Gleich zweimal ein letztes Hurra?

Stefan Petri
27. Oktober 201416:01
Dirk Nowitzki (l.) brachte San Antonio mit den Mavs an den Rand der Playoff-Niederlagegetty
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Die Southwest Division ist die am stärksten besetzte Division und bietet ihren Mitgliedern einen wahren Spießrutenlauf. Während der Titelverteidiger aus San Antonio sein Team zusammengehalten hat, wollen die Dallas Mavericks um Dirk Nowitzki mit einem umgewürfelten Roster neu angreifen. Gegen Memphis spielt niemand gern, die Rockets müssen einen Sommer voller Fehlschläge verdauen - und dann gibt es ja noch einen Aufsteiger aus New Orleans.

SPOX

Dallas Mavericks

Depth Chart
CENTERTyson ChandlerGreg Smith
POWER FORWARDDirk NowitzkiBrandan WrightCharlie Villanueva
SMALL FORWARDChandler ParsonsRichard JeffersonAl-Farouq Aminu/Jae Crowder
SHOOTING GUARDMonta EllisDevin HarrisRicky Ledo
POINT GUARDJameer NelsonRaymond FeltonGal Mekel

Darum wird die Saison ein Erfolg:

Niemand hat es den Spurs in den Playoffs so schwer gemacht wie die Mavs, trotz eines zusammengeschusterten Rosters, dem nicht gerade viel zugetraut wurde. Aber Coach Rick Carlisle ist eben ein Fuchs, der Pop in (fast) nichts nachsteht.

Im Gegensatz zu den Spurs hat Mark Cuban seine Truppe unzweifelhaft verstärkt - auf Carlisle warten eine Menge neue Spielsachen, allen voran Chandler Parsons. Wenn man bedenkt, was der Übungsleiter der Mavs aus Monta Ellis herausgeholt hat, scheinen die Möglichkeiten fast unbegrenzt. Mit Tyson Chandler hat man überdies den Defensiv-Anker der Championship-Saison 2011 zurückgeholt. Warum also nicht noch einmal?

Flexibilität und Offensivspektakel: Die Mavs in der Kaderanalyse

Mit Shawn Marion, Vince Carter und Jose Calderon haben einige Leistungsträger die Franchise verlassen, aber der Ersatz kann sich sehen lassen: Point Guard Jameer Nelson etwa überzeugte in der Preseason und könnte eine ähnliche Renaissance wie Ellis hinlegen. Jefferson, Lewis, Aminu, Villanueva, Felton, Smith - so tief wie die Mavs ist kaum ein anderes Team. Selbst wenn also nicht alle einschlagen, gibt es allerhand Ersatz. Und der Hauptgrund wurde noch nicht einmal genannt. Nur ein Wort: Dirk.

Darum wird die Saison ein Misserfolg:

Ja, man hat Nowitzki und Chandler wieder vereint. Das Problem: Beide sind dreieinhalb Jahre älter als in den Finals 2011. Das bedeutet weniger Spielzeit, das bedeutet Verletzungspausen, das bedeutet generell mehr Löcher unter dem Korb. Chandler etwa konnte zuletzt in New York nicht mehr an seine DPOY-Form anknüpfen.

SPOXNBA

Fraglich ist ebenfalls, ob man die gute Teamchemie erneut so zusammenmixen kann. Was passiert, wenn die Würfe von Ellis plötzlich an Parsons gehen? Wie ist dessen Verhältnis zu Carlisle, nachdem man sich schon in der Vorbereitung öffentlich zoffte? Und dann ist da ja noch Raymond Felton: immer für einen Skandal gut.

Der Kader wurde stark umgebaut. Im letzten Jahr kannte jeder seine Rolle - die muss erst einmal gefunden werden. Sieben Spieler haben die 30 schon geknackt, einige sind verletzungsanfällig. Bis Carlisle es schafft, aus den Einzelteilen ein funktionierendes Ganzes zu basteln, könnte der Zug im Westen schon abgefahren sein.

Prognose: 2. Platz in der Southwest Division.

