NBA

Dallas schlägt die Auswärts-Versager

Von Florian Regelmann
Mavs-Topscorer Dirk Nowitzki steuerte 24 Punkte zum Erfolg gegen die Wizards bei
© Getty

Die Dallas Mavericks (32-15) haben ihre Siegesserie mit dem nächsten Heimsieg weiter ausgebaut. Dirk Nowitzki und Co. besiegten die Washington Wizards (13-34) im American Airlines Center mit 102:92 und feierten den fünften Erfolg in Serie.

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Topscorer bei den Mavs war Dirk Nowitzki mit 24 Punkten. Tyson Chandler lieferte mit 18 Punkten und 18 Rebounds ein Monster-Double-Double. Jason Kidd (11 Punkte, 11 Assists, 9 Rebounds) verpasste nur knapp ein Triple-Double.

Für die Wizards trafen Nick Young und Rashard Lewis mit jeweils 18 Zählern am besten. Super-Rookie John Wall kam auf 17 Punkte und 10 Assists.

Washington kassierte im 24. Auswärtsspiel der Saison die 24. Niederlage und marschiert weiter einem neuen NBA-Negativrekord entgegen. Nur Dallas (29 Niederlagen / 1992-93) und die New Orleans Jazz (28 / 1974-75) haben in der Geschichte eine Saison mit mehr Auswärtsniederlagen in Serie begonnen.

Mavericks - Wizards: Die Highlights zum Spiel im Video bei ESPN

Reaktionen:

Rick Carlisle (Trainer Dallas)...

... über seine Auszeit im 2. Viertel: "Ich war sauer. So sauer war ich in der ganzen Saison noch nicht. Zu diesem Zeitpunkt haben wir eine Art Basketball gespielt, mit der man verliert. Danach haben wir uns sowohl in der Defense als auch in der Offense gesteigert."

... über die 4-0-Heimserie: "Wir haben unser Ziel erreicht, wir wollten alle vier Spiele gewinnen. Jetzt haben wir ein bisschen Momentum und wollen es mit auf den Trip nehmen."

Tyson Chandler (Dallas)...

... über die Carlisle-Auszeit: "Er war frustriert und er hatte das Recht dazu. Wir haben einige mentale Fehler gemacht und waren einfach nicht fokussiert. Ab dem Ende der ersten Halbzeit haben wir einen Zahn zugelegt und am Ende den Sieg eingefahren."

Jason Terry (Dallas): "Die Wizards sind ein Team, das wir von Anfang an unter Kontrolle hätten bringen müssen, aber es ist tough. Die fighten um ihr Leben. Sie haben ein junges Team, das versucht, in der Liga Fuß zu fassen."

John Wall (Washington)...

... über die Auswärtsmisere: "Jedes Mal, wenn du ein Spiel verlierst, denkst du daran. Man ist enttäuscht, aber es muss weitergehen. Wir haben jetzt noch ein Auswärtsspiel in New Orleans vor der Brust und ich glaube, dass wir nahe an einem Sieg dran sind. Wir müssen einfach lernen, wie man ein Spiel beendet und den Sack zumacht."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Da sich die Mavs gegen eine Weiterverpflichtung von Pavlovic entschieden haben, entsteht vor dem Wizards-Spiel ein Loch in der Starting Five. Stojakovic ist noch mindestens eine Woche von seinem Mavs-Debüt entfernt, Carlisle stellt Cardinal in die erste Fünf. Bei Washington beginnen Wall, Young, Booker, Lewis und Blatche. Ex-Maverick Howard (Knie) fällt weiter aus, dafür steht Top-Rebounder McGee (Grippe) wieder zur Verfügung.

7.: Nach einem Start auf sehr überschaubarem Niveau setzen sich die Mavs mit einem 8:0-Lauf zum ersten Mal leicht ab. Cardinal trifft sowohl aus der linken als auch aus der rechten Ecke den Dreier, dann dreht der wieder mit großer Energie spielende Chandler auf. Auch dank zwei schöner Assists von Nowitzki. 17:10 Dallas.

12.: Außer von Chandler, der fast schon ein Double-Double zu Buche stehen hat, kommt bei Dallas nicht mehr viel. Über Haywood ist Carlisle so verärgert, dass er ihn nach 1:18 Minuten sofort wieder vom Feld holt. Der bärenstarke Wall führt die Wizards auf einen 15:4-Run - sagenhaft wie der Rookie-Point-Guard aufs Tempo drückt und die Mavs ganz alt aussehen lässt. Auch Lewis und Hinrich treffen ihre Jumper. 25:21 Washington.

15.: Nowitzki ist zurück im Spiel und trifft sofort den Jumper, aber danach geht es mit der Wall-Show weiter. Erst findet er Thornton, dann bedient er Lewis mustergültig. Dallas ohne jegliche Energie. 32:23 Wizards. Carlisle ist stinksauer und nimmt die Auszeit.

20.: Nachdem die Wizards auf 12 weg waren (37:25), schalten die Mavs dann doch mal einen Gang hoch. Auf der einen Seite verstopft sich der starke Yi, auf der anderen findet Kidd Marion im Fastbreak. Dallas ist auf drei Zähler dran (40:43).

24.: Kidd for three! Nach vielen starken Assists jetzt das erste Field Goal für den Mavs-Spielmacher. Dallas hat das Spiel wieder gedreht. 50:49 zur Pause.

30.: Nowitzkis Dreier fällt gefühlte zwölfmal auf den Ring und fällt dann rein. Shooters-Touch eben. Die Wizards bleiben aber dran, Young findet jetzt seinen Rhythmus. 8:0-Lauf und schon führt Washington wieder. 60:58.

