NBA Playoffs, Mavericks vs. Jazz - Erkenntnisse zu Spiel 4: Es musste schon alles schiefgehen

Philipp Schmidt
24. April 202209:05
Spiel 4 der Serie zwischen Dallas und Utah ging knapp an die Jazz.imago images
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Die Jazz haben sich in einem Krimi Spiel 4 gegen Dallas gesichert und die Serie wieder ausgeglichen. Dennoch gibt es einige Dinge, die den Mavericks Mut machen sollten. Bei den Jazz schoss sich hingegen ein Spieler ins Rampenlicht, auf den sie auch in den weiteren Spielen angewiesen sein werden. Vier Erkenntnisse zur Partie.

1. Was hätte für die Mavs noch schief gehen sollen?

Was Dallas Mut machen sollte: Es musste (vor allem in der Endphase) nahezu alles schief gehen, um dieses Spiel mit einem mickrigen Punkt 99:100 zu verlieren. Dabei standen auch die Schiedsrichter kurz im Fokus. Schnell kursierten wilde Spekulationen im Netz, dass die Liga und ihre Referees doch sehr daran interessiert wären, die Serie möglichst in die Länge zu ziehen. Um das direkt klarzustellen: Dieser Vorwurf ist natürlich maßlos übertrieben.

Es gab zwei Szenen im vierten Viertel, über die fleißig diskutiert werden kann. Rudy Gobert traf Luka Doncic unter dem Korb mit dem Arm im Gesicht, die Szene wurde geprüft und als nicht strafbar eingestuft. "Ich dachte, dass es ein technisches Foul sein sollte. Aber sie haben es sich angeschaut und dann ist es wohl kein Foul", sagte Doncic dazu. Bevor Donovan Mitchell ein lebensnotwendiges Dreipunktspiel gelang, hatte er sich mit dem Ellbogen ordentlich Platz verschafft, auch hier blieb die Pfeife stumm. Sehr fragwürdig.

Die Jazz nahmen 42 Freiwürfe, Dallas 23 (in Spiel 3 war es umgekehrt) und sicherlich hätten auch einige Entscheidungen in die andere Richtung gehen können. Es ist müßig, einzelne Sequenzen auseinanderzunehmen. Was viel wichtiger aus Mavs-Sicht ist: Trotz der geschilderten Umstände sowie der Tatsachen, dass die Bank mit 9 Punkten überhaupt kein Faktor war und mehrere Rollenspieler durchwachsene Leistungen zeigten, war das Spiel bis zur letzten Sekunde offen.

Dallas war mit einer Bilanz von 29-12 eines der besten Heimteams in der Regular Season, mit zwei Siegen vor heimischer Kulisse kann der Einzug in die nächste Runde perfekt gemacht werden. Fraglos ist es ärgerlich, die große Chance auf die Vorentscheidung ausgelassen zu haben - Dwight Powell vergab in der Schlussminute sogar noch zwei Freiwürfe. Aber während die Jazz um ihre nahezu letzte Chance kämpften, um am Leben zu bleiben, sind die Aussichten für die Mavs weiterhin positiv. So sieht es auch Doncic.

2. Dinwiddie muss auch in kleinerer Rolle liefern

Wenig überraschend lief bei Dallas direkt wieder nahezu alles über Doncic, wenn der Slowene auf dem Feld stand - in der Crunchtime möglicherweise zu viel. Das eine ums andere Mal suchte er zu sehr den eigenen Abschluss, als die Jazz ihn doppelten und teilweise trippelten, fand er jedoch auch seine Mitspieler, die mal mehr und mal weniger lieferten. "Er hat einen unfassbaren Job gemacht und uns in die Position gebracht, ein Auswärtsspiel zu gewinnen", war Head Coach Jason Kidd mit der Leistung seines Superstars zufrieden.

Doch die Doncic-Rückkehr hatte auch Auswirkungen auf die weiteren Backcourt-Spieler der Mavs: Während Jalen Brunson in der Starting Five blieb und nach Anlaufschwierigkeiten im ersten Viertel eine ordentliche Leistung zeigte (23, 7/18 FG), ließ sich dies über eine der positiven Überraschungen der vergangenen Wochen nicht sagen: Spencer Dinwiddie.

Der Ex-Wizard rückte auf die Bank (eine Rolle, die er bereits vor Doncics Verletzung innehatte) und sollte in den Minuten ohne Doncic die Offensive am Laufen halten. Dies gelang jedoch überhaupt nicht. Dinwiddie traf nur 2 seiner 9 Würfe, spielte 3 Assists bei 2 Ballverlusten und kam mit -18 auf das deutlich schlechteste Plus/Minus aller Spieler, die auf beiden Seiten eingesetzt wurden.

Klar ist, dass die Minuten und die Spielanteile für Dinwiddie mit Doncic wieder ein wenig zurückgehen werden. Dies bedeutet aber nicht, dass der Guard für Dallas nicht wertvoll sein kann (und muss). Im Gegenteil: In der Regular Season hatte Dinwiddie im April 50 Prozent aus dem Feld und aus der Distanz getroffen. Im März waren es immerhin 46,8 und 37,3 Prozent. Gegen die Jazz steht er bei furchtbaren 31 Prozent aus dem Feld und 16,3 Prozent vom Perimeter.

