Zahlreiche Spieler werden Free Agents, darunter auch Dennis Schröder. Was werden die Lakers nun machen und wie sollte man die abgelaufene Saison einordnen?
Lakers: Warum reichte es nicht gegen die Denver Nuggets?
Kurz heruntergebrochen waren die Nuggets das bessere und tiefere Team. Die Lakers fanden gegen das Two-Man-Game mit Jamal Murray und Nikola Jokic keine Antworten und scorten auf der Gegenseite nicht genug. LeBron James fasste es nach Spiel 3 schon richtig zusammen, als er die Rollenspieler der Nuggets pries und anmerkte, dass Denver hier klare Vorteile genießen würde.
Lakers vs. Nuggets: Die Serie im Überblick
D'Angelo Russell, Lonnie Walker oder auch Dennis Schröder trafen in den ersten beiden Runden etwas besser, gegen Denver waren sie offensiv kaum Faktoren. Selbst als Coach Darvin Ham in Spiel 4 noch einmal alles an die Wand warf und mit Schröder sowie Rui Hachimura das beste Lakers-Lineup starten ließ, zeigte sich Denver unbeeindruckt und wehrte auch diesen letzten Schwinger ab.
Spiel 4 war somit das Spiegelbild der Serie. Die Lakers versuchten viel, hatten einen überragenden LeBron (vor allem im Elimination Game), doch wie LeBron im Anschluss richtig anmerkte, war dieses Nuggets-Team das Beste, auf welches die Lakers in der LeBron/AD-Ära trafen. Dabei half auch nicht, dass Davis wieder die Konstanz fehlte. Mit dem Shooting aus der Bubble hätte es womöglich interessant werden können, doch diesen AD werden wir womöglich nicht mehr sehen.
Lakers: Wie ist die Saison zu bewerten?
Wer im Februar daran geglaubt hätte, dass die Lakers tatsächlich zwei Playoff-Runden gewinnen würden, der hätte direkt eingewiesen werden können. Selbst nach den Trades sahen viele in L.A. keinen Titelanwärter, auch weil die Lakers nicht einmal einen Spot im Play-In-Turnier sicher hatten. Die Verletzung von LeBron Ende Februar kam zur Unzeit und es hätte niemanden verwundert, wenn die Lakers die Postseason komplett verpasst hätten.
Stattdessen legte diese Mannschaft einen Run hin, fand eine Identität und erinnerte bisweilen an das Team von 2020, als GM Rob Pelinka ein Team aus fähigen Rollenspielern rund um Davis und LeBron aufbaute. Diesmal reichte es nicht zum großen Wurf, allerdings wurde das Team zur Deadline so verbessert, dass es eine Chance hatte, konkurrenzfähig in den Playoffs zu sein.
Der Preis dafür war im Rahmen und wenn die Lakers möchten, können sie darauf aufbauen. Nach teils desaströsen Auftritten in der ersten Saisonhälfte (inklusive 2-10-Start) ist das bemerkenswert. Die Lakers schlugen auf ihrem Weg den amtierenden Champion und verlangten dem vermutlich besten Team der NBA alles ab.
Klar, am Ende stand der Sweep, doch letztlich erzielten die Lakers nur 22 Zähler weniger als die Nuggets.
Lakers: Welche Auswirkungen haben LeBrons Aussagen auf die Offseason?
Wer es noch nicht mitbekommen hat: LeBron James wollte nach Spiel 4 ein Karriereende nicht ausschließen und war der einzige Lakers-Spieler, der am folgenden Tag nicht zu seinem Exit-Interview erschien. Der 38-Jährige überraschte mit seinen Aussagen auch die eigenen Mitspieler, so auch Dennis Schröder.
"Ich kann mir das nicht vorstellen", sagte der Deutsche zum möglichen Rücktritt. "Ich habe keine Ahnung, was da gerade vor sich geht. Er hat 40-10-9 in seinem letzten Playoff-Spiel aufgelegt, er sollte also noch ein paar Jahre spielen können." Aber will er das? Man kann derzeit nur spekulieren und auch für das Front Office kreiert das Probleme.
"Wir werden Gespräche führen, wenn der richtige Zeitpunkt ist", beteuerte Pelinka. "LeBron hat dem Basketball so viel gegeben und es ist sein gutes Recht, darüber nachzudenken, ob er noch mehr geben möchte." Doch was möchte LeBron? Fakt ist, dass er die Lakers damit in eine schwierige Position versetzt. Die Free Agency steht vor der Tür und gewissermaßen müssen die Lakers zweigleisig planen.
LeBron wird so oder so nicht zu ersetzen sein, dennoch können LeBrons Worte mal wieder als Power Play gedeutet werden, damit die Lakers in dieser Offseason alles tun, um dieses Team wieder so zu konstruieren, dass LeBron, wenn er weitermacht, die Chance auf einen weiteren Ring bekommt. Das wird nicht leicht, wenn man auf all die Free Agents blickt, die L.A. hat.
