24 Stunden bis zu Spiel 1 der Finals (Nacht auf Mittwoch, 2.45 Uhr im LIVE-TICKER), höchste Zeit also für die Triangle Offense: Die Meinungen gehen auseinander wie nie. Dallas oder Miami? Dirk oder LeBron? Oder doch Wade? Mit Henrik Rödl, Europameister mit dem DBB-Team, US-College-Champion mit North Carolina (beides 1993) und aktueller Coach des TBB Trier, diskutieren die SPOX-Redakteure Philipp Dornhegge, Haruka Gruber und Florian Regelmann die wichtigsten Thesen.
These: Miami hat keine Antwort auf Dirk Nowitzki.
Henrik Rödl: Es sieht so aus, als ob tatsächlich niemand eine Antwort auf Dirk findet. Er hat schon immer auf einem unglaublich hohen Niveau gespielt. Aber derzeit ist er in einer ganz besonderen Phase. Keiner kann ihn halten. Der einzige bei Miami, der es defensiv nur ansatzweise mit Dirk aufnehmen könnte, wäre Udonis Haslem. Für mich einer der wertvollsten Rollenspieler und generell einer der besten Verteidiger der NBA. Er vereint Athletik, Größe und Schnelligkeit, ansonsten sind Dirks Gegenspieler entweder zu klein oder zu langsam. Die physischen Voraussetzungen stimmen, entsprechend ist Haslem die beste Option, um Dirk irgendwie abzukühlen.
Florian Regelmann: Ich bin mir zwar sicher, dass LeBron in kritischen Situationen im letzten Viertel gegen Dirk verteidigen wird und ihm ein paar Probleme bereiten könnte, aber grundsätzlich gibt es kein Team der Welt, das im Moment auf Dirk eine Antwort hat. Aber ich gehe soweit zu behaupten, dass Miami überhaupt keine Antwort auf Dirk braucht. Warum? OKC besaß schon keine und hätte die Serie trotzdem mindestens um einiges verlängern müssen, wenn es sich nicht mit einer fatalen Mischung aus Kindergarten-Fehlern und Unerfahrenheit selbst zerstört hätte. Man darf nicht vergessen: Obwohl Dirk so unfassbar war, hätte es für die Mavs ohne die Schwäche des Gegners in einigen Spielen nicht gereicht.
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Philipp Dornhegge: Chris Bosh wird in der Defense gegen Dirk sicher ganz, ganz schlecht aussehen, das ist Fakt. Aber ich erwarte, dass es die Heat immer mal wieder mit LeBron James als Verteidiger versuchen werden - und der ist bekanntlich auf beiden Seiten des Feldes einer der Besten der Welt. James ist groß, kräftig und schnell genug, um Nowitzki zumindest phasenweise zu nerven. Mit seinen schnellen Händen kann er zudem die Pässe auf die Mitspieler erschweren. Abgesehen von James sehe ich aber in der Tat niemanden, der eine Chance gegen Nowitzki hat. Haslem und Bosh werden die meisten Versuche unternehmen, stoppen werden sie ihn nicht.
Henrik Rödl: Bosh hat keine Chance, das stimmt. Deswegen wird Miami in einer langen Finalserie gegen Dirk einiges ausprobieren, auch mit LeBron. Wobei das riskant ist: Dirk hat Größenvorteile, wird gegen LeBron am Korb punkten und Fouls ziehen. LeBron könnte Probleme bekommen.
Haruka Gruber: LeBron? Das kann nicht die Lösung sein. Vielleicht im vierten Viertel, wenn vorher überhaupt nichts geklappt hat. Aber wenn LeBron bei jedem Dallas-Angriff den Passweg auf Dirk zustellen, sich dann hinter ihn stellen und beim Aufposten seinen Körper dagegenhalten muss, fehlt ihm der Punch in der Offense. Es kostet unfassbar viel Energie, jedes Mal mit aller Kraft hochzuspringen, um Dirks Wurf irgendwie zu behindern. Auf Haslem bin ich gespannt. Sollte er so überzeugen wie in Spiel 2 und Spiel 3 gegen Chicago, geht es sich vielleicht aus. Aber ihm fehlt nach der langen Pause die Fitness für eine ganze Serie. Von daher: Es wird ein Schlachtfest für Dirk.
