NBA

Dallas droht das Worst-Case-Szenario

Von Haruka Gruber
Dirk Nowitzki und die Dallas Mavericks: Die Angst vor dem großen Nichts
© Getty

Die Dallas Mavericks verlieren nicht nur Spiel 3 gegen die Oklahoma City Thunder , sondern auch massig Kredit in der Öffentlichkeit. Doch es könnte noch schlimmer kommen: Das Dream Team 2012/13 bleibt womöglich ein Traum: Deron Williams bevorzugt angeblich die Brooklyn Nets.
 
 

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Zumindest war Rick Carlisle eines nicht vorzuwerfen: fehlende Weitsicht. Offensichtlich bekam er mit, dass sich in den vergangenen Tagen die Wahrnehmung der Dallas Mavericks in der Öffentlichkeit ins Negative verkehrt hatte - und bemühte sich nach dem blamablen 79:95 gegen die Oklahoma City Thunder um eine bessere Außendarstellung.

"Wir waren frustriert mit den Referees, aber wir werden die Schuld nicht bei den Referees suchen. Wir werden uns nicht hinsetzen und eine Reihe von Entschuldigungen aus den Fingern saugen", sagte der Trainer, der selbst wegen allzu heftiger Schiedsrichter-Kritik mit einem der vier Technischen Fouls für Dallas geahndet wurde.

Ein für die Mavs in der Postseason typisches Verhalten, welches "ESPN" abschätzig als "Geheule" bezeichnet. Die meisten amerikanischen Medien sind gleicher Meinung.

Vernichtend das Urteil der "Dallas Morning News": "Wenn das alles ist, was die Mavs zu bieten haben, sollten sie uns alle einen Gefallen tun und sich in Spiel 4 abschlachten lassen."

Auch Nowitzki in der Kritik

Bereits nach Spiel 2 warf die in Oklahoma City ansässige Zeitung "The Oklahoman" besonders Dirk Nowitzki Scheinheiligkeit vor. Einerseits würde Dallas bei jeder Gelegenheit das angeblich zu harte Vorgehen der Thunder ankreiden, andererseits seien die Mavs selbst diejenigen, die schmutzig spielen würden.

"Es war nicht Dirk, der die verrückten, wunderschönen und mystischen Würfe trifft. Es war der Dirk, der andere wegdrückt, sich beschwert und versucht, Fouls zu schinden", heißt es.

Playoffs eine Fortführung der Regular Season

In dem Maße, wie die Mavericks im Vorjahr an Sympathien hinzugewonnen haben, sind sie dabei, diese wieder zu verlieren. Nichts erinnert mehr an den Team-Basketball, an den Eifer und an die Wettkampfhärte. Vielmehr sind die Playoffs eine Fortführung der Regular Season.

"Wir haben als Mannschaft keinen Schritt nach vorne gemacht. Stattdessen haben wir einen Schritt zurück gemacht", sagt Nowitzki. Der Kader spielt bei allem Talent nie als eine Einheit, hinzukamen Verletzungen und die Unruhe um Lamar Odom, dem Fiasko des Jahres.

Miami als Albtraum

Die Miami Heat waren der letzte Meister, der in der ersten Playoff-Runde per Sweep ausschied. 2007, ein Jahr nach dem Triumph ausgerechnet gegen die Mavs. Es war der Beginn einer Phase des Mittelmaßes, die erst 2010 endete. Mit der Verpflichtung von LeBron James und Chris Bosh.

Mavs-Besitzer Mark Cuban sah im vergangenen Sommer eine ähnliche Gefahr für seine Franchise und entschloss sich zu einem radikalen Schnitt. Mit Tyson Chandler, J.J. Barea und DeShawn Stevenson wurde drei Schlüsselspielern keine Vertragsverlängerung angeboten, um den Kader neu auszurichten.

2011/12 sollte eine Saison des Übergangs sein, in der die Abgänge mit Spielern ersetzt werden, die über dem Zenit oder verkannt sind und sich daher mit Ein-Jahres-Verträgen abfinden. So ist es möglich, sich für den Sommer 2012 die größtmögliche finanzielle Flexibilität zu sichern. Die Idealvorstellung: Mit Deron Williams und Dwight Howard entscheiden sich die beiden Superstars, deren Verträge auslaufen, für Dallas.

Howard nur per Trade verpflichtbar

Nur: So nachvollziehbar die Strategie gewesen sein mag, droht den Mavs jetzt das Worst-Case-Szenario. Howard entschloss sich bereits vor sechs Wochen dazu, trotz des Streits mit Orlando-Coach Stan Van Gundy auf die Option zur vorzeitigen Kündigung bei den Magic zu verzichten, so dass er automatisch bis 2013 gebunden ist.

Ein Wechsel im Sommer 2012 wird dadurch zwar nicht kategorisch ausgeschlossen - aber die Rahmenbedingungen gestalten sich wesentlich komplizierter. Statt sich nur mit Free Agent Howard zu einigen, ist Dallas darauf angewiesen, mit Orlando ein umfassendes Blockbuster-Tradepaket zu schnüren, woran sich voraussichtlich zwei, drei andere Klubs beteiligen müssten.

Auch Williams nicht zu bekommen?

Sollte ein Deal mit Howard wie zu erwarten nicht zu bewerkstelligen sein, bliebe zumindest Williams, dessen Interesse an einer Rückkehr in seine Heimatstadt Dallas verbürgt ist. Doch auch bei ihm scheint es zu einer Wendung zu kommen: Wie es nun heißt, kann sich Williams durchaus einen Verbleib bei den ambitionierten Nets vorstellen, die zur kommenden Saison aus dem nichtssagenden New Jersey nach Brooklyn umziehen.

"Ich bin zuversichtlich, dass wir Deron halten können", sagte Nets-GM Billy King vor drei Tagen. "Für mich hatte es immer Priorität, dass er bleibt. Er ist der beste Point Guard der Liga."

Um Verstärkung müsse sich Williams auch keine Gedanken machen, denn: "Wir haben Cap Space und wir werden weiter Cap Space schaffen." Denkbar, dass sich King noch intensiver um Howard bemüht, damit wiederum Williams von der Wettbewerbsfähigkeit der Nets überzeugt wird.

Sollte King tatsächlich erfolgreich sein mit dem Ansinnen, wäre Dallas der große Verlierer. Nicht nur in dieser, sondern auch in der kommenden Saison.

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