Ob die Gerüchte um einen Trade von LeBron James nun wahr sind/waren oder nicht: Dass es überhaupt ein Thema war, zeigt den in der Schwebe hängenden Zustand der Los Angeles Lakers. "LeBron wird nicht getradet und wir werden auch nicht danach fragen", sagte Rich Paul, Berater von James, gegenüber ESPN. Zuvor waren Gerüchte aufgekommen, wonach die Lakers womöglich mit einem Trade des 39-Jährigen liebäugeln würden.
Ein Trade von LeBron James? Das klingt zunächst einmal surreal, weil James in seinen 21 Jahren in der NBA stets seine Verträge erfüllte und er trotz seines Alters weiterhin das Aushängeschild der Liga ist. Er füllt Hallen im Alleingang, seine Jerseys gehören immer noch zu den absoluten Kassenschlagern. Kurzum: James ist eine Cash Cow - und dies muss auch immer mit berücksichtigt werden im Business NBA.
Außerdem werden die Lakers nicht von Milliardären gesteuert. Stattdessen teilen die Mitglieder der Buss-Familie (die sechs Kinder des verstorbenen Dr. Jerry Buss halten 66 Prozent an der Franchise) die Gewinne unter sich auf.
LeBron James: Ein Verbleib bei den Lakers ist nicht gesichert
Und doch müssen die Lakers sich früher oder später mit dem Gedanken anfreunden, dass LeBron nicht in alle Ewigkeit spielen wird. Aus Sicht des Teams waren auch die Worte von ESPN-Journalist Brian Windhorst alarmierend, der in seinem Podcast meinte, dass er sich "nicht sicher" sei, ob James in der kommenden Saison noch für die Lakers auflaufen werde. Windhorst kennt James seit High-School-Zeiten, seine Nähe zum Camp des Megastars ist bekannt, umso mehr Gewicht haben seine Worte.
Auch James selbst wollte vor dem Spiel in New York keine Garantien geben. Auf die Frage, ob er denn schon wisse, was er mit seiner Spieler-Option über 51 Millionen Dollar für die kommende Saison machen würde, antwortete er schlicht mit "Nein." Es gibt drei Optionen:
- LeBron zieht seine Option oder verlängert noch einmal bei den Lakers
- LeBron wechselt das Team, womöglich um mit seinem Sohn Bronny in einer Mannschaft zu spielen oder um mit einem anderen Team einen weiteren Ring zu jagen
- LeBron setzt sich zur Ruhe, nachdem er bereits im vergangenen Mai nach dem Playoff-Aus gegen Denver mit einem Rücktritt kokettierte
LeBron James: Besser als Jordan in seinen Wizards-Jahren
Tor drei würde gewissermaßen verwundern, weil James weiterhin einer der besten Spieler der Liga ist - trotz der mittelmäßigen Bilanz der Lakers. Gewissermaßen sind hier Parallelen zu den Washington Wizards mit Michael Jordan zu erkennen, gleichzeitig aber auch nicht: Ein alternder Superstar in einem mäßigen Team, wobei sowohl LeBron als auch die Lakers deutlich höher einzuschätzen sind als Jordans Wizards vor gut 20 Jahren.
Auch LeBron selbst agiert auf einem höheren Niveau als MJ damals. Der wurde zwar zweimal All-Star, erreichte nach seinem Comeback aber kein All-NBA-Team mehr und war meilenweit von einem möglichen siebten NBA-Titel entfernt. Für James ist es gefühlt derzeit nicht anders, auch wenn die Lakers im Vorjahr die Conference Finals erreichten und im Dezember das erste In-Season Tournament gewannen.
James wurde hier MVP und spielte auf einem Level, wie es noch keiner in diesem hohen Alter vor ihm getan hat. Hin und wieder lässt er das auch aufblitzen, wie zuletzt bei seiner Gala bei den Golden State Warriors (36 Punkte, 20 Rebounds, 12 Assists), um zwei Tage später aber gegen die Houston Rockets für die meiste Zeit abzutauchen - die Lakers gingen an diesem Abend komplett unter.
LeBron James: Er kann ein Finals-Team nicht alleine schultern
Und genau das ist das Problem. James ist und kann nicht mehr derjenige sein, der wie zu Cavs-Zeiten noch ganze Playoff-Serien im Alleingang gewinnt. Das war schon im Vorjahr so, als er dann aufdrehte, wenn sein Team ihn am meisten brauchte (z.B. jeweils in Spiel 4 gegen Memphis und Golden State), doch am Ende ging in der Denver-Serie auch ihm die Puste aus.