36.: McGee blockt den Dreier von Kidd, Wall schaltet den Turbo ein und trifft mit dem Buzzer. Die Mavs führen vor dem Schlussviertel 74:68. Dallas hat die Intensität in der Defense erhöht - Terry außerdem mit einer starken Phase im dritten Viertel.

42.: Fürchterliches Spiel im letzten Viertel. Nur noch Fouls und Freiwürfe, kein Flow, kein Rhythmus. Dann sperrt Mahinmi den Weg zum Korb geschickt für Nowitzki frei und der Superstar bedankt sich. Layup plus Foul. Saunders regt sich auf und kassiert ein Technisches. Nowitzki verwandelt auch diesen Freiwurf. 91:81 Dallas. Größter Mavs-Vorsprung des Spiels.

45.: Erst trifft Wall einen ganz schwierigen Dreier mit ablaufender Shot-Clock und jetzt sitzt auch noch der nächste Lewis-Wurf von Downtown. Die Mavs lassen die Wizards ein bisschen lange leben. 95:89 Dallas.

48.: Wall könnte auf 3 Punkte verkürzen, vergibt aber beide Freiwürfe. Dann pennen die Wizards auch noch hinten, denken, dass der Ball im Aus ist und lassen Chandler einen Offensiv-Rebound zurück ins Feld schlagen. Kidd, der den Dreier gerade nicht getroffen hatte, macht es beim zweiten Anlauf besser. Der Killer. 100:92 Dallas. Das war's. Liebe Wizards, so kann man halt auch einfach nicht gewinnen auswärts.

Der Star des Spiels: Tyson Chandler. Nowitzki bestätigte seinen Aufwärtstrend und zeigte eine starke und effiziente Leistung, aber auch gegen Washington wurde wieder einmal die wahnsinnige Bedeutung von Chandler für das Mavs-Spiel deutlich. Die nackten Zahlen (18 Punkte, 18 Rebounds in 30 Minuten) sagen schon viel, aber sie sagen natürlich nicht alles. Chandlers Präsenz, Energie und Selbstvertrauen waren erneut zu greifen. Normalerweise kommen die Coaches für das All-Star-Game kaum an Chandler vorbei. Der Center war gegen die Wizards auch deshalb wieder einmal so wichtig, weil Haywood seinem Coach nach der Partie erst mal wird erklären müssen, was genau er da auf dem Feld gemacht hat. Aber solange es diesen Chandler gibt, können die Mavs auch ganz schlechte Auftritte von Haywood wegstecken.

Der Flop des Spiels: Andray Blatche. 16 Punkte und 13 Rebounds - das klingt auf den ersten Blick sehr ordentlich. Aber eben nur auf den ersten Blick. Sowohl Coach Saunders als auch alle Wizards-Fans müssen verrückt werden, wenn sie sehen, wie Blatche sein Talent häufig verschleudert. Kurz vor Schluss ist Washington auf 4 Punkte dran, Saunders nimmt extra noch eine Auszeit, um den Spielzug anzusagen. Und was macht Blatche? Der schmeißt den Ball weg. Grauenvoller Turnover. Und grauenvoll war auch die Quote von Blatche aus dem Feld. 4/17. Und Young (6/20) war kaum besser.

Analyse: Die Wizards sind in einer Hinsicht das kurioseste Team der NBA in dieser Saison. Ihre Heimbilanz: 13-10. Ihre Auswärtsbilanz: 0-24. Nicht zu glauben. Vor allem deshalb nicht zu glauben, weil im Team von Flip Saunders durchaus Talent steckt. Allen voran natürlich in Person von John Wall, der eine fantastische Rookie-Saison spielt - nur wegen der konstant außerirdischen Leistungen eines gewissen Blake Griffin geht das manchmal ein wenig unter.

Es ist auch nicht so, dass die Wizards auswärts in jedem Spiel abgeschlachtet werden. In Oklahoma City hatten sie vor wenigen Tagen immerhin schon mal ein Top-Team am Rande der Niederlage. Die Wizards sind einfach nur sehr jung und der Stempel der Auswärts-Versager hat sich inzwischen - logischerweise - stark auf die Psyche ausgewirkt.

Auch in Dallas war Washington lange Zeit voll im Spiel, aber es fehlte am Ende wieder einmal der letzte Tick. Und vor allem die Erfahrung. Als es drauf ankam, konnten die Mavs immer noch eine Schippe drauflegen und spielten ihre Systeme gut durch, während die Wizards den Kopf verloren und eine miese Wurfauswahl hatten.

Es war eine undankbare Aufgabe für Dallas. Denn das erste Team, das zuhause gegen die Wizards verliert, will natürlich niemand sein. Die Mavs müssen sich höchstens vorwerfen lassen, die Wizards wegen einer eklatanten Schwäche von der Freiwurflinie etwas zu lange am Leben gelassen zu haben, aber ansonsten war es wieder ein guter Sieg für Dallas. Und auch ein Sieg des Trainers. Nach der deutlichen Ansprache von Carlisle in seiner Auszeit früh im zweiten Viertel traten die Mavs deutlich fokussierter auf.

Nowitzki findet weiter Schritt für Schritt zu seiner alten Form zurück. Die 100 Prozent scheinen in vielen Aktionen nicht mehr weit weg. Cardinal machte einen guten Job als neuer Starter - er tat vor allem das, was er am besten kann, nämlich von außen ein paar offene Würfe treffen, hinten Offensiv-Fouls annehmen, einfach solide sein.

Für die Mavs steht als nächstes ein kleiner Roadtrip mit Spielen in New York, Boston und Charlotte auf dem Programm. Insgesamt muss Dallas in den nächsten 30 Spielen 20 Mal auswärts ran, aber Dallas ist bekanntlich auswärts top. Ganz im Gegenteil zu den bemitleidenswerten Wizards.

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