NBA

Mavs-Niederlage trotz überragendem Jet

Von Maurice Kneisel
Dirk Nowitzki gelang zwar das bessere Spiel, Gegenspieler LaMarcus Aldridge (l.) aber der Sieg
© Getty

Die Dallas Mavericks verlieren Spiel drei der Best-of-seven-Serie bei den Portland Trail Blazers. Im ausverkauften Rose Garden konnten die Texaner lange mithalten, leisteten sich aber in der zweiten Halbzeit zu viele Fehler. Überragender Mann auf dem Court war Jason Terry, der teilweise die eigene Starting Five an die Wand spielte.

Cookie-Einstellungen

Der Topscorer der Partie war auch gleichzeitig ihr herausragender Akteur: Jason Terry versenkte 10 seiner 13 Versuche für 29 Punkte, zudem legte er auch 7 Assists auf. Dirk Nowitzki war mit 25 Zählern sowie 9 Rebounds auch wieder stark. Jason Kidd hingegen traf gerade mal drei seiner neun Versuche für 8 Punkte und leistete sich zudem 5 Turnover.

Bei den Trail Blazers stach Wesley Matthews, mit dem sich Terry zwischenzeitlich ein Wettballern lieferte, mit 25 Punkten (8-12) hervor. LaMarcus Aldridge holte 20 Zähler, Spielmacher Andre Miller 16 sowie 7 Assists. Während die restliche Portland-Bank blass blieb, konnte zudem Brandon Roy nach zuletzt schwachen Leistungen sowie seiner Teamkritik endlich wieder auf dem Feld überzeugen (16 Punkte in 24 Minuten).

Blazers - Mavericks: Die Highlights des Spiels im Video bei ESPN

Reaktionen:

Dirk Nowitzki: (Dallas Mavericks): "Die Blazers haben losgelegt wie die Feuerwehr und früh sehr gut gespielt. Wir konnten den Sturm zwar bändigen, aber wir waren nicht abgezockt genug. Wir haben den Ball zu oft hergeschenkt und zu viele Freiwürfe vergeben. Aber mir hat gefallen, wie wir gekämpft haben."

Rick Carlisle (Trainer Dallas Mavericks): "Unsere Probleme haben schon zu Beginn der Partie angefangen, als wir nur langsam ins Spiel gefunden haben und ihre Aggressivität uns unter Druck gesetzt hat."

Jason Terry (Dallas Mavericks): "Defensiv haben wir uns nicht reingehangen. Wir haben ihnen erlaubt, 97 Punkten zu erzielen, im Gegensatz zu den ersten beiden Spielen. Das ist der Grund, weshalb wir verloren haben."

Brandon Roy (Portland Trail Blazers)...

... über seine heutige Leistung: "Ich habe heute gespielt und bin in Fahrt gekommen. Das ist alles, was mich interessiert hat. Ich habe mir keine Gedanken über meine Spielzeit gemacht oder darüber, wer auf dem Court steht. Als ich an der Reihe war, habe ich losgelegt."

... über seine negativen Kommentare nach Spiel zwei: "Ich war heute nicht nervös. Die Fans haben mich toll unterstützt und schon vor meiner Einwechslung angefeuert. Das hat mir viel bedeutet. Wir haben zusammen eine Menge durchgemacht und zu sehen, dass sie noch immer hinter mir stehen, ist toll."

... über eine SMS, die er vor dem Spiel von Charles Barkley bekommen hat: "Darin stand 'Kopf hoch, hab Spaß da draußen und denke immer positiv.'"

Nate McMillan (Trainer Portland Trail Blazers): "Wir wissen ganz genau, was Brandon zu leisten imstande ist, und heute hat er es gezeigt."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Zwei Spiele, zwei Siege, dazu eine starke kämpferische Leistung in der letzten Begegnung. Wenn Dallas auch in Oregon so auftritt, stehen die Chancen gut, zumindest einen Auswärtssieg einzufahren. Eine interessante Statistik am Rande: Im Schlussviertel gelangen Dirk Nowitzki in den ersten beiden Partien zusammen 32 Punkte, seinem Gegenüber LaMarcus Aldridge hingegen gerade mal neun. Mal sehen, wie es heute läuft.

6.: Wesley Matthews zerstört Dallas bislang im Alleingang. Zunächst zwingt er den zuletzt so starken Jason Kidd zu seinem dritten Turnover, im Gegenzug haut er allen Ernstes den vierten Dreier in Serie rein. 16:7 Portland.

12.: Brandon Roy vergibt einen Versuch, im Gegenzug flitzt Peja Stojakovic übers Parkett und legt den Ball in den Korb. 26:23 Portland.

16.: J.J. Barea ist mittlerweile auf dem Court, und mit ihm ist auch mehr Energie ins Mavs-Spiel gekommen. Gerade hat Dirk die frisch gebackene Führung seiner Mannschaft mit einem Sprungwurf auf 37:32 ausgebaut.

18.: Dirk kommt jetzt richtig in Fahrt. Er postet gegen Matthews auf, fadet nach der Drehung zurück und versenkt einen schwierigen Wurf aus der Mitteldistanz perfekt. 41:39 Dallas.

24.: Der überragend agierende Jason Terry findet den draußen frei stehenden Nowitzki. Dirk prompt mit einem Dreierwurf, der reinfällt. 52:52 Unentschieden.

27.: Swish! Terry versenkt nach Zuspiel von Kidd einen perfekten Dreierwurf und bringt seine Mavericks dadurch wieder mit 57:54 in Führung.