Die Dallas Mavericks in der Preview

Die Houston Rockets in der Preview

Die Memphis Grizzlies in der Preview

Die New Orleans Pelicans in der Preview

Die San Antonio Spurs in der Preview

SPOX

Houston Rockets

Depth Chart
CENTERDwight HowardTarik BlackJoey Dorsey
POWER FORWARDTerrence JonesDonatas MotiejunasClint Capela
SMALL FORWARDTrevor ArizaFrancisco GarciaKostas Papanikolaou
SHOOTING GUARDJames HardenJason TerryTroy Daniels
POINT GUARDPatrick BeverleyIsaiah CanaanNick Johnson

Darum wird die Saison ein Erfolg:

Schon klar: Jeder konzentriert sich auf die Abgänge: Jeremy Lin weg, Omer Asik weg, Chandler Parsons weg. Und Chris Bosh sagte in letzter Sekunde ab. Alles verloren? Mitnichten! Schließlich hat man mit James Harden und Dwight Howard immer noch eins der besten Duos der Liga. Der malade Rücken von D-12 ist endgültig Geschichte, das Pick-and-Roll mit ihm und Harden muss man erst einmal stoppen.

Was Harden angeht: Der Shooting Guard hat seine Lektion bei der WM gelernt - und dort doch tatsächlich engagiert Defense gespielt. Dass es auch offensiv hilft, täglich gegen die besten der Welt im Training anzutreten, muss hier nicht erwähnt werden. Warum soll The Beard also nicht noch einen Sprung machen?

Zumal neben ihm mit Patrick Beverley und Neuzugang Trevor Ariza eisenharte Defender auflaufen. Gerade für "Three-and-D"-Spieler Ariza sind die Rockets ein perfekter Platz. Nicht zu jung, nicht zu alt, solide von draußen, erstarkte Defensive: In Houston ist immer noch einiges möglich. Und: Ein Megatrade ist bei Daryl Morey und seinen Trade-Assets nie auszuschließen!

Darum wird die Saison ein Misserfolg:

Kein Zweifel, in Sachen Talent haben die Rockets abgebaut. Morey hat seine Chips in die Mitte geschoben - aber das Blatt war für neue Superstars nicht stark genug. Ariza ist auf dem Papier eine gute Verpflichtung, aber es wäre nicht das erste Mal, dass der 29-Jährige nach der Unterschrift eines Vertrages plötzlich abbaut.

Houston Rockets: Zu viel Risiko?

So ist man auf einen Leistungssprung von Spielern wie Motiejunas, Daniels oder Canaan angewiesen. Dafür sind zwei Dinge hilfreich: Superstars, die ihre Mitspieler besser machen, und ein Coach, der sein Übriges dazutut.

Ob Harden und Howard die richtigen Spieler sind, um aus Teamkollegen das Letzte herauszukitzeln, darf bezweifelt werden - vor allem, nachdem Harden die Rollenspieler öffentlich als unwichtig abkanzelte. Coach Kevin McHale mag der richtige Mann sein, um Howard unter dem Korb zu helfen. Doch wenn man sich die Pleite gegen Portland in den Playoffs anschaut, ist in Bezug auf "X's and O's" noch jede Menge Luft nach oben.

Prognose: 4. Platz in der Southwest Division.

Die Dallas Mavericks in der Preview

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Memphis Grizzlies

Depth Chart
CENTERMarc GasolKosta Koufos
POWER FORWARDZach RandolphJon LeuerJarnell Stokes
SMALL FORWARD

Tony Allen

Vince CarterQuincy Pondexter/Tayshaun Prince
SHOOTING GUARDCourtney LeeJordan Adams
POINT GUARDMike ConleyBeno UdrihNick Calathes

Darum wird die Saison ein Erfolg:

Irgendwie fliegen die Grizzlybären aus Tennessee immer ein bisschen unter dem Radar - aber das sollten sie nicht. GM Chris Wallace hat die Leistungsträger gehalten, mit Altstar Vince Carter die Bank aufgestockt. Randolph, Gasol, Allen: Das Team definiert sich über harte, ehrliche Defense, ist erfahren und vom Stil her bestens für die Playoffs geignet.

