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NBA - Kommentar zum Playoff-Aus der Milwaukee Bucks: Die Definition von Wahnsinn

Von Robert Arndt
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Die Milwaukee Bucks sind als erster Top-Seed seit 2012 in der ersten Playoff-Runde ausgeschieden. Gegen die Miami Heat setzte es ein 1-4 und vor allem in Spiel 5 zeigte sich, dass die Bucks dringend einen neuen Head Coach brauchen. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Robert Arndt.

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Räumen wir zunächst einmal eine Sache aus dem Weg. Die Milwaukee Bucks haben diese Serie nicht verloren, weil Giannis Antetokounmpo 2,5 Partien mit einer Rückenverletzung verpasste. Die Bucks sind stattdessen an sich selbst gescheitert, weil sie mal wieder in wichtigen Momenten katastrophale Fehler machten, auf dem Feld und an der Seitenlinie.

Wir können hier zahlreiche Dinge aus dieser Serie herunterbrechen, letztlich war Spiel 5 das Spiegelbild für diese knapp zwei Wochen. Miami war das ausgebufftere Team, hatte in Jimmy Butler den besten Spieler auf seiner Seite und gewann das Coaching-Duell mit einer krachenden Deutlichkeit.

Bucks-Coach Mike Budenholzer trägt natürlich keine Schuld daran, dass sein Team 17 Freiwürfe, 13 davon von Giannis, vergab. Dennoch wirkte der Coach bisweilen ohnmächtig neben dem Feld. Das wurde vor allem am Ende des vierten Viertels und auch in der Verlängerung deutlich sichtbar. Nach dem Ausgleich von Butler hatten die Bucks bei noch 0,5 Sekunden eine Auszeit, er nahm sie nicht.

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Milwaukee Bucks: Mike Budenholzer bleibt wieder untätig

Gut, meist bringt es in dieser Situation nicht viel, aber es nicht einmal zu versuchen, war mehr als fahrlässig (übrigens: Warum keine Challenge? Butlers Einsatz war schon hart an der Grenze). Und noch schlimmer: Zum Ende der Verlängerung hatten die Bucks sogar noch zwei Timeouts. Spätestens als der Ball bei Grayson Allen gelandet war, hätte Budenholzer einschreiten müssen. Er tat es nicht, Allen brachte es dann auch noch fertig, nicht einmal einen Wurf loszubekommen.

Das ist es, was Milwaukee den Zahn zog. Die mangelnde Fähigkeit, auf Widerstand zu reagieren. Die Bucks ließen es über sich ergehen, von Butler nach allen Regeln der Kunst gequält zu werden. Die Wette, dass Butler dich nicht jedes Spiel alleine schlägt, gewinnt man zwar meistens, doch irgendwann muss man auch mal etwas ändern, wenn das nicht der Fall ist. Dass die Bucks auch nach einem 56-Punkte-Spieler weiter Drop Coverage mit Brook Lopez spielten und der Heat-Star einen freien Wurf nach dem anderen bekam, ist die Definition von Wahnsinn.

Es ist die alte Leier mit Budenholzer, dessen Sturheit dem Team schon mehrfach zum Verhängnis wurde. 2019 war es Kawhi, der Milwaukee aus der Mitteldistanz killte, 2020 ließ Bud Giannis nicht Butler verteidigen (das gleiche Thema hatten wir auch dieses Jahr) und 2022 wurde gegen Boston Grant Williams immer stehen gelassen, sodass dieser in Spiel 7 gemütlich sieben Dreier versenkte. Gemäß der Mathematik war das richtig, aber Basketball ist nicht immer logisch, sondern ein Spiel der Wellenbewegungen, die man nicht einfach ignorieren kann.

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Milwaukee Bucks: Der dümmste (Ex-)Champion aller Zeiten

Nicht falsch verstehen, Bud gebührt hier nicht die alleinige Schuld, auch die Spieler werden ihr Fett wegbekommen. Warum genau foulte Antetokounmpo Max Strus bei einem 30-Footer? Warum genau spielte Jrue Holiday einen vogelwilden Pass im Backcourt, der nur durch Glück ohne Folgen blieb? Warum genau kann Jimmy Butler einen Loose Ball abgreifen, obwohl er eigentlich meilenweit weg vom Play ist?

Die Liste kann alleine für Spiel 5 beliebig weitergeführt werden. So war es schon immer mit den Bucks. So gut sie auf dem Papier sind, so oft treffen sie riskante Entscheidungen. Wer erinnert sich nicht an den Alley-Oop von Holiday aus Spiel 5 der NBA Finals in den letzten Sekunden der Partie? Damals ging es gut, smart war das aber nicht. Immer zwischen Genie und Wahnsinn.

Man hätte meinen können, dies würde sich mit dem Titel ändern, die vergangenen beiden Postseasons haben das Gegenteil bewiesen. Die Bucks sind weiter Meister darin, sich das Leben selbst schwer zu machen, vor allem wenn der Gegner gegen Antetokounmpo nicht komplett hilflos ist. Die Offense in der Schlussphase war mal wieder völlig konfus und planlos (5/25 in den letzten 17 Minuten). Das darf bei einem Team, welches seit drei, vier Jahren in ähnlicher Besetzung aufläuft (Giannis und Middleton spielen sogar seit 2013 zusammen), einfach nicht sein.

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Milwaukee Bucks: War es das für Coach Mike Budenholzer?

Dafür gebührt Miami Respekt, sie schlugen mit Butler, Bam Adebayo und einer Auswahl von aussortierten und ungedrafteten Spielern den vermeintlichen Top-Favoriten, hatten ein gutes defensives Konzept und spielten mit der gewohnten Disziplin eines Spoelstra-Teams.

Dennoch hätte es niemals so weit kommen dürfen. Es ist der womöglich unerklärlichste Sieg eines Underdogs seit 2011, als Memphis San Antonio an der Nase herumführte. Für die Spurs war es ein Weckruf zur rechten Zeit, gilt das auch für Milwaukee? 2020 tradeten die Bucks schließlich für Holiday, solch ein Move ist diesmal wohl nicht möglich.

Der Blick richtet sich deswegen Richtung Budenholzer, der massiv hinterfragt werden sollte. Eine neue Stimme könnte auch Giannis gut tun.

NBA Playoffs - Bucks vs. Heat: Die Serie in der Übersicht

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
116. April23.30 UhrMilwaukee BucksMiami Heat117:130
220. April3 UhrMilwaukee BucksMiami Heat138:122
323. April1.30 UhrMiami HeatMilwaukee Bucks121:99
425. April1.30 UhrMiami HeatMilwaukee Bucks119:114
527. April3.30 UhrMilwaukee BucksMiami Heat126:128 OT
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