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Tim Hardaway Jr. im Formtief bei den Dallas Mavericks: Das große Dilemma für die Mavs

Von Robert Arndt
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© getty

Die Dallas Mavericks stecken in einer kleinen Krise - und niemand repräsentiert diese so sehr wie Tim Hardaway Jr. Der Shooting Guard polarisiert in Dallas seit Jahren und doch sind die Texaner gewissermaßen weiter von ihm abhängig. Der 31-Jährige steht sinnbildlich für das Dilemma von Luka Doncic und Co.

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Es ist keine zwei Wochen her, als in Dallas nach sechs Siegen in Folge jede Menge Optimismus herrschte. Der Kader war endlich mal wieder komplett, Luka Doncic on fire, die beiden Neuen, Daniel Gafford und P.J. Washington, schienen perfekt zum neuen Stil der Mavs zu passen. Was dabei ein wenig unterging: Der in der ersten Saisonhälfte brandheiße Tim Hardaway Jr. steckte in einem tiefen Shooting Slump.

Während der sechs Siege traf Hardaway Jr. nur 38 Prozent aus dem Feld, darunter eine 0/8- sowie eine 2/13-Performance. Es war nur eine Randnotiz, doch seit Dallas wieder regelmäßig 130 Punkte kassiert, ist es wieder eine Geschichte. Als der fast 32-Jährige gegen Indiana im ersten Viertel einen Airball aus der Distanz fabrizierte (Tyrese Halliburton war wohl noch mit den Fingernägeln dran), waren Buhrufe im ohnehin unruhigen Publikum des American Airlines Centers zu vernehmen, wenig später war der Jubel umso größer, als ein weiterer Dreier über den Ring tanzte und dann doch in den Korb fiel.

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© nba.com/stats

Tim Hardaway Jr.: Seine Saison-Splits nach Monaten

MonatSpieleMINPTSFG%3P%
Oktober329,119,042,237,5
November1427,216,341,938,6
Dezember1331,319,440,232,8
Januar1532,219,244,538,1
Februar1126,710,635,334,2
März315,86,027,326,7
GESAMT5928,816,340,835,9

Tim Hardaway Jr.: Eigentlich war er nur ein Anhängsel

Nur 13 Minuten spielte THJ, so wenig wie zuletzt im Januar 2022, als sich Hardaway beim Auswärtsspiel bei den Golden State Warriors verhängnisvoll verletzte und schließlich von der Seitenlinie aus zusehen musste, wie die Mavericks plötzlich Feuer fingen und völlig überraschend in die Conference Finals marschierten. Es war Wasser auf die Mühlen der Kritiker des Guards, der seit jeher ein Streaky Shooter ist. Kaum ein Spieler polarisiert in Dallas seit Jahren so sehr wie Hardaway.

Vor gut fünf Jahren kam der Guard als Salary Filler im Trade für Kristaps Porzingis nach Dallas, nicht wenige gingen davon aus, dass der frühere Michigan-Guard nicht in den Plänen der Mavs vorkommen würde. Inzwischen ist Hardaway nach Dwight Powell, Maxi Kleber und Luka Doncic aber der dienstälteste Spieler im Kader der Mavs, nur der vor einem Jahr nach Brooklyn getradete Dorian Finney-Smith verbrachte mit Doncic mehr Minuten auf dem Feld als Hardaway.

Sowohl Kidd als auch zuvor Rick Carlisle schenkten Hardaway das Vertrauen. "Wir vertrauen ihm und werden ihn brauchen, wenn wir eine Meisterschaft gewinnen wollen", verteidigte zuletzt Kidd seinen Sixth Man, der in den vergangenen 15 Spielen nur 33,8 Prozent aus dem Feld trifft. Eine steile These, allerdings zeigt es auch das Dilemma der Mavericks. Denn in der Tat brauchen die Mavs die Produktion des Guards, der jahrelang der drittbeste Scorer im Team war.

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Tim Hardaway Jr.: Nur einer spielte mehr mit Luka Doncic

Luka Doncic und Kyrie Irving werden immer ihre Punkte machen, danach hat es ein bisschen was von Roulette. Washington hat Anlagen, diese Rolle einzunehmen, doch in den ersten Wochen war es mit ihm ein Auf und Ab, ähnlich wie mit Hardaway, der 2021 in einem Contract Year Fünfter bei der Wahl zum Sixth Man of the Year wurde und anschließend von Dallas mit einem Vierjahresvertrag über 75 Millionen Dollar belohnt wurde.

Dieser Deal wurde schon damals kontrovers diskutiert, letztlich war es wohl zu viel, denn Dallas schaffte es in den knapp drei Jahren nicht, Hardaway trotz einiger Versuche abzustoßen. "Ich hatte keine Ahnung, ob ich hier sein würde, wenn ich ehrlich bin", meinte Hardaway vor Saisonstart.