Zur Erinnerung: In der vergangenen Saison fiel Gasol aufgrund einer Knieverletzung für sieben Wochen aus - im Westen eigentlich schon das Todesurteil. Trotzdem kämpfte man sich mit einem 34-13-Endspurt in die Postseason und hatte die Thunder am Rande einer Niederlage. Warum sollte es also nicht noch ein Stückchen höher gehen, wenn alle gesund bleiben?

Memphis Grizzlies: Feuer frei!

Ein wichtiger Faktor ist dabei Coach Dave Joerger: Der geht in sein zweites Jahr, hat seine Rookie-Schmetterlinge im Bauch also überwunden und kann mit einem eingespielten Team angreifen. Ebenfalls ein Plus: Courtney Lee hat nach seinem Trade im Januar diesmal die komplette Vorbereitung mitgemacht. Die Bank ist tief besetzt. Gegen die Grizzlies wird wieder einmal niemand spielen wollen.

Darum wird die Saison ein Misserfolg:

Klar, man ist erfahren und eingespielt. Aber man ist eben auch nicht mehr jung und frisch. Neben Gasol mussten im vergangenen Jahr viele Spieler mit dem einen oder anderen Wehwehchen pausieren. Ein schlechtes Omen?

Angesichts schwerer werdender Beine kann es gut sein, dass man in Sachen Defense Abstriche machen muss: Allen ist 32, Z-Bo 33 - und die Tage von Tayshaun Prince als Lockdown-Defender sind gezählt. Wer soll also auf den Flügeln für Ordnung sorgen?

Zudem fehlt offensiv immer noch die Firepower: 2013 landete man in Sachen Scoring auf Rang 27 - reicht da ein Vince Carter, zumal man dafür Mike Miller ziehen ließ? Von Downtown muss mehr kommen, um die Zone für Z-Bo und Gasol offen zu halten. Apropos Zone: Trotz der großartigen Big Men gehört das Rebounding nicht zu den Stärken des Teams. Und Joerger ist eben noch lange kein Popovich, Carlisle oder Doc Rivers.

Prognose: 3. Platz in der Southwest Division.

Die Dallas Mavericks in der Preview

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Die New Orleans Pelicans in der Preview

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New Orleans Pelicans

Depth Chart
CENTEROmer AsikAlexis AjincaJeff Whitney
POWER FORWARDAnthony DavisRyan AndersonPatric Young
SMALL FORWARDTyreke Evans

John Salmons

Darius Miller/ Luke Babbitt
SHOOTING GUARDEric GordonAustin Rivers
POINT GUARDJrue HolidayRuss SmithJimmer Fredette

Darum wird die Saison ein Erfolg:

Macht Platz für "The Brow"! Angesichts der Entwicklung von Anthony Davis kann man sogar die Frage stellen, ob der Big Man nicht schon in dieser Saison ein ernsthafter MVP-Kandidat sein wird. Mit 21! Die WM-Erfahrung wird ihm dabei nur noch einen Extra-Schub geben.

Und neben ihm? Coach Monty Williams hat dank des Trades von Omer Asik nun die Möglichkeit, die Zone einfach mal eben zur Sperrzone zu erklären. Sollte in diesem Fall die Offense leiden, kann man mit Ryan Anderson ein tödliches Inside-Out-Spiel aufziehen: Der Scharfschütze ist endlich wieder fit und mit ihm war man offensiv ein sehr starkes Team.

Im Backcourt leitet Jrue Holiday die Show, da gibt es Schlechtere. Veteran John Salmons wurde für gerade mal zwei Millionen Dollar verpflichtet, mit Eric Gordon und Tyreke Evans hat man weiter Optionen. Es müssen gar nicht alle einschlagen, um weiter in Rictung Playoffs vorzustoßen - und wenn alles gut läuft, schnuppert die Braue vielleicht sogar in ein paar Monaten Playoff-Luft.

Darum wird die Saison ein Misserfolg: Wie gesagt: Davis ist gerade mal 21. Ist er schon soweit, die Pellies als Leader in die Postseason zu führen? Fragezeichen gibt es genug, angefangen bei den verletzungsanfälligen Stammkräften: Die Top 6 der letzten Saison verpassten zusammen unglaublich 202 Spiele - wer sagt, dass es diesmal besser läuft?