These 2: Marion wird nach Durant auch James entnerven.
These 3: Dwyane Wade wird erneut Finals MVP gegen Dallas.
These 4: Die Mavs-Zonen-Defense ist perfekt gegen Miami.
These 5: Dirk Nowitzki ist der beste Basketballer der Welt.
These: Marion wird nach Durant auch James entnerven.
Florian Regelmann: Bis zu einem gewissen Grad kann ich mir das vorstellen. Ich würde das auch nicht nur auf dieses Matchup beschränken wollen - es muss das Ziel der Mavs sein, ganz Miami zu entnerven. Die Chance dazu ist da. Ich bin mir zu hundert Prozent sicher, dass die Heat im Innersten die Mavs nicht ernst nehmen. Die Serie gegen Boston - das waren für Miami die Finals. Im Prinzip steht für sie seitdem fest, dass sie den Titel gewinnen werden. Nur: James lässt sich nicht so leicht entnerven wie Durant, dafür ist er viel zu abgezockt. Marion wird ohne Zweifel einen guten Job machen, aber er wird James nicht in solche unglaublich ineffektiven Spiele treiben können, wie er das mit Durant geschafft hat. James versteht das Spiel dafür viel zu gut und kann Dallas als Assistgeber genauso bestrafen wie als Scorer.
Haruka Gruber: Florian hat Recht: Marion erledigt einen guten Job, aber LeBron wird entweder 30 Punkte und 5 Assists oder eben 20 Punkte und 10 Assists abliefern. Das wird sich nicht vermeiden lassen, deswegen sollte sich Marion Substanz für die letzten drei, vier Minuten aufheben, so wie er es gegen Durant vorgemacht hat. Was Dallas Hoffnung machen sollte: Marion ist ein stolzer Spieler, entsprechend muss es ihm unter die Haut gegangen sein, als Durant seinen Dreier in Spiel 4 so gefeiert hat. LeBron neigt gelegentlich auch zu Protzerei - und das wird sich Marion nicht gefallen lassen. Ein Faktor ist auch Marions Offense. Seine Korbleger fallen nicht mehr so oft, aber er ist in der Transition und beim Aufposten noch gut genug, um LeBron zum Verteidigen zu zwingen und ihn damit zu ermüden.
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Henrik Rödl: Marion weiß eben ganz genau, was er seiner Mannschaft geben muss. Das Aufposten ist ja nicht umsonst ein fester Bestandteil des Mavs-Playbooks. Defensiv wird LeBron nicht zu stoppen sein, aber was Marion gelingen könnte, ist seine Effektivität einzugrenzen. Wie hochprozentig und mit welcher Konstanz erzielt LeBron seine Punkte? Marion ist zwar nicht mehr so athletisch wie vor zwei, drei Jahren, aber mit seiner Erfahrung trifft er in den wichtigen Momenten die richtigen Entscheidungen. Es wird ein sehr interessantes Matchup.
Philipp Dornhegge: Es hat ein paar Spiele gedauert, ehe sich Marion in der Thunder-Serie so richtig auf Durant eingestellt hatte, aber danach war Matrix überragend. Und das nicht nur defensiv, sondern eben auch im Angriff, wo er durch seine Postups, durch Schnellangriffe und die ständige Bewegung ohne Ball nur schwer zu greifen ist. Weil die Heat immer mal wieder leichte Ballverluste dabei haben, kann ich mir vorstellen, dass er auch in den Finals für viele Punkte sorgen wird. Und dass man James im Eins-gegen-eins verteidigen kann, hat zuletzt Chicagos Luol Deng in beeindruckender Manier gezeigt. Ich glaube, dass Dallas nicht von James besiegt werden wird.