Die Wurfauswahl ist oft schlecht, während er Momente für den Drive zum Korb verpasst. Momente, wenn der Ball weitergespielt werden muss, werden verpasst. Dinwiddie agiert schlicht und ergreifend ineffizient und auch auf der defensiven Seite des Balles gibt es Luft nach oben. Eine bessere Leistung von Dinwiddie ist auch mit Doncic unerlässlich, um erfolgreich zu sein. In Spiel 4 wurden neun Spieler eingesetzt, Davis Bertans nur drei Minuten. Alternativen zu Dinwiddie im Backcourt gibt es keine, sollte er in Spiel 5 erneut 24 Minuten spielen, muss er diese wieder deutlich besser nutzen.

3. Clarkson wird Schlüssel zum Weiterkommen der Jazz sein

Ein ähnliches "Sorgenkind" wie Dinwiddie haben auch die Jazz in ihren Reihen, wobei ihnen Jordan Clarkson vor allem in Spiel 4 definitiv mehr Freude als Sorgen bereitete. Der Sixth Man legte 25 Punkte auf (9/16 FG, 3/5 3FG) und hielt Utah in einer Phase im Spiel, in der die Mavs zu enteilen drohten. Auch wenn es in der Crunchtime zumeist die Teamkollegen Mitchell, Gobert und Co. waren, die im Rampenlicht standen, ist Clarkson elementar für den Erfolg der Jazz.

Clarkson spielt insgesamt eine richtig gute Serie (17,5 Punkte, 60,4 Prozent FG, 42,1 Prozent 3FG), seine Minuten steigerten sich von 20 in Spiel 1 auf 36 in Spiel 4. Und das ist kein Zufall, wenn man auf die Form von Starting Point Guard Mike Conley blickt. In der Defensive sind sie beide angreifbar, Conley hat längst nicht mehr das Niveau vergangener Tage und sah gegen Brunson häufig schlecht aus. Und in der Offensive ist Clarkson aktuell einfach eine Klasse besser (Conley gegen Dallas: 10,0 Punkte, 29,5 Prozent FG, 25,9 Prozent 3FG).

So ist es gut möglich, dass sich die Spielanteile weiterhin in Richtung des Reservisten verschieben werden, insbesondere wenn er weiter so abliefert. Zumal der Blick auf die Jazz-Bank noch krasser ist als bei den Mavericks. Kein anderer Spieler als Clarkson stand in Spiel 4 mehr als 14 Minuten (Hassan Whiteside) auf dem Feld, andere Guards sind dort unter den eingesetzten Spielern sowieso nicht zu finden. Viel Verantwortung und Druck also für den früheren Laker.

4. Gobert muss seine Freiwürfe treffen

Hier könnte auch noch die Tatsache stehen, dass man aus den Aufs und Abs von Mitchell im Laufe eines Spiels einfach nicht schlau wird. Einzelne Highlight-Viertel wechseln sich mit einer gefühlten Teilnahmslosigkeit ab. Doch blicken wir auf den anderen Jazz-Star, der im vierten Viertel im Fokus stand: Rudy Gobert. Der Franzose erzielte 17 Punkte und schnappte sich 15 Rebounds, ganze 10 davon am offensiven Brett.

Immer wieder verschaffte er seinem Team zweite Chancen, schloss selbst ab oder wurde an die Linie geschickt - und zwar gleich 18-mal. 8 Freiwürfe kamen im Schlussviertel, nur 3 traf er (insgesamt 9/18). Da sich Gobert bisher stark an der Linie präsentiert hatte (12/15), käme Panik definitiv verfrüht. Aber er sollte den Mavs gar nicht erst die Gelegenheit bieten, mit Hack-a-Gobert den Rhythmus der Offensive zu brechen und den Center ins Grübeln kommen zu lassen.

Zu wichtig ist er für das Team, zu groß ist sein Einfluss auf den Gegner. Maxi Kleber foulte nach 18 Minuten aus (auch wenn nicht alle Fouls gegen Gobert kamen), die Option, das Feld breit zu machen und Gobert vom Korb wegzuziehen, war mit Powell nicht mehr gegeben. In Ansätzen war in der Schlussphase schon zu erkennen, dass die Mavs bereitwillig zum Foul griffen, um Gobert an die Linie zu schicken, ein Airball des 29-Jährigen wurde auf der Dallas-Bank ausgiebig zelebriert.

Doch das war Gobert und Co. nach dem Sieg herzlich egal, zu groß war die Freude über das 2-2: "Wir glauben aneinander, auch wenn wir einige Hochs und Tiefs in dieser Saison hatten. Wenn wir einander vertrauen, passieren gute Dinge." 39 Sekunden vor Schluss lag Utah noch mit 4 Punkten zurück, als fünftes Team in den vergangenen zehn Postseasons gelang dennoch ein Erfolg. Die Bilanz zuvor: 4-701.

Mavericks vs. Jazz: Die Serie im Überblick (2-2)

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
116. April19 UhrDallas MavericksUtah Jazz93:99
219. April2.30 UhrDallas MavericksUtah Jazz110:104
322. April3 UhrUtah JazzDallas Mavericks118:126
423. April22.30 UhrUtah JazzDallas Mavericks100:99
526. April3.30 UhrDallas MavericksUtah Jazz-
629. AprilTBDUtah JazzDallas Mavericks-
7*1. MaiTBDDallas MavericksUtah Jazz-

*falls nötig