Jeder liebt Trades, Fans spielen unzählige Szenarien durch und die NBA ist gefühlt populärer für ihre Transaktionen als das, was auf dem Feld passiert. Superstar-Trades sind zur Normalität geworden. Teams opfern inzwischen ihre komplette Zukunft, um die Finger an die besten Spieler der Welt zu bekommen.
2018 holte Toronto Kawhi Leonard, ein Jahr später waren sie Champion. 2019 eisten die Lakers Anthony Davis aus New Orleans los, ein Jahr später waren sie Champion. 2020 war Jrue Holiday das fehlende Puzzleteil für Milwaukee, ein Jahr später waren sie Champion.
Dazu gibt es natürlich genügend andere Beispiele, wo es nicht klappte. Die Clippers erreichten trotz Paul George und Kawhi Leonard nur einmal die Conference Finals, das Superteam der Nets um Kyrie Irving, Kevin Durant und James Harden ging baden und zuletzt scheiterten auch die Phoenix Suns mit einer Superteam-Variante an den Denver Nuggets.
Jene Nuggets greifen nun nach ihrem ersten Titel und haben beinahe antizyklisch ihr Team ausgerichtet. Denver ist kein Markt für Free Agents, die großen Stars werden nicht in die Mile High City kommen. Stattdessen haben die Nuggets einen langen Atem bewiesen und über fast eine Dekade ein Championship-Team um den einst in der zweiten Runde gedrafteten Nikola Jokic aufgebaut.
Wir blicken zurück, wie Denver Stück für Stück sein Team verbessert hat und nun nach der ersten Championship der Franchise-Geschichte greift.
Nuggets - Point Guard: JAMAL MURRAY
Alter: 26
Stats Playoffs 2023: 27,7 Punkte, 5,5 Rebounds, 6,1 Assists und 1,7 Steals bei 48,0 Prozent FG und 39,8 Prozent Dreier in 39,1 Minuten (15 Spiele)
Wie kam er zu den Nuggets? 7. Pick im NBA Draft 2016
Die Nuggets wählten Murray 2016 mit dem siebten Pick, damals nicht unumstritten, da die Nuggets bereits im Vorjahr mit Emmanuel Mudiay einen Point Guard gezogen hatten. Die Theorie war, dass Murray mit seinem Shooting auch neben Mudiay existieren könne. Keine schlechte Idee, auch wenn die Goldklumpen recht bald merkten, dass sie einen besseren Spielmacher bereits in ihren eigenen Reihen wussten. Kleiner Tipp: er wiegt rund 130 Kilo.
Und Murray? Der kam in seinem Rookie-Jahr meist von der Bank und etablierte sich erst im Jahr darauf als Starter. Kaum zu glauben, aber Murray wartet weiter auf sein erstes All-Star Game. Meist waren es schwache Saisonstarts, die eine Nominierung verhinderten. 2021 bremste ihn ein Kreuzbandriss aus, was ihn die komplette Saison 2021/22 kostete.
Nuggets - Shooting Guard: KENTAVIOUS CALDWELL-POPE
Alter: 30
Stats Playoffs 2023: 11,7 Punkte, 3,2 Rebounds und 1,3 Steals bei 48,1 Prozent FG und 41,1 Prozent Dreier in 33,3 Minuten (15 Spiele)
Wie kam er zu den Nuggets? Via Trade mit den Wizards 2022
Aufgrund seiner Klutch-Connection wurde KCP lange belächelt. Nicht ohne Grund, schließlich war sein Lakers-Engagement 2017 ein erster Testlauf für Klutch, denn ein Jahr später sollte LeBron James folgen. Caldwell-Pope entwickelte sich aber zu einem der besseren 3-and-D-Spieler der Liga und hatte seinen Anteil an der Meisterschaft 2020.
Ein Jahr später fiel er dem Westbrook-Trade zum Opfer, bevor die Nuggets zwölf Monate später zugriffen. Und was war dieser Trade für ein Steal! Denver gab Backup-Guard Monté Morris sowie den alternden Will Barton für KCP und Ish Smith ab. Inzwischen ist Caldwell-Pope nicht mehr wegzudenken und hat seinen Vertrag zu einem guten Preis bereits bis 2025 verlängert.
Nuggets - Small Forward: MICHAEL PORTER JR.
Alter: 24
Stats Playoffs 2023: 14,6 Punkte, 8,0 Rebounds und 1,8 Assists bei 45,5 Prozent FG und 40,8 Prozent Dreier in 33,8 Minuten (15 Spiele)
Wie kam er zu den Nuggets? 14. Pick im NBA Draft 2018
Porter Jr. war 2017 noch der beste Highschool-Spieler des Landes, dann bremste ihn auf dem College eine schwere Rückenverletzung aus. Ein Arzt der L.A. Clippers schrieb sogar nach einer Untersuchung, dass der Rücken so kaputt sei, dass dieser nie wieder Basketball spielen würde. Die Nuggets schlugen an Position 14 im Draft 2018 trotzdem zu, mussten aber fast 18 Monate warten, bevor MPJ ins Geschehen eingreifen konnte.
