NBA - Die wichtigsten Storylines vor dem Preseason-Start: Die Los Angeles Lakers und ihr Westbrook-Schatten

Philipp Jakob
30. September 202217:38
SPOXgetty
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Kaum zu glauben, aber an diesem Freitag startet mit dem Duell der Warriors und Wizards in Tokio tatsächlich die Preseason! Höchste Zeit für uns, einen Blick auf die wichtigsten Storylines vor dem Saisonstart am 18. Oktober zu werfen: Was passiert mit Westbrook? Wie verkraften die Nets und Suns das Offseason-Drama? Und wer wird noch getradet?

Die Los Angeles Lakers und Russell Westbrook: Ehe auf Zeit?

Vor wenigen Wochen schien die wichtigste Frage im Lakers-Land zu sein, wann und für wen Russell Westbrook getradet wird. Mittlerweile hat sich die Wortwahl eher in ein "ob" gewandelt. Zum Start des Training Camps ist der Point Guard immer noch ein Teil der Lakers. Jetzt ist die Frage: Wie soll das funktionieren?

General Manager Rob Pelinka betonte am Media Day, dass er alles in seiner Macht Stehende tun werde, um einen echten Titelanwärter um LeBron James herum aufzubauen. Aufgrund von Westbrooks Shooting-Schwächen und seiner bisherigen Sturheit, sein Spiel zu verändern, stehen die Chancen mit der aktuellen "Big Three" auf einen Titel eher schlecht. Pelinka inkludierte in seiner Aussage explizit auch die Möglichkeit, die beiden verbliebenen Erstrundenpicks der Lakers (2027, 2029), die wohl wichtigsten Assets des Teams, in einem Trade-Paket anzubieten.

Sind das die ersten Anzeichen auf einen baldigen Westbrook-Trade? So einfach ist die Sache nicht. "Wenn du solch einen Trade machst, dann muss es der Richtige sein", sagte Pelinka über die Picks. Richtigerweise merkte er an, dass die Lakers nur "eine Chance" für einen Trade haben, mehr als diese zwei Erstrundenpicks haben sie schließlich nicht mehr zum Verhandeln. Hätte er einen passablen Westbrook-Deal auf dem Tisch liegen, hätte er die Reißleine sicherlich längst gezogen. Nur gab es dieses Angebot bislang offensichtlich noch nicht.

Es ist eher unwahrscheinlich, dass sich daran in den kommenden Wochen bis zum Saisonstart in der Nacht vom 18. auf den 19. Oktober noch etwas ändern wird. Zu unattraktiv ist für die meisten Teams ein Trade für Westbrook und dessen 47,1 Mio. Dollar Gehalt. Stattdessen gehen die Lakers mit dem 33-Jährigen ins Training Camp und wohl auch in die Saison. Und damit kommen wir zur Eingangsfrage zurück: Wie soll das funktionieren?

Los Angeles Lakers: Wie sieht die Rollenverteilung aus?

In der vergangenen Saison hat das Experiment mit dem Ex-MVP an der Seite von LeBron und Anthony Davis nicht funktioniert, so viel ist sicher. Es müssen also Veränderungen her, Head Coach Darvin Ham wollte sich am Media Day aber noch nicht in die Karten schauen lassen. "Wir haben mehrere Optionen", sagte er nur und spielte damit auf die beiden Neuzugänge Patrick Beverley und Dennis Schröder an.

Es wird äußerst spannend sein, wie während der Preseason die Rollenverteilung in der Guard-Rotation aussieht. Marc Stein berichtete vor gut einer Woche, dass die Lakers Beverley - der neue "beste Freund" von Westbrook - als 3-and-D-Wing und damit eher als Kandidaten für die Zwei oder Drei ansehen würden, nicht als Point Guard.

Damit eröffnen sich weitere Positionskämpfe. Laut The Athletic sind die Starter auf den Positionen Point Guard, Shooting Guard (Beverley, Kendrick Nunn, Lonnie Walker und Austin Reaves gelten als Kandidaten) und Center (Thomas Bryant oder Damian Jones) noch komplett offen. An der Beurteilung von Beverley als Shooting Guard kann sich natürlich noch etwas ändern, ansonsten würden wohl Westbrook und Schröder um den Starterposten auf der Eins kämpfen.

Aktuell ist noch unklar, wann der Deutsche in dieses Rennen eingreifen kann. Aufgrund von Schwierigkeiten mit seinem Visum hat er den Trainingsstart verpasst, die Lakers hoffen auf eine Klärung bis Ende der Woche. Nach einer starken EuroBasket geht der 29-Jährige sicherlich mit Rückenwind ins Trainingslager.

Das Zusammenspiel von LeBron James (l.) und Russell Westbrook bei den Los Angeles Lakers war nicht von Erfolg gekrönt.getty

Russell Westbrook bei den Laker: "Ich bin All-In"

Schröder wird die Chance bekommen, sich den Starterposten zu krallen. The Athletic bestätigte zuletzt, dass eine Bankrolle für Westbrook zumindest nicht ausgeschlossen ist. Auch der Ex-MVP muss sich seinen Rang erkämpfen. Er selbst kündigte mehr Einsatz in der Defense an, das sah man von ihm aber schon lange nicht mehr.