Und trotzdem spielte Hardaway in über 300 Spielen für Dallas über 29 Minuten im Schnitt. Als williger Shooter an der Seite von Doncic hat Hardaway seinen Wert, vor allem wenn er knapp unter 40 Prozent seiner Dreier trifft. Noch im Vorjahr stand die Combo Doncic/Hardaway bei einem Net-Rating von +8, in dieser Saison ist es dagegen negativ (-0,5), auch weil die Offense mit Hardaway nicht mehr besser ist, wie es in den vergangenen Jahren stets der Fall war.

Tim Hardaway Jr.: Seine On/Off-Zahlen seit 2020

SaisonO-Rating mit THJNet-Rating mit THJO-Rating ohne THJNet-Rating ohne THJ
19/20116+5,9112,1+2,6
20/21114,3+2,1111,8+3,3
21/22108,9+1,3113+4,3
22/23117,9+3,4111,8-4,2
23/24116,8-1,2115,2+2,1

Das ist jedoch der Grund, warum Hardaway auf dem Feld steht. Zwar haben die Mavs elitäre Ballhandler, aber immer noch zu viele Spezialisten im Kader, die klare Stärken in der Defense oder andersherum haben. Echte Two-Way-Spieler bleiben Mangelware, Hardaway ist in dieser Hinsicht das extremste Beispiel. Seine Schwächen in der Defense sind wohlbekannt und vor allem deshalb ein Problem, weil Dallas gleichzeitig Doncic immer wieder verstecken möchte.

Der Slowene soll so wenig wie möglich rotieren, es sollen Switches auf schnelle Guards vermieden werden. Steht dann ein weiteres Target wie Hardaway auf dem Feld, macht es das für die anderen drei Spieler nur ungleich schwerer. Und wenn der Guard dann auch nicht seine Würfe trifft, ist sein Einfluss auf das Spiel nicht nur Null, sondern negativ.

Aber: Welche anderen Optionen haben die Mavs? Sie brauchen Shooting und ein wenig Creation rund um die beiden Stars, vor allem wenn einer der beiden pausiert. Hardaway nimmt über acht Dreier pro Spiel, Washington steht in zehn Spielen bei knapp sechs. Spieler wie Josh Green oder Derrick Jones Jr. haben dagegen nicht die Gravity, Defenses geben gerne Würfe an die beiden ab.

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Tim Hardaway Jr.: Die Alternativen der Mavs sind rar gesät

Blickt man auf das große Ganze, muss die Antwort eigentlich Jaden Hardy heißen. Der 21-Jährige hat ein ähnliches Skillset wie Hardaway, doch wenn alle fit sind, bleibt für den Moment für den Youngster kein Platz in der Rotation. Seit dem All-Star Break fielen nur Minuten in der Garbage Time ab, auch wenn Kidd immer wieder betont, dass er seine Chancen bekommen wird.

"Wir haben ein tiefes Team und die Betonung liegt hier auf Team. Er muss geduldig sein und verstehen, dass es hier um Siege geht. Er wird seine Möglichkeiten schon bekommen und dann muss er bereit sein." Womöglich könnte dies schneller als gedacht geschehen, wenn Hardaway weiterhin keinen Blumentopf trifft.

Die Kehrseite ist aber auch, dass Hardaway an guten Tagen dieses Team deutlich besser machen kann. Mit durchschnittlich 16,3 Punkten ist er der drittbeste Bankscorer der Liga und ein Spezialist, der mit seinem Dreiervolumen (und seinen offensichtlichen Schwächen) nur schwer zu ersetzen ist.

"Meine Aufgabe ist es, Spieler aufs Feld zu schicken, die uns helfen zu gewinnen", erklärte Kidd. "Ich werde aber niemanden den Rücken zukehren, nur weil sie Probleme haben. Wir müssen Timmy wieder vermehrt in Situationen bringen, in denen er erfolgreich sein kann." Damit ist das ganze Dilemma zusammengefasst. Trotz all der verschiedenen Moves und der Umstrukturierung des Kaders läuft alles wieder auf Hardaway als dritten Scorer hinaus.

Doch wie gut kann ein Team wirklich sein, wenn man eine gewisse Abhängigkeit von einem so inkonstanten Spieler hat? Hardaway kann jeden Moment wieder seinen Slump beenden und über zwei Wochen 45 Prozent von Downtown treffen - das hat man in Dallas alles schon gesehen. Er kann aber auch für den Rest der Saison in einem Loch kleben bleiben. So oder so: Für ein solch ambitioniertes Team wie Dallas kann das einfach nicht der Anspruch sein.

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