Die Los Angeles Lakers und Russell Westbrook: Ehe auf Zeit?
Vor wenigen Wochen schien die wichtigste Frage im Lakers-Land zu sein, wann und für wen Russell Westbrook getradet wird. Mittlerweile hat sich die Wortwahl eher in ein "ob" gewandelt. Zum Start des Training Camps ist der Point Guard immer noch ein Teil der Lakers. Jetzt ist die Frage: Wie soll das funktionieren?
General Manager Rob Pelinka betonte am Media Day, dass er alles in seiner Macht Stehende tun werde, um einen echten Titelanwärter um LeBron James herum aufzubauen. Aufgrund von Westbrooks Shooting-Schwächen und seiner bisherigen Sturheit, sein Spiel zu verändern, stehen die Chancen mit der aktuellen "Big Three" auf einen Titel eher schlecht. Pelinka inkludierte in seiner Aussage explizit auch die Möglichkeit, die beiden verbliebenen Erstrundenpicks der Lakers (2027, 2029), die wohl wichtigsten Assets des Teams, in einem Trade-Paket anzubieten.
Sind das die ersten Anzeichen auf einen baldigen Westbrook-Trade? So einfach ist die Sache nicht. "Wenn du solch einen Trade machst, dann muss es der Richtige sein", sagte Pelinka über die Picks. Richtigerweise merkte er an, dass die Lakers nur "eine Chance" für einen Trade haben, mehr als diese zwei Erstrundenpicks haben sie schließlich nicht mehr zum Verhandeln. Hätte er einen passablen Westbrook-Deal auf dem Tisch liegen, hätte er die Reißleine sicherlich längst gezogen. Nur gab es dieses Angebot bislang offensichtlich noch nicht.
Es ist eher unwahrscheinlich, dass sich daran in den kommenden Wochen bis zum Saisonstart in der Nacht vom 18. auf den 19. Oktober noch etwas ändern wird. Zu unattraktiv ist für die meisten Teams ein Trade für Westbrook und dessen 47,1 Mio. Dollar Gehalt. Stattdessen gehen die Lakers mit dem 33-Jährigen ins Training Camp und wohl auch in die Saison. Und damit kommen wir zur Eingangsfrage zurück: Wie soll das funktionieren?
Los Angeles Lakers: Wie sieht die Rollenverteilung aus?
In der vergangenen Saison hat das Experiment mit dem Ex-MVP an der Seite von LeBron und Anthony Davis nicht funktioniert, so viel ist sicher. Es müssen also Veränderungen her, Head Coach Darvin Ham wollte sich am Media Day aber noch nicht in die Karten schauen lassen. "Wir haben mehrere Optionen", sagte er nur und spielte damit auf die beiden Neuzugänge Patrick Beverley und Dennis Schröder an.
Es wird äußerst spannend sein, wie während der Preseason die Rollenverteilung in der Guard-Rotation aussieht. Marc Stein berichtete vor gut einer Woche, dass die Lakers Beverley - der neue "beste Freund" von Westbrook - als 3-and-D-Wing und damit eher als Kandidaten für die Zwei oder Drei ansehen würden, nicht als Point Guard.
Damit eröffnen sich weitere Positionskämpfe. Laut The Athletic sind die Starter auf den Positionen Point Guard, Shooting Guard (Beverley, Kendrick Nunn, Lonnie Walker und Austin Reaves gelten als Kandidaten) und Center (Thomas Bryant oder Damian Jones) noch komplett offen. An der Beurteilung von Beverley als Shooting Guard kann sich natürlich noch etwas ändern, ansonsten würden wohl Westbrook und Schröder um den Starterposten auf der Eins kämpfen.
Aktuell ist noch unklar, wann der Deutsche in dieses Rennen eingreifen kann. Aufgrund von Schwierigkeiten mit seinem Visum hat er den Trainingsstart verpasst, die Lakers hoffen auf eine Klärung bis Ende der Woche. Nach einer starken EuroBasket geht der 29-Jährige sicherlich mit Rückenwind ins Trainingslager.