Lakers: Diese Spieler haben noch Vertrag
Spieler (Alter) | Position | 23/24 | 24/25 | 25/26 |
LeBron James (38) | Forward | 46,9 | 50,7* | UFA |
Anthony Davis (30) | Center | 40,6 | 43,2* | UFA |
Malik Beasley (26) | Guard/Forward | 16,5** | UFA | - |
Mo Bamba (25) | Center | 10,3*** | UFA | - |
Jarred Vanderbilt (24) | Forward | 4,7 | UFA | - |
Shaquille Harrison (29) | Guard | 2,4*** | - | - |
Max Christie (20) | Guard | 1,7 | RFA | - |
* Spieler-Option, ** Team-Option, *** nicht oder nur zu Teilen garantiert, UFA = Unrestricted Free Agent, RFA = Restricted Free Agent
Lakers: Kann Austin Reaves gehalten werden?
Der Shooting Guard wird diesen Sommer einen Zahltag erhalten, so viel ist sicher. Hinter den beiden Stars war Reaves die Konstante im Team und der drittbeste Scorer. Der Guard übernahm offensiv erstaunlich viel Verantwortung, lief Pick'n'Rolls, zog Fouls am Fließband und verwandelte seine Dreier. Das ist ein Skillset, welches jedem Team gut zu Gesicht stehen würde und auch die Lakers wissen natürlich, dass sie in der Free Agency ihn nicht ersetzen können.
In den letzten Wochen der Regular Season haben wir schon einmal zusammengefasst, in welchem Dilemma sich die Lakers in der Causa Reaves befinden. Noch einmal kurz hier: Die Lakers können Reaves maximal 50 Millionen Dollar über vier Jahre anbieten, was wohl zu wenig für Reaves ist.
Dieser muss stattdessen hoffen, dass ein anderes Team ein "Offer Sheet" macht, hier wären bis zu 98 Millionen Dollar über den gleichen Zeitraum möglich. Dieses können die Lakers matchen, allerdings wird es dann schwierig andere Free Agents zu halten. Möglich ist es aber, da Reaves' in den ersten beiden Jahren jeweils unter 12 Millionen Dollar kassieren würde. Erst wenn die Deals von Davis und LeBron auslaufen, würde die Zahl für Reaves aufgrund der Gilbert-Arenas-Rule explodieren. So würde das dann aussehen.
Saison | 23/24 | 24/25 | 25/26 | 26/27 |
Gehalt | 11,4 | 11,9 | 36,9 | 38,5 |
Laut Marc Stein (Substack) werden die Lakers aber auf jeden Fall jegliche Angebote matchen und sicherstellen, dass Reaves in der kommenden Saison für die Lakers auflaufen wird. Auch Reaves selbst betonte immer wieder, dass die Lakers sein präferiertes Team seien.
Lakers: Was ist mit den anderen Free Agents?
Zunächst einmal vorweg. Alle möglichen Free Agents erklärten unisono, dass sie gerne auch in der kommenden Saison das Lakers-Jersey tragen wollen, sei es Rui Hachimura, D'Angelo Russell oder auch Malik Beasley. Wie so oft kommt es aber auch auf den Preis an. Ganz oben auf der Liste dürfte Reaves stehen, seine Zukunft haben wir bereits beleuchtet.
Ähnlich sieht es bei Hachimura aus, dessen Rechte die Lakers am Restricted Free Agent halten. Mit seinen starken Playoffs (fast 60 Prozent aus dem Feld und 53 Prozent von Downtown) ist der Wert des Japaners jedoch deutlich gestiegen, was es für die Lakers etwas komplizierter machen wird. Hachimura wird Angebote bekommen, es ist unklar, wo die Schmerzgrenze der Lakers liegt.
Lakers: Diese Spieler werden Free Agents
Spieler (Alter) | Position | Gehalt 22/23 | Anmerkung |
Malik Beasley (26) | Guard/Forward | 15,5 | Team-Option (16,5) |
Troy Brown Jr. (23) | Forward | 2,0 | Unrestricted |
Rui Hachimura (25) | Forward | 6,2 | Restricted |
Austin Reaves (24) | Guard | 1,6 | Restricted |
D'Angelo Russell (27) | Guard | 31,4 | Unrestricted |
Dennis Schröder (29) | Guard | 2,6 | Unrestricted |
Tristan Thompson (32) | Center | 0,02 | Unrestricted |
Lonnie Walker IV (24) | Guard | 6,5 | Unrestricted |
Komplizierter ist es dagegen mit D'Angelo Russell, der in der Theorie noch bis 30. Juni vorzeitig um zwei Jahre und rund 67 Millionen Dollar verlängern kann. Das dürfte aber nicht passieren, da D-Lo schwache Playoffs spielte und nur wenig zeigte, um über 30 Millionen jährlich abzustauben.
In der Theorie ist sein Shooting wertvoll, in der Postseason traf der Guard jedoch nur 31 Prozent von Downtown und wurde vor Spiel 4 von Coach Ham auf die Bank gesetzt. Dennoch beteuerte Pelinka noch einmal, dass die Lakers gerne mit Russell weitermachen würden. Dafür müsste der frühere All-Star aber wohl eine deutliche Gehaltskürzung in Kauf nehmen, ansonsten dürfte dieses Lakers-Team zu teuer werden.