Bleibt die Frage, wie Westbrook auf ein Szenario reagiert, in dem für ihn wirklich eine Rolle von der Bank vorgesehen ist. Die Aussagen des eigentlich recht störrischen Veteranen machen Hoffnung. "Ich bin All-In. Egal, was es braucht, damit dieses Team gewinnt. Ich bin für alles bereit", sagte Westbrook bei ESPN.

Womöglich schafft es Coach Ham im Gegensatz zu seinem Vorgänger Frank Vogel, Russ wirklich zu erreichen. Vielleicht hat der Guard auch erkannt, dass es kommende Saison um nichts Geringeres als seine Zukunft in der NBA geht. Er bleibe optimistisch, dass er, LeBron und AD "unstoppable" sein können, meinte Westbrook. Ob noch jemand in der Organisation dieser Meinung ist, werden die kommenden Wochen zeigen.

"Ob sie mich hier wollen oder nicht, ist eigentlich egal. Mein Job ist es, professionell zu bleiben. Auf die Arbeit zu gehen, so wie ich es immer getan habe, und meinen Job bestmöglich zu erledigen", führte Westbrook weiter aus. "Wir alle hatten schon mal Jobs, in denen manche Leute uns vielleicht nicht mögen." Euphorie klingt dann aber doch irgendwie anders.

Nets, Suns und Celtics: Ein Unruheherd größer als der andere

Was das Drama-Level in der Offseason angeht, können sich die Nets, Suns und Celtics die Hand geben. Schwer zu sagen, was schwerer wiegt: Monatelanges Hick-Hack um eine Trade-Forderung des Franchise-Stars, der am Ende doch bleibt? Eine Suspendierung des Head Coaches wenige Woche vor dem Saisonstart? Ein Rassismus- und Sexismus-Skandal um den Teambesitzer sowie ein unzufriedener Youngster?

Der Fokus auf das Sportliche fällt in all diesen drei Situationen schwer. Zu groß erscheinen die Unruheherde in den jeweiligen Franchises. Die Suns zum Beispiel wollten eigentlich das Playoff-Debakel gegen die Mavs vergessen machen und nach dem Titel greifen. Stattdessen ist Deandre Ayton die schlechte Laune in jedem Interview anzusehen und in Phoenix herrscht mehr Endzeitstimmung als Titelhoffnung.

Boston verliert den Erfolgscoach, der das Team zu einer irren Aufholjagd und bis in die Finals geführt hat. Die Hintergründe sind nicht hundertprozentig klar, anscheinend nicht mal für die Spieler, die von der Nachricht ebenso überrumpelt wurden. Stattdessen sitzt nun ein 34 Jahre alter Interimscoach am Ruder, Joe Mazzulla, der einerseits die Celtics zurück in die Finals lotsen, andererseits ein Team managen soll, in dem so mancher Star-Spieler (Jaylen Brown) ebenfalls in Trade-Gerüchte involviert war.

Womit wir direkt wieder bei den Nets wären. Erst einen Trade, dann die Entlassung des Head Coaches und des General Managers fordern und letztlich einfach weitermachen, als wäre nichts gewesen - geht das? Es dürfte niemanden überraschen, wenn das dreifache Pulverfass aka Kevin Durant, Kyrie Irving und Ben Simmons im Laufe der Saison hochgeht. Die Nets, Suns und Celtics müssen auf dem Parkett eine Reaktion zeigen und Beweisen, dass sie das Drama doch hinter sich lassen können. In diesem Fall wäre allen dreien ein Championship-Run zuzutrauen.

NBA Trade-Markt: Welcher Contender schnappt zu?

Normalerweise sollte man meinen, dass zum Start des Training Camps die Kaderplanungen weitestgehend abgeschlossen sind. Dem ist aber nicht so. Der Trade-Markt bietet auch zu später Stunde noch einige Schmankerl. Angefangen mit Jae Crowder, der mit seiner Defense und seiner Erfahrung sicherlich einigen Contender helfen könnte. Neben den Mavs und Heat sollen auch die Cavs interessiert sein.

Darüber hinaus liegt ein ansehnliches Jazz-Potpourri an Veteranen bereit, aus dem sich potenzielle Playoff-Teams bedienen können. Ein Scorer für die Bank gefällig? Da hätte Utah zum Beispiel Jordan "Flame Thrower" Clarkson oder Malik Beasley im Angebot. Eher einen erfahrenen Guard? Mal sehen, was Mike Conley noch im Tank hat. Auch ein Rudy Gay dürfte zu haben sein.

Interessant könnte auch die Personalie Eric Gordon werden. Noch so ein Kandidat, der sicherlich auf dem Radar mancher Titelanwärter auftaucht, wahrscheinlich aber erst im Laufe der Saison beziehungsweise in Richtung Trade Deadline. Im Sommer hieß es, Houston habe keine Eile, den 33-Jährigen zu traden. Gordon selbst wiederum ließ am Media Day verlauten: "Mir geht es nur ums Gewinnen. Ich will gewinnen!" Das ist in Houston vorerst eher schwierig.