Doch Porter Jr. etablierte sich als dritter Star in Denver und wurde 2021 mit einem Maximalvertrag belohnt, um sich nur ein paar Monate später erneut am Rücken zu verletzen. Immerhin: MPJ ist nun wieder fit und hat seine Rolle angenommen. Inzwischen spielt der Forward auch Defense und fügt sich in die beste Offense der NBA nahtlos ein. Sein Jumper erinnert an den von Klay Thompson und ist kaum zu blocken, da Porter Jr. gute 2,08 Meter groß ist.
Nuggets - Power Forward: AARON GORDON
Alter: 27
Stats Playoffs 2023: 13,0 Punkte, 5,5 Rebounds und 2,5 Assists bei 49,0 Prozent FG und 35,1 Prozent Dreier in 35,6 Minuten (15 Spiele)
Wie kam er zu den Nuggets? Via Trade mit den Magic im Jahr 2021
Er sollte 2021 das letzte Puzzleteil für die Championship-Ambitionen der Nuggets sein, doch nach nur wenigen Spielen verletzte sich Murray so verhängnisvoll am Kreuzband. Gordon, einst Nr.4-Pick der Orlando Magic und zweifacher Vize beim Dunk Contest, sollte die Antwort auf dem Flügel für die Kawhis, Durants und LeBrons dieser Welt sein und in diesen Playoffs tat er das vor allem gegen die Suns und Lakers.
Für den 27-Jährigen trennte man sich vom langjährigen Shooting Guard Gary Harris, Erstrundenpick R.J. Hampton sowie einem First Rounder für 2025 (Top-5-geschützt). Schon damals sah das nach einem guten Deal aus, so ist es auch heute. Gordon ist mit seiner Defense und Athletik essentiell für die Nuggets, zudem konnte man sich im Sommer 2021 auf eine sehr moderate Vertragsverlängerung über vier Jahre und 86 Millionen Dollar einigen.
Nuggets - Center: NIKOLA JOKIC
Alter: 28
Stats Playoffs 2023: 29,9 Punkte, 13,3 Rebounds und 10,3 Assists bei 53,8 Prozent FG und 47,4 Prozent Dreier in 38,9 Minuten (15 Spiele)
Wie kam er zu den Nuggets? 41. Pick im NBA Draft 2014
Inzwischen kennt vermutlich jeder die Geschichte, dass Jokic an Position 41 im NBA Draft 2014 während einer Werbung für Taco Bell gedraftet wurde. Niemand, wirklich niemand, rechnete damit, dass der Serbe mal zweifacher MVP werden würde. Auch er selbst nicht, wie er nicht müde wird, zu betonen.
Die Nuggets landeten wie einst die Bucks mit Giannis Antetokounmpo einen Glückstreffer, gleichzeitig verstanden sie es, Jokic aufzubauen, ihm Freiräume zu geben und halfen ihm bei seiner Entwicklung zum womöglich derzeit besten Spieler der NBA. Vor zwei Jahren sprachen wir mit zahlreichen Weggefährten über den kometenhaften Aufstieg des heute 28-Jährigen in einer großen Multimedia-Story.
Denver Nuggets: Die Bankspieler
Nuggets - BRUCE BROWN (Guard)
Alter: 26
Stats Playoffs 2023: 12,2 Punkte, 3,9 Rebounds und 2,2 Assists bei 53,1 Prozent FG und 28,9 Prozent Dreier in 26,4 Minuten (15 Spiele)
Wie kam er zu den Nuggets? Via Free Agency im Jahr 2022
Dass die Nuggets Brown im Sommer 2022 für die Taxpayer Midlevel Exception verpflichten konnten, ist im Nachhinein völlig verrückt, aber gemäß Brown zweifelten viele andere Teams am ehemaligen Nets-Guard, der in Brooklyn eine etwas eigentümliche Rolle als abrollender Mini-Center einnahm (vergleichbar mit Gary Payton II in Golden State oder einst Russell Westbrook bei den Houston Rockets).
Der Fit in Denver war sofort offensichtlich. Ein Guard, der gut verteidigen kann und offensiv so smart ist, dass er kluge Cuts um Jokic laufen kann und hier und da einen Dreier einstreuen kann. Brown bestätigte das auch in der Theorie, was für die Nuggets ein Dilemma darstellt, weil sie ihn vermutlich nicht halten können. Es wartet ein Zahltag für Brown im Sommer.
