NBA Mailbag: Eine neue defensive Revolution?
SPOX-User jj8989: Findet nach teils wilden Offensiv-Jahren gerade wieder eine defensivere Entwicklung in der NBA statt?
Die beiden Finals-Teilnehmer scheinen diesen Eindruck zu bestätigen. Im Kampf um die NBA-Krone treffen nach Defensiv-Rating die beiden besten Teams der Liga aufeinander - das gab es nach Angaben von ESPN seit 1996 nicht mehr (Bulls vs. SuperSonics). Laut Cleaning the Glass, das Garbage Time aus den Statistiken herausrechnet, hat Boston in der regulären Saison nur 106,9 gegnerische Punkte pro 100 Possessions zugelassen. Der Warriors-Wert liegt bei 107,6.
Erweitert man den Blick auf die Conference Finals, so finden sich dort mit Miami (109,2, Platz 4) und Dallas (110,3, Platz 8) zwei weitere elitäre Verteidigungen. Dann folgen Phoenix (107,6, Platz 3) und Memphis (109,6, Platz 5) als weitere Vertreter in der zweiten Runde. Höchste Zeit, ein altes Mantra auszugraben: Defense wins championships!
Doch kann man wirklich von einer defensiven Entwicklung in der kompletten Association sprechen? In den ersten Saisonmonaten war tatsächlich ein Rückgang beim ligaweiten Offensiv-Rating zu beobachten, was vor allem an neuen Regeln, damit verbunden mehr erlaubter Physis und weniger Freiwürfen lag. Doch im weiteren Saisonverlauf glich sich die Freiwurfrate an die Vorjahre an und spätestens im März dominierten wieder Offensiv-Explosionen.
Beim Blick aufs große Ganze hat sich nicht viel verändert. Das durchschnittliche Offensiv-Rating betrug laut Cleaning the Glass in der Regular Season 112,3, in der Saison 2020/21 waren es 112,9 und im Jahr davor 110,9. Kein Vergleich zum Wert von vor zehn Jahren, vor der Dreierrevolution (104,6 in 2011/12). In den Playoffs liegt der Durchschnittswert zwar deutlich unter dem Vorjahr (112,2 zu 114,7), aber auf einem ähnlichen Niveau wie 2020 (111,9).
(Kleiner Abstecher in die Historie, um die Werte zu veranschaulichen: Selbst vor sechs Jahren, als die 73-Siege-Warriors durch die Liga pflügten, hätte der heutige Durchschnittswert für Platz 3 im Offensiv-Rating gereicht. Die Warriors um Curry und Co. lagen bei 114,9 Punkten pro 100 Possessions.)
NBA Finals: Die Free Safeties des Basketballs
Interessant ist dennoch, wie die Defensiv-Denker der Teams im Laufe der Jahre auf die Offensiven reagiert haben. Die deutlich gestiegene Bedeutung von vielseitigen, switch-fähigen Verteidigern in der modernen NBA ist schon länger bekannt, mittlerweile sieht man aber auch vermehrt die sogenannten Free Safeties. Robert Williams bei den Celtics oder auch Draymond Green bei den Warriors sind prominente Beispiele, aber auch ein Giannis Antetokounmpo bei den Bucks.
Sie verteidigen nicht nur einen einzelnen Spieler, sondern vielmehr im Raum, um eventuelle Fehler der Kollegen auszumerzen und als letzte Verteidigungslinie am Ring auszuhelfen. Boston verfügt zudem auf so gut wie jeder Position über Plus-Verteidiger, was letztlich zu einem Defensiv-Rating von 106,0 in dieser Postseason führt - ein besserer Wert als zum Beispiel Champion Milwaukee im Vorjahr. Ob sie aber auch die elitäre Warriors-Offense in den Griff bekommen, wird sich in den kommenden Wochen erst noch zeigen.
NBA Finals: Warriors vs. Celtics - Die Termine im Überblick
Spiel | Datum | Uhrzeit | Heim | Auswärts | Übertragung |
1 | 3. Juni | 3 Uhr | Golden State Warriors | Boston Celtics | DAZN |
2 | 6. Juni | 2 Uhr | Golden State Warriors | Boston Celtics | DAZN |
3 | 9. Juni | 3 Uhr | Boston Celtics | Golden State Warriors | DAZN |
4 | 11. Juni | 3 Uhr | Boston Celtics | Golden State Warriors | DAZN |
5* | 14. Juni | 3 Uhr | Golden State Warriors | Boston Celtics | DAZN |
6* | 17. Juni | 3 Uhr | Boston Celtics | Golden State Warriors | DAZN |
7* | 20. Juni | 2 Uhr | Golden State Warriors | Boston Celtics | DAZN |
*falls nötig