Weniger ein Trade-, eher ein Buyout-Kandidat bleibt Kemba Walker, der offiziell weiterhin bei den Detroit Pistons angestellt ist. Die Franchise wird ihn wohl erst aus seinem Vertrag entlassen, wenn er eine neue Bleibe sicher hat. Gibt ein Team dem 32 Jahre alten Point Guard mit Knieproblemen nochmal eine Chance?

NBA: Jung und Alt warten auf das große Geld

Bislang haben die Golden State Warriors ein paar ziemlich wichtige Zukunftsentscheidungen vor sich hergeschoben. Gleich vier prominente Kandidaten für eine vorzeitige Vertragsverlängerung stehen im Kader, darunter auch die beiden Eckpfeiler Klay Thompson und Draymond Green.

Letzterer zeigte sich zuletzt pessimistisch, dass noch ein Deal für ihn zustande kommt. Dabei hatte er mehrfach auf einen neuen Vertrag gepocht, natürlich will er die Max-Extension in Höhe von 164,2 Mio. Dollar über vier weitere Jahre. Zu viel für die Warriors? Green besitzt für 2023/24 eine Spieleroption, er könnte im nächsten Sommer theoretisch Free Agent werden.

Der Splash Brother steht dagegen noch bis 2024 fest unter Vertrag, hier haben die Dubs also keinerlei Eile. Wichtiger sind die Personalien Green, Jordan Poole und Andrew Wiggins. Der Forward wird im Sommer Unrestricted Free Agent, Youngster Poole Restricted Free Agent. Der 23-Jährige habe "Vertrauen, dass wir etwas ausarbeiten werden", sagte er am Wochenende. Aber wohl erst nach dem Ende des Tokio-Trips kommende Woche, danach könnten ein paar wichtige Entscheidungen fallen.

Das gilt auch für andere Franchises. Alle Teams haben bis einen Tag vor dem Saisonstart, also bis zum 17. Oktober Zeit, vorzeitige Vertragsverlängerungen mit ihren Spielern auszuhandeln. Unter anderem Tyler Herro (Heat), Brandon Clarke (Grizzlies), Grant Williams (Celtics), De'Andre Hunter (Hawks) oder Cam Johnson (Suns) hoffen auf eine Rookie-Extension, sie alle werden ansonsten 2023 Restricted Free Agents.

NBA Preseason: Erste Eindrücke der Rückkehrer

474 Tage ohne Kawhi Leonard, 515 Tage ohne Zion Williamson, 537 Tage ohne Jamal Murray. Angesprochen auf das letzte gemeinsame Spiel mit seinem Nuggets-Kollegen musste Nikola Jokic am Media Day zugeben: "Ich kann mich nicht erinnern, Bruder." Ist ja auch schon eine Weile her.

Nun aber feiern drei Hochkaräter nach langer Verletzungspause endlich ihr Comeback auf der NBA-Bühne, zwei davon machen ihre Teams direkt zu veritablen Titelkandidaten. Wobei wir Kawhi und Murray in der Preseason vermutlich nicht allzu oft sehen werden. Die Fans hoffen aber dennoch auf ein erstes Aufblitzen alter Stärke, so auch natürlich die Pelicans-Anhänger bei Zion. Der soll New Orleans lieber früher als später schließlich auch zum Contender machen.

Ben Simmons oder Damian Lillard sind ebenfalls große Namen, die lange nicht mehr auf dem NBA-Parkett zu sehen waren und mit Argusaugen beobachtet werden. Vor allem Simmons. Gleiches gilt aber auch für James Harden, der zwar nicht verletzt, aber zumindest nicht in Form war. 100 Pfund hat er im Sommer verloren, scherzte Harden, der Bart ist aber noch drangeblieben.

Zu guter Letzt bietet die Preseason die erste Möglichkeit, die zahlreichen Neulinge in ihrer veränderten Umgebung genauer zu beobachten. Rudy Gobert in Minnesota, Christian Wood in Dallas (und in einer Bankrolle), Jalen Brunson in New York, Donovan Mitchell in Cleveland, Dejounte Murray in Atlanta plus die vielversprechende Rookie-Klasse ... nur um mal ein paar Beispiele zu nennen. Natürlich sollte man die Preseason nicht überbewerten, aber erste Erkenntnisse lassen sich sicherlich gewinnen. Endlich geht es wieder los!

NBA: Die wichtigsten Termine der Saison 2021/22

DatumEvent
26. SeptemberStart des Training Camps
30. September - 14. OktoberPreseason
in der Nacht vom 18. auf den 19. OktoberStart der regulären Saison 2021/22
17. -19. FebruarAll-Star Wochenende (Salt Lake City)
9. AprilEnde der regulären Saison 2021/22
11. - 14. AprilPlay-In-Turnier
15. AprilStart der NBA Playoffs
1. JuniStart der NBA Finals