Florian Regelmann: Man sollte jedoch eines nicht vergessen: Auf der Welt gibt es derzeit nur einen Basketballer, der im Moment diese gleiche Besessenheit und Entschlossenheit zeigt wie Dirk. Und das ist LeBron. Der Junge hat ein Jahr lang Hass ertragen, der weiß, dass außerhalb von Miami wohl so gut wie alle für die alten sympathischen Dallas-Jungs sind. Er weiß aber vor allem, dass ihn nur noch vier Siege vom Titel und einer unbeschreiblichen Genugtuung trennen. Der wird sich nicht von Marion aufhalten lassen.
These 1: Miami hat keine Antwort auf Dirk Nowitzki.
These 3: Dwyane Wade wird erneut Finals MVP gegen Dallas.
These 4: Die Mavs-Zonen-Defense ist perfekt gegen Miami.
These 5: Dirk Nowitzki ist der beste Basketballer der Welt.
These: Dwyane Wade wird erneut Finals-MVP gegen Dallas.
Philipp Dornhegge: Das würde voraussetzen, dass Miami den Titel holt. Und weil ich davon ausgehe, dass es so kommen wird, sage ich: Ja, Wade bekommt den MVP-Award. Marion wird James Probleme bereiten und dieser deswegen nur der Sidekick für Wade sein. Denn: Dallas hat keinen Gegenspieler für Wade. Stevenson wäre sicher nicht die schlechteste Lösung, aber wir wissen alle, dass er offensiv kaum ein Faktor ist und dass deshalb die meisten Minuten auf der Zwei an Terry gehen werden. Und Marion kann sich nicht um Wade kümmern, wie er das gegen L.A. bei Kobe Bryant getan hat, weil er sich eben noch um James kümmern muss. Ich erwarte absolute Monster-Finals von Wade. 30 Punkte pro Partie sind nicht utopisch.
Haruka Gruber: Philipp, Wade wird nie und nimmer der Finals-MVP. Die Geschichte von 2006 hat Charme, aber Miami ist nicht mehr Wades Team. In der Kabine vielleicht, aber auf dem Platz gibt eindeutig LeBron die Richtung vor. Von daher: Wenn Miami gewinnt - was ich nicht glaube - wird LeBron zum MVP gewählt. Generell ist es irgendwie seltsam, was mit Wade in der Bulls-Serie los war. Gegen Boston hat er richtig stark gespielt, und dann trifft er plötzlich nicht mehr als 40 Prozent der Würfe? Und diese Schultergeschichte scheint doch nicht so harmlos zu sein, wie es Miami darstellt. Sollte er hingegen ganz fit gewesen sein und dennoch gegen den guten, aber nicht herausragenden Verteidiger Keith Bogans so schlecht schießen - warum sollten nicht auch Jason Kidd oder Stevenson ähnliches gelingen?
Henrik Rödl: Ich kann nur warnen, Haruka: Wade sollte man nie unterschätzen. Gegen Chicago war LeBron der Chef, das simmt. In der Regular Season haben sie sich aber die Chefrolle nach Belieben aufgeteilt, je nach Gegner und Spielsituation. Das ist eben die besondere Klasse der Heat: Trotz einer unglaublichen individuellen Klasse hat keiner ein Problem damit, sich zurückzunehmen. Wade weiß, wie man den Titel gewinnt, und wird alles in Bewegung setzen, um das zu wiederholen.
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Florian Regelmann: Eine Sache spricht gegen Miami: Während die Mavs die Saison über immer wieder einen Weg fanden, in der Crunchtime Spiele für sich zu entscheiden, haben die Heat das ganze Jahr bewiesen, dass sie auf Knopfdruck komplett versagen, wenn es in Topspielen zum Schluss um die Wurst geht - ausgenommen die Bulls-Serie. Miami wird gegen Dallas aber so etwas von nervenstark sein. Und das dank Wade. Die Heat sind nach wie vor sein Team. Er hat die Finals 2006 völlig alleine gewonnen - und ich glaube, dass es wieder seine Finals werden. Gerade in der Crunchtime. Bei Miami wird es nicht so einen Unfug wie bei den Thunder geben, dass ERIC MAYNOR in der wichtigsten Possession der Saison alle Mitspieler, inklusive die All-Stars, aus dem Weg winkt und bodenlos schlecht einen Airball wirft. Wade übernimmt die Finals und die Mavs haben niemanden, der ihn stoppen kann. Die Mavs-Defense gegen die Dribble Penetration war schon gegen OKC häufig jämmerlich, das wird ihnen gegen Miami noch mehr wehtun.
