Point Guard
Das spricht für Mike Bibby: Sein Ex-College-Coach Lute Olson bezeichnete ihn vor über einem Jahrzehnt als "Jason Kidd mit einem Jump Shot". Ein mittlerweile ungültiger Vergleich, immerhin hat sich Kidd einen ordentlichen Wurf angeeignet und ist nach wie vor der wesentlich bessere Passer und Rebounder. Aber: Bibby versteht noch immer, den offenen Dreier zu treffen, was die Regular-Season-Quote von 44,1 Prozent (NBA-Platz 6) belegt. Womöglich kommt ihm die gleiche Rolle zu wie Gary Payton im 2006er-Finale. Selten effektiv - aber zur Stelle, wenn es einen wichtigen Wurf zu versenken gilt.
Das spricht für Jason Kidd: Fast alles. Kidd reboundet, passt, scort und verteidigt um Welten besser. Die fehlende Spritzigkeit gleicht er offensiv wie defensiv mit viel Cleverness und Robustheit aus. Auffällig: Während der 33-jährige Bibby in den Playoffs die Statistiken eines Greises auflegt, wandelte sich Kidd zu Benjamin Button. Er wird jünger und jünger. Ein Playoff-Vergleich: Bibby schießt 24,5 Prozent der Dreier und verliert fast so oft den Ball (14 Turnover), wie er Vorlagen verteilt (18 Assists). Kidd hingegen: 35,6 Prozent Dreier, 7,7 Assists, nur 2,3 Turnover.
Fazit: Vorteil Dallas.
Shooting Guard
Das spricht für Dwyane Wade: Angesichts von Kobe Bryants jüngstem Leistungsabfall gebührt Wade der Titel des besten Shooting Guards. Seine Drives sind kaum zu verteidigen, außerdem ist er ein über die Maßen guter Rebounder und Passer. Die Clutch-Performance in Spiel 5 gegen Chicago ist Zeuge seines Willens und seiner Nervenstärke.
Das spricht für DeShawn Stevenson: Überraschend für jeden, aber Stevenson erwies sich bei den beiden Regular-Season-Spielen als höchst erfolgreicher Wade-Stopper. 30 Minuten stand er mit Wade auf dem Parkett, in denen dem Heat-Star lediglich 2 Pünktchen gelangen und Miami 33 Zähler gegen Dallas einbüßte. In den 50 Minuten ohne Stevenson erzielte Wade hingegen 42 Punkte. Wenn der ohnehin schwache Distanzschütze Stevenson aufhört, überhastete Dreier zu nehmen und zu verwerfen, könnte er den Mavs durchaus von Wert sein. Zusammen mit Kidd hielt er bereits Kobe bei 23,3 Punkten und 29,3 Prozent Dreierquote.
Fazit: Vorteil Miami.
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Small Forward
Das spricht für LeBron James: Ist der kompletteste Basketballer seit Magic Johnson. Es gibt nichts, was er nicht beherrscht. Gegen Chicago erreichte er jedoch eine neue Dimension, als er sich für 25,8 Punkte, 38,9 Prozent Dreier, 7,8 Rebounds, 6,6 Assists, 1,8 Blocks, 2,4 Steals und zahlreiche Crunchtime-Shots verantwortlich zeichnete - und gleichzeitig Bulls-Superstar Derrick Rose aus dem Spiel nahm. Der 12 Zentimeter kleinere und flinkere MVP traf lediglich 6,3 Prozent seiner Würfe, wenn er von LeBron verteidigt wurde. 6,3 Prozent. Unfassbar.
Das spricht für Shawn Marion: Die früher außerordentliche Athletik ist ihm abhanden gekommen, er füllt dennoch fleißig die Boxscores (14,2 Punkte, 50 Prozent Wurfquote, 6,2 Rebounds), indem er anders als noch in Phoenix mehr in Brettnähe spielt und erstaunliche 91,5 Prozent der Würfe in der Zone versenkt. Sein Markenzeichen ist die Defense: 1,4 Blocks, 1,6 Steals. Aber: LeBron ist physischer und abgeklärter als etwa Oklahoma Citys Kevin Durant.
Fazit: Vorteil Miami.
Power Forward
Das spricht für Chris Bosh: Litt bis vor kurzem unter dem Ruf, noch vor Dirk Nowitzki der softeste Superstar der NBA zu sein. 23,2 Punkte, 60 Prozent Wurfquote und 7,6 Rebounds später gegen Chicagos überforderten Carlos Boozer heißt es plötzlich, dass Bosh durch das Stahlbad gegangen wäre und am Druck gewachsen sei. Ist mit der Größe von 2,11 Metern, den schnellen Füßen und den langen Armen zumindest theoretisch ein gutes Matchup gegen Nowitzki - wobei der Toughness-Faktor aber noch immer gegen Bosh sprechen dürfte.
