Wer hätte gedacht, dass wir immer noch über die Serie zwischen den Celtics und Heat reden? Vielerorts hieß es nach dem Sieg der Kelten in Spiel 5 schon, dass die Serie gegessen sei - Draymond Green eingeschlossen.
Der Sieg in Spiel 1 sei ein positiver Ausrutscher gewesen, in Spiel 3 spielte Bam Adebayo über seine Verhältnisse und überhaupt seien die Celtics das viel bessere Team. Zudem die Frage, wer die beiden Jays (Jayson Tatum und Jaylen Brown) denn überhaupt stoppen soll?
Nun, die Heat haben uns mal wieder eines Besseren belehrt und den beiden Top-Stars der Celtics in der zweiten Halbzeit von Spiel 6 ihre Grenzen aufgezeigt. Obwohl, so ganz richtig ist das nicht, vielmehr haben Jimmy Butler und Co. sie selbst dazu gezwungen, sich ihre Grenzen aufzuzeigen. Und genau diese Erkenntnis werden sie als Blaupause für Spiel 7 mit in die heimische American Airlines Arena nehmen.
Miami Heat stellen Tatum und Brown kalt
Es waren noch 4:43 Minuten zu spielen, als der TD Garden explodierte. Derrick White hatte eben einen weit offenen Dreier zur 97:94-Führung getroffen. Viele Heat-Fans bekamen zu diesem Zeitpunkt wohl Flashbacks von Spiel 5, als die Celtics im dritten Viertel den Motor anwarfen und vor allem durch Tatum unnachahmlich davon zogen.
Doch dem war nicht so. Anstatt ihre Superstars in Szene zu setzen, nahmen diese im Anschluss zusammen nur noch einen Wurf, einen Floater von Tatum, der Miamis Führung mit 1:08 auf der Uhr auf -4 stellte.
Stattdessen vergab Brown beim Stand von 99:99 zwei Freiwürfe, Tatum gab den Ball mit 1:48 und bei 99:102 aus der Hand und Brown besiegelte die Niederlage zwölf Sekunden vor Schluss mit einem Offensivfoul. Und das alles in der Crunchtime des wichtigsten Spiels der Saison! Insgesamt waren es sogar nur sieben kombinierte Würfe in der gesamten zweiten Hälfte.
Miami bringt Jays in unkomfortable Situationen
Dabei war das Vorgehen der Heat vergleichsweise simpel. Sie zwangen die Jays in unkomfortable Situationen, um die wenigen Schwachstellen auszuspielen, die die beiden Stars in ihrem Spiel noch haben. Aus ihrer gewohnten Zonenverteidigung heraus doppelten sie die beiden in Halbzeit zwei rigoros in nahezu jeder Situation.
Vor allem Max Strus machte dabei einen überragenden Job gegen Tatum und klebte ihm in fast jeder Possession am Körper. Sie nahmen Tatum sein gewohntes High-Pick-and-Roll weg, in dem sie konsequent trappten und ihn zum Passen zwangen, was gegen die langen Arme der Heat-Defensive bekanntlich schwierig sein kann.
Gleichzeitig machten sie den Weg zum Korb zu, indem sie viele Körper in der Zone parkten und dort keine einfachen Punkte zuließen. Damit nahmen sie Brown und Tatum ihr liebste Scoring-Möglichkeit und zwangen sie, viel zu dribbeln und schwere Würfe zu nehmen, wodurch ihr gewohnte Turnover-Anfälligkeit zum Vorschein kam.
Zusammen warfen die beiden elfmal den Ball weg, ein Trend, der sich in dieser Serie schon öfter gezeigt hat. Wenn die Heat aggressiv in der Verteidigung sind und viel blitzen, haben die beiden Probleme. Bei den drei Niederlagen verursachten sie im Schnitt elf Turnover, bei den drei Siegen nicht einmal sechs pro Spiel.
Miami doppelt Tatum und Brown in jeder Situation
"Sie haben mich in jeder Situation in der zweiten Halbzeit gedoppelt", meinte Brown nach der Partie. "Wir müssen weiterhin die richtigen Plays machen und die richtige Balance finden." Das sah auch Tatum ähnlich: "Ich habe viel Aufmerksamkeit auf mich gezogen und sie haben viele Double-Teams geschickt. Ich muss versuchen, die Mismatches zu suchen und den freien Mann zu finden."
In Spiel 6 war es Derrick White, der die Celtics mit seinen 22 Punkte (12 im letzten Viertel) im Spiel hielt. Dabei hatten die Heat auch Glück, dass die restlichen Kelten von Downtown einen ziemlich üblen Abend erwischten (2/16).
Man sah Tatum und Brown jedoch an, dass sie mit den Pässen aus den Double-Teams heraus oft ein wenig überfordert waren und mit der Physis der Heat zu kämpfen hatten. So kamen nur die wenigsten Pässe wirklich so perfekt zum freien Mitspieler, dass die Offensive schnell weiterlaufen kann.
Sie wurden von der Heat-Defensive schlichtweg "outworked", die auch endlich ihre Rebounding-Probleme in den Griff bekam, nachdem sie in Spiel 4 und 5 in dieser Kategorie vor allem von Robert Williams III aufgefressen wurde (vier Offensivrebounds im Schnitt).
Spiel 7: Celtics nicht besonders beunruhigt
Allerdings sind die Celtics trotz schlechter Erinnerungen an vergangenen Spiel 7s nicht besonders beunruhigt. "Auf einer Skala von 1 bis 10? 10", antwortete Tatum ohne zu zögern auf die Frage nach seinem Selbstvertrauen vor Spiel 7.
Schließlich hat er ja schon oft gezeigt, dass er in wichtigen Momenten liefern kann. So zum Beispiel in einem Must-Win-Game in Milwaukee in Spiel 6, als er 46 Punkte auflegte. Gleiches gilt für Brown, der die Seinen in Spiel 5 im vierten Viertel mit 13 Zählern auf die Siegerstraße gebracht hat.
Sie wissen beide, dass der Erfolg der gesamten Saison auf ihren Schultern lastet. Sie müssen aggressiv ihre Würfe suchen, den Korb attackieren und Freiwürfe ziehen und sich vor allem nicht von der harten Defensive der Heat einschüchtern lassen. Diese wird ihnen erneut mit allen legalen und halblegalen Methoden das Leben zur Hölle machen.
Wenn sie das schaffen, dürfen sie bald um ihren ersten Ring spielen. Die Heat sind allerdings darauf vorbereitet und haben schon einmal unter Beweis gestellt, dass sie die beiden Jays entschlüsseln können.
Heat vs. Celtics: Die Serie im Überblick
Spiel | Datum | Uhrzeit | Heim | Auswärts | Ergebnis |
1 | 18. Mai | 2.30 Uhr | Miami Heat | Boston Celtics | 118:107 |
2 | 20. Mai | 2.30 Uhr | Miami Heat | Boston Celtics | 102:127 |
3 | 22. Mai | 2.30 Uhr | Boston Celtics | Miami Heat | 103:109 |
4 | 24. Mai | 2.30 Uhr | Boston Celtics | Miami Heat | 102:82 |
5 | 26. Mai | 2.30 Uhr | Miami Heat | Boston Celtics | 80:93 |
6 | 28. Mai | 2.30 Uhr | Boston Celtics | Miami Heat | 103:111 |
7 | 30. Mai | 2.30 Uhr | Miami Heat | Boston Celtics | - |