Henrik Rödl: Die Shooting-Guard-Position ist wirklich das einseitigste Matchup der Finals-Serie. Wobei: Kidd ist es gegen die Lakers schon gelungen, Kobe Bryant einzudämmen. Und sollte das nicht funktionieren, bleibt noch die Zonen-Verteidigung, um Wades Kreise zu stören.
These 1: Miami hat keine Antwort auf Dirk Nowitzki.
These 2: Marion wird nach Durant auch James entnerven.
These 4: Die Mavs-Zonen-Defense ist perfekt gegen Miami.
These 5: Dirk Nowitzki ist der beste Basketballer der Welt.
These: Die Mavs-Zonen-Defense ist perfekt gegen Miami.
Florian Regelmann: Die Zone ist nicht nur das perfekte Mittel, sie ist das einzige Mittel gegen Miami. In der Mannverteidigung können die Heat Dallas böse auseinander nehmen. Gegen die Zone hat Miami dagegen so seine Probleme gehabt. Die Mavs sind ein reines Jumpshooting-Team, aber die Frage ist, ob die Heat ihre offenen Würfe treffen. Dallas muss genau das testen: Schaffen es Mike Bibby, Mario Chalmers und Mike Miller, die Dreier zu versenken? Eins ist sicher: Die Serie wird in der Defense entschieden. Dallas darf sich auf keinen Fall - wie oft gesehen - einen großen Rückstand einhandeln und darauf hoffen, das Spiel im letzten Viertel zu drehen. Das wird nicht klappen, egal wie gut die Zone umgesetzt wird.
Philipp Dornhegge: Grundsätzlich glaube ich schon, dass die Zone das perfekte Mittel ist. Miami hat mit James, Jones oder mit Abstrichen Miller und Chalmers zwar potente Distanzschützen, aber nicht in dem Maße wie Dallas. Wade und James leben ja auch nicht vom Dreier, ganz im Gegenteil. Allerdings: Wenn die Distanzschützen heiß laufen, könnte es schwer werden für Dallas. Zwar macht in der Zonenverteidigung Chandler den direkte Weg zum Korb zu, aber an der Dreierlinie rotieren Terry und Barea zu oft nicht schnell genug, sodass der Gegner immer wieder ganz offene Würfe bekommt. Mindestens genau so wichtig wie die Halbfeld-Verteidigung ist aber die Transition Defense. Die Heat können jede Mannschaft durch schnelles Umschalten in Grund in Boden rennen, wenn man sie lässt. Ballkontrolle und das Verhindern von Fastbreaks werden deshalb die Schlüsselfaktoren sein.
Henrik Rödl: Dallas wird die Zone phasenweise versuchen müssen, alleine schon, um James und Wade mit etwas anderem als der Manndeckung zu konfrontieren. Aber: Die Heat verfügen auch über einige Schützen, die die Zone auseinanderreißen können. Daher kann die Zone nur ein Instrument sein, um das Tempo zu wechseln. Wichtiger als Zonen- oder Mannverteidigung ist für mich die Frage, welcher Maverick Chris Bosh deckt. Bosh wird versuchen, aggressiv zu beginnen, Punkte zu machen und Dirk zu Fouls zu zwingen. Sollte das gelingen, muss Tyson Chandler Bosh übernehmen - wodurch Chandler aber gebunden ist und nicht mehr aushelfen kann, wenn James und Wade zum Korb ziehen. Eine weitere Schlüsselfrage hat Philipp schon gestellt: Kein Team beherrscht so gut die Transition Offense wie Miami. Entsprechend muss es den Mavs gelingen, immer zwei, drei Spieler vor LeBron und Wade zu halten. Ich bin gespannt, ob es Dallas hinbekommt.
