: Auch das war sehr positiv. Die Coaches haben mir aber auch mit auf den Weg gegeben, woran ich noch arbeiten muss, damit ich es in die NBA schaffe. Zu dem Zeitpunkt im Sommer hatte es sich schon angedeutet, dass ich bei OKC keinen Kaderplatz bekommen würde - wenn dann eine Einladung ins Training Camp mit der Option, anschließend G-League zu spielen. Aber für mich war dieser Austausch wichtig. Die Trainer haben mir erklärt, was ich noch brauche, um in der NBA auf meiner Position erfolgreich zu sein.
Aktuell spielen sieben Deutsche in der NBA, wie schätzen Sie die Chancen ein, dass wir Sie als Nummer acht in der Liga sehen werden?
da Silva: Mein Ziel ist es natürlich, der nächste Deutsche in der NBA zu werden. Ich denke, ich habe mir und den Zuschauern bereits bewiesen, dass ich auf dem EuroLeague-Level mitspielen kann. Jetzt heißt es: weiter an mir arbeiten und versuchen, besser zu werden. Ob ich diesen Schritt schaffe, hängt nur davon ab, was für Leistungen ich auf dem Feld zeige.
Was fehlt Ihnen noch für einen potenziellen Sprung in die NBA? Was sind die Punkte, die Sie in Ihrem Spiel verbessern möchten?
da Silva: Physisch muss ich eine größere Präsenz werden, insbesondere in der EuroLeague ist das mein größtes Manko. Gestandenen Big Men wie zum Beispiel einem Othello Hunter von Bayern München hinke ich in dieser Hinsicht noch hinterher. Außerdem möchte ich an meinem Dreier arbeiten. Diese zwei Dinge würden mir am meisten dabei helfen, den Sprung in die NBA zu schaffen.
Oscar da Silva: NBA-Traum? "Es gab mehrere Interessenten"
Gab es bereits in diesem Sommer Angebote aus den USA? Ihr Vertrag in Ludwigsburg enthielt eine Ausstiegsklausel für die NBA, die Sie letztlich nicht gezogen haben.
da Silva: Es gab mehrere Interessenten. Ich hatte Einladungen fürs Training Camp von unter anderem OKC, den Bulls, den Spurs und den Nuggets auf dem Tisch liegen. Aber man kann meistens schon vor dem Start des Training Camps abschätzen, wer eine realistische Chance auf einen Kaderplatz hat oder wer höchstens für die G-League eingeplant ist. Und bei keinem der Teams war für mich die Chance gegeben, die Rotation zu knacken. In der G-League zu spielen ist auch nicht das Gelbe vom Ei, deshalb habe ich mich dagegen entschieden und bin wieder zurück nach Deutschland gegangen.
Verfolgen Sie die Thunder nun etwas intensiver, nachdem Sie für die Organisation gespielt haben?
da Silva: Auf jeden Fall. Ich hatte die Chance, ein paar der Spieler sowie Coaches kennenzulernen und stand mit einigen selbst auf dem Parkett. Man hat natürlich ein Auge drauf, was die ehemaligen Kollegen so machen.
Thunder-Rookie Josh Giddey hat in der Vorbereitung und in den ersten Saisonspielen mit spektakulären Highlights aufgezockt. In der Summer League hat er sich leider schon in der ersten Partie verletzt, Sie konnten von seinen Assists also nicht profitieren. Ein bisschen haben Sie ihn aber kennengelernt, was trauen Sie Giddey in seiner Karriere zu?
da Silva: Es hätte sicherlich Spaß gemacht, mit ihm zusammenzuspielen, aber es hat nicht sollen sein. Giddey wird ein richtig guter Spieler werden. Er hat eine gute Größe und ein super Auge. Er sieht unglaublich viel, was auf dem Court passiert, und trifft dann gute Entscheidungen - sei es, den Pass zu spielen oder selbst abzuschließen. Das ist seine große Stärke. Jetzt muss er nur noch an seinem Wurf arbeiten.