Russell Westbrook bei den Laker: "Ich bin All-In"
Schröder wird die Chance bekommen, sich den Starterposten zu krallen. The Athletic bestätigte zuletzt, dass eine Bankrolle für Westbrook zumindest nicht ausgeschlossen ist. Auch der Ex-MVP muss sich seinen Rang erkämpfen. Er selbst kündigte mehr Einsatz in der Defense an, das sah man von ihm aber schon lange nicht mehr.
Bleibt die Frage, wie Westbrook auf ein Szenario reagiert, in dem für ihn wirklich eine Rolle von der Bank vorgesehen ist. Die Aussagen des eigentlich recht störrischen Veteranen machen Hoffnung. "Ich bin All-In. Egal, was es braucht, damit dieses Team gewinnt. Ich bin für alles bereit", sagte Westbrook bei ESPN.
Womöglich schafft es Coach Ham im Gegensatz zu seinem Vorgänger Frank Vogel, Russ wirklich zu erreichen. Vielleicht hat der Guard auch erkannt, dass es kommende Saison um nichts Geringeres als seine Zukunft in der NBA geht. Er bleibe optimistisch, dass er, LeBron und AD "unstoppable" sein können, meinte Westbrook. Ob noch jemand in der Organisation dieser Meinung ist, werden die kommenden Wochen zeigen.
"Ob sie mich hier wollen oder nicht, ist eigentlich egal. Mein Job ist es, professionell zu bleiben. Auf die Arbeit zu gehen, so wie ich es immer getan habe, und meinen Job bestmöglich zu erledigen", führte Westbrook weiter aus. "Wir alle hatten schon mal Jobs, in denen manche Leute uns vielleicht nicht mögen." Euphorie klingt dann aber doch irgendwie anders.
Nets, Suns und Celtics: Ein Unruheherd größer als der andere
Was das Drama-Level in der Offseason angeht, können sich die Nets, Suns und Celtics die Hand geben. Schwer zu sagen, was schwerer wiegt: Monatelanges Hick-Hack um eine Trade-Forderung des Franchise-Stars, der am Ende doch bleibt? Eine Suspendierung des Head Coaches wenige Woche vor dem Saisonstart? Ein Rassismus- und Sexismus-Skandal um den Teambesitzer sowie ein unzufriedener Youngster?
Der Fokus auf das Sportliche fällt in all diesen drei Situationen schwer. Zu groß erscheinen die Unruheherde in den jeweiligen Franchises. Die Suns zum Beispiel wollten eigentlich das Playoff-Debakel gegen die Mavs vergessen machen und nach dem Titel greifen. Stattdessen ist Deandre Ayton die schlechte Laune in jedem Interview anzusehen und in Phoenix herrscht mehr Endzeitstimmung als Titelhoffnung.
Boston verliert den Erfolgscoach, der das Team zu einer irren Aufholjagd und bis in die Finals geführt hat. Die Hintergründe sind nicht hundertprozentig klar, anscheinend nicht mal für die Spieler, die von der Nachricht ebenso überrumpelt wurden. Stattdessen sitzt nun ein 34 Jahre alter Interimscoach am Ruder, Joe Mazzulla, der einerseits die Celtics zurück in die Finals lotsen, andererseits ein Team managen soll, in dem so mancher Star-Spieler (Jaylen Brown) ebenfalls in Trade-Gerüchte involviert war.
Womit wir direkt wieder bei den Nets wären. Erst einen Trade, dann die Entlassung des Head Coaches und des General Managers fordern und letztlich einfach weitermachen, als wäre nichts gewesen - geht das? Es dürfte niemanden überraschen, wenn das dreifache Pulverfass aka Kevin Durant, Kyrie Irving und Ben Simmons im Laufe der Saison hochgeht. Die Nets, Suns und Celtics müssen auf dem Parkett eine Reaktion zeigen und Beweisen, dass sie das Drama doch hinter sich lassen können. In diesem Fall wäre allen dreien ein Championship-Run zuzutrauen.