Schröder hatte sich Mitte Oktober wegen einer Bänderverletzung am Daumen einer Operation unterziehen müssen. Zuvor hatte der 29-Jährige nach einer starken EuroBasket einen Einjahresvertrag über 2,6 Millionen Dollar bei den Lakers unterschrieben, für die er bereits in der Saison 2020/21 auflief.
Bei den schwach gestarteten Lakers (3-10) soll Schröder eine wichtige Rolle übernehmen. Im Gespräch mit SPOX erklärt der Point Guard die Hintergründe für seinen Wechsel und verteidigt Russell Westbrook, er blickt aber auch auf einen ganz besonderen Sommer mit der Nationalmannschaft zurück und schwärmt von Franz Wagner.
Herr Schröder, mit ein bisschen Abstand, welche Gefühle überwiegen, wenn Sie an die EuroBasket denken?
Dennis Schröder: Es überwiegt ganz klar der Stolz. Dass wir es geschafft haben, nach 17 Jahren wieder eine Medaille für Deutschland zu gewinnen - und dann auch noch zuhause vor den eigenen Fans - war unbeschreiblich. Natürlich wissen wir auch, dass noch mehr drin gewesen wäre als Bronze, die Chance war da. Aber ich finde, dass man auch den Spaniern Respekt zollen muss. In den entscheidenden Situationen waren sie öfter zur Stelle als wir. Das Positive ist, dass wir daraus lernen werden für die Zukunft. Wenn wir noch einmal in so eine Situation kommen, wissen wir genau, was wir dann zu tun haben.
Wie würden Sie Ihre persönliche EuroBasket-Reise beschreiben?
Schröder: Ich habe mir überhaupt keinen Druck gemacht. Das Turnier begann zwar für mich persönlich nicht perfekt, weil ich verletzt war und der Wurf nicht fallen wollte, aber wir haben als Team trotzdem Siege geholt. Deshalb war ich die ganze Zeit sehr ruhig. Ich wurde vom Team auch unglaublich gut unterstützt, jeder stand total hinter mir und hat zu mir gesagt: Mach dein Ding einfach weiter. Wir haben wirklich alle an einem Strang gezogen. Ich habe einfach jeden Tag an meinen Sachen gearbeitet und ich wusste, dass sich das später im Turnier auszahlen würde. Genau so ist es dann auch gekommen.
Sie sind in Ihrer Rolle als Kapitän total aufgegangen. Wie viel hat Ihnen das bedeutet?
Schröder: Die deutsche Nationalmannschaft als Kapitän aufs Feld führen zu dürfen, ist eine unglaubliche Ehre für mich. Robin Benzing hat das Kapitänsamt über Jahre hinweg sehr gut ausgefüllt und das Fundament gelegt, Robin darf bei der ganzen Sache nie vergessen werden. Dennoch habe ich mich natürlich extrem gefreut, als der Bundestrainer mich anrief und mir sagte, dass ich sein Kapitän werden soll. Ich hätte mir in jungen Jahren nie erträumt, einmal Kapitän der deutschen Nationalmannschaft zu sein und dieses Gefühl zu erleben. Das ist Wahnsinn. Ich habe die Zeit sehr genossen und ich will auch gerne noch länger Kapitän dieser Mannschaft sein. Ich will weiter alles dafür tun, um ein guter Leader zu sein. Die Bronzemedaille war zum Start nicht schlecht, aber wir wollen in Zukunft noch mehr erreichen.
Dennis Schröder: "Mein Ziel war es, Deutschland viel zurückzugeben"
Haben Sie das Gefühl, dass dieses Turnier die Beziehung zwischen Basketball-Deutschland und Ihnen verändert hat? Sie wurden in der Vergangenheit auch immer mal wieder kritischer gesehen, jetzt war das alles vergessen.
Schröder: Ich glaube, dass am Ende des Tages Siege und Erfolge entscheidend sind für die Wahrnehmung. Wir haben bei dieser EM Bronze geholt und Geschichte geschrieben, dann sind natürlich auch die Fans happy. Ich glaube aber schon, dass durch diese EM jeder verstanden hat, wofür ich stehe und was ich bereit bin, für die Nationalmannschaft alles aufzugeben. Mein Ziel war es, Deutschland bei diesem Turnier viel zurückzugeben, das ist mir glaube ich ganz gut gelungen.
Was war der Moment des Turniers, den Sie nie vergessen werden?
Schröder: Ganz klar der Moment, als ich die Bronzemedaille um den Hals hatte. In diesem Moment denkst du nochmal an den ganzen Sommer zurück. Wir hatten so viele Höhen und Tiefen, so viele Verletzungen. Es ist wirklich bemerkenswert, dass wir es so weit geschafft haben, das hätten wir vorher niemals gedacht. Diesen Sommer werde ich mein ganzes Leben lang nicht mehr vergessen.
Sie haben es schon angedeutet, Deutschland hat jetzt eine Mannschaft, auch wenn man sieht, wer alles nicht dabei war, mit der auch in Zukunft zu rechnen ist.
Schröder: Unser Ziel muss sein, in den nächsten Jahren noch mehr Medaillen zu holen. Wir haben die Mannschaft dazu. Wir haben viele junge Talente, die schon sehr weit in ihrer Entwicklung sind und nur besser werden, wir haben aber auch erfahrene Jungs, die in der Euroleague eine große Rolle spielen. Und wir haben die NBA-Spieler. Wir haben wirklich eine gute Chance, in den nächsten Jahren noch ein paar Medaillen zu gewinnen. Vielleicht ja auch mehr als Bronze. (lacht)
Dennis Schröder: Coach Ham? "Eine Herzensangelegenheit"
Mitten in der EM platzte dann die Nachricht rein, dass Sie wieder zu den Lakers gehen. Wie kam es dazu?
Schröder: Ich habe schon vor der EM mit den Lakers gesprochen. Die Lakers waren die ganze Zeit eine Option, vor allem ab dem Zeitpunkt, als sie Darvin Ham als neuen Head Coach verpflichtet haben. Er war mein Assistant Coach in meinem ersten Jahr in Atlanta, seitdem haben wir eine sehr enge Bindung, die auch in den neun Jahren danach nie abgerissen ist. Für ihn zu spielen, ist eine Herzensangelegenheit für mich.
War es nicht schwierig, dass es sich so lange hingezogen hat?
Schröder: Viele haben mich gefragt, ob es mich nicht gestört hat, aber ich war wirklich die ganze Zeit entspannt. Ich wusste ja, dass ein paar Angebote auf dem Tisch liegen, ich habe mir also keine Sorgen gemacht. Ich wollte mich einfach zu hundert Prozent auf die Nationalmannschaft fokussieren. Und ich wollte, nachdem ich bei den Olympischen Spielen nicht dabei war, unbedingt allen zeigen, dass ich auch ohne NBA-Vertrag für die Nationalmannschaft da bin. Das war mir wichtig.
Welche Rolle hat LeBron James bei Ihrem Wechsel gespielt?
Schröder: Ich habe vorher natürlich mit LeBron gesprochen. Wie gesagt, der Coach war sehr wichtig für mich, aber die Chance, noch einmal mit LeBron zusammenzuspielen, aber auch mit Anthony Davis oder Russell Westbrook, war sehr verlockend. Es ist eine große Ehre für mich, mit diesen Jungs gemeinsam auf dem Feld zu stehen. Auch wenn der Saisonstart nicht gut war, bin ich davon überzeugt, dass wir ein gutes Team haben, wenn alle fit sind.