Anthony Davis wurde vor Jahren als der Spieler identifiziert, der LeBron entlasten oder gar ablösen sollte, doch auch mit inzwischen fast 31 Jahren ist das nie passiert. AD ist ein fantastischer Verteidiger, vor allem in den Playoffs. Seine Offense lässt bisweilen aber zu wünschen übrig, weil ihm die Konstanz abgeht und sein Wurf nicht gut genug ist, um der perfekte Fit an der Seite von James zu sein.
In keiner der inzwischen sechs Jahre in L.A. stellten die Lakers eine Top-10-Offense, in dieser Saison stehen die Lakers bei gerade einmal +1,6 Punkte pro 100 Ballbesitze, wenn beide Superstars zusammen auf dem Feld stehen. Das ist viel zu wenig, wenn man die Championship-Ambitionen der Lakers betrachtet. Letztlich reflektiert es genau das, was die Lakers in dieser Saison darstellen: Durchschnitt (aktuelle Bilanz: 27-25).
Combo | Net-Rating |
Mit LeBron und AD | +1,6 |
Mit LeBron ohne AD | +3,8 |
Ohne LeBron, mit AD | -3,0 |
Ohne LeBron und AD | -8,5 |
James hat also recht, wenn er, wie nach der Pleite in Atlanta, behauptet, dass jedes Team den Lakers "den Hintern versohlen" könne. Zuletzt gab es zwar wieder respektable Siege in Boston oder New York, doch mehr als vier Erfolge am Stück konnten die Lakers in dieser Saison noch nicht einfahren, weswegen man trotz diverser Achtungserfolge (Phoenix 2x, OKC 2x, Clippers) trotzdem im Mittelmaß feststeckt.
Im Hinblick auf die Trade Deadline ist es deswegen schwierig, die wahre Stärke dieser Mannschaft einzuschätzen. Klar dürfte nur sein, dass man von den besten Teams der Liga ein gutes Stück entfernt ist und es vermutlich keine(n) Trade(s) gibt, der die Lakers zu Titelfavoriten wie Denver oder Boston aufschließen lässt. Wenn überhaupt, können nur die Wahrscheinlichkeiten erhöht werden, um eine kleine Chance auf eine Überraschung zu wahren.
Was braucht es also, um dieses Team besser zu machen?
Los Angeles Lakers: Die Needs vor der Trade Deadline
Ein dynamischer Scorer am Perimeter
Viel wurde in den vergangenen Wochen über das Interesse der Lakers an Dejounte Murray berichtet und es ist nicht schwer zu sehen, warum der Hawks-Guard eine sinnvolle Addition ist. Murray kann Löcher reißen, trifft den Dreier so gut wie zuvor seiner Karriere (fast 39 Prozent) und hat in Atlanta bereits eine Vertragsverlängerung unterschrieben (4 Jahre, 114 Mio. Dollar), die sehr moderat ist.
Im Gegensatz zu D'Angelo Russell und Austin Reaves ist er mit seiner Länge auch ein besserer Verteidiger, auch wenn sein Ruf besser ist als die Leistungen auf dem Feld. Trotzdem: Sollte Murray an alte Spurs-Zeiten anknüpfen, wäre er definitiv ein Gewinn. Sollte man aber die Finger an den früheren All-Star bekommen, wird wohl einer der beiden jetzigen Starter im Backcourt gehen müssen.
Ein Backup-Big
Was es in dieser Saison kaum gab, waren Center-Minuten für James (nur 38 Possessions), da es mit Jaxson Hayes und Christian Wood ausreichend Alternativen gibt. Wirklich überzeugen konnten beide nicht. Wood fehlt weiterhin Konstanz in der Defense, dazu fällt sein Dreier kaum noch, dennoch scheint er gegenüber Hayes die Nase vorn zu haben.
Ein kleines Upgrade würde hier schon helfen, zum Beispiel mit dem Vertrag von Gabe Vincent. Der aus Miami verpflichtete Aufbauspieler kam in dieser Saison aufgrund von Verletzungen kaum zum Einsatz und fällt noch mindestens einen weiteren Monat aus.
Ein Two-Way-Wing
Der Flügel dürfte aber eine höhere Priorität genießen, da Jarred Vanderbilt ebenfalls eine Weile ausfällt. Neben Vincent gilt er als bester Perimeter-Verteidiger der Lakers, sein Ausfall schmerzt, auch wenn er offensiv limitiert ist. Auch als möglicher Trade-Chip sind seine Aktien durch die Verletzung gesunken.
