Die Playoffs beginnen am kommenden Wochenende, die Sixers und Raptors starten in der Nacht von Samstag (16. April) auf Sonntag (17. April) um 0 Uhr deutscher Zeit. Ausgewählte Spiele der Postseason gibt es live auf DAZN.
NBA Playoffs - Sixers vs. Raptors: Die Ausgangslage
Über Monate hinweg beherrschte eine Diskussion die Stadt der brüderlichen Liebe: Drohen die Sixers ein Jahr Prime-Embiid einfach so zu verschwenden? Der eigentliche Co-Star des Kameruners, Ben Simmons, wollte nicht mehr für die Franchise spielen - Sixers-Boss Daryl Morey weigerte sich, einen Deal unter seinem veranschlagten Preis durchzuziehen, während Joel Embiid im Alleingang munter dominierte.
Dennoch schwebte das Simmons-Drama wie eine dunkle Wolke über dem Saisonstart, erst im Februar gab es die Erlösung. Morey bekam doch seinen Willen und tauschte Simmons für einen anderen vergraulten Superstar ein: James Harden. Der anfängliche Lobgesang auf ein neues Superteam im Osten ist allerdings leiser geworden.
Trotz Embiid. Der 28 Jahre alte Scoring-König der Association spult eine Saison auf MVP-Niveau ab, er wird in den meisten Playoff-Serien der beste Spieler auf dem Feld sein. Doch dahinter gibt es ein paar Fragezeichen. Der Harden-Trade hat Tiefe gekostet, und "The Beard" selbst scheint sich wieder mit Oberschenkelproblemen herumzuschlagen. Schon die gesamte Saison über fehlte ihm die Explosivität vergangener Tage. Vom dominanten Scorer Harden war nicht mehr viel zu sehen. In den vergangenen sechs Spielen kam der 32-Jährige nur auf 16 Punkte bei 34,2 Prozent aus dem Feld.
Nun steht Harden in den Playoffs unter enormen Druck. Die Sixers-Fans werden ihm ein Abtauchen in der Postseason wohl kaum verzeihen, zudem hofft er im Sommer auf eine lukrative Vertragsverlängerung. Nur: Harden ist bislang nicht unbedingt als Playoff-Performer bekannt, auch bei Head Coach Doc Rivers gibt es in dieser Hinsicht gewisse Vorbehalte. Und nun wartet auch noch der neben Brooklyn wohl unangenehmste Erstrundengegner der Liga.
Die Raptors haben sich von einem höchstens durchwachsenen Saisonstart eindrucksvoll erholt und auf Platz 5 im Osten vorgespielt, seit Jahresbeginn stehen sie bei 33-17 - die ligaweit sechstbeste Bilanz in diesem Zeitraum. Das hat Toronto beispielsweise Pascal Siakam zu verdanken, der sich auf All-NBA-Niveau zurückgespielt hat, oder ROTY-Anwärter Scottie Barnes oder einer Top-10-Defense.
Die Stärke der Raptors hat Philadelphia bereits in den vergangenen beiden Duellen in der regulären Saison zu spüren bekommen. Beide Spiele gingen knapp verloren (Season Series: 1-3, zwei Partien vor dem Harden-Trade), in beiden Spielen musste der Gegner aber auf mehrere Starter verzichten. O.G. Anunoby (gebrochener Finger) und Fred VanVleet (Knie) sind zwar weiterhin angeschlagen, werden in der Postseason aber auflaufen.
Das gilt nur teilweise für Sixers-Edelverteidiger Matisse Thybulle. Der 25 Jahre alte Guard ist, wie er selbst bestätigte, nicht gegen das Coronavirus geimpft, aufgrund der kanadischen Einreisebeschränkungen wird er sein Team nicht nach Toronto begleiten dürfen. Mindestens in Spiel 3 und 4 wird Thybulle den Sixers somit fehlen.
NBA Playoffs - Sixers vs. Raptors: Zahlen und Fakten
Stat | Sixers | Raptors |
Bilanz Regular Season | 51-31 | 48-34 |
Offensiv-Rating (Platz) | 113,0 (11) | 112,1 (15) |
Defensiv-Rating (Platz) | 110,2 (12) | 109,9 (9) |
Net-Rating (Platz) | +2,8 (9) | +2,2 (12) |
Direkter Vergleich | 1-3 | 3-1 |
NBA Playoffs 2022: So gewinnen die Sixers die Serie
Thybulles Ausfall wird den Sixers sicherlich wehtun, entscheidend für die Serie dürfte er aber nicht werden. Vor allem nicht, wenn Embiid in bekannter Manier dominiert. Beim Blick auf die schwache Center-Rotation der Raptors kommt man schnell zu dem Schluss, dass Toronto dem Hünen kaum etwas entgegenzusetzen hat. Das versucht Toronto eher durch clevere Defensiv-Schemes auszugleichen, Embiid selbst gab im Vorjahr zu, dass kein Team ihn so gut verteidigt wie die Raptors. Doch ihn von der Freiwurflinie fernzuhalten, wird schwierig. Komplett ausschalten geht ohnehin nicht.