36.: Gerald Wallace versucht, den Ball reinzulegen, wird aber von Dirk geblockt. Der Deutsche leitet den Gegenangriff ein, Terry schließt mit einem weiteren Dreier ab. 72:71 Dallas.

40.: Jetzt wird es bitter für Dallas: Nach zwei sicher verwandelten Dreiern durch Nicolas Batum sowie Gerald Wallace hintereinander steht Portlands aktueller Lauf bei 19-5, sie führen mittlerweile mit 85:74.

48.: Kidd brachte Dallas zwölf Sekunden vor Schluss nochmal auf drei Punkte ran, im Anschluss entschied Andre Miller aber mit zwei verwandelten Freiwürfen die Partie. 97:92 Portland.

Der Star des Spiels: Jason Terry. Unfassbar, was der sechste Mann der Mavericks in Portland geleistet hat. 29 Punkte von der Bank, dazu eine für einen Guard überragende Trefferquote. Noch unfassbarer ist eigentlich nur, dass sein Team letztlich trotzdem nicht gewinnen konnte. Der Jet hatte im zweiten Viertel zwischenzeitlich ebenso viele Punkte erzielt wie die komplette Mavs-Starting-Five zusammen, nämlich 17. Zudem war er, als Dallas im dritten und vor allem vierten Viertel schwächelte, teilweise der Einzige, der dagegen und sein Team somit im Spiel hielt.

Der Flop des Spiels: Jason Kidd. So überragend der Mavs-Veteran in den ersten beiden Partien gespielt hatte, so schwach war er heute. Vor allem zu Beginn wirkte Kidd erschreckend unsicher und ließ sich von der gegnerischen Defensive merklich unter Druck setzen. Das Ergebnis waren fünf Turnover - das Gros davon im ersten Viertel - die sowohl die Blazers als auch ihre Fans prompt ins Spiel brachten. Der Wurf des Spielmachers fiel deutlich schlechter als zuletzt, auch seine ungewohnt niedrige Assist-Menge spricht für sich. Kidd konnte die Partie zu keinem Zeitpunkt an sich reißen.

Analyse: Katastrophaler Start für Dallas im Hexenkessel Rose Garden, wo die Portland-Fans vom Tipoff weg eine überragende Stimmung erzeugten. Ein enormer Kontrast zu Hallen wie beispielsweise dem US Airways Center in Phoenix, wo man zwischendurch auch mal eine Stecknadel fallen hören kann.

Von der Atmosphäre angetrieben, erzeugten die Blazers enormen Druck und zwangen die Mavs zu Turnovers. Vor allem Kidd wurde bei jedem Ballbesitz attackiert und wirkte dadurch stark verunsichert. Im Gegenzug spielte Portland schnelle Angriffe, auch ihre Würfe fielen gut, wodurch früh eine deutliche 18-10-Führung für das Heimteam entstand.

Absolutes Highlight des ersten Viertels war natürlich die Serie von vier versenkten Dreierwürfen in Folge durch Wesley Matthews, der zwischendurch auch noch Kidd, aus dessen Rücken kommend, den Ball wegschnappte. Auf der Gegenseite war es Terry, der neben Nowitzki die Offensive in Fahrt hielt. Überhaupt war die Bank Dallas' größter Trumpf: Mehr als die Hälfte, nämlich 48 Punkte, kamen von Ersatzspielern.

Reichlich Punkte, teilweise starke Defensive und Führungswechsel satt - die erste Halbzeit hatte wirklich alles zu bieten. Besonders beeindruckend waren dabei die Trefferquoten: Portland versenkte 58 Prozent, Dallas in den ersten 24 Minuten sogar 60.

In der zweiten Hälfte fielen die Würfe dann auf beiden Seiten schlechter, am Gesamtbild der Partie änderte sich allerdings zunächst wenig. Weiterhin setzten beide Teams sich gegenseitig unter Druck, im Angriff wurde möglichst schnell der Abschluss gesucht.

Brandon Roy, der in den beiden ersten Playoff-Spielen völlig enttäuschte, gehörte heute zu Portlands Besten. Bis kurz vor Ende des dritten Viertels war er zudem der einzige Ersatzspieler der Trail Blazers, der überhaupt punkten konnte.

Im Schlussviertel brach Dallas völlig ein, während die Blazers einen starken 21-5-Lauf hinlegten. In der Mitte machte sich das Fehlen von Tyson Chandler bemerkbar, der mit Foulproblemen lange auf der Bank schmorte. Zudem stellten die Texaner zwischenzeitlich ihre Perimeter Defense ein, so dass Nicolas Batum und Gerald Wallace ihnen mit zwei Dreiern in Folge den K.o.-Schlag verpassen konnten.

Kurz vor Schluss brachte J.J. Barea zwar nochmal Energie ins Spiel und half seinem Team dabei, den Rückstand zu verkürzen. Die Niederlage konnte er dadurch letztlich aber auch nicht verhindern.

Ob es nun die Stimmung in Portland war oder der allgemeine Druck - Dallas wirkte ungewohnt unsicher, ließ sich teilweise sehr leicht unter Druck setzen. Das Ergebnis waren vermeidbare Fehler, wie die zahlreichen Turnover (16) oder die ungewohnt schwache Ausbeute von der Freiwurflinie (56,5 Prozent) - beides Aspekte, die die Mavericks letztlich den Sieg kosteten.

NBA: Ergebnisse und Spielplan der Playoffs

Artikel und Videos zum Thema