Haruka Gruber: Nur Zone zu spielen ist genauso sinnlos wie ausschließlich Manndeckung. Die Thunder-Serie hat gezeigt: Die Mischung macht's. Coach Carlisle hat es super verstanden, zwischen Mann-gegen-Mann und Zone und für einige Spielzüge sogar eine Doppel-Verteidigung bis zur Mittellinie zu variieren. Normalerweise leidet die Abstimmung darunter, aber Dallas beherrscht die Systeme so gut, dass es klappt. Sollten die Mavs in der Zone verteidigen, wäre Miamis Jones die größte Gefahr, weil er am zuverlässigsten den Dreier trifft. Aber er ist verletzt oder wurde aus welchem Grund auch immer aus der Rotation genommen, das kommt den Mavs sehr entgegen. Aber auch in der Manndeckung sehe ich es nicht so düster wie die anderen hier. Wenn sich Dirk um Bosh kümmert, kann sich Chandler auf die Help-Defense konzentrieren - und dann wird sich LeBron zweimal überlegen, ob er zum Korb zieht oder nicht.
These 1: Miami hat keine Antwort auf Dirk Nowitzki.
These 2: Marion wird nach Durant auch James entnerven.
These 3: Dwyane Wade wird erneut Finals MVP gegen Dallas.
These 5: Dirk Nowitzki ist der beste Basketballer der Welt.
These: Dirk Nowitzki ist der beste Basketballer der Welt.
Philipp Dornhegge: Nein, der beste Basketballer der Welt ist LeBron James - und zwar mit inzwischen ordentlichem Vorsprung vor allen anderen Kandidaten. Die Playoffs haben den Beweis geliefert, dass MVP Derrick Rose und Durant noch ein, vielleicht sogar zwei Jahre auf die Weide müssen, und dass Kobe langsam nachlässt. Man kann über James als Typen denken, was man will - ich selber bin sicher nicht sein größter Fan -, als Spieler ist er das Nonplusultra: brutal schnell, brutal kräftig und mit absolutem Gardemaß ausgestattet. Dazu ist er spielintelligent, hat eine exzellente Übersicht und verteidigt wie ein Teufel. Sein Jumpshot ist vielleicht nicht elitär, ansonsten gehört er in jeder Hinsicht zur Creme de la Creme. Dieses Gesamtpaket bietet Nowitzki nicht. Seine Defense zum Beispiel habe ich bei vielen Gelegenheiten schon kritisch beäugt.
Henrik Rödl: Dass die Defense nicht Dirks größte Stärke ist, weiß jeder. Vor allem fehlt ihm in der Verteidigung die Schnelligkeit. Aber so krass sehe ich das nicht. Dirk kann mittlerweile mit seinen Schwächen umgehen und diese kompensieren. Seine 2,13 Meter müssen erst überwunden werden, außerdem hat er lange Arme und ein extrem gutes Timing und eine extrem gute Antizipation. Über seine Offensivqualitäten wurde bereits genug gesagt. Aber ihm dennoch den Titel als besten Basketballer zu geben, fällt mir schwer. Er profitiert derzeit davon, dass er in seinem Team mehr heraus sticht als Wade oder LeBron in Miami. Aber diese beiden sind fast auf dem gleichen Niveau, auch wenn im Moment Dirk der Beste ist.
Florian Regelmann: Die Betonung liegt auf "im Moment". Wenn man sieht, was Dirk gerade für eine Ausstrahlung hat, wie komplett er geworden ist und was für unmenschliche Würfe er trifft, gibt es da für mich keine zwei Meinungen. Ich würde mein gesamtes Hab und Gut verwetten, wenn Dirk zurzeit an der Freiwurflinie steht. Das ist so brutal automatisch. Ein paar Schüsse, die er getroffen hat, waren im "Wow-Faktor" auf Jordan-, Tiger- oder Federer-Niveau. Da haut es einen nachts echt vom Stuhl. Trotzdem möchte ich die Einschränkung machen, dass es eine Momentaufnahme ist. Novak Djokovic ist der beste Tennisspieler, im Moment. Luke Donald ist der beste Golfer, im Moment. Ryan Kesler ist wahrscheinlich der beste, weil kompletteste Eishockeyspieler, im Moment. Es gibt immer eine Gruppe an Jungs, die in ihrer Sportart ganz oben ist. Und da ist Dirk im Moment in der Tat das Nonplusultra.