So dürfte Taurean Prince weiter jede Menge Minuten abspulen, außer Dreierwerfen bringt Prince aber recht wenig für das Spiel. Forwards, die kreieren und verteidigen können, sind jedoch stets teuer, weil gefragt, sodass es nicht verwundert, wenn die Brooklyn Nets angeblich zwei Erstrundenpicks für Dorian Finney-Smith haben wollen. Auch dessen Teamkollege Royce O'Neale wurde mit L.A. in der Verbindung gebracht, wirkliche Unterschiedsspieler sind sie aber nicht.
Los Angeles Lakers: Das können sie bei Trades anbieten
Viel anbieten können die Lakers neben ihren eigenen Spielern aber nicht. Reaves dürfte dank seines teamfreundlichen Vertrags (4 Jahre, 54 Mio.) den höchsten Wert haben, danach müsste man Trade-Partner schon von D'Angelo Russell, Max Christie, Rui Hachimura oder dem verletzten Gabe Vincent begeistern. Dazu kann Pelinka lediglich auf einen Erstrundenpick (2029 oder 2030), drei Pick-Swaps (2026, 2028, 2029 oder 2030) sowie fünf Zweitrundenpicks zurückgreifen.
Das würde sich aber im Sommer schlagartig ändern. Dann kann L.A. plötzlich wieder drei Erstrundenpicks traden (2024 oder 2025, 2029 und 2031) und wäre wieder im Rennen, wenn es um größere Trades geht. Gleichzeitig wäre LeBron dann fast 40 Jahre alt - und ob Davis noch eine weitere verletzungsfreie Saison im Köcher hat, steht ohnehin in den Sternen.
Doch sind dann wirklich Stars zu haben, welche die Lakers noch einmal auf ein höheres Level heben? Im Idealfall wäre LeBron nicht mehr die Nummer eins des Teams, sondern eher die zweite oder gar dritte Option. Das muss das Rezept sein, wenn James noch einmal eine wirkliche Chance auf einen fünften Ring haben möchte. Als Beispiel kann hier Kareem Abdul-Jabbar herhalten, der in seinen Vierzigern bei den Lakers eher der Sidekick von Magic Johnson und James Worthy war.
Los Angeles Lakers: Der Kader in der Übersicht (Gehälter in Mio. Dollar)
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
D'Angelo Russell (17,3) | Austin Reaves (12) | Taurean Prince (4,5) | LeBron James (47,6) | Anthony Davis (40,6) |
Gabe Vincent (10,5) | Max Christie (1,7) | Jarred Vanderbilt (4,7) | Rui Hachimura (15,7) | Christian Wood (2,7) |
Jalen Hood-Schifino (3,7) | Maxwel Lewis (1,1) | Cam Reddish (2,2) | - | Jaxson Hayes (2,2) |
LeBron James: Trade Deadline entscheidend für die Zukunft?
Doch kann LeBron dies bei den Lakers sein bzw. will er noch einmal eine solche Chance? James betonte stets, dass er nichts mehr zu beweisen hätte. Gleichzeitig merkte er nach den Conference Finals im Vorjahr an, dass für ihn im Spätherbst seiner Karriere nur noch Finals-Teilnahmen und Titel zählen würden.
Ob die Lakers das bieten können? Das ist sehr fraglich. Es droht den Lakers also auch ein Szenario, in welchem sie den kommenden Free Agent LeBron ohne Gegenwert verlieren könnten. Die Lakers wären dann ein Capspace-Team (ohne die Option von D-Lo) in einem Jahr ohne echte Free Agents, LeBron wäre also nicht ersetzbar.
Auch deswegen ergibt es Sinn, sich zumindest mit der Option eines Trades in den kommenden Tagen auseinanderzusetzen, auch wenn dies aufgrund der oben genannten Gründe und Aussagen aller Voraussicht nach nicht passieren wird. Dass James jedoch seine Karriere bei den Lakers beenden wird, ist alles andere als in Stein gemeißelt.
Die kommenden Tage werden aber auch zeigen, wie ernst es den Lakers mit LeBron ist. Noch ist der 39-Jährige gut genug, um an ein gutes Playoff-Team zu glauben. Doch wenn kaum etwas passiert, kann dies ein Zeichen dafür sein, dass sich die Zeit von James in Tinseltown dem Ende entgegen neigt.
LeBron James: Seine Statistiken in der NBA
Team | Spiele | MIN | PTS | FG% | 3P% | REB | AST |
Cavaliers | 849 | 39,0 | 27,2 | 49,2 | 33,7 | 7,3 | 7,3 |
Heat | 294 | 38,0 | 26,9 | 54,3 | 36,9 | 7,6 | 6,7 |
Lakers | 322 | 35,2 | 27,0 | 50,9 | 35,2 | 8,0 | 7,9 |
GESAMT | 1465 | 38,0 | 27,1 | 50,5 | 34,6 | 7,5 | 7,3 |
(Stand: 6. Februar 2024)