Nuggets - CHRISTIAN BRAUN (Forward)
Alter: 22
Stats Playoffs 2023: 2,3 Punkte, 2,1 Rebounds und 0,4 Steals bei 42,9 Prozent FG und 22,2 Prozent Dreier in 11,8 Minuten (14 Spiele)
Wie kam er zu den Nuggets? 21. Pick im NBA Draft 2022
Wenige rechneten damit, dass der 22-Jährige als 21. Pick eine Rolle in dieser Saison spielen würde, vermutlich auch innerhalb der Organisation. Vor der Spielzeit kassierte der damals noch unbekannte Braun ein Knöllchen über 15.000 Dollar, weil er sich mit seinem Auto vor der Arena auf die Parkplätze von Besitzer Stan Kroenke stellte. Als klar wurde, dass Braun ein Spieler der Nuggets sei, sah man von einer Strafe ab.
Es zeigt, wie wenig man selbst in Denver vom ehemaligen Jayhawk wusste, der sich aber mit Hustle und Defense in der Rotation fest biss. In den Playoffs hatte er einige gute Momente, allerdings zeigte es sich gegen die Lakers, dass er auf diesem Niveau kaum noch spielbar war. Dennoch: Braun könnte der nächste gedraftete Spieler sein, der sich langfristig in der Rotation von Coach Michael Malone festbeißen kann.
Nuggets - JEFF GREEN (Forward)
Alter: 36
Stats Playoffs 2023: 3,9 Punkte, 1,9 Rebounds und 0,7 Assists bei 37,7 Prozent FG und 26,9 Prozent Dreier in 18,5 Minuten (15 Spiele)
Wie kam er zu den Nuggets? Via Free Agency im Sommer 2021
Die Nuggets sind für Green bereits das elfte (!) Team, für das der Forward spielt. Rekord? Mitnichten! Mitspieler Ish Smith, der dritte Point Guard im Team, schaffte es sogar in 13 Jahren auf ebenso viele Teams. Da kann Uncle Jeff, 2007 von den Boston Celtics an Position 5 getradet und umgehend im Ray-Allen-Trade (zusammen mit Wally Szczerbiak und Delonte West) nach Seattle verschifft, dann doch nicht ganz mithalten.
Der 36-Jährige galt viele Jahre als talentierter, aber wenig konstanter Spieler, doch seine Engagements in Houston und Brooklyn als Small-Ball-Center retteten seine NBA-Karriere. Diese Rolle spielt Green nun auch seit zwei Jahren in Denver und ist für seine 36 Jahre noch immer sehr athletisch. Für rund 4,5 Millionen Dollar im Jahr ist das für die Nuggets ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und ein weiteres kleines Teil für das Championship-Puzzle.
Nuggets - Coach: MICHAEL MALONE
Mit Jokic, Murray und Porter Jr. haben die Nuggets drei Kernspieler, die andere Konstante ist Malone an der Seitenlinie, der nun bereits seit 2015 die Nuggets coacht. Vor einem kurzen Engagement in Sacramento war Malone über Jahre ein Assistent, unter anderem bei den Cleveland Cavaliers um LeBron James (2005-2010) oder auch unter Mark Jackson bei den Golden State Warriors (2011-2013).
Seit seiner Ankunft haben die Nuggets fast 58 Prozent ihrer Spiele gewonnen (367 Siege), nur Golden State (406), die Clippers (376) und Utah (371) waren in diesem Zeitraum besser.
Nuggets: Diese Spieler haben noch Vertrag
Spieler (Alter) | Position | 23/24 | 24/25 | 25/26 | 26/27 | 27/28 |
Nikola Jokic (28) | Center | 46,9 | 50,7 | 54,4 | 58,2 | 61,9* |
Jamal Murray (26) | Guard | 33,8 | 36,0 | UFA | - | - |
Michael Porter Jr. (24) | Forward | 33,4 | 35,9 | 38,3 | 40,8*** | UFA |
Aaron Gordon (27) | Forward | 21,3 | 22,8 | 22,8* | UFA | - |
Kentavious Caldwell-Pope (30) | Guard | 14,7 | 15,4* | UFA | - | - |
Zeke Nnaji (22) | Center | 4,3 | RFA | - | - | - |
Christian Braun (22) | Forward | 2,9 | 3,1** | 4,9** | RFA | - |
Peyton Watson (20) | Forward | 2,3 | 2,4** | 4,4** | RFA | - |
Vlatko Cancar (26) | Forward | 2,2 | 2,3** | UFA |
Nuggets: Diese Spieler werden Free Agents
Spieler (Alter) | Position | Gehalt 22/23 | Anmerkungen |
Bruce Brown (26) | Guard | 6,5 | Spieler-Option (6,8 Mio.) |
Thomas Bryant (25) | Center | 2,1 | Unrestricted |
Jeff Green (36) | Forward | 4,5 | Unrestricted |
Reggie Jackson (33) | Guard | 0,9 | Unrestricted |
DeAndre Jordan (34) | Center | 2,9 | Unrestricted |
Ish Smith (34) | Guard | 4,7 | Unrestricted |