Analyse: 5 Gründe, die für Dallas sprechen
Haruka Gruber: Was soll diese Einschränkung "im Moment"? Dirk hat schon eine starke Regular Season gespielt. Rose war klasse, LeBron auch - aber wie Dirk trotz seiner Verletzung die Mannschaft getragen hat, wie effizient er gespielt hat, wie abhängig die Mavs von ihm waren. Wenn Dirk etwas angesehener wäre, hätten mehr Leute für ihn als Regular-Season-MVP abgestimmt. Und der Kritikpunkt von Philipp ist Quatsch: Klar ist Dirk kein Edelverteidiger, aber in den Playoffs hat Dirk auch defensiv den Ton angegeben. Als Chandler gegen die Thunder wegen seiner Fouls und seinem schwachen Rebounding verunsichert war, übernahm Dirk auch in der Defense und hat ordentlich J.J. Barea oder Brendan Haywood zusammgengestaucht, wenn sie nachlässig verteidigt haben. Wie Dirk zum Beispiel gegen Kendrick Perkins oder zuvor in der Lakers-Serie gegen Pau Gasol geackert hat - Respekt. Ich vermute, dass auch Bosh am Brett nicht viel zu melden hat, wenn es gegen Dirk geht. Und: Jeder bejubelt die neue Clutch-Qualität von LeBron, aber vor vier Wochen hat er nichts getroffen, wenn es ans Eingemachte ging. Dirk hingegen versenkt die wichtigen Würfe seit eh und je, egal gegen welchen Gegner.
Philipp Dornhegge: An der Tatsache, dass LeBron James der beste Basketballer der Welt ist, ändert es nichts. Aber Haruka hat insofern recht, dass Dirk offensiv ein wandelnder Matchup-Alptraum und mit einem Arsenal an Würfen ausgestattet ist. Auf der Welt ist das einzigartig. Die Art und Weise, wie ihn viele Amerikaner, egal ob Presse oder Fans, lange Zeit nur als einen von vielen guten Spielern gesehen haben, hat mich tierisch genervt. Besonders, dass er angeblich ein mittelmäßiger Playoff-Spieler sein soll, ist natürlich absurd. Insofern freue ich mich unheimlich, dass Nowitzki dieses Jahr so ziemlich jedem Kritiker das Maul gestopft hat. Plötzlich wird er mit Larry Bird und Michael Jordan in einem Atemzug genannt. Das ist vielleicht übertrieben, aber wenn er den Titel tatsächlich nach Dallas holt und die Dämonen von 2006 vertreibt, wäre er endgültig unsterblich.
Henrik Rödl: Das hätte sich Dirk verdient wie kaum ein anderer. Was die Einstellung anbetrifft, war er schon immer ein Phänomen. Bei ihm kommt alles zusammen: Talent, Fleiß, Spielintelligenz und Konzentration. Ich habe den Eindruck, dass er in allem, was er derzeit macht, besonders fokussiert ist. Er hat so einen Tunnelblick, den ich vorher nicht kannte. Der Blick muss für jeden Gegner Angst einflößend sein. Ich tippe auf ein knappes 4-3 für Dallas.
Haruka Gruber: 4-2 Dallas.
Philipp Dornhegge: Viel zu optimistisch, 4-2 für Miami.
Florian Regelmann: So leid es mir für Dirk tut: ebenfalls 4-2 Miami.
These 1: Miami hat keine Antwort auf Dirk Nowitzki.
These 2: Marion wird nach Durant auch James entnerven.