Und wenn alle fit sind, ist noch lange nicht alles geklärt, gerade beim Backcourt-Trio Holiday/Gordon/Evans: Kommt jeder auf seine Minuten? Bekommen alle genug Würfe? Und wer hält die bockstarken Guards des Westens im Zaum? Gordon ist ein miserabler Defender, die beiden anderen sind nicht viel besser.

New Orleans: Reif für die Playoffs?

So könnte der aufgemöbelte Frontcourt nicht genug sind, zumal es nach den sechs besten Spielern qualitativ ziemlich steil abwärts geht: Mit Luke Babbitt, Austin Rivers und Jimmer Fredette gewinnt man in der NBA keinen Blumentopf. In Sachen Team-Defense und Rebounding hat man ebenfalls noch einen langen Weg vor sich - trotz Davis. Im Osten würde es wohl für einen Playoff-Platz reichen. Aber dort spielt man eben nicht.

Prognose: 5. Platz in der Southwest Division.

Die Dallas Mavericks in der Preview

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Die Memphis Grizzlies in der Preview

Die New Orleans Pelicans in der Preview

Die San Antonio Spurs in der Preview

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San Antonio Spurs

Depth Chart
CENTERTiago SplitterBoris DiawAron Baynes
POWER FORWARDTim DuncanMatt BonnerJeff Ayres
SMALL FORWARDKawhi LeonardAustin DayeKyle Anderson
SHOOTING GUARDDanny GreenManu GinobiliMarco Belinelli
POINT GUARDTony ParkerCory JosephPatty Mills

Darum wird die Saison ein Erfolg:

Aller guten Dinge sind sechs! Kaum zu glauben, aber Tim Duncan ist nur noch einen Ring entfernt vom großen Michael Jordan - und warum sollte er ihn sich im Frühjahr nicht an einen der noch jungfräulichen Finger stecken? Der Champion ist zurück und auch in dieser Saison wieder großer Favorit.

Die Finals-Demonstration gegen die Miami Heat war nicht der Ritt in den Sonnenuntergang von Gregg Popovich, Tim Duncan und Manu Ginobili. Stattdessen hat man im Alamo das Team komplett zusammengehalten. Die Stars sind zurück, der Coach ist zurück, die Rollenspieler wie Patty Mills und Boris Diaw sind zurück - und damit ist "Basketball Marke San Antonio" zurück.

San Antonio: Mal wieder zwei Schritte voraus

Im Gegensatz zu manch anderen Teams ist man eingespielt, man kennt sich, man schätzt sich. Finals-MVP Kawhi Leonard wird einen Schritt nach vorn machen. Defensiv ist man dank Duncan immer noch eine Trutzburg, Rookie Kyle Anderson passt perfekt ins System. Selbst wenn die Altstars hin und wieder eine Pause einlegen: Wo ein Pop ist, da ist auch ein Weg - von Ettore Messina und Becky Hammon ganz zu schweigen.

Darum wird die Saison ein Misserfolg:

Wer konnte es den Spurs verdenken, dass sie nach den so bitteren Finals 2013 noch einmal alles in die Waagschale geworfen haben? Die Frage ist nur: Ist der Hunger noch da? Beweisen müssen Timmy, Manu und Tony wahrlich nichts mehr. Womöglich wäre etwas mehr frisches Blut keine schlechte Idee gewesen.

Wie sagt es Charles Barkley immer so schön? Zwei Dinge sind unbesiegt: Die Schwerkraft und Gevatter Zeit. Duncan ist 38, Ginobili 37, auch Tony Parker ist mit 32 Lenzen kein junger Hüpfer mehr. So stark das Team auch ist: Gerade im Westen lauert eine ganze Armee von jungen, frischen, aggressiven Herausforderern. Die Preseason war alles andere als überzeugend.

Irgendwann wird Duncan nicht mehr unter dem Korb abräumen können, wird Manu nicht mehr per Euro-Step verzücken, wird Parker nicht mehr an zehn Jahre jüngeren Point Guards vorbeiziehen können. Vielleicht ist dieser Tag näher als man denkt.

Prognose: 1. Platz in der Southwest Division.

Die Dallas Mavericks in der Preview

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