NBA

Unfassbarer Zusammenbruch der Mavs

Von Florian Regelmann
Die Hornets drehten das Spiel gegen Dallas mit einem 8:0-Run in den letzten 50 Sekunden
© Getty

Die Dallas Mavericks (46-18) haben nicht zum ersten Mal in dieser Saison einen Sieg verschenkt. Bei den New Orleans Hornets (38-29) gaben Dirk Nowitzki und Co. ein Spiel aus unerklärlichen Gründen aus der Hand und verloren am Ende 92:93. In der Schlussphase machten die Mavs so gut wie alles falsch.

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Dirk Nowitzki war mit 26 Punkten (10/18 FG) zwar Topscorer der Partie, verfehlte aber in den Schlusssekunden den letzten Wurf zum möglichen Auswärtssieg. Auch Tyson Chandlers starke Leistung (16 Punkte, 13 Rebounds) nützte nichts.

Überragender Mann bei den Hornets war Point Guard Jarrett Jack, der den verletzten Superstar Chris Paul hervorragend vertrat und 13 seiner 21 Punkte im letzten Viertel erzielte. Marco Belinelli (4/7 Dreier) steuerte von der Bank kommend ebenfalls 21 Punkte zum Erfolg bei. New Orleans bleibt kein gutes Pflaster für die Mavs, es war schon die achte Niederlage in Folge.

Hornets - Mavericks: Die Highlights des Spiels im Video bei ESPN

Reaktionen:

Rick Carlisle (Trainer Dallas): "Wir müssen einfach tougher sein. In den letzten Minuten waren wir zu soft."

Dirk Nowitzki (Dallas): "In den letzten zwei Minuten haben wir so ziemlich alles falsch gemacht, um dieses Spiel noch zu verlieren. Da haben wir uns richtig schlecht angestellt. Wir hatten das Spiel ja eigentlich schon gewonnen."

Tyson Chandler (Dallas): "Ich hatte die Chance, das Spiel von der Linie aus zu entscheiden, aber ich habe zwei ganz entscheidende Freiwürfe nicht getroffen. Aber ich werde das nächste Mal wieder an die Linie gehen und dann werde ich sie auch reinmachen."

Monty Williams (Trainer New Orleans): "Ich denke nicht, dass irgendjemand geglaubt hat, dass wir dieses Spiel gewinnen können. Nur wir haben daran geglaubt. Du musst auf deinen Moment warten. Wir haben alles gegeben, unser Moment kam und wir haben ihn genutzt."

Jarrett Jack (New Orleans): "Ich denke, dass ich in meiner Zeit in der NBA gezeigt habe, dass ich ein ganz ordentlicher Spieler bin, der in die Bresche springen kann, wenn es nötig ist. Ich weiß, dass ich nicht der talentierteste, größte und schnellste Spieler bin, aber ich gebe immer alles."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Chandler hat seine Knöchelverletzung überstanden und kehrt nach drei Spielen Pause ins Team zurück. Dafür fällt Peja Stojakovic (steifer Nacken) kurzfristig aus. Für ihn rutscht Shawn Marion in die erste Fünf. Viel schlimmer trifft es die Hornets, die zum zweiten Mal in Folge auf All-Star-Point-Guard Paul (Gehirnerschütterung) verzichten müssen. Für ihn steht erneut Jack in der Starting Five. Trevor Ariza (Leiste) ist nach drei Spielen Pause wieder dabei.

5.: Starker Beginn der Mavs. Vor allem Beaubois kommt schnell auf Touren. Nach einem Fastbreak-Layup hat Roddy schon 7 Punkte auf dem Konto. 11:4 Mavs. Hornets-Coach Monty Williams reagiert und nimmt die Auszeit.

10.: Unglaubliche Phase. Beide Teams sind eiskalt und treffen absolut nichts. Die Mavs mit neun Fehlwürfen in Folge - New Orleans bringt durch West und Belinelli immerhin zwei Körbe zustande und verkürzt. 12:8 Mavs.

16.: Der Plan der Hornets ist klar. Sie attackieren Nowitzki in der Defense bei jeder Gelegenheit. Mehrfach setzt sich Landry gegen den Deutschen durch und trifft. New Orleans ist vorne. 24:21.

24.: Belinelli mit einem sensationellen Half-Court-Buzzer-Beater! Der Italiener und Landry halten die Hornets hier im Spiel. Dallas führt zur Pause aber dennoch mit 3 (46:43). Weil Nowitzki (14 Punkte) offensiv sein Ding macht und Barea (10 Zähler) mal wieder entscheidende Impulse von der Bank setzt.

31.: Chandlers Präsenz ist bei seinem Comeback deutlich zu spüren. Der Center hat jetzt schon ein Double-Double zu Buche stehen. Bei einem 6:0-Run der Mavs gehen alle Punkte auf sein Konto. Dallas setzt sich wieder leicht ab (58:52). Und jetzt gibt es auch noch zurecht ein Flagrant Foul gegen Belinelli, der Marion beim Fastbreak in den Kameramann geschubst hat.

36.: Terry war lange unsichtbar, aber in der letzten Minute des dritten Viertels taucht der Jet auf und verwandelt zwei Dreier. Die Refs erkennen dann auch noch einen Green-Buzzer-Beater ab. Dallas mit 10 Zählern vorne (70:60).

42.: Die Mavs waren nach einem Nowitzki-Jumper auf 11 Punkte weg, aber jetzt haben sie plötzlich riesige Probleme mit Jack. Der Paul-Vertreter dreht auf und bringt die Hornets wieder heran. Nur noch 77:73 Mavs.

