NBA

Die Mavs sind jetzt ganz dicht dran!

Von Philipp Dornhegge
Jason Terry machte mit einem Dreier in der Schlussminute den Sieg für die Mavericks perfekt
© Getty

Zum ersten Mal in der Finalserie 2011 hat eine Mannschaft zwei Siege in Folge einfahren können. Die Dallas Mavericks schlagen die Miami Heat mit 112:103 und gehen in der Best-Of-Seven-Serie mit 3-2 in Führung. Bei zwei Auswärtsspielen in Florida benötigt die Mannschaft von Topscorer Dirk Nowitzki jetzt noch einen weiteren Erfolg, um die Meisterschaft zu gewinnen. Spiel sechs findet in der Nacht von Sonntag auf Montag (ab 1.45 Uhr im LIVE-TICKER) statt.

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Dirk Nowitzki führte sein Team nach überstandener Fiebererkrankung mit 29 Punkten zum Sieg, ganz wesentlich für den Erfolg waren aber auch drei Guards: Jason Terry markierte 21 Punkte, J.J. Barea, der erneut den Vorzug vor Stevenson erhielt, kam auf 17 Zähler und Jason Kidd auf 13. Zusammen versenkten sie 10 Dreier und verteilten 17 Assists.

Für die Miami Heat verbuchte LeBron James ein Triple-Double (17 Punkte, 10 Rebounds, 10 Assists), Dwyane Wade zog sich im ersten Viertel eine Hüftprellung zu, kam aber trotzdem noch auf 23 Zähler. Chris Bosh hatte ein Double-Double zu Buche stehen (19 Punkte, 10 Rebounds).

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Reaktionen:

Jason Terry (Dallas): "Wir sind ein Team, das sich wehrt und das kämpft. Wir haben die ganzen Playoffs über harte Schlachten geschlagen, das hört jetzt bestimmt nicht auf. Es wird sogar noch schwerer, aber wir sind bereit. Wir sind unglaublich fokussiert, und dieses Jahr sind wir an der Reihe."

... über seine Leistung: "Ich habe mich super gefühlt. Ich hatte gleich meinen Rhythmus, war aggressiv - und genau so muss es weiterhin sein. Mit unserer Defense waren wir nicht zufrieden, aber wenn wir 100 Punkte machen, dann weiß jeder, was passieren wird."

Rick Carlisle (Trainer Dallas): "Wir haben einfach mehr Würfe verwandelt. Wir haben defensiv ein paar gute Sachen gemacht, die uns wiederum offensiv geholfen haben. Aber wir müssen im nächsten Spiel sicherstellen, dass wir nicht nur teilweise, sondern konstant auf hohem Niveau verteidigen."

Dirk Nowitzki (Dallas): "Wir hatten keine Lust, ihnen zwei Chancen zu geben, zu Hause den Titel perfekt zu machen. Genauso haben wir im vierten Viertel gespielt. Das war ein großer Sieg für uns. Auch Spiel 6 am Sonntag wollen wir angehen, als ginge es um alles."

LeBron James (Miami): "Ich hätte sicher mehr für mein Team machen können. Aber am Ende des Tages geht es um Sieg oder Niederlage. Ein Triple-Double bedeutet nichts, wenn man verliert. Also werden wir in Spiel sechs noch besser sein."

Chris Bosh (Miami): "Wir haben das ganze Jahr für den Heimvorteil gekämpft. Jetzt sind wir 2-3 hinten, aber mit zwei Siegen zu Hause ist alles in Ordnung. Das müssen wir im Kopf behalten."

Dwyane Wade (Miami) über seine Hüftprellung: "Ich spreche nicht über Verletzungen. Es war ärgerlich, dass ich zwischenzeitlich raus musste. Aber ich konnte zurückkommen und das Spiel zu Ende bringen. Und wenn man auf dem Feld steht, dann gibt es keine Ausreden."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Miami wie gewohnt mit Bibby, Wade, James, Bosh und Anthony, die Mavericks schicken wie zuletzt Kidd, Barea, Marion, Nowitzki und Chandler als erste Fünf aufs Feld. Nowitzki ist nach seinem Fieberanfall wieder gesund und sollte noch besser spielen als in Spiel vier.

5.: Dreier von Kidd, das ist ein gutes Zeichen! Aber dann wird hinten gepennt, James ist auf und davon. Was soll's, anschließend macht Nowitzki zwei Jumper rein, Marion die nächsten Fastbreak-Punkte! Auszeit, Miami, 13:6 Mavs.

12.: Autsch!!! Erst lassen die Mavs zweimal Howard blank aus der Mitteldistanz werfen, dann schmeißt Kidd im letzten Angriff den Ball wie ein Anfänger zu Miller. Der findet Chalmers - und der Point Guard trifft von der Mittellinie! Die Heat führen, 31:30.

17.: Es regnet Dreier - auf beiden Seiten! Erst Chalmers mit seinem dritten, dann Barea mit dem fünften insgesamt für Dallas. Ein High-Scoring-Game: Wer hätte das gedacht? 45:44 Heat.

22.: Exzellente Reboundarbeit am offensiven Brett von Chandler. Mit purem Einsatz holt er ein Foul heraus und sichert seinem Team eine weitere Wurfchance. Und dann ist er es passenderweise selbst, der für den Ausgleich sorgt! Der Center ist jetzt schon bei 11 Punkten. 52:52.

31.: Barea macht in dieser Phase mit Bibby, was er will. Der Puertoricaner hat schon zwei Dreier und einen herrlichen Floater von der Seite versenkt. Kein Wunder, dass Chalmers jetzt kommt. 75:69 Mavs.

