Der NBA Draft 2022 ist Geschichte - und es war mal wieder jede Menge los. Die größten Gewinner sind vor allem die jüngeren Teams, während die New York Knicks und Sacramento Kings wieder die gleichen Fehler machen. Auch Adrian Wojnarowski hat nicht seinen besten Tag.
Gewinner
Detroit Pistons
Der Kern der Pistons sieht immer besser aus. Nachdem der Start vom damals neuen GM Troy Weaver etwas holprig war (man erinnere an die Deals für Mason Plumlee oder die große Kritik am Grant-Signing), ist inzwischen eine Vision erkennbar. Der Kern des neuen Teams ist da und wurde durch das Draften von Jaden Ivey sowie den Trade für Jalen Duren noch einmal gestärkt.
Hier mal eine kurze Übersicht, wie der Kader der Pistons Stand jetzt so ausschaut:
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Cade Cunningham | Jaden Ivey | Saddiq Bey | Kelly Olynyk | Isaiah Stewart |
Killian Hayes | Hamidou Diallo (RFA) | Jalen Duren | ||
Saben Lee | Luka Garza (RFA) | |||
Cory Joseph |
Man wird damit im kommenden Jahr keine Championship gewinnen, aber man kann damit Hoffnung verkaufen. Dazu haben die Pistons im Sommer weiter gute Karten, ihren Kader zu verstärken. Detroit hat 44 Millionen Dollar in Cap Space, also ausreichend Platz für einen möglichen Maximal-Vertrag, mehr hat in der NBA keiner.
Die Frage wird sein, wie dieses Geld nun investiert wird. Jalen Brunson (Dallas Mavericks) und Deandre Ayton (Phoenix Suns) galten als heiße Anwärter, allerdings draftete Detroit Spieler in der Lottery auf deren Positionen. Das könnte auch bedeuten, dass Restricted Free Agent Miles Bridges ein ganz heißer Kandidat in Motown sein könnte, auch wenn Detroit ihm wohl einen Max-Deal vorlegen müsste. Alles andere würde Charlotte wohl matchen.
Oklahoma City Thunder
Drei Picks in der Lottery - das ist unerhört, doch OKC hat in der Zukunft so viele Picks, dass man für den 11. Pick im Draft auch mal drei zukünftige Auswahlrechte springen lassen konnte. Wer weiß, wo diese mal landen werden (vermutlich außerhalb der Lottery), stattdessen zog Boss Sam Presti mal wieder einen langen Forward in Dieng, der mit Sicherheit erst einmal ein bisschen Zeit benötigt, um sich zu akklimatisieren.
Zeit, das haben die Thunder ohnehin, doch es geht voran. Mit Chet Holmgren wählte OKC einen der besten jungen Verteidiger der vergangenen Jahre und hat damit die schon länger klaffende Lücke auf der Fünf geschlossen. Mit Jalen Williams an 12 kommt dazu noch ein weiterer spannender Ballhandler, der defensiv auch nicht komplett verloren ist.
Die Thunder werden im kommenden Jahr zwar erneut nicht viel reißen, definitiv sind sie aber ein League-Pass-Team mit Josh Giddey, SGA und den Rookies. Außerdem: Wer freut sich nicht auf die Summer League, wenn Aleksej Pokusevski und Holmgren den Frontcourt bilden könnten?
Paolo Banchero
Vor Wochen wurde Banchero schon von Rockets-Twitter in Houston begrüßt, völlig überraschend kam es anders und Orlando machte den Ex-Dukie zum Top-Pick. Dieser war schon vor der Ziehung ein Gewinner, zumindest in Sachen Outfit setzte der 19-Jährige Maßstäbe und dürfte allein mit seinem lila Anzug und jeder Menge Ice am Hals in Erinnerung bleiben.
Viel wichtiger: Banchero könnte der beste Offensivspieler dieses Drafts werden, auch darum wählten ihn die Magic letztendlich. Was Orlando fehlt, ist ein Go-to-Guy - und das könnte Banchero sein. Das unterschied ihn auch von Holmgren und Jabari Smith, denen Orlando das wohl nicht zutraute.
Es bleiben natürlich Fragen offen: Wie gut ist Banchero als Verteidiger? Passt er zu Wendell Carter Jr. im Frontcourt und kann Banchero seinen Dreier verbessern? Das wird die Zeit zeigen. Dennoch ist der 19-Jährige der große Gewinner des Abends, der damit nicht einmal selbst gerechnet hatte.
"Ich kann nicht glauben, was gerade geschehen ist. Ich wollte in die NBA, aber das habe ich nicht erwartet", stammelte Banchero direkt nach seiner Wahl ins Mikrofon. Vielleicht war es wirklich so, vielleicht war es aber auch nur gut geschauspielert.
Verlierer
New York Knicks
Ist es wieder die alte Leier mit den Knicks? Die Franchise gab den eigenen Erstrundenpick (#11) her, um den Vertrag von Kemba Walker (9,2 Mio.) abzustoßen und so Cap Space für den Sommer zu kreieren. Wie oft haben wir diesen Film nun schon gesehen, ein anschließender Rant von Stephen A. Smith inklusive?