44.: Nowitzki trifft den langen Jumper - und er hängt dabei noch dem starken Landry sein sechstes Foul an. Landry ist raus. Das könnte der entscheidende Schlag für die Hornets gewesen sein. Nach Nowitzkis Bonus-Freiwurf führen die Mavs 82:73.

46.: Kidd mit dem Extra-Pass in die Ecke, wo Cardinal - der in der Crunchtime also auf dem Feld steht - völlig frei ist und den Dreier netzt. 89:81 Mavs.

48.: Unfassbarer Zusammenbruch der Mavs in den letzten Minuten. Ein wilder Belinelli-Fallaway-Dreier startet das Comeback der Hornets, dann Nowitzki mit einem katastrophalen Fehlpass, Chandler setzt zwei Freiwürfe daneben, und als Höhepunkt foult Kidd Jack beim Dreierversuch. Der Hornets-Spielmacher bleibt cool von der Linie und bringt sein Team acht Sekunden vor Schluss in Führung. Nowitzkis potenzieller Game-Winner trifft nur den Ring. Aus und vorbei. Party-Time in New Orleans.

Der Star des Spiels: Jarrett Jack. Ohne den verletzten Paul lag viel Last auf den Schultern von Jack. Und der Backup bewies, warum er in so mach anderem Team ein Starter sein könnte. Jack hat überragende Scorer-Qualitäten. Gegen Dallas kam er schwer ins Spiel, fand dann aber immer besser seinen Rhythmus und war im letzten Viertel der wichtigste Faktor für die Wende zugunsten der Hornets. 13 seiner 21 Punkte erzielte Jack in den letzten zwölf Minuten. Darunter die entscheidenden drei Freiwürfe kurz vor Schluss. Wer solch einen Backup-Point-Guard hat, darf sich glücklich schätzen. Außerdem stark: Belinelli und Landry.

Der Flop des Spiels: Jason Kidd. Dass er von Paul ein ums andere Mal schwindlig gespielt werden kann, ist bekannt und im Grunde normal, aber dass er sich so von Jack abkochen lässt? Kidd lieferte eine schwache Vorstellung ab. Er traf nicht einen einzigen Wurf aus dem Feld und versagte vor allem auf seinem Spezialgebiet (0/5 von der Dreierlinie). Dass er bei einer 2-Punkte-Führung dann auch noch so ein ärgerliches Foul begeht, das die Partie letztlich drehte, passte ins Bild. Bei den Hornets war Arizas Ausbeute (0/10 FG) noch grauenvoller als die von Kidd, aber der Forward kompensierte viel durch exzellente Defense.

Analyse: Dass die Hornets ohne Superstar-Point-Guard Paul nicht das starke Team sind, das im Westen auf Playoff-Kurs liegt, war vor dem Spiel klar. Ohne Paul tat sich New Orleans schon bei der letzten Partie in Chicago offensiv extrem schwer - und gegen Dallas ging es zu Beginn im gleichen Stil weiter.

Die Hornets starteten eiskalt aus dem Feld, blieben dank ihrer engagierten Defense aber immer im Spiel. Und sie hatten Glück, dass sich die Mavs ihrerseits eine Schwächeperiode (11 Fehlwürfe in Serie) leisteten. Im Laufe des Spiels kam New Orleans besser in die Gänge. Der Game-Plan, Nowitzki in der Defense ständig zu attackieren, ging häufig auf. Vor allem Landry lieferte von der Bank kommend eine großartige Partie ab.

Nowitzki stand ihm aber in der Offensive in nichts nach. Typische Dirk-Jumper, gute Drives mit abgeschlossenen Dreipunktspielen - es war über weite Strecken eine ganz normale MVP-Leistung von Nowitzki. Unterstützung fand er in der ersten Hälfte diesmal von Barea, der den Hornets immer wieder weh tat.

In der zweiten Halbzeit setzten sich die Mavs dank eines bei seinem Comeback nach Verletzungspause bärenstarken Chandler ab und lagen im letzten Viertel mit bis zu elf Punkten Vorsprung in Führung (76:65). Selbst der Ausfall von Marion (Rippenverletzung), der nach einem harten Foul von Belinelli nicht weitermachen konnte, wurde kompensiert. Wie schon in Minnesota sprang Brian Cardinal in die Bresche. Als eben jener Cardinal zweieinhalb Minuten vor Schluss von Downtown traf, schien der nächste Sieg so gut wie perfekt.

Doch was dann folgte, war ein katastrophaler Zusammenbruch. Man kann nicht viel mehr falsch machen. Turnover produziert, Freiwürfe vergeben, schlechte Reboundarbeit (31:44-Rebounds insgesamt, 0 Offensiv-Rebounds in Halbzeit zwei), dumme Fouls begangen - so verspielten die Mavs in den letzten 50 Sekunden noch eine 7-Punkte-Führung (92:85) und verloren völlig verdient gegen aufopferungsvoll kämpfende Hornets.

Wieder ein Thema war das Rotations-Handling von Carlisle. Obwohl Stojakovic ausfiel, saß Corey Brewer die ganze Zeit auf der Bank. Dafür bekam DeShawn Stevenson Spielzeit und enttäuschte komplett. Und Beaubois kam, trotz starker Anfangsphase, erneut nicht über 13 Minuten hinaus. Es war jetzt schon das zweite Mal innerhalb von drei Spielen, dass die Mavs einen Sieg einfach hergeschenkt haben. Und das gegen einen Gegner, der ohne seinen Franchise-Player spielte. Unentschuldbar. Zeit darüber nachzudenken hat Dallas nicht - am Donnerstag kommen die Knicks nach Dallas und zwei Tage später sind die Lakers zu Gast.

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