Lockerer geht's eigentlich nicht

Philipp Dornhegge
18. Dezember 201009:47
Topscorer unter sich: Jason Terry und Dirk Nowitzki konnten sich gegen Phoenix nur selbst bremsenGetty
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Ohne Mühe haben sich die Dallas Mavericks (21-5) mit 106:91 gegen die Phoenix Suns (12-13) durchgesetzt und den 14. Sieg in den letzten 15 Spielen gefeiert. Mit je 18 Punkten waren Dirk Nowitzki und Jason Terry die Topscorer der Partie.

Der Deutsche hatte allerdings schon früh mit Foulproblemen zu kämpfen und fand keinen richtigen Rhythmus (5 von 12 aus dem Feld). Ansonsten wäre der Sieg wohl noch deutlicher ausgefallen.

Dallas profitierte zudem vom verletzungsbedingten Ausscheiden von Steve Nash. Der Suns-Spielmacher klemmte sich bei einem Zusammenstoß mit Mavs-Center Tyson Chandler einen Nerv im Nacken ein und musste nach nur vier Minuten passen.

Reaktionen:

Rick Carlisle (Trainer Dallas): "Ohne Nash hat sich das Spiel komplett verändert. Er ist einer der besten Spieler aller Zeiten. Er wirkte in den ersten Minuten sehr aggressiv und es sah aus, als wollte er das Spiel an sich reißen."

Alvin Gentry (Trainer Phoenix): "Der Ausfall von Steve Nash hat uns in eine blöde Situation gebracht. Wir mussten uns komplett umstellen, konnten aber leider nichts treffen. Man muss aber auch sagen, dass Dallas defensiv sehr gut stand."

Steve Nash (Phoenix): "Ich hab mir den Kopf gestoßen, und da ist es mir durch Mark und Bein gefahren. Ich hatte plötzlich kein Gefühl mehr in meinen Armen und Beinen. Die ersten zehn Sekunden haben mir wirklich Angst gemacht. Zum Glück wurde es schnell besser, aber das Risiko war mir zu hoch, als das ich noch mal hätte spielen wollen."

Jason Terry (Dallas): "Wir müssen solche Spiele früher entscheiden. Wir geben dem Gegner zu oft die Chance auf ein Coemback. Das hat sich schon gerächt. Das müssen wir abstellen."

Dirk Nowitzki (Dallas) darüber, dass ihm noch 36 Punkte fehlen, um Larry Bird in der All-Time-Scoring-List zu überholen: "Unglaublich, ganz klar. Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll. Hätte mir vor zwölf Jahren, als ich in die NBA gekommen bin, jemand gesagt, dass das mal passieren wird, hätte ich ihn für verrückt erklärt."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Die Mavs spielen mit ihrer Stamm-Starting-Five aus Kidd, Stevenson, Butler, Nowitzki und Chandler, die Suns schicken Nash, Richardson, Hill, Frye und Lopez ins Rennen, der sich erst am Mittwoch von einer Knieverletzung zurück gemeldet hatte.

3. Minute: Suns-Coach Gentry mit einer interessanten taktischen Variante in der Defense: Small Forward Hill verteidigt Nowitzki, Frye dafür Stevenson. Der nutzt das wiederholt zum Pick'n'Roll mit Chandler, um die beiden Big Men Frye und Lopez ins Schwimmen zu bringen. 11:8 Mavs.

4.: Butler mit guter Defense gegen Nash, Chandler schnappt sich den Ball und schickt die Nummer vier auf die Reise und zum leichten Dunk. Allerdings knallt im Backcourt Nash mit seinem Kopf gegen Chandlers Hüfte und spürt sofort Nackenschmerzen. Dem Suns-Spielmacher muss vom Platz geholfen werden. Wenig später ist klar, dass er nicht zurückkehren kann. Klarer Rückschlag für Phoenix. 13:10 Mavs.

12.: Die Suns sind ligaweit die schlechteste Mannschaft, was die gegnerische Field-Goal-Quote angeht. Tatsächlich haben die Mavs bisher jede Menge offene Würfe bekommen. Problem: Sie gehen nicht rein. Seit der Nash-Verletzung hat Phoenix einen Lauf gestartet. 25:22 Suns.