Nur: Was machen die Sixers ohne Embiid? In den beiden Niederlagen gegen Toronto hatte er ein positives Plus/Minus-Rating, die Minuten ohne ihn gingen laut nba.com aber mit 36:61 verloren - ein ähnliches Problem verfolgte Philly bereits in den Conference Finals 2019 gegen Toronto. Doch im Gegensatz zur regulären Saison wird Embiid mehr Minuten bekommen, zusätzlich muss der Supporting Cast vor allem beim Thema Shooting abliefern.
Ach ja, und wenn Harden in den Embiid-losen Minuten die Offense an sich reißen könnte, wäre den Sixers ebenfalls geholfen. Wenn nicht, wird viel Last auf den Schultern von Tyrese Maxey liegen, der Guard hat in einer starken Saison sein Potenzial immerhin schon mehrfach unter Beweis gestellt.
Auf der anderen Seite des Courts muss Philadelphia in erster Linie versuchen, die Transition-Möglichkeiten einzuschränken. Das ist die große Schwachstelle dieses Teams, gleichzeitig die große Stärke der Raptors-Offense. Im Halfcourt stellt Toronto dagegen den fünftschlechtesten Angriff. Das Spiel wird in der Postseason traditionell langsamer, die Sixers müssen gegen die Turnover-Maschine namens Raptors auf den Ball aufpassen. Wenn Philly zudem das Offensiv-Rebounding des Gegners in Schach hält und so das Possession-Game gewinnt, wird es für Toronto schwierig.
NBA: Der Kader der Philadelphia 76ers
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Tyrese Maxey | James Harden | Danny Green | Tobias Harris | Joel Embiid |
Shake Milton | Furkan Korkmaz | Matisse Thybulle* | Georges Niang | Paul Reed |
Isaiah Joe | Paul Millsap | DeAndre Jordan | ||
Charles Bassey |
*steht nur in Heimspielen zur Verfügung
NBA Playoffs 2022: So gewinnen die Raptors die Serie
An der Seitenlinie dürften die Kanadier in Person von Head Coach Nick Nurse einen Vorteil haben. Dessen variable Defense kann Embiid und Co. mit verschiedenen Systemen zumindest einschränken und vor allem Harden vor Probleme stellen. Toronto strotzt nur so vor Länge und Athletik, da wird der ehemalige MVP kaum Platz bekommen.
In seinen beiden Spielen mit Philly gegen die Raptors stand er bei 8/24 aus dem Feld. Wenn er von Barnes verteidigt wird, haben die Harden-Teams nur 80 Punkte in 89 Possessions aufs Scoreboard gebracht. Die langen Raptors-Arme sorgen zudem für durchschnittlich 15,8 gegnerische Turnover pro Spiel, was die angesprochene Transition so gefährlich macht (Platz 4 laut Cleaning the Glass).
Letztlich wird offensiv aber sehr viel von Siakam abhängen. Er muss dem Spiel auch gegen Embiid seinen Stempel aufdrücken, was ihm in der Vergangenheit durchaus schon mal gelang. Auf Unterstützung hofft er von VanVleet, der aufgrund seiner Knieverletzung zuletzt nicht in Bestform agierte. In Clutch-Momenten schreckt er aber nie vor den wichtigen Würfen zurück.
NBA: Der Kader der Toronto Raptors
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Fred VanVleet | Gary Trent Jr. | O.G. Anunoby | Scottie Barnes | Pascal Siakam |
Armoni Brooks | Dalano Banton | Yuta Watanabe | Chris Boucher | Precious Achiuwa |
Malachi Flynn | Svi Mykhailiuk | Thaddeus Young | Khem Birch | |
NBA Playoffs - Sixers vs. Raptors: Wer gewinnt die Serie?
Philly wird in dieser Serie für jeden Punkt hart arbeiten müssen. Die vielen Fragezeichen rund um den Zustand von Harden machen die Raptors zu einem Horror-Matchup - und zu einem potenziellen Stolperstein.
Zumindest wird die Serie über eine lange Distanz gehen, die Sixers sollten sich auf sechs Spiele Minimum einstellen, die Raptors werden sich in den kommenden Tagen sicherlich als beliebter Upset-Pick herauskristallisieren. Doch am Ende macht die Klasse von Embiid den Unterschied. Prognose: Sixers in 7.