NBA

Terry, wie er leibt und lebt

Von Philipp Dornhegge
Dwyane Wade hatte Mühe, sich gegen die Mavs-Defense in Korbnähe in Szene zu setzen
© Getty

Im Topspiel gegen die Miami Heat (21-9) haben die Dallas Mavericks (22-5) einen knappen 98:96-Auswärtserfolg gefeiert. Zum sechsten Mal beendete Dallas damit eine Serie des Gegner von fünf Siegen oder mehr. Miami hatte zuvor zwölf Partien hintereinander gewinnen können.

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Dirk Nowitzki war mit 26 Punkten zwar Topscorer der Partie, doch in der Schlussphase tauchte der Superstar völlig ab. Stattdessen übernahm Jason Terry und erzielte 19 Zähler.

Dwyane Wade kam auf 22 Punkte für Miami, das erstmals in dieser Saison ein Spiel verlor, wenn es mit einer Führung ins letzte Viertel ging. Für die Mavs geht es schon Dienstagnacht mit dem Spiel bei den neu formierten Orlando Magic weiter.

Reaktionen:

Rick Carlisle (Trainer Dallas): "Mich interessiert nicht, wie viele Serien wir noch beenden. Ich will Spiele gewinnen. So viele wie möglich. Und dabei möglichst guten Basketball spielen."

Erik Spoelstra (Trainer Miami): "Heute haben sich zwei gute Teams nichts geschenkt. Wenn man einen Strich unter die Partie zieht muss man sagen, dass Dallas in der Schlussphase mehr Big Plays gelungen sind. Uns fehlte die Durchschlagskraft."

Dirk Nowitzki (Dallas)

... über Jason Terry: "Es war doch klar, dass sich Jet irgendwann zum Dienst melden würde. So ist er halt. Er ist unser Finisher. Und er ist heiß gelaufen."

... über die starke Form der Mavs: "Wir müssen weiter hart arbeiten. Wir wollen uns nicht zufrieden geben. Es läuft ganz gut, defensiv haben wir eine gute Mischung aus Zonen- und Mann-gegen-Mann-Verteidigung gefunden. Aber was heißt das schon? Im Dezember nicht viel."

Jason Terry (Dallas) über seinen schwachen Start: "Der Coach hat in der Halbzeit gesagt, dass wir mit einem Punkt hinten liegen und Jet noch im Hotel ist. Ich bin einfach nur froh, dass die Jungs weiterhin Vertrauen in mich hatten."

Dwyane Wade (Miami): "Wir werden uns das ganze Jahr immer weiter verbessern. Die guten Mannschaften spielen alle schon lange zusammen. Wir brauchen noch etwas Zeit, um auf dieses Level zu kommen."

LeBron James (Miami) über Dallas' Zonenverteidigung: "Damit können sie einen ganz schön aus dem Rhythmus bringen."

Heat - Mavericks: Die Highlights zum Spiel im Video bei ESPN

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Dallas bis auf Beaubois in Bestbesetzung, Miami geht mit Arroyo, Wade, James, Bosh und Ilgauskas ins Spitzenspiel. Aber viel wichtiger: Mike Miller ist zum ersten Mal in dieser Saison spielbereit.

4.: Dallas startet richtig heiß. Nowitzki hat schon sechs Punkte auf dem Konto, Kidd und Butler jeweils mit Dreipunktspielen. Miami ist noch gar nicht richtig da und braucht eine Auszeit. 12:2 Mavs.

10.: James ist noch gar nicht im Spiel. Der King hat schon drei Turnovers und jetzt auch noch zwei Fouls auf dem Konto - aber noch keinen Punkt. Dallas kontrolliert die Partie. 23:10 Mavs.

12.: Grottenschlecht, einfach nur grottenschlecht: Carlisle bringt die ersten Reservisten, aber Terry verursacht einen dummen Ballverlust, Kidd auch noch und zwischendrin schließt Marion mehrfach überhastet ab. Miami kommt ins Laufen - und macht zwölf Punkte in Folge. 23:22 Mavs.

18.: James ist zurück, aber die Heat spielen Zone, um den Superstar vor einem dritten Foul zu schützen. Dallas nutzt die Lücken sehr gut aus und übernimmt wieder die Führung. 35:28 Mavs.

23.: Was für eine Katastrophe, Mavs! Miami wirft Backstein über Backstein, aber die Defense pennt komplett. In einem Angriff holen die Heat sechs (!) Offensivrebounds in Folge, bis Chalmers seinen dritten Dreier reinnagelt. Der Backup-Point-Guard hat die letzten elf Punkte der Gastgeber erzielt. Ohne Worte. 42:39 Heat.