37.: Wahnsinn, was der kleine Barea heute spielt! Jetzt spielt er auch Chalmers einen Knoten in die Beine - und macht den Korbleger mit Foul! 88:81 Mavs.

43.: Ganz, ganz schwache Defense und ganz, ganz schwache Offense der Mavs in dieser Phase. Miami bekommt einen Korbleger nach dem anderen, Nowitzki sieht nicht mal den Ball. Die Heat führen erstmals in der zweiten Hälfte, 96:95.

46.: Die Mavs führen wieder. Nowitzki geht die Baseline runter und stopft den Ball! Dann James mit dem Offensivfoul, ganz stark von Chandler! 102:100 Mavs.

47.: Kidd for three! Hier macht wirklich jeder Mav heute mit! Klasse Drive und Kickout von Terry gegen James, der ein Wahnsinnspiel macht! 105:100 Mavs.

Der Star des Spiels: Die Guards der Mavs. Absolut phänomenal, wie sich Jason Terry, J.J. Barea und Jason Kidd in Spiel fünf in Szene setzten. Alle drei setzten mit ihrem Passspiel und von außen Akzente und wurden so kaum ausrechenbar für die Heat-Verteidigung. In einem Spiel, in dem es Miami klar darauf anlegte, dass ihn im Schlussviertel nicht wieder Dirk Nowitzki den Garaus macht, nutzten die Guards ihre Freiräume und blieben vor allem auch in der Crunchtime eiskalt.

Der Flop des Spiels: Aufgrund seines erneut rätselhaften Abtauchens in der Schlussphase hätte man sicher wieder LeBron James zum Flop machen können, aber nach einem Triple-Double wollen wir nicht übertreiben. Hauen wir lieber auf Mike Bibby ein, der als erfahrener Spieler sicher etwas zum Spiel der Heat beitragen können sollte. Aber nix da: Der ehemals vorzügliche Point Guard bewegt sich wie eine Leiche über das Feld, nimmt an der Offense praktisch nicht teil und ist in der Defense beweglich wie eine Litfasssäule. 15 Einsatzminuten waren eigentlich noch deutlich zu viel für den "Starter".

Analyse: Verkehrte Welt in den Finals: Waren die ersten vier Spiele ein Ringen um jeden Punkt, ging in Spiel 5 in der ersten Hälfte die Post ab. Dallas schoss 66 Prozent aus dem Feld, Miami hielt mit einer exzellenten Freiwurfquote (12 von 14 in Halbzeit eins) und guter Reboundarbeit dagegen. Beide Teams konnten sich zwischendurch immer mal wieder absetzen, besonders wenn mal ein, zwei Dreier in Serie fielen. Aber zur Pause war die Partie weiterhin komplett offen.

Obwohl Dirk Nowitzki sein Fieber auskuriert hatte, tat sich der Deutsche in der ersten Hälfte schwer. Nicht, weil sein Wurf nicht fiel, sondern weil seine Mitspieler es oft gar nicht erst schafften, ihn in eine gute Position zu bringen. Erst in den letzten Minuten riss er die Partie stärker an sich - und traf gegen Udonis Haslem, Joel Anthony und Chris Bosh. Nach 24 Minuten stand er dann doch schon wieder bei 16 Zählern.

Weil Center Tyson Chandler und Jason Terry offensiv fleißig mitmischten, stand eine leichte Führung zu Buche. Heat-Coach Erik Spoelstra war sehr unzufrieden mit der Defense seiner Mannschaft, aber das Gleiche ließ sich auch über seinen Kontrahenten Rick Carlisle sagen. Erneut war Dallas gerade bei der Reboundarbeit nicht bei der Sache und schenkte einige Bälle völlig unnötig her.

Der viel gescholtene LeBron James, der in Spiel vier mit 8 Punkten den schlechtesten Playoff-Auftritt seiner Karriere hingelegt hatte, war dabei häufig mittendrin und ging in punkto Motivation voran. Dwyane Wade gelangen zwar 11 Zähler, aber eine Hüftprellung setzte dem Finals-MVP-Anwärter im zweiten Viertel merklich zu.

In der zweiten Hälfte stand Wade nicht mal in der Startformation. Er versuchte es zwar noch mal, konnte zunächst aber keine Akzente setzen. Dafür ging bei den Mavericks das Dreierfestival der ersten Hälfte weiter. Nowitzki, Kidd und zwei Mal Barea trafen von Downtown und sorgten so für die größte Führung der Mavs in diesen Finals (9 Punkte). Doch Miami konterte erneut, und das vor allem über LeBron James, der jetzt verstärkt seinen Wurf suchte.

Als Carlisle Chandler eine Verschnaufpause gönnte und Ian Mahinmi brachte, nutzten deas die Heat sofort für einen Run und übernahmen fünf Minuten vor Schluss erstmals anch dem Seitenwechsel die Führung. Sah es so aus, als wäre diesmal der Gast mit einem Comeback-Sieg an der Reihe, wendete sich das Blatt gleich wieder, als Chandler zurück kam. Fortan stand die Defense der Mavs wie eine Eins und machte es insbesondere James immer schwerer.

Dem King gelangen wieder nur 2 mickrige Punkte im Schlussviertel - zu wenig für Miami. Zwei ganz wichtige Dreier von Kidd und Terry machten den Deckel für die Mavs drauf und sicherten Dallas erstmals in der Geschichte der Franchise den dritten Sieg in einer Finalserie - und damit die Möglichkeit, in Spiel sechs den Titel nach Texas zu holen.

Miami kassierte zum ersten Mal in diesen Playoffs zwei Pleiten in Folge und steht jetzt seinerseits mit dem Rücken zur Wand, nachdem es sich zwei Spiele zuvor noch in einer komfortablen Position gesehen hatte.

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