Das spricht für Dirk Nowitzki: Bei aller Begeisterung gehen Nowitzkis Playoff-Statistiken fast unter: Für seine 28,4 Punkte trifft er abnormale 51,6 Prozent der Dreier und 92,0 Prozent der Freiwürfe. In den Playoffs besiegte er einen seiner meist unliebsamen Gegner (Portland), den amtierenden Champ (Lakers) und den amtierenden Scoring-König (Oklahomas Durant). Miami wird wohl vier verschiedene Gegenspieler auf ihn ansetzen (Bosh, Haslem, LeBron, Anthony) - aber auch das wird Miami nicht groß helfen, sollte Nowitzki seine Überform halten.
Fazit: Vorteil Dallas.
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Center
Das spricht für Joel Anthony: Offensiv nicht existent oder bestenfalls nicht produktiv: 3,3 Punkte und 33,3 Prozent Wurfquote in den Playoffs. In der Verteidigung jedoch durchaus bedeutsam, was 3,0 Blocks und 1,0 Steals gegen Chicago beweisen. Ein Malocher und ein zuverlässiger Help-Defender.
Das spricht für Tyson Chandler: Durchwachsene Thunder-Serie, die Big Men der Heat müssten ihm aber besser liegen. Schneller als Anthony, wuchtiger als Bosh: Es könnte Alley-oop-Dunks regnen. Fakt ist: Miami traf in den Playoffs noch auf keinen Center von einer solchen Qualität. Chicagos Joakim Noah ist offensiv limitiert, Jermaine O'Neal (Boston) und Spencer Hawes (Philadelphia) alt oder mittelmäßig.
Fazit: Vorteil Dallas.
Bank
Das spricht für Terry, Haywood und Co.: Tiefe, Variabilität, Dreier, Haywood als Backup-Center - keine Bank kommt nur annährend an die der Mavs heran. Als besonders wichtig könnte sich J.J. Barea erweisen: Gegen die körperlich starken Point Guards der Thunder erzielte er zwar wegweisende Körbe, defensiv aber gestattete er zu viele leichte gegnerische Punkte. Barea wird es entsprechend entgegenkommen, dass die Heat-Spielmacher bei weitem nicht so gefährlich sind, und er sich noch mehr als sonst darauf konzentrieren kann, Chaos zu stiften. Miami denkt daher sogar daran, dass LeBron Barea verteidigt.
Das spricht für Haslem, Miller und Co.: Mit Defensivtier Haslem, Scharfschütze James Jones und dem vielseitigen Mike Miller ist die Heat-Reserve besser als der Ruf. Nur: Alle drei sind entweder angeschlagen oder kehrten erst jüngst nach langer Verletzung zurück. Besonders Jones' Dreier wird gegen die Zonen-Verteidigung der Mavs von eminenter Bedeutung sein. Stellvertreter Chalmers wird ähnlich viele Minuten bekommen wie Bibby, sein Output hält sich jedoch ebenfalls in Grenzen.
Fazit: Vorteil Dallas.
Coach
Das spricht für Erik Spoelstra: Nach Monaten des Zweifels wird Spoelstra endlich als ernst zu nehmender Chefcoach anerkannt. Sein Verdienst: Ein System, in dem Platz für drei Superstars ist, ohne dass einer auf übermäßig viele Würfe zu verzichten hat. Eine Defense, die mit zum Besten in der Liga gehört. Eine neu besetzte 8-Mann-Rotation, die in der Bulls-Serie mitentscheidend für den Erfolg war.
Das spricht für Rick Carlisle: All die Kritik an seinem Coaching-Stil und seinem Handling der Rotation ist dahin. Vielmehr kehrte er nach zwei frühen Playoff-K.o.s zurück in die Kaste der Top-Trainer. Er gehört zum exklusiven Klub von sechs Coaches, die mit drei verschiedenen Klubs die Conference Finals erreicht haben. Die in der NBA einzigartig gut umgesetzte Misch-Defense aus Zone und Manndeckung der Mavs ist sein Verdienst.
Fazit: Unentschieden.
Prognose
SPOX-Experte Henrik Rödl: Dallas in 7.
SPOX-Redakteur Philipp Dornhegge: Miami in 6.
SPOX-Redakteur Haruka Gruber: Dallas in 6.
SPOX-Redakteur Florian Regelmann: Miami in 6.
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