29.: Halleluja. Fast dreieinhalb Viertel hat es gedauert, bis James seine ersten Punkte gemacht hat. Aber dieser Dreier ist gut getimt: Dallas hatte zuvor einen 10:0-Lauf. 55:51 Mavs.

39.: Marion erlebt hier offensiv ein Spiel zum Vergessen. Der Reserve-Forward versemmelt in Korbnähe einen Wurf nach dem anderen, dazu verursachte er gerade per Schrittfehler und Offensivfoul zwei völlig überflüssige Ballverluste. 70:69 Heat.

46.: Schießt Terry sein Team zum nächsten Sieg? Jet hat alle 14 seiner Punkte im letzten Viertel erzielt, der letzte Dreier verschafft Dallas mal wieder ein kleines Polster. Auszeit Heat, 86:81 Mavs.

48.: Bosh für drei und den Ausgleich...in and out! Marion schnappt sich den Rebound, wird gefoult und trifft einen von zwei von der Linie. 94:90 Mavs.

Star des Spiels: Jason Terry. Drei Viertel lang dachte man, dass bei Jet gar nichts gehen würde - und dann das: Der beste sechste Mann der Liga machte erst mit seinem sechsten Wurfversuch die ersten Punkte, war dann aber nicht mehr zu stoppen und machte alle seine 19 Zähler im Schlussviertel. Und das nicht bei irgendeinem Blowout, sondern in einem hart umkämpften Spitzenspiel, in dem jeder Punkt zählte.

Flop des Spiels: Rick Carlisle. Wann merkt es der Coach der Mavs endlich: DeShawn Stevenson muss mehr spielen! Der Shooting Guard startete wie üblich, bekam nach Barea aber die zweitwenigsten Minuten aller Mavs-Akteure. Trotzdem hatte er das beste Plus-Minus-Rating auf dem Parkett (+16). Mit Stevenson als Gegenspieler war Wade vollkommen kalt gestellt, und trotzdem ließ Carlisle oftmals Barea und Terry oder Kidd und Barea zusammen im Backcourt spielen.

Warum? Offensiv geht Dallas mit Stevenson keine Firepower verloren: Stevenson galt als schwacher Schütze, trifft diese Saison aber runde 50 Prozent seiner Distanzwürfe - ein überragender Wert. Es wird Zeit, dass Carlisle in Spielen, in denen der Gegner nach einer großen Aufstellung verlangt, von seiner festgefahrenen Minutenverteilung abrückt.

Analyse: Wie so oft in dieser Saison begannen die Mavs sehr fokussiert in der Defense und nutzten Fehler des Gegners zu Schnellangriffen und verzögerten Fastbreaks. So spielten sich die Gäste eine schnelle Führung heraus. Miami auf der anderen Seite scheint immer erst dann richtig in Fahrt zu kommen, wenn entweder LeBron James oder Dwyane Wade auf der Bank sitzt und der andere das Zepter auf dem Parkett schwingen kann.

Das war im zweiten Viertel der Fall, als James sein zweites Foul kassierte und Wade sein Team zu einem 17:0-Lauf anspornte. Aber auch und gerade in dieser Phase wurde deutlich, dass Miami in seinen taktischen Möglichkeiten weiterhin beschränkt ist. Das Team ist brandgefährlich im Fastbreak - aber auch nur da. Ansonsten spielt einer der Stars Eins-gegen-Eins-Basketball oder zwei Spieler versuchen ihr Glück im Pick'n'Roll.

Zusätzliche Probleme bekam Dallas vor allem deshalb, weil es viel zu viele Offensivrebounds des Gegners zuließ (16) und haufenweise Second-Chance-Points kassierte. Was jedoch gut lief, war die Art und Weise, wie man die starken Slasher aus der Zone hielt und Miami so zu einer Vielzahl an Dreiern zwang (11 von 31).

In der Offensive zeigte sich einmal mehr die Variabilität der Texaner. Angeführt von Kidd kann Dallas jederzeit den Turbo zünden und Fastbreaks laufen. In der Set Offense wird geduldig der Ball laufen gelassen, bis der freie Mann gefunden ist. Spieler wie Marion oder Chandler arbeiten mit großem Einsatz den Scorern zu, jeder Spieler scheint seine Rolle zu kennen.

Vor Saisonstart wollten die Mavs einfach nur über die Runden kommen, bis Rodrigue Beaubois nach seinem Fußbruch zurückkommt und dem Team einen Schub verleiht. Jetzt muss man sich fragen, wie der enorm talentierte Franzose in das Gefüge zu integrieren ist.

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