Klar, die drei geschützten Erstrundenpicks sind ein brauchbarer Gegenwert und doch wird man das Gefühl nicht los, dass die Knicks wieder in alte Muster verfallen. Die Knicks wollten für Jaden Ivey nach oben draften, das klappte nicht, so wird sich der Fokus wieder auf die Free Agency richten.
Brunson bleibt das Ziel, allerdings spricht man in Ligakreisen davon, dass der Mavs-Guard in Dallas bleiben wird. Und dann ist da ja auch noch Kyrie Irving, der mit Brooklyn in einer "Sackgasse" steckt. Klappt es also diesmal für die Knicks? Oder wiederholt sich die Geschichte und New York steht mit leeren Händen da?
Sacramento Kings
Es ist selten eine gute Idee, nur nach Fit zu draften, das ist eine wiederkehrende Lehre des Drafts. Gerade unter den ersten fünf Picks gilt diese Devise, die Kings scheinen davon aber nicht viel zu halten. Anstatt mit Jaden Ivey den besten Guard auf dem Board zu wählen, entschied sich GM Monte McNair für Keegan Murray, einen 21-jährigen Forward, der zwar ein effizienter College-Spieler war, hinter dem es aber auch Fragezeichen in Sachen Übertragbarkeit auf die NBA gibt.
Natürlich, mit De'Aaron Fox haben die Kings bereits ihren Point Guard, beim 24-Jährigen warten wir aber weiter auf den Sprung zu einem All-Star-Spieler. Könnte Ivey in der Zukunft einer sein? Das ist nicht auszuschließen. Es spricht aber einmal mehr für den Ruf der Kings, dass Ivey ein Workout mit Sacramento ablehnte und am Ende heilfroh war, nicht in der Hauptstadt Kaliforniens gelandet zu sein.
Schon vor dem Draft hatte Ivey so nett es geht gesagt, dass er nicht bei den Kings landen wollen würde. "Ich hatte mit ihnen keinen Kontakt, hatte kein Workout. Das regelt sich alles von selbst. Wenn Sacramento mich draftet, wäre es nicht die allerschlimmste Option", so seine nüchterne Einschätzung.
gettyDie Guards
Ivey und sonst? Es war nicht der Abend der Guards. Das fing schon mit A.J. Griffin an, der als Top-10-Pick gehandelt wurde und schließlich bis auf 16 fiel. Auch Blake Wesley (#25) oder TyTy Washington (#29) wurden deutlich höher gehandelt, Jaden Hardy (#37) fiel sogar komplett aus der ersten Runde und wurde als Letzter aus dem Green Room von den Dallas Mavericks erlöst.
Die NBA bleibt auf der Suche nach Länge, vor Washington wurde kein einziger Spieler unter 1,94 Meter gezogen. Natürlich war auch die Qualität der Guards ein Faktor, dennoch war es auffällig, wie viele Forwards in diesem Jahr gezogen wurden.
Adrian Wojnarowski
Es war nicht der Tag des Newsbreakers, nicht nur weil er sich On-Air gleich mehrfach ordentlich verhaspelte und nach dem roten Faden suchte. Immerhin war er schließlich der Erste, der Orlandos Wahl für den ersten Pick vermeldete. Das gelang aber auch nur mit einer Kehrtwende um 180 Grad.
Noch in den frühen Morgenstunden hatte Woj verkündet, dass die Top 3 mit Jabari Smith, Chet Holmgren und Paolo Banchero stehen würde, es kam anders. Bei seiner Bewertung zur Situation um Kyrie Irving und Kevin Durant steht ein Urteil dagegen noch aus. Dennoch war auch hier auffällig, dass Konkurrent Shams Charania (The Athletic) quasi das Gegenteil behauptete.
Bonus: Brooklyn Nets
Hat jemand die Nets an diesem Abend vermisst? Nun, immerhin fand der Draft wie üblich in der Arena der Nets statt, ansonsten war die Franchise nur Thema, wenn es um die Zukunft der beiden Stars ging. Brooklyn hatte wie auch Utah und Phoenix keinen Pick und schaffte es auch nicht, in den Draft zu traden. Ist auch nicht einfach, wenn man mal einen Blick in die Pick-Schatulle Brooklyns wirft. Das ist schon sehr bitter, auch im Hinblick auf die kommenden Jahre. Nun, immerhin hatte Brooklyn kurzzeitig die "beste Big 3 aller Zeiten".
Nets-Picks |
Erstrundenpick Sixers 2023 |
Pick Swap mit Rockets 2023 (BKN bekommt den schlechteren) |
Pick Swap mit Rockets/Thunder 2025 (BKN bekommt den schlechteren) |
Zweitrundenpick Heat 2025 |
Eigener Zweitrundenpick 2026 |
Erstrundenpick Sixers 2027 |