Der Joker ist Malik Beasley, der wider Erwarten überhaupt keine Rolle in den Playoffs spielte. Womöglich wird er im kommenden Jahr nicht mehr Teil der Lakers sein. Sein Vertrag könnte als Trade-Chip für einen größeren Deal dienen. Finden die Lakers jedoch nichts, ist es unwahrscheinlich, dass sie seine Team-Option über 16,5 Millionen Dollar ziehen werden.
Lakers: Wie geht es mit Dennis Schröder weiter?
Nach seinem eher unrühmlichen Abgang aus L.A. vor zwei Jahren hat der Braunschweiger eine gute Saison für die Lakers hinter sich. In den ersten Monaten war es noch recht holprig, doch Schröder kristallisierte sich über die Spielzeit als wertvoller Rotationsspieler heraus. Während hier und da Stützen wegbrachen, verpasste der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft nach seiner Verletzung zum Saisonauftakt nur drei Spiele und sicherte L.A. gelegentlich Siege, als die Stars pausierten.
In den Playoffs war Schröder der beste Verteidiger am Perimeter und nahm die Spezialaufgaben wie die Verteidigung von Ja Morant, Stephen Curry oder zuletzt Jamal Murray an. Natürlich wäre es wünschenswert gewesen, wenn der Wurf besser gefallen wäre, trotzdem war Schröder mit seinem Minimumvertrag ein echter Steal für die Lakers.
"Er weiß, was es in den großen Momenten braucht", meinte Ham kürzlich. "Dann spielt er am besten, weil er keine Angst vor den großen Momenten hat (...) Darum ist er Teil unseres Teams."
Doch wie geht es weiter? Die Lakers können dem Deutschen maximal rund 3,8 Millionen Dollar für die kommende Saison anbieten. Es ist möglich, dass es Teams gibt, die mehr investieren würden. Schröder hat bewiesen, dass er als Mikrowelle von der Bank kommend seinen Wert hat. Ein Team wie Phoenix hätte Schröder wohl mit Kusshand genommen. Es ist nicht auszuschließen, dass ein Team die Room Exception (5,8 Mio.) oder die Taxpayer-Mid-Level-Exception (7) anbieten wird.
Dennis Schröder: Seine Statistiken in der Saison 2022/23
/ | Spiele | MIN | PTS | FG% | 3P% | AST |
Regular Season | 66 | 30,1 | 12,6 | 41,5 | 32,9 | 4,5 |
Playoffs | 16 | 26,1 | 7,4 | 39,8 | 33,3 | 2,9 |
Lakers: Ist ein Angebot für Kyrie Irving möglich?
Kyrie war für Spiel 4 gegen die Nuggets erneut in der Halle und das sorgte für jede Menge Spekulationen. Es ist bekannt, dass LeBron es gern gesehen hätte, wenn die Lakers tatsächlich für den Guard getradet hätten, James sprach sogar von einer "Enttäuschung", auch wenn Pelinka rückblickend wohl die richtige Entscheidung traf, dass er statt einem großen, mehrere kleinere Deals einfädelte.
Nun kann Kyrie wieder ein Thema werden, auch wenn es bereits Gerüchte über einen "Handschlag"-Deal mit den Dallas Mavericks gibt. Und selbst wenn: Es gibt tatsächlich Wege, wie die Lakers ihre Finger an Irving bekommen könnten. Der Capspace stünde zur Verfügung, allerdings hätten die Lakers dann kaum noch Möglichkeiten, den Kader adäquat aufzufüllen und stünden mit Irving, LeBron, Davis, Vanderbilt, Christie und womöglich Reaves da.
Es gibt aber auch noch ein Sign-and-Trade-Szenario, bei welchem man Hachimura behalten könnte. Dafür müssten die Mavericks aber bereit sein, Russell aufzunehmen (oder aber Mo Bamba und Beasley). Gleichzeitig müsste Irving auf ein Maximal-Gehalt verzichten, damit es finanziell passt. Hier schwingt also jede Menge Konjunktiv mit.
Lakers: Braucht es wirklich Kyrie Irving?
Und die alles entscheidende Frage: Braucht es wirklich Kyrie? Die Lakers haben sich bereits durch den Trade für Russell Westbrook einmal die Finger verbrannt, als sie einen Kader zusammenstellten, der "Top heavy" war. Wollen sie das wirklich noch einmal?
Eigentlich hat doch die zweite Saisonhälfte bestens gezeigt, dass es auch anders gehen kann. Davis und LeBron (oder auch Irving) sind verletzungsanfällig, sie werden Spiele verpassen. Dafür muss man kein Prophet sein und das würde wieder Probleme nach sich ziehen.
Auf der anderen Seite überstanden die Lakers mit einem balancierteren Kader auch die Verletzung von James und verbuchten nach der Trade Deadline die zweitbeste Bilanz (18-8) der NBA. Womöglich wären die Lakers besser beraten, auf einen dritten "Star" zu verzichten. Denn: Mit zwei Stars und vielen guten Rollenspielern reichte es bekanntlich vor drei Jahren zum Titel und auch in dieser Saison war man dran.