15.: Auch die Mavs jetzt mit Problemen. Nowitzki hat gerade sein drittes Foul kassiert. Und es war mal wieder eines dieser dummen und völlig überflüssigen, bei denen er erst die Help-Defense verpennt und dann bei einem offenen Layup des Gegners unmotiviert die Hand reinhält. Lopez mit dem Dreipunkt-Spiel. 30:30.

21.: Probleme? Was denn für Probleme? Terry und Marion machen Nowitzkis Fehlen mehr als wett und haben gemeinsam jetzt schon 25 Punkte erzielt. Das Zusammenspiel der beiden ist eine Augenweide. 48:39 Mavs.

29.: Zu Beginn der zweiten Hälfte nehmen sich die Starter ein Beispiel an den Reservisten und treffen jetzt besser. Phoenix findet defensiv kein Mittel. Ein Blowout droht. 65:48 Mavs.

42.: Die Suns versuchen immer wieder, mit einem kleinen Lauf noch mal für Spannung zu sorgen. Aber erstens werfen die Gäste zu schlecht, zweitens ist die Defensivarbeit eine Offenbarung. Dallas steht praktisch bei keinem Wurf unter Druck. 91:71 Mavs.

45.: Das ist Verzweiflung pur. Die Suns haben sich darauf verlegt, bei Ballbesitz Dallas den jeweiligen Mavs-Center zu foulen, auch wenn der gar nicht den Ball hat. Haywood scheiterte einige Male, aber der eingewechselte Mahinmi bestraft die peinliche Strategie der Gäste. 101:86 Mavs.

Star des Spiels: Jason Terry. Der beste sechste Mann der Liga fällt schon das ganze Jahr nicht nur aufgrund seines Scorings auf, sondern auch deshalb, weil er den Ball besser passt als die letzten Jahre. Auch gegen die Suns sammelte er fleißig Assists, die meisten davon auf seinen Bankkollegen Shawn Marion. Dazu feuerte er - gerade im vorentscheidenden zweiten Viertel - aus allen Rohren und brachte sein Team so auf Kurs.

Flop des Spiels: Jason Richardson. Die Suns sind auf das Scoring des Shooting Guards angewiesen. Umso mehr, nachdem Steve Nash verletzt ausschied. Doch Richardson traf lediglich 5 seiner 14 Versuche aus dem Feld, versemmelte gar alle seiner 5 Dreipunktwürfe. Auch in anderen Bereichen des Spiels konnte er wenig anbieten. So war Phoenix praktisch chancenlos.

Analyse: Vor Beginn der Partie hätte man ein spannendes Duell erwarten können. Schließlich gab es in der Vergangenheit zwischen den Mavs und Suns immer wieder heiße Schlachten. Der Hauptgrund dafür war Steve Nash, der sein Team aufgrund seiner Erfahrung und Klasse zu einem für jedes Team gefährlichen Gegner macht.

Was die Suns ohne Nash wert sind, zeigte sich ganz deutlich, als sich der Spielmacher nach nur vier Minuten verletzte. Phoenix agierte kopflos, brachte den Ball nicht dahin, wo er hingehört und nahm viele schwierige Würfe. Würfe, die dann nicht fallen wollten.

Defensiv ist der 36-Jährige zwar kein großer Verlust, aber auch ohne ihn war Phoenix' Verteidigung eine einzige Katastrophe und eines Teams, das angesichts schwächelnder Konkurrenz zumindest leise Hoffnungen auf die Playoffs hat, absolut unwürdig.

Dallas wiederum ließ über weite Strecken wunderbar den Ball laufen, erspielte sich zahllose gute Würfe und nutzte diese ab dem zweiten Abschnitt eiskalt. Selten hat man in der jüngeren Vergangenheit ein Mavs-Spiel gesehen, dass von Anfang bis Ende dermaßen einseitig war. Auch zu Beginn, als die Gäste zwischendurch in Führung lagen, gab es über den Ausgang der Partie nie einen Zweifel.

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